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3 Auswertung der Analyse

3.3 Ausblick: Roboter und ePersonhood

Abschließend soll kurz zu der vom Europäischen Parlament prominent aufgeworfenen Frage439 nach der Notwendigkeit der Schaffung eines speziellen rechtlichen Status für Roboter, einer sog. elektro-nischen Persönlichkeit oder ePersonhood440 eingegangen werden. Dieser Gedanke ist eng verknüpft mit der Frage, ob das bestehende Haftungsrecht ausreichend für die kommenden technischen Ent-wicklungen gewappnet ist.

Vor dem Hintergund der vorstehenden Untersuchungen lassen sich in Bezug auf den Einsatz von Assistenzrobotern keine evidenten Regelungslücken feststellen, die durch eine solche innovative Rechtsperson geschlossen werden müssten. Eine Einschränkung ist insoweit jedoch zu machen, da die vorliegende Untersuchung lernende Systeme nicht in den Blick genommen hat. Die teilweise vor-gesehene Adaptivität der Roboter wächst sich noch nicht zu einer Durchbrechung des Zurechnungs-zusammenhangs aus, die die dargestellten Regelungsprinzipien überfordert. Solange also noch nicht

„echte künstliche Intelligenz“ im Spiel ist, ist ein gesetzgeberischer Handlungsbedarf noch nicht zu erkennen.441

Der Vorschlag einer ePersonhood bleibt jedoch auch perspektivisch Bedenken ausgesetzt. Letztlich müsste auch eine „elektronische Person“ im Ergebnis durch einen Menschen vertreten werden,

ver-439 Bericht des Rechtsausschusses des Europäsichen Parlaments mit Empfehlungen an die Kommission zu zivilrechtlichen Regelungen im Bereich Robotik (2015/2103(INL)); abrufbar unter:

http://www.europarl.europa.eu/doceo/document/A-8-2017-0005_DE.html#title1 , zul. abgerufen am 03.

Januar 2020.

440 Lohmann, Ein europäisches Roboterrecht – überfällig oder überflüssig?, ZRP 2017, 168, 168.

441 Grützmacher: Die deliktische Haftung für autonome Systeme, CR 2016, 695, 698.

gleichbar mit dem vertretungsbefugten Organ einer juristischen Gesellschaft.442 Darüber hinaus be-steht auch die relevante Gefahr, dass in diesem Fall Roboter als eine Konstruktion zur Haftungsbe-schränkung eingesetzt werden könnten.443 Schließlich wird auch grundsätzlich bezweifelt, dass eine

„intelligente Maschine“ jemals eine hinreichende Einsichts- und Urteilsfähigkeit haben können wird, die einer Qualifizierung als Rechtsträger entsprechen kann.444

Angesichts der Bandbreite an Robotertypen ist insoweit auch ein vereinheitlichender Regelungsan-satz wenig erfolgversprechend, der nicht auf die spezifischen Umstände des EinRegelungsan-satzkontextes Rück-sicht nimmt.445 Auch für das Haftungsrecht ist insoweit ein differenziertes System der Haftungsre-geln anzustreben, das hinsichtlich der Haftungsadressaten und Haftungskonzepte die Differenzie-rungsmöglichkeiten der Rechtsordnung interessensgerecht nutzt.446

442 Spindler, Roboter, Automation, künstliche Intelligenz, selbst-steuernde Kfz – Braucht das Recht neue Haftungskategorien?, CR 2015, 766, 774.

443 Spindler, Roboter, Automation, künstliche Intelligenz, selbst-steuernde Kfz – Braucht das Recht neue Haftungskategorien?, CR 2015, 766, 775.

444 Müller-Hengstenberg/Kirn: Intelligente (Software-)Agenten, MMR 2014, 307, 308.

445 Lohmann, Ein europäisches Roboterrecht – überfällig oder überflüssig?, ZRP 2017, 168, 171.

446 Borges, Rechtliche Rahmenbedingungen für autonome Systeme, NJW 2018, 977, 982.

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5 Disclaimer

Die vorliegende Studie dient der Analyse der rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz von autonomen Robotern in Assistenzfunktionen. Es handelt sich um eine Untersuchung, die nach den Methoden und Standards rechtswissenschaftlichen Arbeitens auf Grundlage des zum Bearbeitungs-zeitpunkt geltenden Rechts durchgeführt wurde. Bei der Studie handelt es sich nicht um ein Produkt von Rechtsberatung.

Die ausgewählten Fallbeispiele sind fiktiv und knüpfen nur lose an bestehende Projekte an. Entspre-chend kann die rechtliche Prüfung der Sachverhalte nicht abschließend und bis ins Detail erfolgen.

Die Ergebnisse der Studie können somit lediglich als Orientierung und Leitlinien genutzt werden und ersetzen weder eine Prüfung des jeweiligen Sachverhalts noch eine Rechtsberatung im Einzel-fall. Unternehmerische Entscheidungen können nicht auf die Ergebnisse der Studie gestützt werden, ohne dass sie auf ihre Übertragbarkeit auf den konkreten Einzelfall validiert wurden.