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Berufliche Perspektiven

Im Dokument Ich und meine Schweiz (Seite 70-73)

5. Ich und meine Zukunft

5.1 Berufliche Perspektiven

In einer Umfrage zur Selbstwahrnehmung der beruflichen Zukunft bei 14- bis 20-Jährigen in Deutschland bewertete mehr als jeder zweite Jugendliche seine Ausbildungs- und Berufschan-cen als zurückhaltend/skeptisch oder gar negativ (Prager und Wieland 2005). 45 Prozent der Befragten deutschen Jugendlichen bezweifelten, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, der ih-ren Vorstellungen und Wünschen entspricht. Als Hauptgründe für die Skepsis wurden nicht ge-nügend Ausbildungs- und Arbeitsplätze genannt oder zu hohe Einstellungskriterien der Unter-nehmen. Besonders pessimistisch schauten Jugendliche mit Realschulabschluss in die Zukunft und auch die jungen Frauen machten sich mehr Sorgen.

Im Gegensatz zur Studie aus Deutschland sind gemäss der Umfrage in der Schweiz die aller-meisten Befragten zuversichtlich, dass sie die Ausbildung erhalten werden, die ihren Vorstellun-gen und Wünschen entspricht (vgl. Abbildung 5.1). Überdurchschnittlich optimistisch sind Ju-gendliche in einer Berufsausbildung, Frauen und Befragte aus der Deutschschweiz. Bei Personen in einer allgemeinbildenden Berufsausbildung ist der Anteil der Befragten, die nur eher zuversichtlich/nicht sehr zuversichtlich sind oder dies nicht einschätzen können, höher als bei Jugendlichen in einer Berufsausbildung. Dies mag daran liegen, dass bei diesen Personen die berufsqualifizierende Ausbildung erst nach der Mittelschule beginnt und damit auch die Unsi-cherheit bezüglich des zu erwartenden Bildungserfolgs höher ist. Multivariate Schätzmodelle der Determinanten der Zuversicht zeigen, dass die Unterschiede zwischen der Deutschschweiz und den lateinischsprachigen Regionen auch dann bestehen, wenn die Einflüsse einer Reihe weiterer Faktoren berücksichtigt werden (vgl. Anhangtabelle 3). Die etwas tiefere Zuversicht in diesen Sprachregionen lässt sich demnach nicht durch die stärkere Verbreitung allgemeinbildender Ausbildungen erklären.

Jugendbefragung EKKJ Ich und meine Zukunft

19 Die allermeisten der befragten 17-Jährigen in der Schweiz sind zudem der Ansicht, dass sie sich auf dem Bildungsweg befinden, der sie zu ihrem Wunschberuf bringt (vgl. Abbildung 5.2). Drei Viertel der Befragten in allgemeinbildenden Ausbildungsgängen befinden sich laut eigenen An-gaben auf direktem Weg zu ihrem Wunschberuf. Bei den Befragten in Berufsausbildungen sind es knapp 60 Prozent. Generell sind aber die allermeisten der Ansicht, ihren Wunschberuf errei-chen zu können. Der Anteil derjenigen, die bereits mit 17 Jahren nicht mehr an die Verwirkli-chung ihres Berufswunsches glauben, ist sehr klein: Selbst von den 125 Personen, die noch kei-nen Ausbildungsplatz haben, sind es nur 12 Persokei-nen.

Abbildung 5.1 Zuversicht bezüglich Ausbildung

Datenquelle: Jugendbefragung EKKJ 2015 (N=1990).

Wir haben die Personen, die ihren Wunschberuf nicht oder nur indirekt erreichen können, auch nach den Gründen dafür gefragt. Diesbezüglich suchen die befragten Jugendlichen die Ursache relativ häufig bei sich selbst: Entweder sind sie der Ansicht, sich zu wenig angestrengt zu haben (17 Prozent) oder die schulischen Leistungen hätten trotz Anstrengungen nicht gereicht (13 Pro-zent).

Ich und meine Zukunft Jugendbefragung EKKJ

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Abbildung 5.2 Erreichbarkeit des Wunschberufs

Anmerkung: Nur Befragte, die einen Wunschberuf haben. Datenquelle: Jugendbefragung EKKJ 2015 (N=1708).

Auch wenn die 17-Jährigen in der Schweiz insgesamt zuversichtlich in ihre Zukunft schauen, gibt es doch auch Probleme und Sorgen, die teilweise von den Befragten auch in ihren Schlusskom-mentaren zur Befragung erwähnt wurden.24 Um aufzuzeigen, welche Faktoren eine zuversichtli-che bzw. pessimistiszuversichtli-che Haltung bezüglich der Ausbildungschancen begünstigen, wurden zwei multiple Regressionsmodelle geschätzt (vgl. Tabelle 5.1). Das erste Modell zeigt auf, welche Faktoren eine sehr zuversichtliche Haltung begünstigen. Das zweite Modell gibt Auskunft dar-über, welche Faktoren die Wahrscheinlichkeit erhöhen, zu den „Frustrierten“ zu gehören. Zu Letzteren wurden Personen gezählt, die (eher) nicht zuversichtlich sind, was ihre Bildungschan-cen angeht, sowie solche die angaben, ihren Wunschberuf nicht oder nur indirekt ergreifen zu können und dabei die Schuld daran nicht sich selbst geben, sondern sie im System suchen.

Gemäss Becker et al. (2013) haben Jugendliche, die eine Schule mit Grundanforderungen be-sucht haben, deren Eltern keine oder nur eine geringe Ausbildung (z.B. Anlehre) absolviert und/oder Migrationshintergrund haben, signifikant schlechtere Ausbildungschancen nach der obligatorischen Schulzeit. Ausserdem kann erwartet werden, dass Jugendliche, die sich als

24 So äussert sich beispielsweise eine Schweizerin aus dem Kanton Wallis : „Il est nécessaire de demander l'avis des jeunes surtout avec l'augmentation de l'âge de la population. Voir les choses de notre point de vue peut apporter un plus ou simplement des solutions auxquelles les adultes expérimentés ne pensent pas. Notre avis devrait compter mais pas automatiquement par l'âge abaissé du droit de vote mais par des enquêtes dans les écoles secondaires et les centres de formations professionnelles. De plus, malgré la bonne formation de certains jeunes, les futurs em-ployeurs préfèrent des personnes ’bon marché‘ et moins qualifiées. Les jeunes ’chargés‘ de diplômes et de langues étrangères doivent chercher fortune en s'expatriant (hors canton ou hors de la Suisse) et cela n'est pas normal ! Les exigences des entreprises formatrices sont de plus en plus élevées face à des jeunes qui sortent de l'école obligatoire, alors pourquoi pas ajouter une année et mieux remplir les dites prétentions de ces entreprises (basic check, et autres

’tests de ce genre‘). De plus, les entrées en HES ne sont pas si faciles comme on nous le fait croire dans les médias, c'est de la pub, peu d'apprentis réussissent une maturité professionnelle. Merci pour ’cette écoute’."

Jugendbefragung EKKJ Ich und meine Zukunft

21 gehörige einer in der Schweiz diskriminierten Gruppe bezeichnen, eher zu den Frustrierten gehö-ren. Unsere Resultate bestätigen diese Erwartung. Gemäss der vorliegenden Befragung sind Jugendliche, die in gut situierten Haushalten aufgewachsen sind, signifikant häufiger in der Gruppe der sehr Zuversichtlichen anzutreffen. Migrationshintergrund, insbesondere die Einbet-tung in einen nichtschweizerischen Freundeskreis, reduziert hingegen die Zuversicht. Letzteres erhöht zudem die Wahrscheinlichkeit, zur Gruppe der Frustrierten zu gehören. Zudem gehören auch Jugendliche mit Realschulabschluss häufiger zu den Frustrierten.

Tabelle 5.1 Einflussfaktoren „Zuversichtliche“ und „Frustrierte“ im Bildungssystem

Sehr Zuversichtliche Frustrierte

Frau + 0

Berufsausbildung ++ 0

Schultyp mit Grundansprüchen 0 +

Migrationsindex - 0

Anmerkung: Basiert auf multiplen logistischen Regressionsmodellen (Anhangtabelle 3). 0 steht für keinen Zusammenhang, - steht für einen signifikanten negativen Zusammenhang + für einen signifikant positiven. Lesebeispiel: Je besser die finanzielle Situation im Elternhaus, desto eher sind die Befragten sehr zuversichtlich. Datenquelle: Jugendbefragung EKKJ 2015.

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