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Bahnanlagen und Züge

Im Dokument EMF-Handbuch (Seite 68-74)

Ziele und Aufgabenstellung des Projekts

ECOLOG 2000 SSK 2001 BUWAL 2003

4 Quellen elektromagnetischer Felder

4.5 Bahnanlagen und Züge

Solange die Geräte jedoch an Steckdosen angeschlossen sind, sind sie von elektrischen Feldern umgeben. Um diese auch noch weg zu bekommen, z.B. nachts in Schlaf- und Kinderzimmern, empfiehlt sich der Einbau eines Netzfrei-schalters in den Stromkreis. Die Netzfreischaltung funktio-niert nur in Stromkreisen, in denen sich keine Geräte im Dauer- oder Standby-Betrieb befinden. Der Netzfreischalter muss von einem fachkundigen Elektroinstallateur einge-baut werden.

Messung

Die tatsächlichen Belastungen durch elektrische und mag-netische Felder können mit Hilfe entsprechender Messge-räte mit relativ geringem Aufwand ermittelt werden. Zu-mindest vor größeren Umbau- oder Abschirmmaßnahmen ist eine Messung sinnvoll. Solche Messungen sollten von entsprechend geschultem Personal mit kalibrierten Mess-geräten durchgeführt werden. Im Handel sind zwar auch etliche Billiggeräte erhältlich, die von Laien bedient werden können, viele dieser Geräte sind jedoch für aussagekräfti-ge Messunaussagekräfti-gen völlig unaussagekräfti-geeignet.

Beratung

Beratungen zur Verminderung von Belastungen durch elektrische und magnetische Felder aber auch Messungen werden von etlichen wissenschaftlichen Instituten, Baubio-logen und anderen angeboten. Nicht alle dieser Angebote sind seriös. Am besten ist es, sich bei einer Verbraucher-zentrale vor Ort über vertrauenswürdige Anbieter zu infor-mieren.

4.5 Bahnanlagen und Züge

Stromübertragungsleitungen

Im Unterschied zum öffentlichen Stromnetz, in dem eine Frequenz von 50 Hz verwendet wird, arbeitet die Strom-versorgung der Eisenbahn aus historischen Gründen mit einer Frequenz von 16,7 Hz. Die Deutsche Bahn muss des-halb auch ein eigenes 110 kV-Stromversorgungsnetz un-terhalten, einschließlich eigener Umspannwerke zur Über-tragung der elektrischen Leistung von der 110 kV-Über-tragungsebene auf die zum Betrieb der Lokomotiven not-wendige Spannung von 15 kV.

Während die allgemeine Stromversorgung dreiphasig mit drei Leitern aufgebaut ist, wird bei der

Bahnstromversor-gung nur eine Phase verwendet, das heißt, dass auf den Masten pro System nur zwei Leitungen (Phase und Null-Leiter) geführt werden.

Die Versorgung von Straßen-, Stadt- und U-Bahnen erfolgt überwiegend mit Fahrdraht-Gleichspannungen (bzw.

gleichgerichteter Wechselspannung) von 600 bis 1.200 V.

Oberleitungen und Schienen

Die Züge der Deutschen Bahn werden über die als Oberlei-tung ausgeführte Phase mit der Betriebsspannung von 15 kV versorgt. Der Rückstrom fließt über die Schienen.

Dies hat zwei Auswirkungen: Zum einen verhindert der große Abstand zwischen der Oberleitung und der Schiene die gegenseitige Kompensation der Magnetfelder, die durch die Ströme in der Oberleitung und in den Schienen erzeugt werden. Zum anderen sind die Schienen über die Schwellen nicht vollständig von der Umgebung isoliert, so dass sich die Rückströme auch andere Wege im Erdreich suchen können, vorzugsweise dort, wo wegen einer hohen Bodenfeuchtigkeit oder durch metallische Gas- oder Was-serleitungen die elektrische Leitfähigkeit relativ hoch ist.

Diese 'vagabundierenden Ströme' erzeugen ihre eigenen Magnetfelder, z.T. auch noch in großem Abstand von der Bahntrasse. Da die Stärke der magnetischen Felder an elektrifizierten Eisenbahnstrecken von mehreren konstruk-tions- und betriebsbedingten Parametern abhängt, ist eine allgemeine Klassifizierung schwierig.

An Bahnstrecken entstehen sowohl um die Oberleitungen als auch um die Schienen starke Magnetfelder.

Magnetfelder treten an elektrifizierten Eisenbahnstrecken nicht nur bei unmittelbarer Durchfahrt von Zügen auf, son-dern schon dann, wenn irgendwo auf dem Streckenab-schnitt zwischen zwei Stromeinspeisepunkten, an dem sich der Messort befindet, ein Zug fährt. Da die Leistungsanfor-derung in einem Streckenabschnitt zwischen zwei Strom-einspeisepunkten in Abhängigkeit von der Zahl der in die-sem Abschnitt fahrenden Züge und deren Betriebszustand (Anfahren, Beschleunigen, Dauerfahrt, Abbremsen) sehr stark und schnell schwanken kann, zeigen die magneti-schen Feldstärken in der Nähe von Bahntrassen sehr star-ke zeitliche Schwankungen. Messungen in 50 m Abstand von elektrifizierten Eisenbahnstrecken ergaben für die Magnetische Flussdichte Werte zwischen 0,05 und 0,6 µT, wobei die Zeiten für die Übergänge zwischen Minimal- und Maximalwerten teilweise weniger als eine Minute betrugen.

Neben den raschen Feldstärkeschwankungen sind für die Magnetfelder an Bahnstrecken große Feldanteile mit höhe-ren Frequenzen (Oberwellen) charakteristisch, dehöhe-ren Ursa-che die elektronisUrsa-che Steuerung der Motoren der Lokomo-tiven (Phasenanschnittsteuerung) ist.

Abbildung 4.3 zeigt exemplarisch das Ergebnis einer Be-rechnung des Magnetfeldes um eine Bahnstrecke.

Bei Straßenbahnen erfolgt die Einspeisung des Betriebs-stroms ebenfalls über Oberleitungen, bei S-Bahnen auch über seitlich des Gleises in weniger als 1 m Höhe über der Schienenoberkante angebrachte Stromschienen. Der Ab-stand zwischen Hin- und Rückleiter ist bei seitlich ange-brachten Stromschienen relativ gering, weshalb die Kom-pensationswirkung besser ist.

Personenzüge

Die magnetischen Immissionen in den Wagen setzen sich aus drei Anteilen zusammen:

den externen Feldern,

• die von der Oberleitung bzw. den Schienen und den Einspeiseleitungen herrühren (s.o.) und

den internen Feldern,

• die von den Motoren ausgehen, wenn sich diese, wie beim ICE 3, direkt unterhalb der Fahrgasträume befin-den, oder

• die von den Stromversorgungsleitungen innerhalb der Waggons erzeugt werden.

In modernen Zügen (vor allem ICE) dominiert oft der An-teil, der von der so genannten Zugsammelschiene, einem Kabelstrang unter dem Wagenboden, herrührt.

Abbildung 4.4 zeigt die mit einem Personendosimeter er-fasste Exposition einer Person, die mit Zug (ICE) und Auto (Taxi) unterwegs war. An der Messkurve fallen die starken Schwankungen des Magnetfeldes auf. Die Immissionen lagen zeitweise bei mehr als 10 µT. Aber auch im Auto treten erhöhte magnetische Wechselfelder auf. Diese sind zum einen auf die Zündanlage zurückzuführen, weshalb auch Anteile mit hohen Frequenzen im MHz-Bereich auftre-ten. Zum anderen erzeugen Stahlgürtelreifen durch ihre Drehung im Erdmagnetfeld magnetische Wechselfelder, deren Frequenz von der Fahrgeschwindigkeit abhängt. Die Magnetfelder in Personenwagen können insgesamt die gleiche Stärke erreichen wie die Felder in Eisenbahnen.

Risiken durch die Felder von Bahnanlagen und in Zügen

Epidemiologische Untersuchungen, die in mehreren euro-päischen Ländern durchgeführt wurden, ergaben ein er-höhtes Krebsrisiko für das Personal in Zügen. Aussagen über das Gesundheitsrisiko von Fahrgästen lassen sich aus diesen Befunden für eine Personengruppe, die während eines großen Teils ihres Arbeitslebens relativ starken Mag-netfeldern ausgesetzt ist, nicht ableiten.

Abbildung 4.3

Magnetisches Feld an einer elektrifizierten Bahnstrecke (Strom durch den Fahrdraht: 500 A)

0,1 10,0

Magnetische Flussdichte [µT]

0 100

100

Abstand von der Trassenmitte [m]

0 50

Höhe [m]

Im Vergleich mit der Zahl der Laboruntersuchungen zum Einfluss netzfrequenter Felder (50 Hz bzw. 60 Hz) auf den Organismus ist die Zahl der Arbeiten zu den Wirkungen von Feldern mit niedrigeren Frequenzen, wie sie bei der Bahn verwendet werden, gering. Da der

Wirkungsmecha-nismus für niederfrequente Magnetfelder in biologischen Systemen bisher nicht identifiziert werden konnte, kann nicht beurteilt werden, ob Befunde aus Experimenten mit netzfrequenten Feldern auf 16,7 Hz-Felder übertragen werden können.

Maßnahmen zur Verminderung der Expositio-nen

Die 26. Verordnung zum Bundes-Immissionsschutzgesetz erlaubt derzeit entlang von Bahnstrecken Immissionen bis 300 µT. Vor dem Hintergrund der wissenschaftlichen Be-funde, die auf ein erhöhtes Gesundheitsrisiko durch die Felder der Bahn deuten, sollte dieser Grenzwert deutlich gesenkt werden, bzw. es sollte ein niedrigerer Vorsorge-wert zum Schutz der Bevölkerung eingeführt werden. In der Schweiz beträgt der aus Vorsorgegründen eingeführte Anlagengrenzwert nur 1,0 µT.

Bedingt durch die Art der Energieübertragung durch ein Ein-Phasensystem und die Art der Stromzuführung über

Oberleitungen sind die Möglichkeiten zur Minderung insbe-sondere der magnetischen Felder von Bahnanlagen durch konstruktive und betriebliche Maßnahmen gering. Wie im Falle der Übertragungsleitungen der allgemeinen Strom-versorgung, kann zwar bei den Bahnstrom-Über-tragungsleitungen durch Verkabelung eine deutliche Ver-minderung der durch elektrische und magnetische Felder belasteten Flächen erreicht werden, für die eigentlichen Bahntrassen mit den Magnetfeldern, die von Oberleitungen und Schienen ausgehen, gibt es bisher allerdings keine erprobten Minderungskonzepte.

In den Wagen wäre eine Minderung der magnetischen Expositionen der Fahrgäste, die von internen Quellen her-rühren, möglich. Hierzu müssten insbesondere die Versor-gungskabel so aufgebaut und verlegt werden, dass sich die Magnetfelder so weit wie möglich kompensieren bzw. dass der Abstand zu den Fahrgästen so groß wie möglich ist.

Der Umstieg von der Bahn auf das Auto führt in der Regel nicht zu einer Verminderung der Höhe der Magnetfeldbe-lastung.

4.6 Sicherungsanlagen

Zur Überprüfung von Zugangsberechtigungen, zur Verhin-derung von Diebstählen und zum Aufspüren von Metallen sind eine große Zahl von Sicherheitssystemen entwickelt worden. Die bisher überwiegend eingesetzten Anlagen arbeiten alle nach dem gleichen Grundprinzip: Sie reagie-ren auf Veränderungen eines künstlich erzeugten magneti-schen Wechselfeldes durch Magnetstreifen, die an Waren oder Erkennungsplaketten angebracht sind, oder durch ferromagnetische Gegenstände. Zukünftig werden ver-stärkt Systeme eingesetzt, bei denen durch hochfrequente Felder Informationen von Chips, die in Etiketten integriert sind, an einen Empfänger übertragen werden.

Warensicherungsanlagen

Diebstahlsicherungsanlagen in Kaufhäusern, Supermärkten und Bibliotheken können Sicherungsanhänger oder -etiket-ten über Entfernungen von einigen Metern feststellen. Bei bestimmten Anlagetypen werden zusätzlich Informationen von den Etiketten zu den Detektoren übertragen.

Warensicherungsanlagen arbeiten alle nach dem gleichen einfachen Prinzip: Ein Sender sendet ein Signal definierter Abbildung 4.4

Mit einem Personendosimeter erfasste Exposition einer Person, die mit Zug (ICE) und Auto (Taxi) unterwegs war

16

Magnetische Flussdichte [µT]

0 Taxi

ICE

14:00 19:00

9:00

Uhrzeit

Frequenz an einen Empfänger. Der Feldbereich zwischen Sender und Empfänger legt die Überwachungszone fest.

Wird ein Sicherungsanhänger oder -etikett mit einer spe-ziellen Charakteristik in die Überwachungszone gebracht, verursacht dies eine definierte Störung des Feldes, die vom Empfänger festgestellt wird. Dies führt dann zur Auslösung des Alarms. Um dieses einfache Prinzip möglichst stö-rungsfrei und für unterschiedliche Warengruppen zu reali-sieren, werden elektromagnetische Felder mit sehr unter-schiedlichen Frequenzen im Bereich 20 Hz bis 2,45 GHz eingesetzt. Manche Anlagen nutzen auch mehrere Fre-quenzen. Auch in Bezug auf andere Feldcharakteristiken gibt es starke Unterschiede zwischen den verschiedenen Systemen: Es gibt Anlagen, die mit einem reinen Sinussig-nal oder unterschiedlichen Pulsformen arbeiten, andere verwenden amplitudenmodulierte Felder oder Felder, die periodisch schwanken.

Genaue Informationen über die Stärken der verwendeten magnetischen oder elektromagnetischen Felder, über Fre-quenzen, Modulationen und Pulsformen stehen in vielen Fällen nicht zur Verfügung. Es gibt daher bisher keine um-fassende Übersicht über die Expositionen von Kunden und Personal im Bereich von Warensicherungsanlagen. In Ta-belle 4.4 sind einige Beispiele aus Messungen des ECO-LOG-Instituts und anderer Institutionen an Warensiche-rungsanlagen zusammengestellt, die das Problem der viel-fach sehr starken Expositionen verdeutlichen. Angegeben sind:

• die Betriebsfrequenz(en) der Anlage

• die maximale Stärke des Feldes in der Schleuse

• die Stärke des Feldes in der Mitte der Schleuse

• der Grenzwert für die Bevölkerung (gemäß 26. Ver-ordnung zum Bundes-Immissionsschutzgesetz bzw.

EU-Ratsempfehlung KOM(1998) 268)

• der vorgeschlagene Grenzwert für Herzschrittmacher-träger (eine allgemein gültige Normung besteht bisher nicht; die Bewertung für Arbeitsplätze erfolgt als Ein-zelfallbewertung anhand der vom Hersteller angege-benen Herzschrittmacherdaten; zur Orientierung sind die im Entwurf der VBG Unfallverhütungsvorschrift Elektromagnetische Felder 1997-12 aufgeführten Grenzwerte angegeben).

Künftig werden RFID-(Radio Frequency Identification-) Systeme, die derzeit in der Praxiserprobung sind, verstärkt zum Einsatz kommen, weil mit RFID die Warenlogistik ef-fektiver gemacht und Kassiervorgänge in Warenhäusern und Supermärkten erheblich verkürzt und ohne Einsatz von Personal durchgeführt werden können. Da es mit RFID möglich wird, alle gekauften Waren zu erfassen und über Kunden- oder Kreditkarten dem Kunden zuzuordnen, kön-nen mit dieser Technik zudem genaue Kundenprofile er-stellt werden.

Risiken durch die Felder von Warensiche-rungsanlagen

Die Werte in Tabelle 4.4 zeigen, dass die Grenzwerte für die Bevölkerung und erst recht die Grenzwerte für Herz-schrittmacherträger im Wirkungsbereich vieler Warensiche-rungsanlagen zum Teil erheblich überschritten werden.

Kunden halten sich in der Regel nur relativ kurze Zeit in den Feldern von Warensicherungsanlagen auf. Bei sehr empfindlichen Personen könnte die kurze Exposition je-doch unter Umständen ausreichen, um gesundheitliche Beeinträchtigungen auszulösen. Zudem zeigen Untersu-chungen, dass die Felder von Warensicherungsanlagen gerade in Kinderkopfhöhe besonders stark sind. Problema-tisch sind manche Typen von Warensicherungsanlagen vor allem für das Personal, das im Bereich der Schleusen ar-beitet und den Feldern unter Umständen während des gesamten Arbeitstages ausgesetzt ist. Das gilt bei be-stimmten Anlagetypen auch für das Personal, das die Si-cherungsetiketten an den Kassen mit Hilfe starker Felder deaktiviert.

Warensicherungsanlagen erzeugen nicht nur im Durchgangs-bereich vergleichsweise starke Felder, sondern außerdem auch Streufelder in der Umgebung.

Ein gewisses Risiko besteht auch für Träger aktiver Imp-lantate, insbesondere von Herzschrittmachern. Die Felder im Bereich vieler Warensicherungsanlagen können die Elektronik des implantierten Gerätes stören und Fehlfunkti-onen, Blockierungen oder Zerstörung des Geräts verursa-chen. Herzschrittmacher sind funktionsbedingt speziell für pulsförmige Signale empfindlich und zwar besonders im Frequenzbereich des Herzschlags. Die im Körper verlegte Elektrode des Schrittmachers wirkt gegenüber elektromag-netischen Feldern als Antenne. Die Elektronik von Herz-schrittmachern ist für die Verarbeitung schwacher, nie-derfrequenter elektrischer Signale ausgelegt, deshalb sind Störungen durch niederfrequente möglich. Aber auch Hochfrequenzfelder können zu Störungen von Herzschritt-machern führen, da sie in dem Gerät (je nach Typ unter-schiedlich stark) gleichgerichtet werden. Dies kommt einer

Demodulation, das heißt der Trennung eines Signals von seinem hochfrequenten Trägersignal, gleich und kann zur Beeinflussung der Funktion von Herzschrittmacher führen.

Zu RFID-Systemen liegen bisher lediglich erste Messergeb-nisse aus England vor. Diese zeigen, dass die internationa-len Grenzwertempfehlungen auch bei diesen Systemen vielfach deutlich überschritten werden.

Maßnahmen zur Verminderung der Expositio-nen durch Warensicherungsanlagen

Aus den vorliegenden Messungen ist zu schließen, dass die immissionschutzrechtliche Überwachung von Warensiche-rungsanlagen völlig unzureichend ist und dass die Überwa-chungsbehörden nicht willens oder in der Lage sind, zu-mindest die Einhaltung der gesetzlichen Sicherheitsgrenz-Frequenz Maximale Stärke des

Feldes in der Schleuse

Stärke des Feldes in der Mitte der Schleuse

Grenzwert Bevölke-rung

Grenzwert Herz-schrittmacherträger

µT µT µT µT

21 Hz 369,6 138,3 238,1 50,0

75 Hz 1307,3 171,0 66,7 13,45

218 Hz 1020,0 103,1 22,9 4,61

5,0/7,5 kHz 1282,1 7,2 6,25 1,11

6,3 kHz und höher 25,0 16,0 6,25 1,11

24 kHz 6,1 0,76 6,25 1,11

35,0 kHz 4,84 < 0,1 6,25 1,11

39,5 kHz 80,4 0,77 6,25 1,11

58,0 kHz 20,6 0,2 6,25 1,11

132 kHz 36,5 0,73 6,25 0,98

1,81 MHz 0,53 < 0,04 0,51 0,31

1,95 MHz 0,82 < 0,04 0,47 0,30

2,05 MHz 0,41 0,03 0,45 0,29

2,1 MHz 0,29 0,29 0,44 0,28

8,2 MHz 0,47 < 0,04 0,11 0,15

V/m V/m V/m V/m

2,45 GHz 29,0 4 61,0 61,4

Tabelle 4.4

Stärke der Felder von Warensicherungsanlagen

werte sicher zu stellen. Die Empfehlungen der Strahlen-schutzkommission zur vorsorgenden Minimierung der Ex-positionen aus dem Jahr 2001 werden bisher offensichtlich völlig ignoriert. Die SSK hatte empfohlen, bei der Entwick-lung von Geräten und bei der Errichtung von Anlagen die Minimierung von Expositionen zum Qualitätskriterium zu machen bzw. Maßnahmen zu ergreifen, um Expositionen durch elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder im Rahmen der technischen und der wirtschaftlich sinnvollen Möglichkeiten zu minimieren. Im Bereich der Warensicherung und -kontrolle ist dies mit Blick auf die bestehenden Missstände, vor allem aber auch im Hinblick auf die derzeit laufende breite Einführung von drahtlosen Warenidentifizierungssystemen RFID dringend notwendig.

Systeme zur Personenidentifizierung

Elektromagnetische Schleusen werden auch eingesetzt, um den Zugang von Personen zu Gebäuden oder besonderen Räumen zu kontrollieren. Systeme zur Personenidentifizie-rung funktionieren ähnlich wie WarensichePersonenidentifizie-rungsanlagen, nur dass statt eines Warenetiketts ein Ausweis abgetastet wird. Der Zugang wird nur für Personen freigegeben, die einen Ausweis mit entsprechender Autorisierung mit sich führen, bzw. deren Aussehen oder andere persönliche Merkmale mit den auf dem Ausweis gespeicherten Daten übereinstimmen. Herkömmliche Systeme zur Personen-identifizierung arbeiten meist mit Frequenzen im Bereich von 6 bis 100 kHz, die Stärke der Felder reicht innerhalb der Spulen der Schleuse bis 60 µT. RFID-Systeme werden bereits jetzt und künftig in einem noch viel größeren Um-fang zur Personenidentifizierung eingesetzt. Systeme, bei denen der RFID-Mikrochip unter der Haut implantiert wird, sind bereits im Einsatz.

Metall- und andere Gegenstandsdetektoren Auf Flughäfen, in Ministerien, Gerichten und anderen wich-tigen Gebäuden werden bereits seit langem Metalldetekto-ren eingesetzt, um zu verhindern, dass Waffen in beson-ders zu schützende Bereiche gelangen. Diese Detektoren reagieren, wenn ein Gegenstand aus Eisen oder einem anderen ferromagnetischen Material in das Magnetfeld der Schleuse gebracht wird und dieses dadurch verändert. Die Durchgangsmetalldetektoren auf Flughäfen arbeiten übli-cherweise mit Frequenzen von weniger als 1 MHz. Die maximale magnetische Flussdichte liegt bei 0,1 mT. Metall-detektoren, die mit der Hand geführt werden und die

zu-nehmend zur Personenkontrolle auf Flughäfen eingesetzt werden, erzeugen in der Regel schwächere, lokal begrenz-te Felder.

Derzeit werden Detektoren erprobt, mit denen es auch möglich ist, nicht-metallische Gegenstände zu entdecken, z.B. Waffen aus keramischen Materialien oder Plastik-sprengstoff. Diese THz-Detektoren nutzen den Frequenz-bereich 0,1 bis 10 Terahertz (100 bis 10.000 GHz). Der THz-Bereich liegt also frequenzmäßig zwischen dem Mikro-wellen- und dem Infrarotbereich. Dieser Bereich des elekt-romagnetischen Spektrums wird auch als 'fernes Infrarot' bezeichnet. Den Grenzen des THz-Frequenzbereichs ent-sprechen Wellenlängen von 3 mm bis 30 µm. Lange Zeit galt der THz-Bereich des elektromagnetischen Spektrums zwar als wissenschaftlich interessant aber als technolo-gisch wenig attraktiv, weil der Bau von Sendern und Emp-fängern für diesen Frequenzbereich schwierig, technisch aufwändig und teuer ist. Seit einigen Jahren arbeiten je-doch Forscher auf der ganzen Welt an neuen Technolo-gien, um THz-Wellen für Informationsübertragung, Dia-gnostik und Überwachung nutzbar zu machen.

THz-Felder haben starke Wechselwirkungen mit polaren Materialien, durchdringen aber unpolare Substanzen. Die Absorptionsspektren vieler polarer Moleküle, wie Wasser, Kohlenmonoxid und Schwefeldioxid, weisen viele charakte-ristische Spektrallinien im THz-Bereich auf. Diese eindeuti-gen Signaturen der Moleküle im THz-Bereich können für das Umweltmonitoring, den Nachweis von Luftverschmut-zungen oder für Gassensoren genutzt werden. Biologisches Gewebe und andere biologische Bausteine haben ebenfalls charakteristische Signaturen im THz-Bereich. Indem aus-gedehnte Untersuchungsobjekte Punkt für Punkt durch-leuchtet werden, lassen sich zweidimensionale Imaging) oder sogar dreidimensionale Abbildungen (THz-Tomography) gewinnen.

In der Sicherheitstechnik eröffnen bildgebende THz-Verfahren neue Möglichkeiten. Bereits heute ist es mög-lich, mit THz-Kameras Menschen bis auf die Haut zu durch-leuchten: Tritt beispielsweise ein Passagier am Flughafen vor die Linse, durchdringen die Strahlen seine Kleidung, nicht aber den Körper selbst. Auf dem Kamerabild er-scheint er nackt, sogar Keramikwaffen oder Plastikspreng-stoff zeichnen sich deswegen ab, selbst wenn diese direkt am Körper getragen werden. Für ausreichend scharfe Falschfarben-Aufnahmen reicht sogar die Intensität der

Strahlung aus, die der menschliche Körper selbst im lang-welligen Spektralbereich aussendet. Mit Reaktionszeiten des Detektors unterhalb einer Sekunde und Reichweiten bis zu zwei Metern sind effektive Screening-Module denk-bar, bei denen Passagieren quasi im Vorbeigehen unter die Kleidung geschaut wird. Zurzeit wird auch daran gearbei-tet, mit Hilfe von THz-Wellen Mikroorganismen in geschlos-senen Behältnissen nachzuweisen (z.B. Sporen des Milz-branderreger in einem Briefumschlag).

Welche Risiken von Geräten ausgehen, die nicht nur passiv THz-Strahlung nachweisen, sondern selbst aussenden, um Personen oder Objekte zu 'durchleuchten', ist ungewiss (s.

Kasten 4.1)

Im Dokument EMF-Handbuch (Seite 68-74)