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2.1 Materialversorgung

2.1.1 Begriffe und Definitionen

Die Produktion besteht aus einer Kette fortlaufender Handlungen und läßt sich in ein Netz von Teilprozessen zerlegen, die aufeinander aufbauen, sich gegenseitig beeinflussen und letztlich auf die Erreichung des Produktionsziels ausgerichtet sind (Bild 1). SELIGER sieht den technologischen Prozeß als ein Zusammenwirken der drei Komponenten Objekt, Be-triebsmittel und Ablauf /90/. Objekte sind Rohstoffe, Teile, Baugruppen und Produkte, die implizit die Aufgabenstellung enthalten. Betriebsmittel sind Komponenten mit Arbeitsvermö-gen zur Ausführung von Teilprozessen bzw. VorgänArbeitsvermö-gen. Der Ablauf beinhaltet die zeitliche und logische Reihenfolge der Teilprozesse bzw. Vorgänge und bestimmt die parallele und sequentielle Durchführung.

WIENDAHL unterscheidet drei grundlegende Teilprozesse: Montage/Fertigung, Lager und Transport /117/. Das Montieren umfaßt alle Vorgänge, die dem Zusammenbau von Produk-ten aus Einzelteilen und Baugruppen dienen. Diese Vorgänge werden in Montagesystemen ausgeführt, die jeweils für ein vorgegebenes Produktspektrum ausgelegt sind /101/. In der Fertigung erfahren Objekte eine Wandlung durch die verschiedenen Fertigungsprozesse, wie z. B. durch das Fräsen oder Drehen. Das Lager ist in diesem Sinne ein Objektspeicher.

Das Objekt erfährt keine Wandlung und wird in der gleichen Beschaffenheit freigegeben /83/. Der Transportprozeß beinhaltet alle technisch und organisatorisch miteinander ver-knüpften Vorgänge, bei denen Güter von einem Ausgangspunkt zu einem Ziel bewegt wer-den.

Hohe

Wirtschaft-lichkeit

Hohe

Liefer-treue Kurze

Liefer-zeit

Niedrige Bestände

Hohe Aus-lastung

Marktziele

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-Der Materialversorgungsprozeß ist eine Kette aus Prozessen der Produktion, welche die Montage bzw. Fertigung mit Einzelteilen und Komponenten versorgen. Unter dem Begriff Materialversorgungsprozeß soll in dieser Arbeit die Materialversorgung der Montage ver-standen werden. Die Montage ist als letztes Glied des Herstellungsprozesses logistischer Orientierungspunkt /89/. Hier werden Materialströme zusammengeführt. Die Nähe der Mon-tage zum Markt erfordert zudem kurze Reaktionszeiten. Daraus folgen kurze Durchlaufzei-ten und hohe Termintreue in der Montage bei gleichzeitig niedrigen Beständen und hohen Auslastungen der Ressourcen. Ziel ist es, die Versorgung der Montage mit den richtigen Produkten, in der richtigen Menge und der richtigen Qualität, zur richtigen Zeit am richtigen Ort und zu den richtigen Kosten sicherzustellen.

Bild 2 zeigt den Materialversorgungsprozeß in seinen möglichen Ausprägungen. Innerbe-trieblich erfolgt die Versorgung der Montage durch die Vorfertigung bzw. ein Lager (Variante 7 und 8). Außerbetrieblich sind am Materialversorgungsprozeß Zulieferanten und Trans-portunternehmer beteiligt (Varianten 1 bis 6). Der Transportprozeß kann ein- oder mehr-gliedrig aufgebaut sein /46/. Merkmal des einmehr-gliedrigen Transportprozesses ist, daß die Transportmittel zwischen Ausgangs- und Empfangspunkt nicht gewechselt werden. Der mehrgliedrige Transportprozeß dagegen beinhaltet einen Wechsel des Transportmittels.

Vorfertigung

Finalmontage Zulieferant

Transportunternehmer

Lager Lager Fertigung

Lager

Transport

Transport

1 2

3 4

5 6

7

1 ... 8

Varianten der Versorgung

8

Finalproduzent

Materialfluß Betrieb Bereich Legende

Bild 2: Prozeßvarianten und Partner der Materialversorgung

Materialversorgung

Weiter kann man den mehrgliedrigen Transportprozeß unterteilen in den gebrochenen und den kombinierten Verkehr. Von gebrochenem Verkehr spricht man, wenn innerhalb des Transportprozesses der Transportbehälter gewechselt wird. Der kombinierte Verkehr dage-gen kommt ohne den Wechsel des Transportbehälters aus.

Der externe Transport unterscheidet sich vom internen Transport dahingehend, daß bei diesem wesentlich geringere Distanzen zu überbrücken sind und somit zur Funktionserfül-lung nicht Transportmittel, wie z. B. Lkw oder Schleppfahrzeuge, eingesetzt werden. ”Als Transportmittel bezeichnet man Betriebsmittel zur Ortsveränderung von Personen und/oder Gütern” /112/.

Für den externen Transport ergeben sich folgende Möglichkeiten:

Transport ohne Lagerhaltung (Variante 1): Bei der Materialversorgung ohne Lager-haltung findet eine synchrone Belieferung des Finalproduzenten mit den benötigten Gütern statt. Diese Form der Belieferung ist im allgemeinen unter dem Begriff Just-in-Time bekannt. Dabei muß eine exakte Synchronisierung zwischen Zulieferant und Finalproduzent stattfinden. Transport ohne Lagerhaltung eignet sich besonders für Komponenten mit einer niedrigen Vorhersagegenauigkeit und hohem kumulierten Umsatz /119/. Beispiele sind Modul- und Systemlieferanten in der Automobilindustrie.

Nachteile dieser Variante für die Partner der Materialversorgung können sich durch Bedarfschwankungen, Verzögerungen auf dem Transportweg, unzuverlässige Transportmittel sowie durch die Abhängigkeit vom Zulieferanten ergeben. Der wich-tigste Vorteil liegt in der Verringerung der eigenen Bestände.

Transport mit Lagerhaltung beim Zulieferanten (Variante 2): Die Materialversorgung mit Lagerhaltung beim Zulieferanten stellt für die Finalmontage eine bedarfssynchro-ne Belieferungsform dar. Der Zulieferant produziert seibedarfssynchro-ne Ware auf Lager und ver-sorgt so seinen Kunden. Der Finalproduzent kann je nach Bedarf einen Abruf der Ware starten. Der Vorteil für den Finalproduzenten ist, keine eigene Lagerhaltung zu unterhalten. Der Nachteil entsteht aus der möglichen Lieferunfähigkeit, starken Bin-dungen an vereinbarte Termine und mangelnden Auslastungen der Transportmittel.

Transport mit doppelter Lagerhaltung (Variante 3): Durch doppelte Lagerhaltung ent-steht eine beiderseitige Unabhängigkeit. Der Zulieferant produziert entsprechend den Absprachen mit der Finalmontage in sein Lager und versorgt aus diesem heraus das Lager des Finalproduzenten. Der Finalproduzent erlangt eine Entkopplung seines Verbrauches von der Versorgung und kann Bedarfs- und Lieferschwankungen aus-gleichen.

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-verantwortlich für die Deckung seines Bedarfs ist. Der Vorteil liegt in der Unabhän-gigkeit vom Zulieferanten. Der Nachteil resultiert aus zusätzlichen Lagerkosten.

Transport mit externer Lagerhaltung (Variante 5 und 6): In diesem Fall wird durch ei-nen Transportunternehmer, der mit der Versorgung des Finalproduzenten beauftragt wird, ein Lager unterhalten. Für den Finalproduzenten können Vor- und Nachteile wie beim Transport mit Lagerhaltung entstehen.

Die dargestellten Prozesse Fertigung/Montage, Lager und Transport können weiter detail-liert werden, so daß die verschiedenen Prozesse des Handhabens, Förderns, Lagerns und Bearbeitens hinzukommen /107/, /109/. Beispielsweise kann eine Qualitätskontrolle sowohl beim Zulieferanten als auch in der Finalmontage durchgeführt werden.