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Beiträge zum Darstellenden Spiel in der Grundschule

6. Blick in die Forschung

6.2 Beiträge zum Darstellenden Spiel in der Grundschule

103 Weise als ein „höchst förderliches Lebensspiel“373 darstellt. Einzige Bedingung ist dabei jedoch eine fachlich ausgebildete Spielleitung.374

Die dargestellten Ergebnisse lassen die Autorin zu der Ansicht gelangen, dass die Theaterarbeit eine einflussreiche Komponente der Persönlichkeitsentfal-tung zu sein scheint und aus diesem Grund in das Bildungsangebot der Grundschule integriert werden sollte.375

rechten Lernen sehr nahe kommt.382 Weitere Möglichkeiten der Anwendung in der Grundschule sind außerdem nach Hüttenhofer das eigenständige Fach

„Darstellendes Spiel“, das einen Bereich ästhetischer Erfahrungen eröffnet, und DS als Wahlpflichtunterricht, der sehr vielversprechende Lernergebnisse erzielen kann.383

Um den Kindern jedoch den Freiraum geben zu können, den ihnen Theater-spiel bietet, sollte die Lehrkraft, nach Hüttenhofer, nicht nur methodisch aus-gebildet sein sondern auch selbst Theatererfahrung besitzen. Hierin sieht die Autorin einen entscheidenden Erfolgsfaktor dieses Faches und seiner Metho-den.384

6.2.2 Theater in der Grundschule?

Weitaus kritischer setzt sich Michael Assies mit Theaterspielen in der Grund-schule auseinander. Er stellt u.a. die Frage, ob man bei Kindern überhaupt schon von Theaterspiel sprechen kann. Dabei geht Assies insbesondere auf den entwicklungspsychologischen Aspekt des Spiels ein. Demzufolge sei die spielende Tätigkeit auf einen Entwicklungsprozess zurückzuführen, in dem das Kind sich sowohl mit dem individuellen als auch dem einer Gruppe ange-hörenden Ich auseinandersetze.385 So seien Kinder in der theatralen Arbeit noch nicht in der Lage, einen Abstand zwischen sich selbst und der zu spielenden Rolle zu schaffen.386 Des Weiteren sei aus entwicklungspsycholo-gischer Sicht keine Erfassung des Verhältnisses zwischen Rolle und eigener Persönlichkeit bei Kindern möglich.387 Auch eine Reflexion des eigenen kindli-chen Spiels sei im Grundschulalter noch nicht vorhanden.388

Diese Ansichten sieht Assies vor allem in der Tatsache begründet, dass gera-de in gera-der Sekundarstufe I erst von einer viel späteren Vermittlung theatraler Elemente (meist erst in der Oberstufe) ausgegangen wird.389 Außerdem seien viele Lehrer/-innern der Meinung, dass das Theaterspiel einer der letzten Räume „freien, unreglementierten Handelns“ sei und lehnten aus diesem Grund das Darstellende Spiel als Fach in der Grundschule ab.

Mit der Auffassung Humboldts, dass Theaterspielen zu einem Grundsatz menschlicher Bildung gehört, vertritt Assies jedoch die Etablierung des Faches

382 Vgl. ebd.

383 Vgl. ebd., 154 f.

384 Vgl. ebd., 155.

385 Vgl. Assies 2008, 158.

386 Vgl. ebd.

387 Vgl. ebd.

388 Vgl. Assies, 158.

389 Vgl. ebd.

105 DS in allen Schulstufen, somit auch in der Grundschule.390 Die Bildungspro-zesse innerhalb der Theaterarbeit blieben auch in den Sekundarstufen teilwei-se nicht genau erfassbar.391 Wolle man jedoch der „ästhetischen Bildungsar-beit“392 in der Grundschule gerecht werden, so sei eine Verankerung des DS unabdingbar.393 Um eine gemeinsame Grundlage zu schaffen, auf der im Wei-teren „standardisierte Erkenntnisse“ aufbauen könnten, müsse vor allem die allgemeine Ausbildung der Spielleiter/-innen sichergestellt werden.394

6.2.3 Grundlagenarbeit: Darstellendes Spiel

Auch Ulrike Mönch-Heinz greift in ihrem Beitrag „Ich spiel mit! Zur Praxis der Theaterarbeit in der Grundschule“ den Aspekt des kindlichen Spiels auf und stellt ihn zunächst in seinen Grundsätzen dar. Das Spiel verläuft, so die Auto-rin, frei und ungebunden.395 Kreative Ideen werden, nach Mönch-Heinz, wäh-rend des Spielens umgesetzt und lenken es auf unsystematische Art und Wei-se.396 Dabei agiert und reagiert das Kind auf seinen/seine Partner/-in.397 Rol-len sind schnell veränderbar und werden in verschiedenen Ausführungen ein-genommen.398 Der Spielaufwand beläuft sich lediglich auf ein paar Spielpart-ner/-innen, wie beispielsweise Freunde oder Bruder und Schwester.399 In die-ser Hinsicht beschreibt Mönch-Heinz das kindliche Spiel als einen Erpro-bungsraum von Wirklichkeit, dem auch in der Schule Rechnung getragen wer-den soll.400 Hierin sieht die Autorin eine schulische Unterstützung kindlicher Entwicklung.401 Theaterarbeit knüpft dann an das Spiel des Kindes an und be-ginnt seine Elemente zu verfeinern. So, schreibt Mönch-Heinz, wird die Wahr-nehmung für den Partner in freien Improvisationsübungen sensibilisiert und der eigene Körperausdruck gefördert.402 Gleichsam gelten jedoch auch hier Spielregeln, an die sich die Kinder halten müssen.403

390 Vgl. ebd., 160.

391 Vgl. ebd., 159.

392 Ebd.

393 Vgl. ebd.

394 Vgl. ebd., 160.

395 Vgl. Mönch-Heinz 2008, 161.

396 Vgl. ebd.

397 Vgl. ebd.

398 Vgl. Mönch-Heinz 2008, 161.

399 Vgl. ebd.

400 Vgl. ebd.

401 Vgl. ebd.

402 Vgl. ebd., 162.

403 Vgl. ebd., 162 f.

Das Fach DS ist für Mönch-Heinz eine „Grundlagenarbeit“, die es im Theater-spielen zunächst zu durchlaufen404 gilt. Der Autorin zu Folge erfordert ein Theaterstück diese Arbeit auch in der Grundschule.405

6.2.4 Projekt „Faust“ in der Grundschule

Die Tatsache, dass Kinder auch in der Lage sein können, komplexe Dramen-stücke als inhaltliche Grundlage theatraler Arbeit zu nutzen, zeigt eine Projek-tarbeit von Katja Jantzen zu Goethes Faust in einer Kasseler Dorfschule. Sie ließ die Schüler/-innen eine eigene Inszenierung auf der Grundlage einer kindgerechten Nacherzählung des bekannten Klassikers entwickeln. Dabei ging sie vor allem den Fragen nach, welche inhaltlichen Schwerpunkte die Kinder setzen und wie groß ihr Interesse wohl an diesem Stoff ist.

Besonderes inhaltliches Interesse zeigten die Schüler/-innen, so Jantzen, be-züglich des Beziehungsgefüges zwischen Faust und Mephisto.406 Vor allem die Figur des Mephisto wurde dabei erkundet.407 Über Improvisation in kleinen Gruppen wurden dann, so die Autorin, die einzelnen Szenen erarbeitet, in de-nen sich die Kinder eingängig mit der Geschichte auseinandersetzten.408 Da-bei kam es u.a. auch zu Abstraktionen von szenischen Darstellungen, wie Da- bei-spielsweise die Darstellung von Gedanken der Hauptfigur als Menschen oder auch der Darstellung Gretchens durch Seifenblasen und musische Elemen-te.409