• Keine Ergebnisse gefunden

3.3 D ATENANALYSE

3.3.1 Auswertung über die Analysesoftware DOMINO

Um während der Datenauswertung die Objektivität des Untersuchenden zu gewährleisten und einer Erwartungshaltung vorzubeugen, wurden die Probandendaten für den Datenauswerter einfach verblindet. Sie erhielten alle das weibliche Geschlecht und das Geburtsdatum des 01.05.1950. Sie wurden fortlaufend mit REM01–REM54 betitelt, wobei von der Reihenfolge nicht auf die Probandengruppen geschlossen werden konnte. Weitere Informationen zu den Patienten oder die Videoaufzeichnungen der PSG waren für den Untersuchenden nicht einzusehen. Die Verblindung erfolgte durch Herrn Torsten Schultze (erfahrener MTA-F in der Schlafambulanz der Hans-Berger Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Jena).

3.3.1.1 Atemkanalauswahl

Bei der Atemkanalauswahl galt es, den Atemkanal mit der stärksten und durchgängigsten Signalableitung für die spätere Bearbeitung auszuwählen, um die Zahl möglicher Atemartefakte zu minimieren. Bei allen Probanden konnte zwischen dem thorakalen, abdominalen und nasalen Atemsignal ausgewählt werden. Lediglich bei einem der Probanden (REM27) wurde aufgrund technischer Probleme nur die nasale Atemkurve aufgezeichnet und zur Auswertung weiterverwendet. Obwohl die nasale Atemmessung die Atmung als objektives Messverfahren sehr empfindlich registriert, war sie nicht immer zur Auswertung geeignet. Durch Verrutschen der Nasenbrille während des Schlafens wurde das Atemsignal zeitweise stark gestört und zeitweise nicht durchgängig registriert. Die Ableitungen mittels thorakaler und abdominaler Dehnungsgurte zeigten sich durch Lockerungen derselbigen in Folge von Bewegungen der Probanden ebenfalls störanfällig. Außerdem konnte es bei adipösen Patienten zu einer erhöhten Vorspannung der Gurte und einer damit einhergehenden Verfälschung des aufgezeichneten Signals kommen. Aufgrund dieser Gegebenheiten musste patientenindividuell der Atemkanal mit dem besten und durchgängigsten Signal zur weiteren Analyse herausgearbeitet werden.

Von insgesamt 54 Probanden wurde bei 41 das abdominale, bei acht das thorakale und bei fünf Probanden das nasale Atemsignal zur weiteren Bearbeitung ausgewählt.

3.3.1.2 Manuelle Markierung der Augenbewegungen

Die Markierung von phasischen Augenbewegungen mithilfe der EOG-Kanäle sollte es in der späteren LabVIEW Analyse ermöglichen, die AZV separat im phasischen und tonischen REM-Schlaf zu betrachten. Als Augenbewegung galt dabei ein in beiden EOG-Ableitungen deutlich entgegengesetzter Ausschlag. Gleichgerichtete Ausschläge in beiden Ableitungen oder nur eine einzelne Augenbewegung wurden nicht gewertet. Ab mindestens zwei deutlichen Augenausschlägen wurden Marker gesetzt. Diese Marker gaben den Beginn einer phasischen REM-Schlafphase durch fortlaufend ungerade Zahlen und das Ende durch fortlaufend gerade Zahlen an. Der ausgewählte Atemkanal wurde parallel dazu beobachtet. Begann eine Augenbewegung in einem Atemzug, setzte ich den Marker manuell an den Beginn des Atemzuges. Ebenso wurde ein angeschnittener Atemzug als ganzer Atemzug im pREM-Schlaf markiert (vgl. Abb. 4). Grobe technische Artefakte wurden von der Markierung ausgeschlossen, da sie die Biosignale stark beeinträchtigen (vgl. Abb. 5). Die Grenze zwischen zwei phasischen Episoden stellten mindestens zwei volle Atemzüge dar. Unterhalb dieser Grenze wurden die Abschnitte zu einer einzelnen Phase zusammengelegt. Dieses Vorgehen erwies sich als

3 Methodik 34 vorteilhafter, als sich nach der dazwischenliegenden Zeit zu richten, da die Atemzüge der Probanden individuell unterschiedlich lang waren. Durch Muskelzuckungen, Lagerungswechsel oder ein unruhiges Schlafverhalten kam es gelegentlich zu Ausschlägen in den EOG-Kanälen, welche Augenbewegungen vortäuschten. Da diese Artefakte allerdings höhere Amplituden, ein unruhigeres Kurvenmuster und synchrone Ausschläge in anderen Ableitungen (z. B. EMG oder Positionswechselanzeige) zeigten, konnten sie gut erkannt und von der Analyse separiert werden. Anschließend an die Markierungsphase wurden das Schlafprofil, die Atemkanäle und die Marker in ASCII Textdateien für die weitere Analyse mit LabVIEW exportiert.

Abb. 4: DOMINO: Marker41 und 42 (rot eingekreist) markieren die EOG-Ausschläge innerhalb einer phasischen REM-Schlafsequenz.

Abb. 5: DOMINO: TechnischesArtefakt während des Aufwachens (W).

3.3.1.3 DOMINO Reports

Die DOMINO Software bietet eine integrierte, automatische Analyse bestimmter Parameter an, die während der Schlafmessung aufgezeichnet wurden. Durch Einsichtnahme in die DOMINO Reports wurden als zusätzlich statistisch auszuwertende Parameter die mittlere AF im NREM- und REM-Schlaf, der AHI, der zentrale AI, der obstruktive AI, der gemischte AI, der gesamte ArI, der respir. ArI, die TST, der prozentuale Anteil der Schlafphasen an der TST, die Schlafeffizienz und der Schlafstadienwechsel-Index ausgelesen. Der AHI beschreibt die Anzahl an Apnoen und Hypopnoen pro Stunde. Er kann Hinweise auf schlafbezogene

Atmungsstörungen liefern. Der zentrale AI definiert die Anzahl zentraler Apnoen pro Stunde.

Nach diesem Prinzip werden beim obstruktiven AI die Anzahl obstruktiver Apnoen pro Stunde und beim gemischten AI die Anzahl gemischter Apnoen pro Stunde gewertet. Respiratorische Arousals sind durch respiratorische Stimuli hervorgerufene Weckreaktionen. Sie werden z. B.

bei einem Abfall der peripheren Sauerstoffsättigung registriert. Die DOMINO Software wertet die Arousals gemäß den Kriterien der American Sleep Disorders Association aus. Die allgemeine Begriffserklärung des Arousals als Weckreaktion wird im Kapitel 3.3.2.2 Umgang mit technischen und biologischen Artefakten näher erläutert. DOMINO unterteilt den ArI (Anzahl Arousals pro Stunde) in Untergruppen auf, wovon neben dem gesamt ArI noch der respiratorische ArI für die weitere Auswertung verwendet wurde. Die TST wurde von DOMINO prozentual für die Stadien W, N1, N2, N3, N4 und REM-Schlaf berechnet. Sie ist die während der kompletten PSG-Messung tatsächlich im Schlaf verbrachte Zeit. N3 und N4 wurden manuell zum aktuell gebräuchlichen Tiefschlafstadium N3 zusammengefasst (vgl.

1.1.1 Die Schlafarchitektur). Die Schlafeffizienz ist das prozentuale Verhältnis der TST zur im Bett verbrachten Zeit und kann Hinweise auf einen unzureichenden Schlaf sowie kausale Schlafstörungen liefern. Der Schlafstadienwechsel-Index gibt die Anzahl der Wechsel zwischen zwei Schlafstadien pro Stunde an und beschreibt die Schlafdynamik.