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Backgroundcheck Schweden

3. Backgroundcheck Open Access

3.1 Backgroundcheck Schweden

In den 1990ern begann die Open Access Entwicklung in Schweden und in den 2000ern nahm sie Fahrt auf.41 Frühe schwedische OA Initiativen waren 2003 das Directory of Open Access Journals (DOAJ), das weiterhin an der Universität Lund gehosted wird und SVEP, ein nationales Projekt, welches elektronisches Publizieren koordinieren sollte.42 2004 unterschrieb The Association of Swedish Higher Education (SUHF), die als Vertreter der schwedischen Hochschulen anerkannt ist, die Berliner Erklärung und ein Jahr später gab sie an ihre Mitglieder die Empfehlung heraus, Open Access Policies zu entwickeln. Mittlerweile haben alle Universitäten und großen Fachhochschulen in Schweden OAR.43 Das 2006 ins Leben gerufene Programm OpenAccess.se bietet landesweit Informationen und Aktivitäten rund um das Thema.

Forschungsförderung

In der Datenbank JULIET sind fünf große Forschungsförderungseinrichtungen gelistet, die Open Access Mandate mit unterschiedlichen Anforderungen an die finanzierten Forschenden vorweisen. Zuallererst ist das staatliche Swedish Research Council zu nennen, das der größte

38 Vgl. Høybråten, Dagfinn, 2014.

39 Vgl. Rabow, Ingegerd, 2008, S. 3.

40 Graaf, Maurits van der, 2008, S. 35.

41 Vgl. National Library of Sweden, 2015a.

42 Vgl. Rabow, Ingegerd, 2008, S. 1.

43 Vgl. National Library of Sweden, 2015a.

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schwedische Förderer von Forschung auf allen Gebieten ist. Auf seiner Webseite weist es darauf hin, dass von ihm unterstützte Forschung Open Access publiziert werden soll.44 Zudem ist es einer der Unterzeichner der Berliner Erklärung. Allerdings schließt seine Policy nur peer-reviewte Zeitschriftenartikel und Konferenzveröffentlichungen ein und erlaubt zudem eine Embargoperiode von sechs bis zwölf Monaten, je nach Publikationsart. Monographien und Buchkapitel sind nicht in die Vereinbarung einbezogen.45

Ebenfalls staatlich ist The Swedish Research Council Formas, das die gleichen Ansprüche wie das Swedish Research Council stellt46 und gleichermaßen die Berliner Erklärung unterzeichnet hat. Ein weiterer Forschungsförderer ist der Riksbankens Jubileumsfond, der einen Publizierungsbeitrag, also Unterstützung für Forschende, die Open Access publizieren, zahlt.47 Der Forschungsförderer Forte erwartet bei von ihm geförderter Forschung ebenfalls Open Access Publizierung48, genauso wie die Knut & Alice Wallenberg Foundation, die sich besonders auf die Förderung von geisteswissenschaftlicher Forschung spezialisiert und Unterstützung bei den durch Open Access anfallenden Kosten bietet.49

Organisation

Das Swedish Research Council wurde als Open Access koordinierende Instanz eingesetzt. Es untersteht dem Ministerium für Bildung und Forschung und berät in seiner Eigenschaft als Behörde auch die Regierung bei forschungsrelevanten Fragen. Das Council hat ein Open Access Mandat für von ihm finanzierte Forschung und im Auftrag der Regierung Vorschläge für nationale Richtlinien entwickelt. (siehe „Richtlinien“)

Die Nationalbibliothek Schwedens betreibt das Portal SwePub, über das OAR Inhalte gefunden werden können sowie das oben genannte Open Access Programm OpenAccess.se, das verschiedenste Open Access Initiativen und Projekte koordiniert und dabei Unterstützung, Infrastruktur, Dienstleistungen und internationale Zusammenarbeit bietet.50 Außerdem unterstützt und finanziert die Nationalbibliothek weitere Projekte im Zusammenhang mit Open Access und hat bereits heute erfolgreiche Initiativen gefördert (z.B. SVEP und DOAJ).51 Ihr wird ebenfalls die Rolle als „coordinator and catalyst for the OA agenda“52 zugeschrieben. Laut des Gesetzesentwurfs „Kunskap i samverkan – för samhällets utmaningar och stärkt

44 Vgl. Swedish Research Council, 2017.

45 Vgl. Morrill, Amanda, 2015, S. 11.

46 Vgl. The Swedish Research Council Formas, 2017.

47 Vgl. Riksbankens Jubileumsfond, 2017.

48 Vgl. Forte.

49 Vgl. Knut och Alice Wallenbergs Stiftelse.

50 Vgl. UNESCO, b.

51 Vgl. Hagerlid, Jan, 2011, S. 116.

52 Ebd. S. 117.

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konkurrenskraft” (Wissen in Zusammenwirkung – für gesellschaftliche Herausforderungen und gestärkte Wettbewerbsfähigkeit), der im November 2016 erschien, soll das Swedish Research Council für die Organisation rund um Open Access von Forschungsdaten verantwortlich sein und die schwedische Nationalbibliothek erhielt einen entsprechenden Auftrag für die Koordination in Bezug auf wissenschaftliche Artikel.53

Auch die SUHF setzt sich für Open Access Publizierung ein und koordiniert und unterstützt in ihrer Funktion als defacto Vertreter des Hochschulsektors auch deren Open Access Bestrebungen. Zurzeit hat die Vereinigung 37 Mitglieder, zusammengesetzt aus Universitäten und Fachhochschulen.54

Anreizsysteme für Open Access

Wie schon bei den Forschungsförderern erwähnt, erwarten viele der Institutionen das Publizieren der durch ihre Mittel finanzierten Forschung in Open Access. Auch der Publikationsbeitrag, der von einigen Finanzgebern gezahlt wird, wirkt als Anreiz für die WissenschaftlerInnen.

Dazu kommen die Open Access Mandate an vier schwedischen Hochschulen (Blekinge Institute of Technology, Chalmers University of Technology, Malmö University, Umeå University) sowie die Empfehlungen an weiteren zwölf Hochschulen.55

Die Attraktivität des Einsatzes von Universitätsrepositorien wird durch die vom Ministerium für Bildung und Forschung verlangten öffentlichen Berichte über den Forschungsoutput und die großangelegten Universitätsevaluationen gefördert.56 SwePub stellt für Forschende ein weiteres Zugmittel dar, da in diesem Portal ihre Open Access Publikationen automatisch sichtbar gemacht werden.57 Dennoch wird im oben genannten Gesetzesentwurf bemängelt, dass es an deutlichen Anreizen für Forschende fehlt Open Access zu publizieren. Vor allem gäbe es noch keine Mechanismen, um Forschende zur Publikation in Open Access Zeitschriften zu motivieren.58

Richtlinien für Open Access

In den Jahren 2014 und 2015 wurde vom Swedish Research Council und der Nationalbibliothek in Zusammenarbeit ein Vorschlagspapier für nationale Richtlinien im Hinblick auf Open Access für wissenschaftliche Information erarbeitet. Das Papier umfasst eine Zehn-Jahres-Perspektive

53 Vgl. Hellmark Knutsson, Helene, 2016, S. 108.

54 Vgl. SUHF.

55 Vgl. National Library of Sweden, 2015.

56 Vgl. Rabow, Ingegerd, 2008, S.1.

57 Vgl. Publications Office of the European Union, 2011, S.21.

58 Vgl. Hellmark Knutsson, Helene, 2016, S. 107.

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und Vorschläge sowie Richtlinien für die nähere Zukunft.59 Das ausgewiesene Grundprinzip der Richtlinien ist, dass Schrift- und Kunstwerke sowie Forschungsdaten, die mit öffentlicher Finanzierung entstanden sind, Open Access publiziert werden müssen. Im Januar 2015 wurde es an die Regierung weitergegeben. Daraufhin fand eine Anhörung mit Vertretern der relevanten Akteure statt, bei dem die im Vorschlagspapier genannten Zielstellungen festgelegt wurden und eine Vorarbeit für den bereits erwähnten, nun veröffentlichten Gesetzesentwurf „Wissen in Zusammenwirkung“, geleistet wurde.60

Qualitätsprüfung für OAR

In den Recherchen zu nationalen Qualitätsstandards für OAR konnten keine solchen gefunden werden. Auch die Europäische Kommission zieht diesen Schluss in ihrem Überblick über europäische Open Access Fortschritte von 2015. Laut dieses Berichts gibt es nur in Deutschland und Spanien etwas Derartiges.61 In Schweden sind daher derzeit noch keine mit dem DINI-Zertifikat vergleichbaren Qualitätsrichtlinien vorhanden.

Software für OAR

An der Uppsala University wurde die OAR Software DiVA entwickelt. Mittlerweile wird sie von über 40 schwedischen Einrichtungen genutzt62, die ein Konsortium bilden. Damit ist es in Schweden die am meisten genutzte Software. Gebaut wurde sie auf den offenen Systemen Fedora, Apache Solr and PostgreSQL.63