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Unter Belastung versteht man äußere und innere vorgegebene Anforderungen an den Organismus. Somit stellt jede Körperfunktion eine Anforderung dar. Erfüllt der Organismus diese Anforderung, so erbringt er eine Leistung, wobei er in Abhängigkeit von Leistungsfähigkeit und Wirkungsgrad mehr oder weniger beansprucht wird.

Die Anforderungen an den Organismus können ungeplant sein, z.B. aus der Umwelt resultieren (neue sensorische Stimuli, Klima, Krankheitserreger, besondere Ereignisse), oder sie sind geplant, z.B. im Beruf, Sport, Freizeit oder anderen. Aber erst das Volumen dieser Ereignisse bestimmt die Intensität bzw. den Umfang der Anforderung. Die Art der Belastung kann dabei einen physischen Charakter haben (z.B. sportliche Belastung) oder sie ist psychischen Charakters (z.B. Ortswechsel, Isolierung). Die psychische Belastung lässt sich oft nur verbal beschreiben. Sie wird von einer starken mentalen bzw. emotionalen Komponente beeinflusst. Typisch für

eine emotionale Situation ist dabei eine Zunahme des Sympatikustonus, deren Auswirkungen sich in den Kreislauffunktionen wiederspiegeln (THEWS und VAUPEL, 2000). Die Umsetzung der Belastung mit dem Ziel der Aufrechterhaltung der Homöostase durch Adaptation erfolgt dabei u.a. durch die endokrinen Systeme. Die Folgen können wiederum sehr unterschiedlich sein: Wird der Organismus von Anfang an unterfordert, weil die gestellte Anforderung an Intensität und Umfang keine wirkliche Belastung darstellt, ist eine Adaptation nicht nötig.

Adäquate Belastung resultiert in einer Adaptation und einem Erhalt der Homöostase.

Durch Einwirkung bestimmter, über ein physiologisches Maß hinausgehende Reize oder Noxen (z.B. Überforderung), d.h. schädigende Einflüsse, können diese Regulationsmechanismen jedoch nachhaltig gestört werden.

Es kommt zu einer Änderung des homöostatischen Gleichgewichts im Organismus.

Es kann keine Adaptation erfolgen, ein Erhalt der Homöostase ist nicht möglich. Bei andauernden Noxen ohne adäquate Erholungsphasen kommt es zu Ermüdung.

Ermüdung ist eine Abnahme der Leistungsfähigkeit, die durch Arbeit ausgelöst wird.

Bei Verbrauch aller Energiereserven tritt Erschöpfung auf (BIRBAUMER und SCHMIDT, 1999). Die Folge dieses Zustandes sind physische Schäden bzw.

Erkrankungen.

So stellt sich auch das Übertraining dar. Übertraining wird als eine chronische Kondition bezeichnet, in der sich die Imbalanz zwischen Training und Erholungsphasen in Ermüdung äußert. Die Erholungsphasen sind für den Trainingsstatus nicht ausreichend, sodass es nicht mehr zu einer weiteren Adaptation des Organismus an das Training kommt. Rückgang der Leistung, Gewichtsverlust, Verhaltensänderung und Widerwillen zur Arbeit bestätigen die Diagnose „Übertraining“ (GOLLAND et al., 1999). Nach einer Erholungsphase kann der Organismus jedoch zum alte Leistungspotential zurückkehren (HAMLIN et al., 2002). Der Erhalt der Homöostase ist bei Übertraining also nicht mehr möglich, sodass es zu physischen Schädigungen, bzw. Erkrankungen kommen kann.

Ungeplante Anforderungen Umwelt:

• neue sensorische Stimuli

• Klima

Intensität und Umfang der Anforderung

Physische/ Psychische Belastung

Endokrines System und andere, z.B. ZNS

Erhalt der Homöostase/ Adaptation an Belastung

Unterforderung Kein Erhalt der

Homöostase

• neue sensorische Stimuli

• Klima

Intensität und Umfang der Anforderung

Physische/ Psychische Belastung

Endokrines System und andere, z.B. ZNS

Erhalt der Homöostase/ Adaptation an Belastung

Unterforderung Kein Erhalt der

Homöostase

Abbildung 14: Schematische Definition der Belastung

Die Fähigkeit Leistung zu erbringen hängt aber auch von der Leistungsfähigkeit, der Leistungsbereitschaft und technischen Vorraussetzungen ab (Abb.15).

Die Leistungsfähigkeit ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Dazu zählen erbliche Veranlagung (Rasse, Geschlecht, Prädisposition), funktionelle

Vorraussetzungen (Bewegungsapparat, Herz- Kreislaufsystem, Atmung), sowie Gesundheit, Psyche, Training bzw. Übung und der Reiter.

Die Leistungsbereitschaft hängt von verschiedenen Einflüsse ab, die aus der Umwelt stammen (Haltung, Ernährung), aus der Psyche bzw. aus Emotionen resultieren und wesentlich von Training und Reiter beeinflusst werden.

Klimatische Bedingungen, Bodenbeschaffenheit, sowie Leistungsumfeld und Reiter machen die technischen Vorraussetzungen aus.

LEISTUNG

LEISTUNGSFÄHIGKEIT

• erbliche Veranlagung (Rasse, Geschlecht,

Prä-disposition)

• funktionelle Vorraussetzung (Bewegungsapparat,

Herz-Kreislauf- System, Atmung

• Gesundheit

• Psyche

• Training, Übung

• Reiter

LEISTUNGSBEREITSCHAFT

• Umwelt

(Haltung/ Ernährung)

• Gesundheit

• Psyche/ Emotionen/ Stress

• Training

• Reiter

Technische

Leistungsvorraussetzung

•Klimatische Bedingungen

• Bodenbeschaffenheit

• Leistungsumfeld

• Reiter

LEISTUNGSZUSTAND

Abbildung 15: Vorraussetzungen der Leistung beim Pferd

Dabei lässt sich physische Leistungsfähigkeit durch Übung erhöhen. Übung bezeichnet man die Aktivität, die Zunahme der Leistungsfähigkeit ohne sichtbare

organische Veränderungen erreicht (STEGEMANN, 1977). Im Gegensatz dazu steht das Training. Es wird als das Bemühen angesehen, durch gezielte körperliche Aktivität die Leistungsfähigkeit über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten oder zu verbessern (STEGEMANN, 1977).

Häufig wird auch der Begriff „Stress“ als Synonym für „Belastung“ verwendet. Er bezeichnet einen organischen Zustand, bei dem eine deutliche Abweichung von der physischen und/oder psychischen Homöostase vorliegt (NEUSER, 1994). Die Einwirkungen, die Abweichungen von der Homöostase verursachen, werden als Stressoren bezeichnet. Diese können wiederum recht vielfältig sein, so können z. B.

Umgebungswechsel, Transport, Zwangsmaßnahmen etc. den Organismus zur Änderung bzw. Erhöhung der biologischen Funktion animieren (MOBERG, 1987).

Die Auswirkungen können den Organismus positiv beeinflussen (Eustress) oder negativ (Distress). Zum Distress kommt es, wenn der Organismus die einwirkenden Stressoren nicht, oder nur noch unvollständig kompensieren kann. Das kann auch durch anhaltenden, intensiven Eustress entstehen. Psychischer Stress entsteht also infolge einer Diskrepanz zwischen spezifischer Anforderung und subjektivem Bewältigungsverhalten (BREAZILE, 1987)

Die Antwort auf Stress oder Belastung beim Säuger involviert die Freisetzung von Produkten des sympathischen Nervensystems und des endokrinen Systems. Hier ist besonders die Hypothalamus- Hypophysen- Nebennierenrinden- Achse (HPA) von Bedeutung.

Über die Korrespondenz mit dem sympathischen Nervensystem und der HPA- Achse resultiert dies in einer Ausschüttung von endogenen Corticosteroiden, Opioiden und Catecholaminen (KEADLE et al., 1993).

Belastung stellt also verschiedene Anforderungen an den Organismus dar. Dieser versucht durch Adaptation die Homöostase aufrecht zu erhalten.

Gelingt dies nicht, weil die Anforderungen zu anspruchsvoll sind, kann es zu Schädigungen des Organismus kommen.

5. Spezieller Teil: Endokrinologische Veränderungen beim Pferd