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Bauweise und Baukonstruktion

Immer mehr Bauherren entscheiden sich für ein Haus aus Holz oder Lehm. Mit der Erfahrung tradi tio-neller Bauweisen und modernen, hochpräzisen Ferti-gungsmethoden lassen sich heute moderne Archi tek-tur konzepte umsetzen.

5. Baustoffe und Baumaterialien

Natürliche Baustoffe sind umweltfreundlich, er mög lichen ein hervorragendes Raumklima und haben darüber hinaus hervorragende technische Eigen schaf ten.

Unterschiedliche Labels und Zertifikate helfen bei der Kaufentscheidung. Welche, das erfahren Sie in die sem Kapitel.

So ist der Wegweiser aufgebaut

99 BAUGRUNDSTÜCK

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Eine Einschätzung kann man anhand von veröffentlichten Risikokarten vornehmen:

• Sturmschadens-Risikokarte CEDIM Risk Explo rer Germany, Uni Karlsruhe

• Hochwasser gemäß ZÜRS (Zonierungssystem für Überschwemmungen, Rückstau und Starkregen). Die für Ihre Region gültige Gefährdungsklasse erfahren Sie bei der Versicherung oder beim Makler.

Nachhaltiges Bauen beginnt bei der Grund stücks-wahl. Ob Hochwassergefahr, hoher Grund wasserstand oder Bodenbelastungen – nur wer auch die möglichen Risiken kennt, kann den Wert eines Grundstücks richtig einschätzen.

Hochwassergefahren begegnen

Klimaforscher gehen heute davon aus, dass es durch den Klimawandel in Zukunft zwar weniger regnen wird, gleichzeitig aber Starkregenereignisse zunehmen. Der Architekt kann dies in seiner Planung berück sichtigen, beispielsweise indem er das Regenwasser gut vom Haus wegleitet oder Regenrinnen und Fallrohre größer dimensioniert.

Was die Wahl des Bauplatzes betrifft, sollte vor dem Kauf geprüft werden, ob es vor Ort besondere Risiken aus Wetter und Natur wie Hochwasser und Sturm gibt.

1. Die Basis für Ihr Bauprojekt

Was Sie bei der Standortwahl beachten sollten

Das Grundstück ist der erste Baustein beim Bau Ihres Hauses. Vor dem Erwerb lohnt es sich, mögliche Risiken zu erkennen und in die Entscheidung einzubeziehen, am besten gemeinsam mit dem Architekten.

Elbehochwasser 2006 bei Mühlberg in Brandenburg

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veröffentlichten Messwerte Ihrer Kommune

abge-schätzt werden.

Lärmbelastung

Der Außenlärmpegel aus Straßen-, Schienen- oder Flugverkehr sowie durch Gewerbe und Industrie -unternehmen sollte möglichst gering sein. Die Kom-munen haben Lärmkarten, die öffentlich zugänglich sind und die Sie einsehen können.

Bodenbelastung

Spezielle Bodengutachter können mögliche Belastun-gen durch Schadstoffe, Altlasten oder auch Munition feststellen. Hieraus lassen sich Maßnahmen für die notwendigen Bauvorbereitungen ableiten.

Elektrosmog

Hochspannungsleitungen oder Mobilfunksender in unmittelbarer Nähe können zu einer hohen Elektro-smogbelastung am Standort führen. Diese lassen sich durch Baumaßnahmen später kaum reduzieren.

Radon

In einigen Regionen (siehe Abbildung) sollte geprüft werden, ob das radioaktive, natürlich vorkommende Radon im Boden vorhanden ist. In Gebäuden ist die Konzentration in den unteren Stockwerken und im Keller am höchsten. Gegebenenfalls ist eine bauseits gute Belüftung dieser Räume vorzusehen.

Grundwasserstand prüfen

Auch ist es hilfreich und wichtig, den höchsten Grundwasserstand (HGW) am Grundstück zu kennen, insbesondere wenn das Haus unterkellert wird.

Der HGW sollte sich immer unterhalb der Bausohle befi nden. Ist dies nicht der Fall, sind Kellerwände und Bodenplatte mit wasserundurch lässigem Stahlbeton als

„Weiße Wanne“ auszu führen. Dies ist zwar etwas teurer, spart dafür die zusätzliche Abdichtungsschicht und unter Umständen die Drainage.

Die Bemessungsgrundwasserstände ermitteln Sach -verständige unter Zuhilfenahme verschiedener Daten:

• Untersuchungen am Standort (z.B. Baugrund unter-suchungen)

• langjährige Beobachtungen des Grundwasser-stands schwankungsverhaltens

• Besonderheiten (z.B. Lage zu Gewässern) sind zu beachten.

Ist der Boden tragfähig?

Der Boden des Grundstückes muss das entstehende Haus tragen können. Wie tragfähig der Boden genau ist, geht aus einem Bodengutachten hervor, welches Grundlage jeder Planung sein sollte. Reicht die Bodentragfähigkeit nicht aus, kann dies durch erhöhte statische Maßnahmen kompensiert werden, was allerdings höhere Baukosten verursacht.

Belastete Grundstücke meiden

Prüfen Sie das Grundstück auf mögliche vorhandene Belastungen.

Außenluftqualität

Die vor Ort vorherrschende Außenluftqualität kann gemäß Größe und Struktur des Gebietsmittels der

BERLIN

Bodenplatte B25 › 25 cm WU Max. Hochwasser

Wärmedämmung Sauberkeitsschicht

Radonbelastung vor Ort?

Das Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) gibt Auskunft.

Quelle: BfS

Radonkonzentration in der Bodenluft 5 über 100 kBq/m3

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Zum Nachdenken

• Erdöl entsteht in Millionen von Jahren aus Pflanzen und Sonnenenergie, ist aber im Sekundentakt verbraucht.

• Eine 1 cm dicke Humusschicht benötigt ca. 200-300 Jahre zur Entstehung, wir verlieren aber täglich 80 Mio. Tonnen fruchtbaren Boden weltweit.

• Mutterboden speichert etwa ein Drittel der weltweiten CO2-Menge. Humuserzeugung be-deutet daher auch Klimaschutz.

Der Ressourcen-Raubbau belastet nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel der Verbraucher. Kostete ein Liter Heizöl in den frühen 1970er-Jahren noch wenige Pfennige, liegt der Preis inzwischen knapp unter einem Euro. Das heißt, es gibt auch ein handfestes wirtschaftliches Interesse, sorgsam mit knappen Ressourcen umzu gehen. Wer Ressourcen spart, schont die Um welt und spart langfristig Geld.

Ressourcen schonendes Bauen beginnt bei der Planung

Ressourcen schonend planen und bauen heißt in langfristigen Zeitdimensionen, nämlich der Lebensdauer des Hauses, zu denken. Es geht nicht nur darum, möglichst wenig Material für den Bau des Hauses einzusetzen, sondern das Gebäude so zu planen, dass die Bewohner auch Ressourcen schonend darin leben können – bis zum Rückbau. Das erfordert Weitsicht bei den beteiligten Planern und Ingenieuren.

Den Flächenbedarf des Grundstücks und der Wohnfläche bewusst zu be grenzen und eine kompakte Gebäu deform zu wählen, senkt den Materialbedarf des Hauses und reduziert gleichzeitig den Energie-verbrauch des Gebäudes – über Jahrzehnte hinweg.

2. Ressourcen schonendes Planen und Bauen

Tipps für Bauherren und Interessierte

Unsere moderne, globalisierte Welt ver zehrt begrenzte Ressourcen in atem beraubendem Tempo. Der Flächen verbrauch ist so groß, dass wir in 400 Jahren über keine landwirtschaftliche Fläche mehr verfügen würden, wenn die Versiegelung in diesem ungehinderten Tempo weitergeht.

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Boden und Landschaft

• Beim Bauen Rücksicht auf den vorhandenen Mutterboden nehmen, denn dieser sichert die Artenvielfalt. Den gewachsenen Boden und die darin enthaltenen Mikroorganismen nicht mit schwerem Gerät zerstören.

• Bei der Bepflanzung des Grundstücks auf Vielfalt achten. Verzichten Sie auf den perfekten englischen Rasen. Keine Pestizide zur Gartenpflege einsetzen.

• Möglichst neuen, vielseitigen Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen schaffen.

Leben und Wohnen

• Sparen Sie Energie an jeder relevanten Stelle.

Lassen Sie die technischen Ein stellungen Ihrer haustechnischen Installation nach einem Jahr prüfen, ggf. sind sie schlecht eingestellt und bringen nicht die Leistung, die vertraglich festgelegt ist.

• Prüfen Sie eine gemeinsame Energieversorgung mit Ihren Nachbarn oder auf Quartiersebene. Falls möglich, streben Sie eine Haus übergreifende Nutzer- oder Bauherrengemeinschaft an.

• Im Mehrfamilienhaus: Planen Sie mit Ihren Nachbarn beispielsweise einen Hauswirt schaftsraum mit Waschmaschine oder auch eine gemeinsame Be-sucherwohnung ein. Dies spart für jeden Einzelnen teure Wohnfläche.

• Wählen sie dauerhafte Produkte, entscheiden Sie auch nach Qualität statt nur nach dem Preis.

• Sparen Sie Trink- und Abwasser. Je nach örtlicher Situation kann hoher Wasserverbrauch zum Senken des Grundwasserspiegels führen und Ökosysteme bedrohen. Wasseraufbereitung ist aufwändig und teuer.

• Nutzen statt besitzen: Teilen Sie wenig benötigte Haushaltsgeräte mit Ihren Nachbarn. Treten Sie Carsharing bei.

Infrastruktur

• Grundstücke mit Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr bevorzugen.

• Grundstücke mit guter Erreichbarkeit von Schulen, Einkauf, Arbeit und Erholung bevorzugen.

Planung und Architektur

• Die kompakte Gebäudeform ergibt die größte Einsparung an Material und Energie.

• Gebäudehülle gut wärmedämmen und luftdicht ausführen.

• Wassersparende Armaturen verwenden, Lei tungs-führung und Leitungslängen minimieren, Nass-zonenbereiche (Küche, Bad) im Haus horizontal wie vertikal konzentrieren.

• Gute Tageslichtnutzung einplanen. Dies spart Beleuchtungsstrom.

• Prüfen Sie die mögliche Nutzung von Regen- und Grauwasser für WC-Spülung etc.

• Abfalltrennung in die Planung des Hauses integrieren.

Sie ist die Voraussetzung für das Verwerten und Sammeln von Haushaltsabfällen.

• Möglichst viel erneuerbare Energie einsetzen.

Die natürlichen Ressourcen Sonnen-, Wind- und Wasserkraft sind unbegrenzt. Die Ressource Biomasse ist klimaneutral, aber nicht unbeschränkt verfügbar.

Baustoffe

• Möglichst gut verfügbare und nachwachsende Rohstoffe einsetzen.

• Bauweisen bevorzugen, bei denen die Bau materialien leicht ausgewechselt oder ge trennt werden können.

Dadurch wird eine Wie der verwendung und Verwertung (Recycling) der Baustoffe möglich.

• Achten Sie auf die Verwendung von schadstofffreien oder -armen Baustoffen.

Kriterien für Ressourcen schonendes Bauen

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Die Wirtschaftlichkeit planen

Den größten Einfluss auf die Lebenszykluskosten eines Hauses haben Architekten und Bauherren in der Genehmigungsphase. Mit der Einreichung des Bauantrags sind nicht nur der überwiegende Anteil der Baukosten festgelegt, sondern auch die Betriebs- und Unterhaltungskosten, die sich in den Folgejahrzehnten ergeben. Für die gesamtökonomische Betrachtung ist es wichtig, mehrere Faktoren zu berücksichtigen.

Standortanalyse

Wie weit ist der Weg zum Arbeitsplatz entfernt? Ein langer Fahrweg kostet Zeit und Geld. Auch eine vorhandene Lärm- oder Bodenbelastung kann zu unerwünschten Kosten, beispielsweise für Lärmschutz oder Dekontamination, führen.

Beim Neubau, aber auch bei Sanierungsmaßnahmen achten Bauherren oft auf möglichst geringe Her stel-lungskosten. Das ist verständlich, denn die Finan zie-rung eines Bauprojekts bringt Bauherren häufig an den Rand ihrer ökonomischen Möglichkeiten. Dabei wird oft vergessen: Das Gebäude soll für Jahrzehnte genutzt werden. Schlechte Planung oder wenig qua litätsvolle Ausführung können langfristig Kosten ver ursachen, die den Nutzern über die Jahre hinweg teuer zu stehen kommen.

Lebenszykluskosten

Um die dauerhafte Kostenstruktur eines Wohn hauses beschreiben zu können, wurde der Begriff der Le bens-zykluskosten geprägt. Hierunter ver steht man die Summe der Kosten, die von der Planung über die Her-stellung und Nutzung bis zum Rückbau bzw. zur Wieder-verwendung eines Hauses entstehen – sämt li che Kosten also über den gesamten Nutzungszeitraum. Streng genommen sind hier auch noch die Um weltkosten mit in die Rechnung einzubeziehen. Diese sind bislang jedoch schwer zu erfassen und werden daher meist der Allgemeinheit aufgelastet. Allenfalls werden sie spürbar, wenn sich beispielsweise zu einem späteren Zeitpunkt die gesetzlichen Anfor de run gen an den Wärmeschutz verschärfen und dieser dann nachträglich nachgerüstet wer den muss.

3. Preiswert statt billig

Nachhaltiges Bauen ist langfristig wirtschaftlich

Kann ich mir ein nach haltig gebautes Haus überhaupt leisten? Vor dieser Frage stehen viele Bauherren, wenn es um die Finanzierung des Bauprojekts geht. Doch viele Beispiele zeigen: Nachhaltiges Bauen ist dauerhaft wirtschaftli cher als die konventio nelle Billig bauweise und weit weniger schadens anfällig.

Bei Neubau- und Sanierungsvorhaben im innerstädtischen Bereich ist nachhaltiges Bauen sinnvoll.

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Vorausschauende Grundrissplanung

Bei der Planung des Grundrisses wurde eine mögliche künftige Nutzungsänderung des Hauses in die Planung aufgenommen.

Im Erdgeschoss gibt es (neben der Treppe) eine einfache Möglichkeit, durch Schließen eines Durch-gangs eine Einlieger wohnung mit eigenem Bad und Gartenzugang herzustellen. So könnte später ein Elternteil der Bauherrenfamilie hinziehen oder die dann erwachsenen Kinder ziehen in die abgegrenzte Wohnung. Bis dorthin bietet der Bereich großzügigen Raum für Arbeit und Hobby.

• Lassen Sie sich von Planern und den ausführenden Firmen Referenzen zeigen. Architekten und Ingenieure, die auf nachhaltiger Grundlage planen und bauen, sind meist die beste Wahl.

• Bauen Sie möglichst einfach. „Lowtech“ statt

„Hightech“. So sparen Sie Kosten bereits in der Bauphase.

• Unterkellerungen sind teuer. Alternativ eignen sich auch am Haus angebaute, außen liegende Räume hervorragend als kostengünstiger Lagerraum.

Flexible Raumaufteilung

Denken Sie bei der Planung Ihres Hauses an Morgen.

Stehen nur die aktuellen Bedürfnisse, beispielsweise einer jungen Familie, im Vordergrund, verliert das Haus an Wert, wenn die Kinder ausziehen und Räume ungenutzt leer stehen oder aber Etagen nicht mehr altersgerecht zugänglich sind. Nachhaltig geplante Häuser reagieren fl exibel auf geänderte Nutzungsbedürfnisse.

Externe Kosten

Erstellung, Betrieb, Unterhalt und Rückbau eines Gebäudes belasten die Umwelt. Hierfür werden künftig immer mehr die Verursacher zur Kasse gebeten. Umweltverträgliches Bauen schont Ihren Geldbeutel – in Zukunft.

Energiekosten

Höhere Energieeinsparinvestitionen zahlen sich langfristig aus. Auch die Wahl unterhaltsfreundlicher Materialien lohnt sich fi nanziell.

Instandsetzungskosten

Bei der Baukonstruktion ist darauf zu achten, dass spätere Repara turen und Instandsetzungsarbeiten einfach möglich sind. Werden beispielsweise Küche, Bäder und Sanitär übereinander angeordnet, ist die Zugehbarkeit der Rohrleitungen bei Wartungsarbeiten einfacher zu planen.

Der Grundgedanke des nachhaltigen Bauens ist, mit möglichst geringem Aufwand so viel Qualität wie möglich zu erreichen. Die Investitionskosten sind dann gegebenenfalls etwas höher, lassen sich aber durch die Einsparungen bei Betriebs- und Unterhaltskosten refi nanzieren. Was aber tun, wenn das Budget begrenzt ist und nicht alle wünschenswerten Ziele umgesetzt werden können?

• Erstellen Sie eine Prioritätenliste mit den 10 wichtigsten Punkten und Wünschen, die Sie in Ihrem Haus verwirklichen möchten. Bei knappem Budget sollten Sie wissen, worauf Sie am ehesten ver zichten können.

• Sparen Sie nicht an einer fundierten und voraus- schauenden Planung. Wer qualitätsvoll plant, fährt langfristig günstiger.

Planung Bau Nutzung Umnutzung Abriss

Beeinflussbarkeit der Kosten

Raum für Arbeit und Hobby.

Lebenszykluskosten

Die Entwicklung der Gesamt kosten für ein Gebäude kann durch nachhaltige Planung wesentlich verringert werden.

(Quelle: BMVBS)

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Alternativen zum teuren Kellerraum

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Bei diesem Beispiel verzichtete der Planer auf einen teuren Keller. Stattdessen gibt es einen kostengünstigen zwei geschossigen Kellerersatzraum an der Gebäu de nordseite am Ende der Veranda (gelbe Fläche).

Die Planung sieht auch Einbauschränke vor. Sie sind kostengünstig und verschwinden optisch in der Wand.

Im EG gibt es ein Dusch-WC anstelle der Gäste-Toilette. Ebenerdige Sanitärbereiche sind vor allem im Alter vorteilhaft

Gebäude auch in der Höhe optimieren

Bei diesem Gebäude wäre aus planerischer Sicht ein Volumen minimierendes Pultdach sinnvoller gewesen, das Satteldach war Bauherrenwunsch. Der Architekt lässt dieses auf der Nordseite auskragen, das Volumen darunter wird nicht ausgebaut. Gleichzeitig werden neue Qualitäten geschaffen: Unter dem Dach entsteht eine Schatten spendende Nordveranda. Der zusätzliche Luftraum über dem Flur (gelbe Fläche) wird für die Kinder zur zusätzlichen Schlaf- oder Spielebene.

Sonnenwärme und natürliche Baustoffe – bei einer voraus-schauenden Planung lassen sich die Träume eines nachhaltig gebauten Hauses kostengünstig realisieren.

Das Fundament wurde etwas dicker gewählt, so konnte man auf teuren Stahl verzichten.

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Landschaft und das Wohnumfeld eingebettet?

• Lässt sich das Wohnumfeld naturnah gestalten?

• Haben die verwendeten Formen, Farben, Mate-rialien und Proportionen einen harmonischen Bezug zueinander?

• Kommen Baustoffe und Bauelemente aus der Region?

• Sind gemischte Nutzungsarten wie Wohnen, Arbei-ten und Erholen möglich?

• Wird auf harmonische Proportionen und Maß-stäblichkeit der Räume geachtet?

Lange Zeit mussten sich die Menschen beim Bau ihrer Häuser an den oft sehr eingeschränkten Möglichkeiten vor Ort orientieren. Bauweise, Baukonstruktion und Siedlungsstrukturen wiesen viele Gemeinsamkeiten auf.

Dies sorgte für eine starke regionale Identität. Dennoch hatten die Bewohner Raum für individuelle Gestaltung.

Heute stellen viele Architekten wieder fest, dass sie von alten Erfahrungen, Traditionen und Prinzipien einiges lernen können. Denn mit der technologischen Entwicklung mit schier grenzenlosen Möglichkeiten beim Bauen ging auch der Raubbau an den Rohstoffen und Energie einher.

Doch nicht nur das, auch weisen heute viele Ortsbilder in Städten und Gemeinden ein optisches Chaos auf.

Nachhaltiges Bauen ist also mehr, als nur ein preis-wertes „Energiesparhaus“ zu errichten. Vielmehr geht es darum, traditionelle, intelligente Planungskriterien aufzugreifen, gesundheitlich unbedenkliche Bau stoffe zu wählen und insgesamt bauökologische Anfor derungen zu berücksichtigen.

Nachhaltigkeitskriterien

• Gibt es im Bebauungsplan Festsetzungen, welche Bauweisen zulässig oder unzulässig sind?

• Gibt es eine Gestaltungssatzung für das Bau gebiet?

• Ist das Gebäude sensibel und harmonisch in die

4. Tradition trifft Moderne

Klassische Bauprinzipien in zeitgemäßer Architektur

Beim nachhaltigen Bauen kommen viele Aspekte zusammen: Der harmonische Bezug zur umgebenden Siedlungsstruktur ebenso wie die Beach tung gesundheitlicher, ökologischer, aber auch ästhetischer Fragen.

Treibhausrelevanz unterschiedlicher Baustoffe

Primärenergie-bedarf für Herstellung

kWh/m3

Treibhaus-effekt kg CO2 Kiefern aus der

Region 169 -792

Brettschichtholz 994 -662

Hochlochziegel 412 95

Ortbeton C 25/30 430 251

Betonfertigteil 2%

Stahl 1138 455

Quelle: IBN

17 17 BAUWEISE UND BAUKONSTRUKTION

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Holzhaus so sicher wie ein Steinhaus. Die Anforderungen an den Schall schutz lassen sich ebenfalls gut erfüllen.

Dabei sind unterschiedliche Bauweisen realisierbar:

• Massivbauweise

Hier bestehen die Wände aus massivem Holz.

• Skelettbauweise

Das Tragwerk ist aus Holz, die Zwischenräume sind mit Wärmedämmung, einem Holz-Lehm-Verbund oder Ziegelwerk gefüllt (klassisches Fachwerkhaus).

• Holzrahmenbauweise

Hier besteht das Tragwerk aus vorgefertigten Holz-rahmen. Fenster, Türen und die Dämmung werden auf der Baustelle eingebaut.

Holzbauweise

Holz erfüllt als Baumaterial alle Anforderungen des modernen Wohnungs- und Gewerbebaus. Es lässt sich dabei wirtschaftlich sowohl in Fertig bauweise als auch vom Zimmermann für eine zeitgemäße Architektur verwenden. Viele Holzbauten wurden in Architektur wett-bewerben ausgezeichnet – ein Beleg für die ästhetische Leistungsfähigkeit dieses Baustoffes.

Holzhäuser haben je nach Bauweise gute bis sehr gute Wärmeschutzwerte. Selbst Plusenergiehäuser lassen sich mit modernen Holzbauweisen realisieren. Auch bezüglich der geltenden Brandschutzvorschriften ist das

Mit Holz lassen sich auch interessante Architektur konzepte realisieren: 7-stöckiges Wohnhaus in Berlin (links) und Erweiterung der historischen Sielower Mühle.

Holz als Baustoff Baustoff mit guter Ökobilanz

Holz ist ein nachwach sender Rohstoff, der während des Wachstums klima relevantes Kohlen dioxid bindet. Wenn Holz aus der Region stammt und damit die Trans port wege kurz sind, ist es pri mär ener-ge tisch vor teilhaft ener-geener-genüber Mau er steinen oder Stahlbeton.

Stammt es zusätz lich aus nachhaltiger, FSC-zerti fi zier-ter Forst wirtschaft, werden be-droh te Wälder geschützt.

Holz aus Brandenburg:

Die Märkische Kiefer

Brandenburg ist eine hervorragende Quelle für hochwertiges Bauholz. Die hier vorherrschende „Mär-kische Kiefer“ er möglicht eine lang lebige, passgenaue Verar-beitung mit höchster Prä-zision. Das Holz der Mär-kischen Kiefer ist maßhaltiger und formbeständiger als Fich-te oder Kiefer aus an deren Regionen Deutschlands.

Wichtig: Die richtige Verarbeitung

Es kommt auch auf die Verarbeitung des Bau stoffs an. So hat mit Holz schutz-mittel behan deltes Importholz oder Leimholz mit hohem Metallanteil und Wärme-dämmung aus Mineral wolle eine schlech tere Ökobilanz als mono lithi sches Mauerwerk aus Hoch lochziegel oder Poren beton.

Naturbelassen ist vorteilhaft

Mit konstruktivem Holz schutz kann auf den Einsatz chemischer Holzschutzmittel ver zichtet werden, bei spiels-weise durch einen großen Dachüberstand, hinter die Fassaden zurückspringende Fen s ter und Türen, abge-deckte Fugen und Hirn-holzstellen oder hinterlüftete Blech ab deckungen.

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18 BAUWEISE UND BAUKONSTRUKTION

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Ziegelbauweise

Das Bauen mit Ziegeln ist wie der Lehmbau eine seit Jahrtausenden bewährte Bauweise.

Monolithische Außenwände aus gebrannten Ziegeln erfüllen alle Ansprüche des nachhaltigen Bauens, dies sowohl hinsichtlich der ökologischen Anforderungen als auch der Wohngesundheit. Insbesondere wenn hochdämmende Ziegelbaustoffe zum Einsatz kommen, sind die Wärmedämmwerte sehr gut. Bei diesen Bau-stoffen werden die Kammern im Ziegelstein mit Wär-me dämmmaterial verfüllt. Dies ergibt beste WärWär-me- Wärme-dämmwerte und bei einem späteren Rückbau (Abriss) kann es sortenrein entsorgt bzw. recycelt werden.

Damit ergeben sich deutliche Vorteile gegenüber Wär-medämmverbundsystemen.

Lehmbauweise

Lehm ist ein natürlicher Baustoff, dessen Herstellung und Verarbeitung nur wenig Energie benötigt. Er ist neben Holz einer der ältesten Baustoffe. Immer mehr Bauherren interessieren sich für die moderne, schöne Lehmbauweise, aus gutem Grund:

• Lehm ist schadstofffrei und in der Verarbeitung hautfreundlich.

• Er reguliert die Luftfeuchtigkeit im Raum und schafft ein ausgeglichenes und gesundes Raum klima.

• Im Sommer entsteht ein kühles Raumklima, im Winter schützt Lehmputz vor zu trockener Raumluft.

• Lehm wirkt antibakteriell und abweisend gegen Schädlinge.

• Am Ende der Nutzungszeit ist Lehm recycelbar.

Früher musste der Baustoff Lehm aufwändig her gestellt und verarbeitet werden. Heute gibt es moderne industriell gefertigte Lehmprodukte, die fertig verarbeitbar auf der Baustelle angeliefert werden.

Anbau in Stampflehm bau weise an eine historische Feldsteinscheune in Ihlow, Brandenburg. Die dachintegrierten Solarwärmekollektoren heizen in Kombination mit einem Zentralkamin (Stückholz) das Gebäude über Fußboden und Wandheizung.

Anbau in Stampflehm bau weise an eine historische Feldsteinscheune in Ihlow, Brandenburg. Die dachintegrierten Solarwärmekollektoren heizen in Kombination mit einem Zentralkamin (Stückholz) das Gebäude über Fußboden und Wandheizung.