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Auswirkungen auf den asiatisch-pazifischen Raum

Auswirkungen auf den asiatisch-pazifischen Raum

Das Südchinesische Meer bildet eine der wichtigsten Schifffahrtsstraßen der Welt und soll neben reichen Fischgründen große unterseeische Gas- und Ölvor-kommen bergen. Die problematische Situation eines umstrittenen Zugangs zu Seewegen und Ressourcen wird durch die chinesische Flottenrüstung verschärft.

In der Region wird befürchtet, dass Peking damit seine Vormachtstellung festigen könnte. Denn China be-ansprucht den Großteil des Meeres für sich, wobei es in Konflikt mit Vietnam, Brunei, Malaysia und den Philippinen gerät.

Im Ostchinesischen Meer stoßen im Streit um die Senkaku-Inseln (chinesisch: Diaoyu) die Ansprüche Chinas und Japans aufeinander und führen zu Kriegs-szenarien.130 Ein Beispiel für wachsende Spannungen gaben Manöver im September 2012, in denen zu-nächst die chinesische Marine und dann amerikani-sche und japaniamerikani-sche Seestreitkräfte die Infiltration einer Insel und deren Rückeroberung übten. Im fol-genden Monat wurde der Flugzeugträger »USS George Washington« ins Südchinesische Meer entsandt, weni-ge Taweni-ge nachdem die Ostflotte der VBA dort ein Manö-ver abgehalten hatte.131

Aufgrund der Sicherheitsverpflichtungen der USA könnte ein Konflikt Chinas mit amerikanischen Ver-bündeten in eine sino-amerikanische Konfrontation münden. Allerdings erscheint ein militärischer Schlag-abtausch im Inselstreit, wie im Folgenden auszufüh-ren ist, weniger wahrscheinlich als im Falle eines Taiwan-Konflikts.

Maritime Territorialkonflikte

Symptomatisch für die wachsenden Spannungen in der Region war der Ausgang des Außenministertref-fens der ASEAN-Staaten in Phnom Penh im Juli 2012.

130 Siehe J. Michael Cole, »Japan Explores War Scenarios with China«, in: The Diplomat, 9.1.2012, <http://thediplomat .com/flashpoints-blog/2013/01/09/japan-explores-war-scena rios-with-china/>.

131 Bumiller, »Words and Deeds Show Focus of the American Military on Asia« [wie Fn. 124]; Petra Kolonko, »Machtfrage und Gewehrläufe«, in: FAZ, 26.9.2012, S. 6; »China provoziert mit Seemanöver«, in: NZZ, 20.10.2012, S. 8.

Zum ersten Mal in der Geschichte dieser Organisation südostasiatischer Staaten gelang es nicht, sich am Ende des Treffens auf eine gemeinsame Erklärung zu einigen. Ursache dafür war der Dissens, ob der Streit zwischen China und den Philippinen sowie zwischen China und Vietnam über einige Gebiete im Südchine-sischen Meer überhaupt im Abschlusskommuniqué erwähnt werden durfte.132 Schon den Zwist nur an-zusprechen wurde als nicht opportun angesehen.

China möchte die Territorialfragen bilateral klären.133

Bislang hat China in der friedlichen Beilegung von Territorialansprüchen eine durchaus positive Bilanz vorzuweisen. Seit 1949 wurde die Mehrzahl der strittigen Fälle bereinigt, zum Teil mit substantiellen Kompromissen zu Lasten der Volksrepublik.

Die USA dagegen drängen die ASEAN-Staaten, kollek-tiv mit Peking zu verhandeln, um zu verhindern, dass kleinere Staaten übervorteilt werden.

134 Eine Ausnahme bildet unter anderem der Streit um die Senkaku- und die Spratley-Inseln, in dem bis dato kein Kompromiss angeboten wurde. Im Gegenteil scheint China neue Fakten schaffen zu wollen. Indem es im Falle der Spratley-Inseln (chinesisch: Nansha) staat-liche Einrichtungen etabliert, soll ein neuer Status geschaffen werden, der – sofern er von Anrainer-staaten hingenommen wird – im Laufe der Zeit zu Normalität und Gewohnheitsrecht würde.135 Eine ähnliche Absicht verfolgt Peking mit der neuen Ver-sion des chinesischen Reisepasses. Er enthält eine Landkarte, in der der Grenzverlauf im Südchinesi-schen Meer so eingezeichnet ist, dass fast das ganze Gewässer einschließlich der umstrittenen Insel-gruppen der Volksrepublik zugeordnet ist.136

132 Kaplan, The Revenge of Geography [wie Fn. 11], S. 209.

133 Wu Shicun, »Who Are the Real Troublemakers in the South China Sea?«, in: Global Times, 6.11.2012, <www.globalti mes.cn/content/742715.shtml>; »China Threats Unacceptable«, in: Bangkok Post, 2.7.2013, <www.bangkokpost.com/opinion/

opinion/357860/china-threats-unacceptable>.

134 Fravel, »Regime Insecurity and International Cooperation«

[wie Fn. 11], S. 46, 56f

135 James R. Holmes, »Beijing’s Goal: A New Normal«, in:

The Diplomat, 4.12.2012, <http://thediplomat.com/the-naval-diplomat/2012/12/04/beijings-goal-a-new-normal/>.

136 Markus Ackeret, »Angewandte chinesische Geografie«, in:

NZZ, 27.11.2012, S. 5; J. Michael Cole, »China’s New Passport

Auswirkungen auf den asiatisch-pazifischen Raum

Begründet werden mit diesen Ansprüchen eine neue maritime »Superagentur«, die paramilitärische Einheiten diverser Ministerien und der Zollbehörde in einer »Nationalen Ozeanischen Administration«

zusammenfasst, und auch die Flottenrüstung.137 Auf dem ASEAN-Gipfeltreffen in Phnom Penh vom 18. bis 20. November 2012 mahnte der scheidende chinesische Premier Wen Jiabao zur Vernunft, um die Konflikte nicht eskalieren zu lassen. China und die ASEAN-Staaten hätten die Weisheit und die Fähigkeit, ihre Probleme ohne Einmischung von außen zu lösen.138 Allerdings gelten alle Mitglieder der neuen Führung in Fragen der chinesischen Außenpolitik als nationalistisch eingestellt und so gibt es wenig Bereit-schaft zur Einigung. Vielmehr wird eine »neue Mili-tanz«139 registriert, hervorgerufen durch eine Rede von Xi Jinping vor dem Politbüro im Januar 2013, in der er einen Kompromiss in territorialen Fragen ausgeschlossen habe. Zuvor hatte er ungewöhnlich stark betont, dass die VBA bereit sein müsse, Kriege zu planen, zu führen und zu gewinnen. Jedoch gibt es auch Mahnungen zur Vorsicht. Ein Xi nahestehender General der VBA, der Politkommissar Liu Yuan, warnte davor, einen »zufälligen« Krieg zu riskieren. Dabei argumentierte er nicht mit Sinn oder Unsinn eines Konfliktes, sondern politisch, dass ein erneuter Krieg die Modernisierung Chinas ein weiteres Mal zurück-werfen werde. China solle daher nicht ungeplant einen Krieg beginnen.140

Prominenter Streitfall sind die Senkaku-Inseln, eine unbewohnte Inselgruppe im Ostchinesischen Meer, rund 200 Kilometer von Taiwan und 2000 Kilometer von Tokio entfernt. Der Miniarchipel wird von Japan, China und Taiwan beansprucht.141

Sparks Controversy«, in: The Diplomat, 27.11.2012, <http://the diplomat.com/flashpoints-blog/2012/11/27/chinas-new-pass port-sparks-controversy/>.

Die Sprecherin des

137 Erickson, »China’s Modernization« [wie Fn. 59], S. 79;

Jane Perlez, »China Flexes Naval Muscle with a Unified Coast Guard«, in: International Herald Tribune, 29.7.2013, S. 5.

138 Qin Jize/Cheng Guangjin, »›Wisdom‹ will Help Solve Sea Disputes«, in: China Daily, 20.11.2012, <www.chinadaily.com .cn/china/2012-11/20/content_15942834.htm>.

139 Gordon G. Chang, »China’s New Militancy«, in: The Diplomat, 31.1.2013, <http://thediplomat.com/2013/01/31/

chinas-new-militancy/?all=true>.

140 Andrew Chubb, »Radar Incident Obscures Beijing’s Con-ciliatory Turn toward Japan«, in: China Brief, 13 (15.2.2013) 4, S. 9; Petra Kolonko, »Jetzt warnt sogar Chinas Militär vor einem ›zufälligen‹ Krieg«, in: FAZ, 7.2.2013, S. 6.

141 Sourabh Gupta, »Japan-China Relations: A Grand Bargain over the Senkaku (Diaoyu) Islands«, in: East Asia Forum, 17.2.2013,

<www.eastasiaforum.org/2013/02/17/japan-china-US-Außenministeriums, Victoria Nuland, erklärte im August 2012, die Inseln würden unter den Verteidi-gungspakt mit Japan fallen. Auf Nachfrage, ob Wash-ington die Inseln als japanisches Territorium betrach-te, sagte Nuland, dass die USA keine Position in dieser Frage bezogen hätten. Daraufhin erwiderte die staat-liche Volkszeitung in Peking, die Inseln seien chinesi-sches Territorium und wären daher nicht Gegenstand des Verteidigungspakts der USA mit Japan. Es gebe

»keinen Raum für Verhandlungen«.142 Einen Monat später beschloss das Kabinett in Tokio, dem japani-schen Besitzer drei Inseln abzukaufen. Peking protes-tierte und unterstellte Tokio imperiale Ziele. In der Folge wurden chinesische Patrouillenboote entsandt, um die »Souveränität des Landes sicherzustellen«.143 Der Konflikt führte zur düsteren Vision, man befinde sich wie 1914 am Vorabend eines neuen Weltkrieges.144

Außenministerin Clinton bezog vor ihrem Aus-scheiden im Januar 2013 Position zugunsten Japans.145 Damit bleibt der Konflikt auch eine amerikanisch-chinesische Ordnungsfrage. Die US-Regierung mag einen militärischen Konflikt zwischen Japan und China als absurd ansehen146

Wegweisend sind die Verhandlungen über Fische-reirechte zwischen Japan und Taiwan. Sie vereinbar-ten im April 2013, dass künftig Fischer beider Länder ungehinderten Zugang zu dem Gebiet haben, in dessen Zentrum die von Tokio kontrollierten Senkaku-Inseln liegen, die auch Taipeh für sich beansprucht.

Der Territorialkonflikt wird durch das Abkommen nicht gelöst; es sieht vor, dass die Ansprüche beider Länder durch die genannte Vereinbarung nicht

, wäre aber zwangsläufig Teil einer militärischen Eskalation. Insofern ist der Inselstreit einer der Testfälle, ob sich Chinas Aufstieg friedlich vollziehen wird. Wie die chinesische Führung ihre wachsende Macht nutzt und welche Reaktion sie auf ihr Handeln erfährt, schafft Präzedenzfälle und Verhaltensmuster, die das künftige Zusammenwirken im asiatisch-pazifischen Raum und darüber hinaus bestimmen.

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142 Jane Perlez, »Back in Asia, Clinton Tries to Tackle Volatile Island Claims«, in: International Herald Tribune, 4.9.2012, S. 3.

143 »Japan kauft Inseln, China kontert mit Schiffen«, in:

Die Welt, 11.9.2012.

144 Gideon Rachman, »The Shadow of 1914 Falls over the Pacific Ocean«, in: Financial Times, 5.2.2013, S. 13.

145 »We oppose any unilateral actions that would seek to undermine the Japanese administration.« Zitiert nach Hiroyuki Akita, »Clinton Offers Meaningful Senkaku Support before Resigning«, in: Nikkei Weekly, 11.2.2013.

146 Bader, Obama and China’s Rise [wie Fn. 28], S. 107.

Auswirkungen auf den asiatisch-pazifischen Raum

beeinträchtigt werden. Um Details und Streitfälle zu klären, wird eine bilaterale Kommission eingesetzt.147

Taiwan als politisches und geostrategisches Problem

Ähnliche Fortschritte mit Peking sind derzeit nicht absehbar.

Die schwerwiegendste Bedrohung für die Führung in Peking wäre eine Unabhängigkeitserklärung Taiwans, denn sie würde die Souveränität, territoriale Integrität und nationale Einheit der Volksrepublik in Gefahr bringen. Sie könnte separatistische Tendenzen in Tibet, der Inneren Mongolei und Xinjiang befördern und nicht nur die Einheit Chinas, sondern auch die Legitimation des chinesischen Regimes gefährden.

Unter anderem mit diesem befürchteten Domino-effekt lässt sich begründen, warum Taiwan für die chinesische Führung einen so hohen Stellenwert einnimmt, dass sie sogar einen Konflikt mit den USA riskieren würde. Darüber hinaus bildet Taiwan ein wichtiges Glied in der Kette amerikanischer Verbün-deter, die China den Zugang zur See erschweren, und damit ein geostrategisches Problem, ohne dessen Lösung Peking seine maritimen Ambitionen auf Dauer nicht durchsetzen kann.148 Taiwan ist das primäre Kriegsszenario und A2/AD-Fähigkeiten sind die ent-scheidenden Mittel, um eine amerikanische Inter-vention zum Schutz Taiwans zu verzögern oder zu vereiteln. Diese Zielsetzung hat daher den Großteil der Rüstung seit Mitte der 1990er Jahre absorbiert und bleibt wohl auch »Hauptaufgabe der VBA«.149

Die USA haben sich 1979 zum Schutz Taiwans verpflichtet (Taiwan Relations Act), daher kann ein Konflikt zu einer direkten sino-amerikanischen Kon-frontation führen. In der Vergangenheit wurde argu-mentiert, dass die USA im Kriegsfall Taiwan nicht unterstützen würden, weil sie nicht Los Angeles für Taipei riskieren würden.150

147 Patrick Zoll, »Japan und Taiwan wollen Fischgründe teilen«, in: NZZ, 12.4.2013, S. 3.

Denn chinesische strate-gische Nuklearwaffen sollen in erster Linie die USA von einer militärischen Intervention zur Verteidigung

148 Vgl. Alan M. Wachman, Why Taiwan? Geostrategic Rationales for China’s Territorial Integrity, Stanford, CA: Stanford University Press, 2007, S. 161.

149 DoD, Military and Security Developments Involving the People’s Republic of China 2013 [wie Fn. 68], S. 4. Vgl. Nathan/Scobell, China’s Search for Security [wie Fn. 4], S. 303.

150 Friedman, Seapower as Strategy [wie Fn. 5], S. 98.

Taiwans und einer direkten Bedrohung des chinesi-schen Festlandes abschrecken.151 Kritisch beobachtet werden dabei die amerikanischen Fähigkeiten zur Raketenabwehr in der Region. Zwar wären die USA nicht imstande, massive Raketenangriffe gegen Taiwan abzuwehren, könnten aber die chinesische nukleare Abschreckungsfähigkeit fragwürdig erschei-nen lassen, und so wäre amerikanische Handlungs-fähigkeit theoretisch selbst in einem für China erfolg-versprechenden Taiwan-Szenario gegeben.152

Schon heute hat sich die militärische Balance zwischen Volksrepublik und Taiwan zu Gunsten der VBA verändert, die im Konfliktfall einen intensiven, kombinierten Angriff durch Luft-, Marine- und

Raketeneinheiten und eine folgende Blockade Taiwans durchführen könnte.153 Falls sich das Kräfteverhältnis weiter verschiebt, könnte Washington eines Tages der Preis für die Verteidigung zu hoch erscheinen und sich Chinas bevorzugte Strategie durchsetzen, fried-lich die Kontrolle über Taiwan zu gewinnen.154

151 Siehe Chu Shulong/Rong Yu, »China. Dynamic Minimum Deterrence«, in: Muthiah Alagappa (Hg.), The Long Shadow.

Nuclear Weapons and Security in 21st Century Asia, Stanford, CA:

Stanford University Press, 2008, S. 161–187; Nathan/Scobell, China’s Search for Security [wie Fn.

So-lange aber Taiwan nicht zur Volksrepublik gehört, ist auch Liu Huaqings maritime Strategie nicht zu verwirklichen.

4], S. 312–315.

152 Friedman, Seapower as Strategy [wie Fn. 5], S. 99, 186; vgl.

Michael Paul, China und die Raketenabwehr. Instrument zur Einhegung oder Einbindung?, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik, Dezember 2012 (SWP-Aktuell 74/2012).

153 Vgl. Erickson, »China’s Modernization« [wie Fn. 59], S. 80;

Stokes, »Second Artillery Force« [wie Fn. 79], S. 150–152.

154 Vgl. Nathan/Scobell, China’s Search for Security [wie Fn. 4], S. 308.

Ausblick

Ausblick

Der Pazifische Ozean sei groß genug für China und die USA, erklärte Xi Jinping im Februar 2012.155 Die wirt-schaftliche Interdependenz dient als Argument dafür, dass es nicht im Interesse Chinas sei, in Konflikt mit der »Nr. 1« zu geraten.156 Tatsächlich ist die gegen-seitige Abhängigkeit so groß, dass manche ein sym-biotisches Verhältnis (»Chimerica«) zu entdecken glau-ben.157

Der sino-amerikanische Bilateralismus ist kein zukunftsweisender Ansatz, aber ohne ihn ist kein Fortschritt im Sinne der multilateralen Einbindung anderer regionaler Akteure möglich. So wäre zur Konfliktprävention eine bilaterale Übereinkunft auf militärstrategischer Ebene sinnvoll. Darin könnten Planungen offengelegt und neben abgestimmten Verhaltensregeln ein Instrumentarium reziproker Maßnahmen für den Krisenfall vereinbart werden.

Jedoch dürfte eine »pazifische Gemeinschaft«

ebenso weit entfernt sein wie eine NATO-ähnliche pazifische Vertragsorganisation unrealistisch ist, zumal wenn sie exklusiven Status hätte.

158

Dazu kann auf eine langjährige Kooperation (etwa das »U.S.-China Military Maritime Cooperation Agree-ment«-Forum) aufgebaut werden.159

155 »The vast Pacific Ocean has ample space for China and the United States.« So Xis Antwort auf schriftlich gestellte Fragen vor seinem USA-Besuch, zitiert nach »Views from China’s Vice President«, in: Washington Post, 13.2.2012.

Es gibt also keinen Mangel an Koordinationsmechanismen. Ausschlag-gebend ist vielmehr, ob China die USA als

Ordnungs-156 Wang Yusheng, »Can China and the U.S. Build a New Relationship?«, in: China & US Focus, 23.1.2013, <www.china usfocus.com/foreign-policy/can-china-and-the-u-s-build-a-new-relationship/>.

157 Niall Ferguson/Moritz Schularick, »›Chimerica‹ and the Global Asset Market Boom«, in: International Finance, 10 (2007) 3, S. 215–239.

158 Die Entwicklung von Verhaltensregeln wurde beim Besuch von US-General Martin Dempsey in Peking im April 2013 diskutiert. Vgl. Zbigniew Brzezinski, Strategic Vision:

America and the Crisis of Global Power, London/New York:

Basic Books, 2012, S. 177.

159 Siehe DoD, Military and Security Developments Involving the People’s Republic of China 2013 [wie Fn. 68], S. 61–64, 69–73;

Yang Yi, »A PLA Navy Perspective on Maritime Security Cooperation«, in: Erickson/Goldstein/Li (Hg.), China, the United States, and 21st Century Seapower [wie Fn. 56], S. 488–497.

macht im Raum als notwendiges Übel regionaler Stabilität zu akzeptieren bereit sein wird.

Die potentiellen maritimen Konflikte gehen über das sino-amerikanische Verhältnis hinaus und machen vielfältige Stabilisierungsmaßnahmen notwendig. Dazu zählen erstens eine verbesserte Transparenz durch vorherige Ankündigung umfang-reicher Schiffsbewegungen, zweitens vertrauens-bildende Maßnahmen wie gemeinsame Übungen der Marine und Küstenwache von Anrainerstaaten, drittens Erfahrungsaustausch sowie viertens neue Ansätze zur Regelung hochseepolizeilicher und hydro-graphischer Fragen.

Die regionale, ASEAN-zentrierte Sicherheits-architektur ist eine »unfertige Mixtur multilateraler Mechanismen mit überlappenden Verantwortlich-keiten«.160 Sie bietet jedoch Ansatzpunkte zu weiter-gehender Kooperation, so im erweiterten Format des Treffens der ASEAN-Verteidigungsminister.161 Auch könnte das ASEAN-Regionalforum zur Diskussion und Regelung von Sicherheitsfragen, Marinekooperation und Konfliktprävention ausgebaut oder im Kontext des »East Asia Summit« ein System kollektiver Sicher-heit angestrebt werden.162

Schließlich tangiert der chinesische Schutz mariti-mer Verbindungslinien den Zugang anderer Staaten wie Japan, Südkorea und Taiwan. Zu deren Schutz werden die USA ergänzende Fähigkeiten zur Verfü-gung stellen müssen, um in der Region ein Gegen-gewicht zur chinesischen Militärmacht zu bilden.

Dies umfasst Mittel zur ASB-Implementierung, Luft-abwehr und U-Boot-Abwehr bis hin zur Aufrechterhal-tung der erweiterten nuklearen Abschreckung.163

160 Thayer, »The Rise of China and Maritime Security« [wie Fn. 97], S. 21.

161 Das erweiterte ADMM-Format (ASEAN Defence Ministers Meeting) umfasst als Dialogpartner China, Südkorea, Japan, Australien, Neuseeland, Indien sowie Russland und USA (»ADMM Plus«).

162 Lora Saalman/Carlton Cramer/Sui Xinmin/David Fouse/

Lou Chunhao, Maritime Security in East Asia and South Asia, Peking: Carnegie Endowment, 25.3.2011, <http://carnegie endowment.org/2011/03/25/maritime-domain-security-challen ges-in-east-asia-and-south-asia/58ot>.

163 Vgl. Christopher W. Hughes, »China’s Military Moderni-zation: U.S. Allies and Partners in Northeast Asia«, in: Tellis/

Ausblick

Im Schatten der Aufrüstung Chinas hat ein »stiller Rüstungswettlauf« im asiatisch-pazifischen Raum begonnen.164 Speziell die Raketenproliferation dürfte weiter voranschreiten.165 Außerdem können neben der zunehmenden U-Boot-Rüstung neue Technologien wie Unterwasserdrohnen in einer Krise eskalierend wirken.166 Rüstungskontrollpolitisch wäre vieles sinnvoll und notwendig, aber schon eine Begrenzung der Raketenproliferation dürfte auf Widerstand stoßen und kaum ein Land wird bereit sein, sich bei eigenen maritimen Projekten einzuschränken. Aller-dings wären schon Gespräche darüber hilfreich, sofern politische Vorstellungen und Präferenzen der Teilnehmer offengelegt werden würden. Der Prozess könnte so transformierend und krisenpräventiv wirken.167 Ähnlich wie bei der Einbindung neuer Akteure im Washingtoner Flottenvertrag von 1922 (damals USA und Japan) sollte China in ein internatio-nales System der Rüstungsbegrenzung integriert werden.168 Dies betrifft auch die nukleare Rüstungs-kontrolle, soll der mit »New START« begonnene Ab-rüstungsprozess fortgesetzt und nukleare Prolifera-tion vermieden werden.169

Die Flottenrüstung Chinas und weiter wachsende militärische Fähigkeiten der VBA werden zur Folge haben, dass die USA nicht mehr nach Belieben im Raum operieren können. Eine exklusive Einflusszone Chinas im Westpazifik wird es dennoch auf absehbare Zeit nicht geben. Wahrscheinlicher ist ein Patt: Die US-Flotte wird nur noch begrenzte Kontrolle über das Ost- und Südchinesische Meer ausüben können, Chinas Flotte dagegen wird zunehmend regionale Machtprojektion betreiben. Beide Kontrahenten werden daher nicht umhin kommen, eine Macht-balance im asiatisch-pazifischen Raum anzustreben, wobei Peking eine bedeutendere Rolle als bislang

Tanner (Hg.), Strategic Asia 2012–13 [wie Fn. 18], S. 238f.

164 Ebd., S. 237. Vgl. IISS, Military Balance 2012 [wie Fn. 68], S. 205; Nathan/Scobell, China’s Search for Security [wie Fn. 4], S. 317; Geoffrey Till, Asia’s Naval Expansion. An Arms Race in the Making?, London: IISS, 2012.

165 Stokes, »The Second Artillery Force« [wie Fn. 79], S. 159.

166 Thayer, »The Rise of China and Maritime Security« [wie Fn. 97], S. 6f, 12–14.

167 Vgl. Emily O. Goldman, Sunken Treaties. Naval Arms Control between the Wars, University Park, PA: Pennsylvania State University, 1994, S. 240.

168 Vgl. ebd., S. 261

169 Siehe Michael Paul, Atomare Abrüstung. Probleme, Prozesse, Perspektiven, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, 2012, S. 192f; ders., China und die Raketenabwehr [wie Fn. 152], S. 4.

einnehmen würde.170 Verläuft diese Entwicklung kooperativ, könnte China zu einem »verantwortungs-vollen Treuhänder«171

Abkürzungsverzeichnis

globaler Güter avancieren. Es besteht aber auch die Gefahr, dass sich die Rüstungs-wettläufe in der Region verstärken und womöglich zu einer militärischen Konfrontation eskalieren.

A2/AD Anti-Access/Area Denial

ADMM ASEAN Defence Ministers Meeting ANZUS Australia, New Zealand, United States

Security Treaty ASB Air-Sea Battle

ASBM Anti-Ship Ballistic Missile

ASEAN Association of Southeast Asian Nations ASW Anti-Submarine Warfare

C4ISR Command, Control, Communications, Computers, Intelligence, Surveillance and Reconnaissance CRS Congressional Research Service

DoD Department of Defense FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung

IISS International Institute for Strategic Studies (London)

ISR Intelligence, Surveillance and Reconnaissance JCS Joint Chiefs of Staff

JOAC Joint Operational Access Concept LCS Littoral Combat Ship

NATO North Atlantic Treaty Organization

NYT New York Times

NZZ Neue Zürcher Zeitung PACOM Pacific Command RIMPAC Rim of the Pacific

SEATO Southeast Asia Treaty Organisation SLOC Sea Lines of Communication USARPAC United States Army Pacific USS United States Ship VBA Volksbefreiungsarmee ZMK Zentrale Militärkommission

170 Nathan/Scobell, China’s Search for Security [wie Fn. 4], S. 356–359.

171 Robert B. Zoellick, Whither China: From Membership to Responsibility? Remarks to National Committee on U.S.-China Relations, New York, 21.9.2005, <http://2001-2009.state.gov/

s/d/former/zoellick/rem/53682.htm>. Vgl. Friedberg, A Contest

s/d/former/zoellick/rem/53682.htm>. Vgl. Friedberg, A Contest