Beantwortung der Forschungsfragen

vermi elt werden. Insbesondere verhaltensauffällige Kinder (der berühmte Zappelphilipp ) aber auch gestresste Pädagogen würden davon profi eren. Mögliche Formate wären

● 1:1 - Se ng (Co-Regula on durch in TRE ausgebildete Sozialarbeiter, Pädagogen, Therapeuten)

● im Gruppenkontext bei Bewegunsangeboten, Schulsport, Projek agen oder Workshops (interne oder externe TRE-Provider)

● als eigenständige Möglichkeit zur Selbstregula on für Schüler, die bereits vertraut damit sind (z.B. im Snoezel-Raum) .

Weitere Bereiche in der Präven on, die TRE integrieren und vermi eln könnten:

● Bildungseinrichtungen

● Gesundheitskurse der Krankenkassen ● Betriebliche Gesundheitsvorsorge ● Arztpraxen

● Kur und Reha ● Beratungsstellen ● Geburtsvorbereitung (!) ● Profi- und Breitensport ● Fitness, Yoga und Wellness ● Radio + Fernsehen

● digitale Formate wie Apps, Online-Konferenzen, Youtube, Instagram

Das Wissen um das neurogene Zi ern hil beim Einschätzen und Verstehen der trauma schen Reak onen des Körpers und scha die Grundlage für einen Paradigmenwechsel von der Pathologisierung unwillkürlicher Körperbewegungen hin zum Wertschätzen und Nutzen der Selbstregula onsfähigkeit des Körpers. Durch zeitnahes Entladen und Regulieren des Nervensystems nach einer trauma schen Erfahrung kann der Entwicklung einer PTBS vorgebeugt werden.

In Anbetracht der nega ven Auswirkungen für die Gesellscha und der hohen Kosten für die Gesundheitsversorgung, die durch Traumafolgestörungen entstehen (Kap. 4.1), wäre der sinnvollste Weg, die Stärke von TRE für die Primärpräven on zu nutzen. Je höher die Krisenkompetenz der Bevölkerung, desto geringer sind mögliche Folgeschäden sowie Kosten der professionellen Versorgung. Den Experten zufolge bietet TRE dafür ein hervorragendes, spezifisches und niedrigschwelliges Werkzeug mit einer geeigneten Methodik, um sowohl große Bevölkerungsschichten als auch Gruppen und Individuen für

die Bewäl gung von Krisen zu rüsten. Wird die körpereigene Fähigkeit zur Selbstregula on in sicherer Umgebung erfahrbar gemacht und der Umgang damit trainiert, so erhalten die Menschen einen wirksamen und stets verfügbaren Schlüssel zur Entspannung und Präven on von trauma schen Folgestörungen.

8.1.2 Wie kann TRE in die Krisenintervention integriert werden und welche positiven Auswirkungen hat das?

In Anlehnung an Weisaeths sechs Ebenen der erfolgreichen Interven on bei PTBS (Kapitel 3.7) wird deutlich, dass alle Akteure der jeweiligen Ebenen von einer Integra on der TRE profi eren könnten. TRE ist eine selbst durchführbare, körperliche Copingtechnik die sowohl intrapsychisch, als auch interpersonell von Nutzen ist. Das soziale Netzwerk der Betroffenen könnte ebenso schnell damit vertraut gemacht werden wie Helfende außerhalb der Gesundheitsvorsorge. Und auch dass TRE im Kontext von allgemeiner und spezialisierter Gesundheitsdienste, psychischer Gesundheitsvorsorge und spezialisierter Psychiatrie ein effek ve komplementäre Methode sein kann, wurde in den Experteninterviews deutlich.

Je nach Kontext braucht es dafür natürlich eine entsprechende Anpassung und die finanziellen Mi el sowie ausgebildete TRE - Fachkrä e ²⁷ . Neben der regulären Fortbildung zum TRE-Provider bietet das NIBA ²⁸ die Möglichkeit von ins tutsbezogenen „Inhouse-Trainings” oder einer verkürzten Fortbildung für Fachkrä e, die TRE innerhalb der eigenen Arbeitsstelle anbieten möchten.

Bei akuten Notfällen

Im Rahmen einer No allinterven on kann TRE sowohl an Betroffene und deren Umfeld vermi elt werden, als auch an Hilfskrä e. Im besten Fall sind Helfende schon im Vorfeld darin geschult und können die Methode so zur Vermeidung von Sekundärtrauma und als effiziente und non-verbale Möglichkeit zur Steigerung ihrer Leistungs- und Beziehungsfähigkeit.

Wurde ein ganzes System von einer Krise getroffen (z.B. Amoklauf in der Schule), wird

28 TRE - Fortbildungen werden in Deutschland ausschließlich durch das Norddeutsche Institut für Bioenergetik angeboten.

27 In D-A-CH gibt es derzeit etwa 370 TRE-Provider.

zuerst mit den Pädagogen, dann den Eltern und zuletzt mit den Schülern gearbeitet. Ohne große Anforderungen an die Räumlichkeiten zu stellen, kann die Methode zeitnah sowohl in großen Gruppen als auch in Einzelsitzungen vermi elt werden. Die Stärken von TRE als leicht vermi elbares, nonverbales, transkulturelles und effek ves Selbsthilfe-Werkzeug sind hier von besonderem Nutzen.

Bereiche, in die TRE integriert werden kann:

● nach kollek ven Katastrophen, Unfällen, Krisen ● nach individuellen Krisen und Traumata

● Zur Präven on von Traumafolgestörungen, PTBS und Sekundärtrauma ● Zur Psychohygiene/Debriefing traumainduzierender Berufsgruppen

(Re ungsdienste, Militär, Polizei, No allpsychologie, Laienhelfer) während und nach Einsätzen

● Kriseninterven onseinrichtungen ● Psychiatrie und Krankenhaus

● Lokale Gemeinden (Selbsthilfe und Empowerment nach kollek ven Krisen)

In der weiterführenden Versorgung

Da TRE auch noch Jahrzehnte nach einer trauma schen Erfahrung von Nutzen ist, lässt es sich sehr gut in (weiterführende) therapeu sche Verfahren integrieren, insbesondere weil diese i.d.R. einem Top-Down-Ansatz folgen, dessen Stärke nicht darin liegt, neurophysiologische Zustände dauerha zu verändern. TRE kann dort sowohl therapiebegleitend als auch als direkte Interven onsmethode innerhalb einer therapeu schen Sitzung genutzt werden. Bewährt hat sich auch das Anbieten einer regelmäßigen, von den Therapierenden angeleiteten TRE - Gruppe für deren Klienten.

In Fachkliniken könnte TRE als zusätzliche Methode in die Therapiepläne integriert werden und entweder durch ins tutsbezogene Fachkrä e oder externe TRE-Provider angeboten werden. Generell gilt, dass sowohl TRE-Provider als auch Therapierende von Zusammenarbeit und Austausch profi eren würden und dadurch die therapeu sche Arbeit ver e und der Traumabewäl gunsprozes Betroffener bereichert wird.

Mögliche Bereiche

● Psychotherapie/Traumatherapie

● therapeu sche Fachkliniken und Tageskliniken ● Krankenhaus und Psychiatrie

● Suchtrehabilita on und Langzeitklinikaufenthalte ● Berufliche Rehabilita on

● Komplementäre Unterstützung bei diversen Krankheitsbildern ● Altenheime und Sterbebegleitung

● Selbsthilfe-Ini a ven

● Ak vitäten die der Traumaheilung dienen (Kurse, Workshops, komplementäre und alterna ve Ansätze)

In allen Fällen würden sowohl Hilfesuchende als auch Hilfeleistende ein wertvolles Werkzeug der Selbsthilfe erlernen. Akteure innerhalb des Feldes könnten TRE in ihrem jeweiligen Kontext mit ihren Methoden und Fachwissen kombinieren und hä en so einen wertvollen Schlüssel zur Ergänzung ihres fachspezifischen Ansatzes. Dross und Stein bemerken (Kap. 5.2), dass es aufgrund der Komplexität der Ursachen und Erscheinungsformen von Krisen schwierig sei, eine allgemeine Handlungsrichtlinie für die Kriseninterven on zu finden. Der Vorteil der TRE ist, dass die Interven on nicht nach Art der Krise unterscheidet, sondern Betroffenen ermöglicht am eigenen Leib und unmi elbar eine Symptomerleichterung zu erfahren, unabhängig von den komplexen, äußeren Ursachen und Zusammenhängen.