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Auswertung der repräsen- repräsen-tativen Umfrage bei

Im Dokument Christiane Ludwig-Körner (Seite 50-53)

baye-rischen Psychotherapeuten

Die Umfrage vom Herbst 2006 sollte der Kammer nähere Informationen über die Tätigkeitsstrukturen der Mitglieder und ihre Versorgungsangebote liefern, mit besonderem Schwerpunkt im Bereich Kinder-/Jugendlichenpsychotherapie. Zu diesem Zweck wurde eine repräsentative Stichprobe der Kammermitglieder

(ge-schichtet nach Altersgruppe, Geschlecht, Status der Tätigkeit, Region der Tätigkeit und Art der Approbation) zu Merkmalen der Ausbildung, Arbeitstätigkeit sowie der Therapieangebote für Kinder und Jugend-liche mittels eines speziell entwickelten Assessments befragt. (Zur Ausgangsstich-probe: Von den ca. 4.800 Kammermitglie-dern sind knapp 700 KJP und knapp 200 Doppelapprobierte[DA])

Es wurden 1.600 Fragebögen verschickt, 586 Bögen wurden ausgefüllt zurückge-schickt, der Rücklauf lag damit bei 36%.

Ein Vergleich mit den Schichtungsvariablen ergab, dass die Stichprobe repräsentativ ist für die bayerischen Kammermitglieder be-züglich Geschlechtsverteilung, Alter, Status der Berufstätigkeit (angestellt vs. freiberuf-lich vs. beides) und Region der Tätigkeit (ländlich vs. städtisch).

Der Anteil männlicher Psychotherapeuten liegt bei den PP bei rund 33%, bei den KJP bei 26% (ohne DA). Das Durch-schnittsalter liegt bei knapp 50 Jahren.

Verfahrensgrundlage der Approbation ist bei den Kinder- und Jugendlichenpsycho-therapeuten am häufigsten die analytische Psychotherapie (45%, ohne DA), bei den Psychologischen Psychotherapeuten die Verhaltenstherapie (50%). 10-15% aller Psychotherapeuten haben eine tätigkeits-bezogene Approbation (§ 12.4 PsychThG).

Allerdings haben die weitaus Meisten min-destens ein psychotherapeutisches Verfah-ren erlernt, lediglich 2% geben an, keine psychotherapeutische Aus- bzw. Weiterbil-dung absolviert zu haben.

In Oberbayern, insbesondere in den Groß-städten, arbeiten 57% der bayerischen KJP, rund 43% der bayerischen PP (ohne DA). 63% der befragten PP (KJP: 70%) sind (ausschließlich) in eigener Praxis tätig.

37% (KJP: 30%, ohne DA) sind angestellt tätig. Davon sind knapp 1/4, also 7% der Gesamtzahl (bei KJP 9%, ohne DA) ne-ben der Anstellung noch selbstständig in der Versorgung tätig. Die angestellten KJP (ohne DA) arbeiten am häufigsten in Bera-tungsstellen (58%, darunter zumeist in Er-ziehungsberatungsstellen), teilstationären bzw. stationären Jugendhilfeeinrichtungen (10%) oder sozialpädiatrischen Einrich-tungen (10%). Angestellte PP sind am

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häufigsten in Kliniken (33%, v.a. Psychia-trie sowie Psychosomatik-, Sucht- und allg.

Rehabilitation), Beratungsstellen (20,3%) sowie stationären und teilstationären Ju-gendhilfeeinrichtungen beschäftigt.

Angestellte arbeiten durchschnittlich rund 32 h/Woche (entspricht einem Stellenan-teil von 80%), Niedergelassene im Mittel 38 h/Woche. Lediglich 3% arbeiten bis zu 13 Stunden pro Woche in der Praxis, knapp ein Drittel der Niedergelassenen ar-beitet deutlich mehr als eine Vollzeittätig-keit (43-65 Stunden pro Woche: 31,5%).

Angestellte wenden rund 2/3 ihrer Arbeits-zeit für Psychotherapie auf, 1/3 für Verwal-tungstätigkeit. Bei Freiberuflern werden rund 75% der Arbeitszeit für Psychotherapie auf-gewendet, 25% für Verwaltungstätigkeit.

Übrigens arbeiten fast alle Psychoanalytiker (über 92%) niedergelassen in eigener Pra-xis, dagegen nur 67% der Tiefenpsycholo-gen und Verhaltenstherapeuten (plus 11%

niedergelassen plus angestellt). Von den Psychotherapeuten mit tätigkeitsbezogener Approbation arbeiten dagegen 63% als An-gestellte (11% ang. + niedergel.).

Die Untersuchung belegt die psychothe-rapeutische Unterversorgung im Kinder- und Jugendlichenbereich für Bayern.

Während die Befragten insgesamt eine allgemeine Unterversorgung und generell zu wenig Behandler beklagen, deuten die Einschätzungen vor allem auch auf Schnitt-stellenprobleme beim Übergang von der stationären zur ambulanten Behandlung hin (40% finden dies „sehr schwierig“, weitere 32% „schwierig“ auf einer 5-stufi-gen Skala von „überhaupt nicht schwierig“

bis „sehr schwierig“).

Nach einer Hochrechnung der Fallzahlen und dem Abgleich mit epidemiologischen Daten können etwa 54,5% der Kinder und Jugendlichen mit einer psychischen Störung psychotherapeutisch versorgt werden. Diese Schätzung ist eher als op-timistisch zu interpretieren, da auch Dop-pelzählungen stationär – ambulant in Kauf genommen werden. Zudem liegt diesen Zahlen die Annahme zugrunde, dass nur etwa jeder 5. auch tatsächlich eine Be-handlung aufsucht bzw. ein BeBe-handlungs- Behandlungs-angebot erhält (Inanspruchnahmerate von

15-20%, Petermann, 2005). Bezogen auf die tatsächliche Prävalenzrate, also die An-zahl aller, die behandlungsbedürftig wären, werden durchschnittlich nur ca. 11% der Kinder und Jugendlichen mit einer psychi-schen Störung behandelt.

Diese Zahlen erscheinen bei Abgleich mit anderen Studien zur Versorgungslage hinreichend plausibel. In der Bella-Studie (Ravens-Sieberer et al., 2007) wird ein Versorgungsgrad von 48,5% aus Eltern-befragungen geschätzt, eine Studie in Baden-Württemberg (Nübling et al., 2006) errechnet einen Versorgungsgrad von bis zu 35% basierend auf den Behandlungs-plätzen im System. Bei den zitierten Un-tersuchungen wurden auch Behandlungen bei Ärzten und Anderen einbezogen, wäh-rend sich die vorliegende Studie nur auf PP/KJP bezieht. Die vorliegende Erhebung kann insofern zwar einerseits zu einer Überschätzung der psychotherapeutischen Versorgungsmängel beitragen, sie kann an-dererseits aber auch für sich in Anspruch nehmen, dass psychotherapeutische An-gebote in ihrer ganzen Breite, also nicht nur im SGB V-Bereich, d.h. im Gesund-heitswesen, erfasst wurden, sondern auch im weiteren Sozialwesen, insbesondere in der Jugendhilfe (SGB VIII).

Insgesamt werden 71% der Kinder- und Jugendlichen-PT-Fälle mit den gesetzli-chen Krankenkassen abgerechnet, 14%

mit privaten Krankenkassen und Beihilfe-stellen, 7% über Kostenerstattung und 6%

mit Selbstzahlern.

Die Wartezeit für Kinder und Jugendliche auf einen freien ambulanten Therapieplatz liegt im bayernweiten Durchschnitt bei 14,4 Wochen (sd=15,6) bei niederge-lassenen Behandlern und 10,4 Wochen (sd=12,5) in Institutionen. Niedergelas-sene verhaltenstherapeutisch tätige Kin-der- und Jugendlichenpsychotherapeuten erhalten besonders große Nachfrage, ver-mutlich dadurch bedingt, dass es deutlich weniger gibt als psychodynamisch orien-tierte KollegInnen.

Es fällt auf, dass im Kinder- und Jugendli-chenbereich angestellt tätige Psychothe-rapeuten (unabhängig von der Art der Tätigkeit) einen leicht geringeren

Tätigkeits-umfang angeben als der Durchschnitt aller Therapeuten (im KJP-Bereich Angestellte arbeiten durchschnittlich 28 h/Woche, wäh-rend der Tätigkeitsumfang über alle Psycho-therapeuten bei 32 h/Woche liegt).

Die Studie ergibt weitere Belege für die schlechtere Versorgung in ländlichen Regi-onen: mehr Kostenerstattung, mehr Selbst-zahler sowie längere Wartelisten und mehr Anfragen nach Therapieplätzen belegen dies. Allerdings findet sich kein konsisten-tes Muster, nach dem beispielsweise die Situation in der Oberpfalz besonders dra-matisch oder die Situation in Oberbayern besonders gut wäre.

Die Schwerpunkte der psychotherapeuti-schen Tätigkeit mit Kindern und Jugendli-chen unterscheiden sich zwisJugendli-chen ange-stellter und selbstständiger Tätigkeit: Bei einem angestellten Psychotherapeuten, der mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, kommen auf jede Sitzung mit einem Kind oder einem Jugendlichen ungefähr ½ Sit-zung mit einer Bezugsperson, ½ SitSit-zung Diagnostik sowie ¼ Sitzung Gruppenbe-handlung. Bei einem niedergelassenen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeu-ten dagegen kommt auf jede 5. Sitzung mit Kindern und Jugendlichen eine Sitzung mit Bezugspersonen, Gruppentherapien spielen kaum eine Rolle. Ein freiberuflich tätiger Psychologischer Psychotherapeut mit Abrechnungsgenehmigung für Kinder und Jugendliche (rund 13% der PP in der Untersuchung) verwendet ca. ¼ seiner Arbeitszeit für Kinder und Jugendliche. Ist er doppelapprobiert, macht dieser Anteil immerhin 50% aus. Rund 70% der dop-pelapprobierten niedergelassen tätigen Psychotherapeuten in der Untersuchung behandeln Kinder und Jugendliche.

Gruppenpsychotherapie wird bayernweit eher von angestellten Psychotherapeuten durchgeführt, unter den niedergelassenen nimmt sie einen sehr geringen Zeitanteil ein.

Die Kammer wird die Ergebnisse der Stu-die, die hier nur skizziert werden können, in die politischen Diskussionen einbringen, um auf eine Verbesserung der psychothe-rapeutischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen hinzuwirken.

Bayern

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Kurznachrichten

Palliativversorgung:

Symposium der PTK Bayern Am 24.11.07 veranstaltete die PTK Bay-ern in München ihr erstes Symposium zur Palliativversorgung. Bei der Eröffnung des Symposiums führte Vizepräsident Dr.

Bruno Waldvogel aus, dass „sich nicht nur die körperlichen Beeinträchtigungen und Schmerzen auf das psychische Erleben auswirken, sondern dass sich umgekehrt zum Beispiel das Sinn- und Beziehungser-leben auf die Wahrnehmung der körperli-chen Beeinträchtigungen und des Schmer-zes auswirken und zentrale Elemente der erlebten Lebensqualität sind“. Die an-schließenden Vorträge vermittelten einen Überblick über die Palliativversorgung. In vertiefenden Workshops wurden u.a. fol-gende Themen bearbeitet und reflektiert:

Bereicherung und Belastung in der Arbeit mit Palliativpatienten, Lebenssinn, Trauer, Palliativversorgung von Kindern. In einer anschließend herausgegebenen Presse-mitteilung forderte die PTK Bayern anläss-lich der damals erwarteten Verabschiedung der Richtlinie zur Palliativversorgung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss, psychotherapeutischen Sachverstand und Psychotherapeuten in die Betreuung und Begleitung Sterbender und schwer chro-nisch erkrankter Menschen mit einzube-ziehen. Nach Redaktionsschluss wurde das Palliativ-Symposium am 15.03.08 in Nürnberg wiederholt.

Erste Bayerische landesweite Kinderschutzkonferenz

Am 26. November 2007 fand auf Einla-dung des Bayerischen Sozialministeriums die erste landesweite Kinderschutzkonfe-renz in München statt. Eingeladen waren alle, die im Gesundheitswesen, dem Schul-wesen, der Jugendhilfe und im Sozialwe-sen Verantwortung tragen, um gemeinsam zu diskutieren, wie Kinder und Jugendliche besser vor Kindestötung, Misshandlung und Vernachlässigung geschützt werden können. Die PTK Bayern hatte zuvor ei-ne Stellungnahme eingereicht, in der v.a.

auf die Notwendigkeit der Früherkennung von psychischen Auffälligkeiten und

Ent-wicklungsstörungen hingewiesen wurde.

Sozialministerin Stewens nahm dies zum Anlass in ihrer Begrüßung und Einführung darauf hinzuweisen, dass innerhalb der Vorsorgeuntersuchungen auch auf die psy-chische Entwicklung von Kindern zu achten ist. Sie stellte das Konzept der Bayerischen Staatsregierung und die entsprechenden Gesetzesänderungen vor, nach denen ei-ne Verpflichtung zur Teilnahme der Kin-der an Vorsorgeuntersuchungen und eine Meldepflicht von Ärzten und Hebammen an das Jugendamt vorgesehen ist, falls An-zeichen einer Misshandlung entdeckt wer-den. Damit soll die Kooperation von SGB V (Gesundheitswesen) und SGB VIII (Ju-gendhilfe) verbessert werden. Auf Nach-frage wurde mitgeteilt, dass diese Melde-pflicht derzeit für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten nicht gelte. Diese müssten nach wie vor eine sorgfältige Gü-terabwägung vornehmen, was das Ein-halten der Schweigepflicht auf der einen bzw. die Meldung an das Jugendamt auf der anderen Seite anbelangt. Dabei müsse das Wohl des Kindes immer im Zentrum der Überlegungen stehen. Die erste baye-rische landesweite Kinderschutzkonferenz ist der Auftakt zur Gründung regionaler Kin-derschutzkonferenzen, die das Ziel haben, vor Ort Netzwerke von Helfern, Pädago-gen, Ärzten, Psychotherapeuten zu bilden.

Weitere Informationen erhalten Sie unter:

http://www.stmas.bayern.de/kinderschutz /index.htm

Ausbildungsinstitute-Treffen Am 15.11.07 trafen sich in der Kammer-geschäftsstelle wieder Vertreter der baye-rischen Ausbildungsinstitute mit Vertretern des Kammervorstands. Themen waren u.a.

aktuelle Informationen aus der Gesund-heitspolitik, die Zukunft der Ausbildung im Zusammenhang mit dem Forschungsgut-achten des Bundesgesundheitsministeri-ums, Probleme von Ausbildungskandidat/

innen insb. in Bezug auf fehlende Plätze für KJP-Kandidat/innen in psychiatrischen Kliniken und Möglichkeiten zur Integration von notfallpsychotherapeutischen Frage-stellungen in die Ausbildungskurse.

Ausbildungsinstitute in der Kammer-DV – Wahl der Vertreterin

Die Wahl des/der Vertreters/in der Ins-titute in der Kammer-DV wurde bei dem bayerischen Institutetreffen (SAAP-Treffen) durchgeführt. Gewählt wurde Susanne Fär-ber als Vertreterin (auch bisher in dieser Funktion).

Gespräche mit bayerischen Politikern

Insbesondere nach den personellen Verän-derungen in der bayerischen Politik boten sich bei verschiedenen Anlässen in den letzten Monaten erneut Gelegenheiten, mit führenden bayerischen Politikern in ih-ren neuen Funktionen Gespräche zu füh-ren (u.a. mit Ministerpräsident Beckstein, Finanzminister und CSU-Vorsitzenden Hu-ber, Gesundheitsminister Bernhard, Sozial-ministerin Stewens, Staatsminister Sinner, Europaminister Söder, Wissenschaftsmi-nister Goppel, InnenmiWissenschaftsmi-nister Hermann, Bezirkstagsvorsitzenden Hölzlein, bay.

Bundestagsabgeordneten und Vertretern der politischen Parteien). Insbesondere angesichts der anstehenden Landtags-wahlen ist bei der Politik eine besondere Offenheit und Zugänglichkeit vorhanden.

Gesundheitspolitische Themen werden voraussichtlich auch in den kommenden Monaten eine wichtige Rolle spielen.

Vorstand der Kammer:

Nikolaus Melcop, Peter Lehndorfer, Bruno Waldvogel, Gerda B. Gradl, Heiner Vogel, Angelika Wagner-Link, Benedikt Waldherr.

Geschäftsstelle

80336 München, St.-Paul-Str. 9

Post: Postfach 151506, 80049 München Tel.: 089/515555 – 0, Fax: – 25 Mo – Do 9.00 – 15.30, Fr 9.00 – 13.00 Uhr info@ptk-bayern.de www.ptk-bayern.de

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