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Knotenspiel

Das sogenannte Knotenspiel bzw. der gordische Knoten gehört zu meinen Lieblingsspielen, das an vielen Stellen des Religionsunterrichts ge-nutzt werden kann. Eine Gruppe stellt sich in einem Kreis Schulter an Schulter auf. Alle stre-cken beide Hände in die Mitte und erzeugen so (durcheinander, über- und untereinander) einen Knoten. Zwei Grundregeln sind wichtig: Es darf nicht die Hand eines Nachbarn ergriffen werden und auch nicht zwei Hände einer Person. Nun kann das Entwirrspiel beginnen. Der Knoten soll gemeinsam gelöst werden. Dabei darf kei-ne Hand losgelassen, jedoch könkei-nen zwei Hän-de wie in einem Kugellager ineinanHän-der gedreht werden. Es entsteht eine eigene gruppenspezi-fische Dynamik mit unterschiedlichen Lösungs-szenarien. In die Knie gehen, über Hände klet-tern, darunter hindurch kriechen ... Wenn die Regeln eingehalten werden, entsteht am Ende ein Kreis (manchmal auch zwei Kreise).

Das Knotenspiel fördert die Kommunikati-on und ist gleichzeitig eine Form der Selbster-fahrung, indem gemeinsam an der Lösung ei-nes Problems gearbeitet wird. Dabei kann es hilfreich sein, wenn die nicht am Spiel beteilig-ten Schüler*innen das Geschehen beobachbeteilig-ten:

Entwickelt sich gemeinsam eine Lösungsstrate-gie? Wie beteiligen sich einzelne Schüler*innen am Geschehen? Warum wurde das Problem (nicht) gelöst?

Spiele können in der Einstiegsphase bei der Problemati­

sierung hilfreich sein. Auch in der Erarbeitungsphase können Spiele helfen, neue Perspektiven zu entdecken und so das Thema zu entfalten und zu vertiefen.

© Jens Schulze, EMA

Die Spielerfahrungen können auf viele andere Problembereiche übertra-gen werden. Daher ist ein vertiefendes Reflexionsgespräch hilfreich.

Innen- und Außenkreis

Besonders im Bereich der Kommuni-kation und bei Unterrichtsgesprächen können spielerische Elemente helfen, ein Thema von mehreren Seiten und aus unterschiedlichen Rollen zu be-trachten. Dabei nutze ich gerne ei-nen Inei-nen- und eiei-nen Außenkreis. In der Mitte sitzen etwa vier Personen und ein*e Moderator*in, der*die die Gesprächsführung übernimmt. Er*sie führt in das Thema ein und die unter-schiedlichen Positionen werden ausge-tauscht. Hier sind besonders kontro-verse Themen sinnvoll. Die Regeln sind einfach: Jede*r Gesprächsteilnehmer*in aus dem Innenkreis kann aufstehen und ei-nem* einer Teilnehmer*in des Außenkreises die Hand auf die Schulter legen. Dieses wort-lose Zeichen ist eine Aufforderung, sich in den Mittelkreis zu setzen und sich am Gespräch zu beteiligen. Umgekehrt kann aber auch ein*e Beob achter*in im Außenkreis in die Mitte gehen und eine*n Teilnehmer*in wortlos bitten, ihm*

ihr seinen*ihren Platz zu überlassen. Diese spie-lerische Kommunikation wirkt vor allem aktivie-rend und bringt Abwechslung in die Diskussion.

In einem weiteren Spiel befinden sich drei Stühle in der Mitte, die jeweils die Rolle und the-matische Position des*der Redner*in beschrei-ben: Kritiker, Schönrednerin, Provokateur, Clow-nin, Realist, Optimistin, Pessimist usw. Auch hier können die Personen wie oben beschrieben ausgetauscht werden.

Forumtheater

Es gibt viele Spiele, die aus dem Bereich der Theaterpädagogik kommen und auch im Religi-onsunterricht hilfreiche Impulse setzen können.

Beim Forumtheater steht eine reale Problemsitu-ation im Mittelpunkt. Aber auch biblische Sze-nen lassen sich so ansprechend vertiefen. Dazu entwickelt eine Gruppe eine kurze Spielhand-lung (z. B. Kain und Abel treffen sich, um ihren Konflikt zu lösen). Die Szene wird vorgeführt und von den Mitschüler*innen beobachtet. In einer zweiten Runde werden die Rollen teilwei-se oder alle ausgetauscht, sodass die Spielhand-lung und damit die Problemlösung einen ganz neuen Verlauf nehmen.

Reli-Tabu

Die Grundregel beim Reli-Tabu ist einfach: Am Ende einer Unterrichtsreihe oder als Einstieg werden zu erratende Begriffe auf vorbereitete Karten geschrieben. Darunter werden fünf Wör-ter notiert, die bei der Umschreibung des zu er-ratenden Begriffes nicht benutzt werden dürfen.

Das Erstellen der Karten kann mit der ganzen Klasse vorgenommen werden. Die Karten kön-nen auch über eikön-nen längeren Zeitraum unter-richtsbegleitend entworfen werden. Es werden mehrere Spielgruppen gebildet. Jeweils zwei Gruppen spielen miteinander. Die erste Gruppe beginnt, indem ein Mitglied in einer festgelegten Zeit den Begriff auf der Karte umschreibt. Dabei darf er die Tabuwörter nicht benutzen. Der Rest der Gruppe rät den Begriff. Die zweite Gruppe überwacht das Spiel. Wenn ein Tabuwort ge-nannt oder die Zeit überschritten wird, spielt die nächste Gruppe weiter. Bei diesem Spiel steht neben dem Spaß die Wiederholung und Vertie-fung von Fachbegriffen im Mittelpunkt.

Biblische Pressekonferenz

Nachdem die Schüler*innen sich mit einem be-stimmten biblischen Thema auseinandergesetzt haben, wird dies in Form einer Pressekonferenz aufbereitet und vertieft. So können z. B. ein-zelne Mitwirkende rund um die Kreuzigung Je-su eine Presseerklärung abgeben und die Fra-gen der kritischen Journalisten beantworten.

Mitwirkende könnten etwa Petrus, Judas, ein Hohepriester, Pontius Pilatus oder Maria

Mag-Beim Knotenspiel geht es darum, den Knoten zu lösen, ohne dabei die Hände loszulassen.

© Alexander Rochau / stock.adobe

dalena sein. Natürlich werden unterschiedliche Pressevertreter*innen (seriöse und Boulevard-presse) anwesend sein. Die einzelnen Personen bereiten sich in Arbeitsgruppen auf das Spiel vor.

Wertemarkt

Das Spiel findet auf einem Markt mit Marktstän-den und Besuchern statt. Die Marktschreier*in-nen bieten unterschiedliche Werte an („Kauft meine Ehrlichkeit, denn so wird die Welt bes-ser!“). Die Marktbesucher*innen können kri-tisch nachfragen, bevor sie sich für oder gegen einen Kauf entscheiden.

Eine Alternative bietet z. B. ein Markt der Religionen, auf dem Sinnangebote von unter-schiedlichen Religionen gemacht werden.

Entscheide dich!

Entscheidungsspiele bieten eine gute Möglich-keit, sich argumentativ mit dem eigenen Urteil auseinanderzusetzen. Die Szenen können vor-her von den Schüler*innen selbst entworfen werden. 1. Eine neue WG soll gegründet wer-den. Es bewerben sich ganz unterschiedliche Ty-pen (Punk, Vorbestrafte, Obdachloser, Sparkas-senkauffrau usw.). Du musst dich entscheiden.

2. Nach einem Sturm droht ein Rettungsboot zu sinken, weil sich zu viele Personen darauf befin-den. Die Personen werden mit einem Satz um-schrieben (Eine alleinerziehende Mutter von vier Kindern. Ein an Krebs erkrankter alter Mann. Ein Politiker usw.). Es muss schnell gehandelt wer-den. Welche Entscheidung treffen die einzelnen Personen innerhalb einer vorgegebenen Zeit?

Muss ein Mensch über Bord oder gibt es eine ganz andere Lösung für die Problemsituation?

Gerichtsverhandlung

In einer fiktiven Gerichtsverhandlung wird ei-ne Person angeklagt (z. B. Jesus wegen Volks-verhetzung und Amtsanmaßung; Kain wegen Mordes an seinem Bruder; Eva als Sünderin, die den Menschen die Unschuld nahm). In ei-nem Rollen spiel wird eine Gerichtsverhandlung mit den Elementen einer reale Verhandlung in-szeniert (z. B. Vernehmung, Anklageschrift, Be-weisaufnahme, Plädoyer, Beratung, Urteilsver-kündung). Unterschiedliche Rollen sind dabei entscheidend (Anklage, Zeug*innen, Richter*in, Staatsanwaltschaft, Verteidigung, Sachverstän-dige usw.). Das Rollenspiel bedarf einer guten Einführung und Einarbeitung. Es bietet eine gu-te spielerische Möglichkeit der fachlichen Ver-tiefung eines bib lischen Themas.

Talkshow

Zu vielen aktuellen Themen des Religionsunter-richts (z. B. Sterbehilfe, künstliche Intelligenz, Verschwörungstheorien) bieten Talkshows eine gute Möglichkeit, ein Thema aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Dazu werden zu den unterschiedlichen Positionen Arbeitsgrup-pen gebildet, die jeweils Argumente für ihre Po-sition zusammenstellen und diese begründen.

Jeweils ein*e Vertreter*in der Expertengruppen nimmt an der Talkshow teil. Ein*e Moderator*in übernimmt die Gesprächsführung. Auch hier besteht die Möglichkeit, die einzelnen Rollen während des Spiels neu zu besetzen.

Spiele-Werkstatt

Bei diesem Projekt steht das Lernen durch krea-tives Handeln im Mittelpunkt. Dabei setzen die Arbeitsgruppen neue Spielideen konkret um.

Es werden mehrere Phasen durchlaufen: 1. Pla-nung: Spielideen, konkrete Themen und die Ar-beitsschritte werden festgelegt. 2. Durchfüh-rung: Nach einer thematischen Vertiefung wird das Thema in eine Spielidee eingearbeitet (z. B.

Brett-, Karten- oder Bewegungsspiel). Das Spiel-material und die Spielanleitung werden herge-stellt. 3. Präsentation: Die fertigen Spiele wer-den auf Tischen verteilt. Jede Gruppe spielt in einem rotierenden System alle Spiele. Die ein-zelnen Spiele werden nach verschiedenen Kri-terien (Spielidee, Spielanleitung, Umsetzung, Materialien, Spielespaß, Abwechslung, thema-tische Tiefe usw.) von den Spielgruppen bewer-tet. 4. Reflexion: Alle Spielgruppen erhalten ei-ne Rückmeldung.

In der Spielewerk­

statt setzen die Arbeitsgruppen neue Spielideen konkret um.

© Sergey Novikov / 123RF

Weil in diesen Zeiten zunehmend Lernpro-zesse digital (z. B. Gamification) gestaltet wer-den, ist es sinnvoll, bewährte analoge Spielkon-zepte nicht aus dem Blick zu verlieren. Vielmehr können beide sich gegenseitig bereichern und in ein gutes Gleichgewicht gebracht werden.

Denn: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ (Friedrich Schiller) ◆

Literatur

Niehl, Franz W. / Thömmes, Arthur: 212 Methoden für den Religionsunterricht. Neuausgabe. Mün-chen 2014

Thömmes, Arthur: Spiele zur Unterrichtsgestaltung.

Religion und Ethik, Mülheim an der Ruhr 2009 Thömmes, Arthur: 101 Spiele für den

Religionsun-terricht für Kinder von 6 bis 10 Jahren, Mülheim an der Ruhr 2010

Thömmes, Arthur: Gemeinsam sind wir stark! Spie-le zur Förderung der Klassengemeinschaft in der Sek I, Mülheim an der Ruhr 2017

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