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3.1 Material und Methoden

3.1.6 Auswertung

Abb. 13:

Lagerungstechnik bei ventraler Überbeugung der Halswir-belsäule. Keil zur Unterlagerung der HWS (a). Die Vorder-gliedmaßen werden nach kaudal herausgezogen

Hauptstabilität der Wirbelsäule wird durch Bandscheiben und die angrenzen-den Wirbelkörperendplatten gewährleistet (Macy et al., 1999). Veränderungen der Endplattenform können dazu führen, dass sie ihre Abstützfunktion nicht ausreichend erfüllen und die Bandscheiben sekundär geschädigt werden. Zur Beurteilung der Endplatten ist die strenge latero-laterale Projektion geeignet.

Der dorso-ventrale Durchmesser der Wirbelkörper wurde von der kaudalen Endplatte des zweiten Hals- bis zur kaudalen Endplatte des ersten Brustwirbels gemessen. Als Messpunkte gelten der kraniale Endpunkt des Spinalkanals und der ventrale Übergang von Endplatte zur Ventralseite des Wirbelkörpers, sowie das kaudale Ende des Wirbelkanals und der ventrale Umschlagpunkt der End-platte in den ventralen Wirbelkörper (Abb. 14).

Abb. 14:

HWS, latero-lateraler Strahlengang. Messpunkte der dorso-ventralen Wirbelkörperhöhe (Pfeile)

Da sich die beurteilten Rassen deutlich in der Größe unterscheiden, wurden aus den gemessenen Parametern Quotienten gebildet, um sie miteinander ver-gleichen zu können.

Die Länge der kranialen Endplatten des dritten Hals- bis ersten Brustwirbels wurden miteinander verglichen, indem die des kranialen Wirbels durch die des jeweils kaudalen geteilt wurde. Das Verhältnis der kaudalen Endplatten zuein-ander wurde entsprechend dem der kranialen errechnet.

Um das Verhältnis der kranialen zur jeweils kaudalen Endplatte zu bestimmen, wurde die Länge der kranialen Endplatte durch die der kaudalen dividiert. Je kleiner der Wert ist, desto kürzer stellt sich die kraniale Endplatte im Vergleich zur kaudalen dar. Dabei können beide Varianten pathologisch verändert sein, indem ein großer Wert eine übermäßig lange, nach kaudo-ventral abfallende kraniale Endplatte beschreibt, oder ein kleiner Wert aus einer übermäßig lan-gen, degenerativ veränderten kaudalen Endplatte resultiert.

Ein physiologisches Verhältnis der einen Intervertebralspalt begrenzenden Endplatten gewährleistet der Bandscheibe eine ausreichende Abstützfunktion und wird durch das Verhältnis zwischen der kaudalen zur nachfolgenden krani-alen Endplatte beschrieben. Es ist anzunehmen, dass die Bandscheibe bei ei-ner großen Differenz der beiden Begrenzungsstrukturen unphysiologisch be-lastet wird und damit frühzeitig Anzeichen von Degeneration zeigt. Um diesen Zusammenhang zu untersuchen, wurde die kaudale Endplattenlänge durch die kraniale des nachfolgenden Wirbels geteilt.

3.1.6.2 Die dorso-ventrale Wirbelkanalhöhe

Bei der Dt. Dogge wurde die kraniale Wirbelkanalstenose als eine Ursache des Wobbler-Syndroms beschrieben (Olsson et al., 1982). Dabei ist das Orificium craniale im Vergleich zum Orificium caudale deutlich enger angelegt und führt bei Bewegung dazu, dass das Rückenmark bei Beugung oder Streckung des Halses nicht ausreichend ausweichen kann und geschädigt wird. Für den Do-bermann ist eine entsprechende Ursache in der Literatur nicht erwähnt.

Die Wirbelkanalhöhe wurde vom kaudalen Ende des zweiten Hals- bis zum kaudalen Ende des ersten Brustwirbels bestimmt. Als Messpunkte des dorso-ventralen Wirbelkanaldurchmessers wurden das kraniale Ende des Wirbeldaches und der ermittelte Punkt am Wirbelkanalboden, der im rechten Winkel zum Boden unter dem Ende des Daches steht, festgelegt. Die kaudalen Punkte wurden durch den Schnittpunkt vom kaudalen Ende des Spinalkanals mit einer zu diesem Punkt senkrechten Linie auf das Wirbeldach festgelegt (Abb. 15).

Abb. 15:

HWS, latero-lateraler Strahlengang. Messpunkte der dorso-ventralen Spinalkanalhöhe (Pfeile)

An Hand der ausgemessenen Daten wurde das Verhältnis zwischen kranialem Wirbelkanaleingang und kaudalem -ausgang für den Dobermann ermittelt und mit anderen Rassen verglichen, indem der kranial gemessene Wert durch den kaudalen geteilt wurde.

Durch das Verhältnis zwischen kaudalem Ausgang und kranialem Eingang des Wirbelkanals wird ebenfalls eine wichtige pathophysiologische Beziehung zwischen den Wirbeln beschrieben, die zu der erwähnten dorso-ventralen Kompression führt. Um dieses Verhältnis zu errechnen, wurde die kaudale durch die kraniale Spinalkanalhöhe des folgenden Wirbels geteilt.

3.1.6.3 Die latero-laterale Wirbelkanalbreite

Fehlbildungen des Arcus vertebralis oder der Processus articulares können eine seitliche Myelonkompression bewirken. Asymmetrie kann röntgenologisch erkannt werden, wenn der Ursprung des Arcus vertebralis am Wirbelkörper nach medial verlagert ist, oder die Gelenkfortsätze deutlich ins Wirbelkanallu-men hineinragen.

Die Wirbelkanalbreite wurde vom zweiten Hals- bis ersten Brustwirbel auf dor-so-ventralen Röntgenbildern kranial am Beginn und kaudal am Ende des paral-lelen inneren Kortikalisverlaufs gemessen (Abb. 16).

Abb. 16:

HWS, ventro-dorsaler Strahlengang. Messpunkte der latero-lateralen Spinalkanalbreite (Pfeile)

Die pathologische Verengung der Spinalkanalbreite innerhalb eines Wirbels, wie sie bei Fehlbildungen auftritt, wurde durch das Verhältnis der Breite des kranialen zum kaudalen Orifizium untersucht.

Da Einengungen zwischen kaudaler und kranialer Wirbelkanalbreite des nach-folgenden Wirbels klinisch relevant sein können, wurden diese durch den Quo-tienten der kaudalen durch die kraniale Spinalkanalöffnung ins Verhältnis ge-setzt.

3.1.6.4 Die Wirbelkörperlänge

Die Länge der Wirbelkörper wurde dorsal und ventral vom dritten Hals- bis zum ersten Brustwirbel gemessen. Als Messpunkte dienten der dorsale kraniale und

kaudale Eckpunkt des Spinalkanals sowie der ventrale kraniale und kaudale Übergang zwischen der Endplatte und dem ventralen Wirbelkörper.

Die durchschnittliche Längenveränderung jedes Wirbelkörpers wurde durch die Bildung des Quotienten der dorsalen durch die ventrale Länge ermittelt. Die Änderung des Quotienten kann sowohl eine Verkürzung, als auch Verlängerung einer Größe als Ursache haben. So führt die Verkürzung der ventralen bei gleichbleibender dorsaler Wirbelkörperlänge, wie auch die Verlängerung der dorsalen bei gleichbleibender ventralen Länge zur Zunahme des Quotienten. Die Folge davon kann sein, dass sich der durchschnittliche Wert erhöht, obwohl sich der Wirbelkörper verkürzt.

Deshalb wurde zusätzlich die dorsale sowie ventrale Längenveränderung in Bezug zum kaudal folgenden Wirbelkörper gesetzt, indem die Länge des kranialen Wirbels durch die des kaudal folgenden geteilt wurde. Werte größer als eins beschreiben eine Verkürzung der dorsalen oder ventralen Länge des kaudalen Wirbels gegenüber dem kranialen, während Werte kleiner als eins bei einem entsprechend längeren Messwert des kaudalen Wirbels entstehen. Der errechnete Quotient entspricht dem Faktor, der den Längenunterschied zwischen beiden Variablen beschreibt.

3.1.6.5 Gehaltene Aufnahmen der Halswirbelsäule

Das Wobbler-Syndrom beim Dobermann ist unter anderem durch Instabilität charakterisiert (DeLahunta, 1971; Gage und Hall, 1972; Dueland et al., 1973;

Gage und Hoerlein, 1973; Parker et al., 1973; Hurov, 1979; Mason, 1979). An-hand gehaltener Aufnahmen wurde in dieser Untersuchung versucht, Normwer-te der nach ventral und dorsal gerichNormwer-teNormwer-ten Biegefähigkeit und der dynamischen Beugungsänderung zu ermitteln. Die Biegefähigkeit wurde als der Winkel zwi-schen zwei aneinander grenzenden Wirbeln festgelegt.

Die Winkel zwischen dem dritten und vierten bis zum siebten Hals- und ersten Brustwirbel wurden bei überstreckter Lagerung bestimmt. Dazu wurde eine Folie auf die Röntgenbilder aufgeklebt und eine Linie vom kranialen zum kaudalen dorsalen Eckpunkt des Wirbelkanalbodens jedes gemessenen Wirbels gezogen, die nach kranial und kaudal verlängert wurde. Der spitze Winkel α zwischen den

sich schneidenden Linien wird durch Anlegen eines Winkelmessers bestimmt.

Der ventrale Winkel β zwischen den beiden Linien muss größer als 180° sein. Ist β kleiner als 180°, erhält α einen negativen Wert.

In entsprechender Weise wurden die Winkel in überbeugter Lagerung ausge-messen. Dabei muss β kleiner als 180° sein, damit α einen positiven Wert erhält.

Ist β größer als 180°, so ist der Wert von α negativ.

Durch Subtraktion jeweils zweier aufeinanderfolgender Winkelungen wurde untersucht, ob sich bei dorsaler Überstreckung oder ventraler Beugung des Halses Winkel ergeben, die auf Instabilität schließen lassen. Die errechneten Werte wurden als Winkeländerung definiert. Es wurde jeweils der kaudale vom kranialen Winkel subtrahiert. Dadurch ergaben sich für die Halswirbelsäule bei jedem Tier 4 Differenzwerte, sofern ein vollständiger Datensatz vorlag. Um die Zahlen für die Rasse Dobermann beurteilen zu können, wurden sie mit der Winkeländerung anderer Rassen verglichen.

Für jedes Wirbelpaar wurden die Winkel α und β bei dorsaler Überstreckung und ventraler Überbeugung addiert. Der errechnete Wert wurde als Beweglich-keit eines Wirbelpaares definiert. Die BeweglichBeweglich-keit der Halswirbelsäule be-schreibt die dynamische Fähigkeit zur Bewegung durch kombinierte Betrach-tung der maximalen dorsalen und ventralen Biegefähigkeit. Entsprechend die-ser Definition steht ein größerer Wert für größere Beweglichkeit.

3.1.7 Vergleich von klinisch unauffälligen mit Wobbler-Patienten der