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Berechnungen zur Ausstattung der DDR-Hochschulen mit

Im Dokument Neugestaltung Ostdeutschland (Seite 41-45)

nichtwissenschaftlichem Personal - ihr Vergleich mit westdeutschen Hochschulen Diese Berechnungen haben eine dreifache Begründung:

1. sind rückblickend die in den ostdeutschen Ländern 1990 vorhandenen personellen Poten-tiale daraufhin zu bewerten, wie sich die Annahme der Personalüberfüllung und des ausge-prägten parkinsonschen Effektes, der ihnen vorgeworfen wird, realiter verhält.

2. ergeben sich daraus Erwägungen für die Bewertung der Bedarfskündigungen und für die Herstellung funktionaler Strukturen an den erneuerten Hochschulen.

3. ist das nichtwissenschaftliche Personal in sich auf bestimmte Weise gegliedert: Verwal-tung, Pflegekräfte der Einrichtungen der Hochschulmedizin, unterstützende Kräfte für wis-senschaftliche Tätigkeit, insbesondere für die Hochschulforschung.

Der funktionale Aspekt ist also vielschichtig und weist einen engen Zusammenhang mit der Potential-Entwicklung an den Hochschulen auf, die über Lehre und Ausbildungsleistung hinausgeht.

Entsprechende Differenzierungen finden sich in den Planungen der ostdeutschen Länderre-gierungen entweder nur sehr summarisch wieder oder sie werden als ein konzeptuales Pro-blem von einigem Gewicht ganz ausgespart. Unsere Aufstellung ermöglicht hier eine Reorientierung auf Ausgangspunkte, die den Vorzug haben, das anscheinend so schwierige Problem als schon einmal praktikel gelöst vorführen.

V o n der Personalgruppe "nichtwissenschaftliches Personal" an DDR-Hochschulen wurde vielfach behauptet, daß hier in geradezu exzessiver Weise Massierungen vorgenommen worden waren. In der Tat sind die Reduzierungen seit 1991 dann auch bedeutend. Eine ver-wertbare 1992er Zwischenbilanz war nicht zu ermitteln.

Zunächst interessiert uns die naheliegende Berechnung der Anzahl der je Verwaltungskraft betreuten wissenschaftlichen und wissenschaftlich-technischen Hochschulmitarbeiter.

Die Berechnung nach Ländern berücksichtigt aus technischen Gründen die Professoren nicht. Diese bildeten in der D D R 7,2%, in den alten Bundesländern 10,6% der zu betreuen-den Mitarbeiterschaft.

Je Verwaltungseinheit ergibt sich danach folgender Bestand an zu betreuenden Mitarbeitern:

Tabelle 2.15.: Hochschul-Verwaltungskräfte in Relation zu der zu betreuenden Mitarbeiterschaft DDR-Hochschulwesen 1989/90

Ländervergleich - Auswahl

Land Personal je Land Personal je

1 Verwal- 1

Verwal-tungskraft tungskraft

Berlin (West) 6,8 Rheinland-Pfalz 7,5

Berlin (Ost) 10,2 Sachsen 9,1

Baden-Württemberg 6,5 Sachsen-Anhalt 10,4

Niedersachsen 7,3 Thüringen 11,3

Hessen 8,4 BRD 1990/* 7,3

DDR 1989 /* 10,8

/* Länder gesamt jedoch einschließlich der Professorenschaft

Es zeigt sich - vielleicht - überraschenderweise, daß die nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter in den drei hier berücksichtigten Regionen (Ostberlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt) eine höhere Betreuungsleistung zu erbringen hatten als ihre Berufskollegen in den westdeutschen Län-dern.

Besonders auffällig ist der Unterschied zwischen den beiden Berliner Hochschulsystemen.

Bemerkenswert auch der Vergleich zwischen den beiden mit Hochschulpotentialen weniger üppig ausgestatteten Ländern Rheinland-Pfalz und Thüringen. Rheinland-Pfalz leistete sich relativ mehr nichtwissenschaftliches Personal als Baden-Württemberg, am sparsamsten waren die (DDR-)Hochschulen des Landes Thüringen damit ausgestattet.

Auch die Gesamtsumme der Länder (BRD 1990, DDR 1989), die nun die Professorenschaft einschließt, bietet mit der Relation 7,3 :10,8 einen interessanten Vergleichswert.

Wir lassen nun eine Übersicht folgen, die aussagt, wie 1989/90 westdeutsche und ostdeut-sche Hochschulen mit nichtwissenschaftlichem Personal, differenziert nach wissenschaftlich-technischem, Pflege-Personal und Verwaltungskräften, ausgestattet waren.

Tabelle 2.16.: Verteilung und Dichte des nichtwissenschaftlich tätigen Personals an Hochschulen 1989/90

Berlin (West) 13.800

134,0 Quelle: A . Burkhard, D. Scherer: Personalbestand an den Hochschulen der DDR. Projektgruppe

Hoch-schulforschung Berlin-Karlshorst; Berichte 3/1991. Eigene Umrechnungen: H.M.

Um eine Bezugsbasis zu haben, errechnen wir, wie bei anderen Konkordanzrechnungen auch, die Frequenzen des Hochschulpersonals je 10.000 Erwerbstätige im Territorium.

Damit soll die wirtschaftliche Komponente betont werden, die das Hochschul-Arbeitskräf-tepotential als Kosten- und Leistungsfaktor ja auch realiter darstellt. Was zunächst den übergreifenden B R D - D D R -Vergleich betrifft, so waren tendenziell die DDR-Hochschulen mit den hier ausgewiesenen Mitarbeiterkategorien (mit Ausnahme des medizinischen Pfle-gepersonals) geringer versorgt als in die der B R D (bezogen auf die Bevölkerungsein-heit/Erwerbstätige) .

Man kann das auch so ausdrücken - und darauf soll hier der Ton liegen - daß die Hochschu-len der altbundesdeutschen Länder eine gewichtigere Wirtschafts- und allgemein Leistungs-größe darstellten als vergleichsweise die der wirtschaftlich weniger entwickelten D D R . Sie sind ein bedeutendes Potential, fähig, wenn auch per Überlast, annähernd 30% jedes Gebur-tenjahrganges mit einer Hochschulbildung zu versorgen. Trotz der Einschränkung, die Meulemann hier macht (vgl. oben, Text und Anm. 1) sind das bedeutende Ausgangspositio-nen zur Schaffung von mehr realer Chancengleichheit (nicht gleichmäßig für alle sozialen Schichten - in einer in ihren Soziallagen so unerhört zerklüfteten Gesellschaft). Sie sind fer-ner ein bedeutendes Forschungspotential, insbesondere in der disziplinär-theoretischen Grundlagenforschung.

Im Rahmen dieser Zuordnung existieren jedoch einige bemerkenswerte Besonderheiten.

Die Hochschulmedizin hatte in der D D R in der Personalstruktur der Hochschulen einen höheren spezifischen Anteil. (Kennziffern 22,2 gegenüber B R D 14,4 - je Bevölkerungsein-heit). Die Ursachen, die dem zugrunde lagen, sind noch immer interessant: Die D D R Hoch-schulmedizin verfolgte eine Mehrfachaufgabe, Forschungsprogramme, Gesundheitspräven-tion und klinische Versorgungsleistungen zu integrieren. Dies hing z.T. mit dem Typ ihrer komplexen Forschungsprojekte zusammen, die auf einem aufwendig zu betreuenden Patien-tengut aufbaute. (Forschungen zu Diabetes, Herz-Kreislauf, Psychosomatik, Bluthochdruck, Gerontologie u.a.) Das erforderte ein zahlreiches Pflegepersonal.

In dem relativ hohen Anteil des wissenschaftlich-technischen Personals (BRD: 39,3; D D R 38,6) kam auch hier (zusätzlich zu dem Bemühen, die Hochschulen als Forschungspotentia-le Forschungspotentia-leistungsfähig zu machen) die DDR-Praxis zur Geltung, fehForschungspotentia-lende Ausstattungen durch mehr Personal zu kompensieren.

V o n Interesse ist auch der Vergleich zwischen dem Personal des Landes Sachsen (zu D D R -Zeiten in die Bezirke Dresden, Leipzig und Karl-Marx-Stadt aufgegliedert) und dem des westdeutschen Landes Baden-Württemberg. Diese Länderpotentiaksind erstaunlich ähnlich.

Sachsen war die leistungsfähigste Wirtschaftsregion der D D R und ist es bis zum Schluß geblieben. Das Hochschulwesen, genauer, seine Potentiale, sind dafür ein eindrucksvoller Indikator.

Dagegen fällt Ostberlin, gegenüber Sachsen in allen Positionen komfortabler ausgestattet und zielstrebig als bevorzugter wissenschaftlicher Standort der D D R ausgebaut, gegenüber Westberlin erheblich ab. Die beiden Teile Berlins waren jahrzehntelang zwei bedeutende deutsche Wissenschaftsstandorte mit dennoch enormen Unterschieden in ihrem Format.

Diese Differenz wird sich in den nächsten Jahren nicht einfach fortsetzen, aber weiter spezi-fisch ausprägen. Die westberliner Potentialdimensionen werden, auch für sich genommen, nicht haltbar sein und sie werden sich nicht auf Ostberlin ausdehnen. Die ostberliner Poten-tiale werden in keiner absehbaren Zeit zu den Dimensionen zurückkehren, die sie bis 1990 hatten.

Insgesamt scheinen sich aber doch an den unterschiedlichsten Hochschulen analoge funktio-nale Prinzipien und dementsprechende Kennziffern durchzusetzen, deren Unterschreiten Leistungsausfalle zur Folge haben, wie man sie kennt: Da machen Hochschullehrer Arbei-ten, für die sie viel zu teuer bezahlt werden, es geht Effektivität durch organisatorischen Pannen verloren, in der Forschung werden Dienstleistungen auch dann nach außer verla-gert, wenn das zu teuer wird und wenn es zu Verlusten an fachlicher Vertrautheit mit den Projekten kommt. In den Kliniken fehlt u.U. Pflegepersonal, was insbesondere die For-schung beeinträchtigt.

Versuchen wir ein kurzes Fazit:

Die ostdeutschen Hochschulen (gedrängt durch die leeren Kassen der Landesregierungen) vermindern gegenüber den DDR-Beständen noch immer gerade das wissenschaftlich-techni-sche und Pflegepersonal drastisch. Unsere Retrospektive auf die einst vorhandenen Poten-tiale soll deutlich machen, daß dieser Abbau zu Größenordnungen führt, die weit unter westlichem Standard liegen.

Die ostdeutsche Hochschulerneuerung ist zwar nicht gerichtet auf den Umbau des über-kommenen DDR-Systems an Hoch- und Fachschulen, sondern auf eine flächemdeckende Neugründung von Hochschuleinrichtungen altbundesdeutschen Typus, wie wir versucht haben, deutlich zu machen. Aber schließlich finden diese Unternehmungen inmitten der überkommenen institutionellen und personellen Strukturen statt. So ergeben sich nolens volens im DDR-Hochschulpotential immer wieder Ausgangspunkte für aktuelle Analysen.

Im Dokument Neugestaltung Ostdeutschland (Seite 41-45)