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5.3 Verwaltung von Zertifikaten

5.3.1 Aufbau von Zertifikaten

In Anlehnung an das Zertifikatformat X.509 enthalten Privileg- und Deskriptive Attri-butzertifikate mindestens die folgenden Daten:

1. Inhaber-ID

2. Attribut- bzw. Privilegtyp

3. Attributwert bzw. Delegationsstufe

4. G¨ultigkeitszeitraum mit Start- und Enddatum 5. ggf. Erweiterungen

6. Aussteller-ID

7. Verwendeter Signaturalgorithmus

8. Signatur ¨uber den Hashwert des Zertifikatinhalts (1.-7.) 5.3.2 Regelwerk f¨ur Zertifikate

5.3.2.1 FileID-Berechnung

Ein Pr¨ufer V, der ein Zertifikat sucht, besitzt zu diesem Zeitpunkt nur sehr wenige In-formationen ¨uber Inhalte und Eigenschaften dieses Datensatzes.

Es wird angenommen, dass V ¨uber ein laufendes Authentifizierungs- und/oder Autori-sierungsverfahren (A&A-Verfahren) in direktem Kontakt zu einer End-Entit¨at E steht.

Autorisierung bezieht sich - als Einschr¨ankung der weiter gefassten Autorisierungsdefini-tion 3.2 - im Folgenden stets auf einen konkreten Privilegtyp, d.h. es wird gepr¨uft, ob E ein von ihr beanspruchtes Privileg tats¨achlich aus¨uben darf.

V ben¨otigt dann aus dem Verzeichnis verschiedene Zertifikate, um eine Zertifizierungs-kette zu generieren. Die Typen der anzufragenden Zertifikate unterscheiden sich jeweils nach dem aktuellen Prozess-Schritt (Authentifizierung oder Autorisierung) und dem Typ des Initialzertifikats der Kette. Dieses kann entweder vonEpr¨asentiert werden oder aber wird vonV auf Basis von durchEbereitgestellten Metadaten (z.B. Entit¨atsbezeichnung, beanspruchter Privilegtyp) aus dem Verzeichnis angefordert.

1. Initialzertifikat ist Deskriptives Attributzertifikat mit Attributtyp pk:

Dieser Fall kann sowohl in der Authentifizierung (bei der Herleitung des authenti-schen ¨offentlichen Schl¨ussels f¨ur E) als auch in der Autorisierung (zur Herleitung des authentischen ¨offentlichen Schl¨ussels des Ausstellers eines Privilegzertifikats) auftreten.V wird dann eine Zertifizierungskette aus Schl¨usselzertifikaten erstellen, d.h. alle Zertifikate sind vom Attributtyp pk.

Im Falle der expliziten Trust-Modellierung ist außerdem parallel zu jeder Kette von Schl¨usselzertifikaten eine Kette von Privilegzertifikaten des Typsci(pk) (siehe 3.7) zu erstellen.

2. Initialzertifikat ist Privilegzertifikat mit Privilegtyp pt:

V fragt dann f¨ur die Erstellung einer Zertifizierungskette Privilegzertifikate vom

Typptmit h¨oherer Delegationsstufepdan. Weiterhin pr¨uft er die Signaturen jedes erhaltenen Privilegzertifikats mittels des authentischen ¨offentlichen Schl¨ussels des Ausstellers. Um diesen Schl¨ussel zu ermitteln, muss jeweils eine Zertifizierungskette von Schl¨usselzertifikaten generiert werden.

3. Initialzertifikat ist ein Deskriptives Attributzertifikat mit Attributtypat:

Die Signatur des Ausstellers wird ¨uber eine Kette von Schl¨usselzertifikaten validiert (ggf. inkl. Privilegzertifikatketteci(pk)). Zudem wird eine Kette von Privilegzertifi-katen f¨ur das Privileg der Ausstellung von ZertifiPrivilegzertifi-katen des Typsa,ci(at), generiert.

Damit hat V in den verschiedenen F¨allen auch unterschiedliches Wissen ¨uber die Zer-tifikate, die er im Rahmen der Kettenerzeugung iterativ aus dem Verzeichnis anfordern muss. Es ergeben sich also nur zwei Typen von Zertifizierungsketten:

1. Ketten von Schl¨usselzertifikaten: V sucht ausschließlich Deskriptive Attributzerti-fikate vom Typ pk. Der konkrete Attributwert, n¨amlich der Public Key selbst, ist ihm nicht a priori bekannt. Der Inhaber des jeweils n¨achsten zu suchenden Zer-tifikats ist der Aussteller des aktuell betrachteten ZerZer-tifikats (begonnen mit dem Initialzertifikat).

2. Ketten von Privilegzertifikaten: V sucht Zertifikate vom Typpt, der direkt aus dem Initialzertifikat entnommen ist und sich ¨uber die gesamte Zertifizierungskette hin-weg nicht ¨andert. Die Delegationsstufe muss f¨ur das jeweils n¨achste Zertifikat gr¨oßer als die des aktuell betrachteten sein, die exakte Stufe ist allerdings nicht bekannt.

Der Inhaber des n¨achsten anzufragenden Zertifikats ist wie auch bei Schl¨usselzer-tifikatketten der Aussteller des aktuellen.

Weitere Informationen ¨uber die gesuchten Zertifikate liegenV also zu keinem Zeitpunkt vor. Damit kann die FileID nur aus diesen vorliegenden Informationen, n¨amlich dem Inhaber und dem Attribut- bzw. Privilegtyp des gesuchten Zertifikats erzeugt werden.

F¨ur die Berechnung der FileIDs von Zertifikaten ergibt sich daher:

f idcertp =ψ(Inhaber, P rivilegtyp)

f idcerta =ψ(Inhaber, Attributtyp) (5.1) Dabei ist ψeine Einwegfunktion, die auf einen Bitstring fester L¨ange m= 160 abbildet:

ψ:{0,1}× {0,1} → {0,1}m,

Im Folgenden wird ψ als konsistente Hashfunktion angenommen, die auf die Konkaten-ation von Inhaber und Privileg- bzw. Attributtyp angewandt wird:

ψ(Inhaber, T yp) =H(InhaberuT yp)

5.3.2.2 Behandlung der Zertifikatinhalte

Es ist nun festzulegen, in welcher Form die Datens¨atze selbst, also die Zertifikate, tech-nisch vorgehalten werden sollen.

Angreifer. Bereits f¨ur die stochastische Verf¨ugbarkeitsanalyse von Kademlia wurde angenommen, dass b¨oswillige Systemteilnehmer negativen Einfluss auf die Datenbasis aus¨uben k¨onnen. Ein Angreifer kann nun aber auch die Ermittlung m¨oglichst vieler In-formationen ¨uber die Datenbasis der gesamten AAI oder die f¨ur einen bestimmten Inhaber oder Aussteller publizierten Zertifikate anstreben (Angriff auf die Vertraulichkeit, siehe auch Kapitel 7).

Der Angreifer gewinnt dadurch nicht nur Informationen (z.B. ¨uber nicht-¨offentliche Pri-vilegien einer Entit¨at), sondern kann diese auch als Basis f¨ur andere Angriffe verwenden, z.B. indem er nur Zertifikate eines bestimmten Inhabers von seinem System l¨oscht.

Daher stellt sich die Frage, ob und wie die Vertraulichkeit von Zertifikatinhalten gesichert werden kann. Hierf¨ur sind grunds¨atzlich zwei Herangehensweisen denkbar:

1. Verschl¨usselung bei Zertifikaterzeugung:Bei der Erzeugung eines Zertifikats werden zun¨achst alle oder ausgew¨ahlte Felder verschl¨usselt. Erst danach wird der Datensatz signiert und das fertige Zertifikat ver¨offentlicht.

2. Verschl¨usselung bei Publikation:Das Zertifikat wird durch eineP2P-ZuSI-Methode im Zuge des Publikationsvorgangs vollst¨andig verschl¨usselt.

Verschl¨usselung bei Zertifikaterzeugung. Hier werden die Zertifikatinhalte zu-n¨achst in unkritische und in zu sch¨utzende Felder aufgeteilt. Letztere werden mit einem symmetrischen Schl¨ussel chiffriert. F¨ur die Schl¨usselerzeugungsfunktion

ξ :{0,1}l→ {0,1}m

k¨onnen nur die bereits in Abschnitt 5.3.2.1 vorgestellten Daten, n¨amlich Inhaber und Attribut- bzw. Privilegtyp verwendet werden, da sonst ein Pr¨ufer die Daten nicht ent-schl¨usseln kann. Als zu sch¨utzende Felder gelten insbesondere der Inhaber sowie Attribut-typ und -wert bzw. PrivilegAttribut-typ und Delegationsstufe. Erst nach der Chiffrierung erfolgt die digitale Unterschrift.

Ein Speicherknoten kann dann unkritische, aber f¨ur das Lebenszyklusmanagement in-teressante Daten wie das G¨ultigkeitsende des Zertifikats im Klartext lesen. Allerdings ben¨otigt er zur Verifikation der Authentizit¨at dieser Angaben den authentischen ¨offentli-chen Schl¨ussel des Ausstellers. Die Pr¨ufung der Signatur ist somit m¨oglich, aber mit Auf-wand f¨ur den Speicherknoten verbunden. Bei Weitergabe des Datensatzes beim Transfer on Join oder Republishing m¨usste jeder empfangende Knoten wiederum die Signatur des Ausstellers pr¨ufen, damit der Datensatz nur dann gel¨oscht wird, wenn er tats¨achlich nicht mehr g¨ultig ist.

Es ist außerdem zu beachten, dass das entstehende Zertifikatformat aufgrund der Ver-schl¨usselung nicht mehr g¨angigen Standards, z.B. X.509, entsprechen kann. Ein Wechsel der Algorithmen f¨ur Schl¨usselerzeugung oder Ver- und Entschl¨usselung w¨urde zudem dazu f¨uhren, dass alle Zertifikate neu ausgestellt werden m¨ussen.

Verschl¨usselung bei Publikation. F¨ur die Verschl¨usselung bei der Publikation des Zertifikats kommt ebenfalls nur ein symmetrisches Verschl¨usselungsverfahren in Frage, da die Entit¨aten, welche den Datensatz sp¨ater entschl¨usseln sollen, dem Einsteller nicht

bekannt sind. Er generiert also zun¨achst einen Schl¨ussel unter Verwendung einer Erzeu-gungsfunktion ξ wie oben und chiffriert damit das gesamte Zertifikat. Damit ist keine M¨oglichkeit zum Lebenszyklusmanagement gegeben, da die speichernden Knoten keiner-lei Informationen ¨uber die G¨ultigkeitszeitr¨aume der bei ihnen gespeicherten Zertifikate erhalten.

Die Erzeugung eines zus¨atzlichen Klartextteils, welcher nur zur Information der spei-chernden Knoten die G¨ultigkeitszeitr¨aume der Zertifikate enth¨alt, w¨are vom Standpunkt der Sicherheit aus nicht vertretbar, da f¨ur einen speichernden Knoten die inhaltliche Ver-kettung zwischen diesem Klartext und dem Chiffretext nicht m¨oglich w¨are. Daher k¨onnte auch nicht validiert werden, ob der angegebene Verfallszeitpunkt tats¨achlich dem im Zer-tifikat angegebenen entspricht.

Bei dieser Variante zur Vertraulichkeitssicherung k¨onnen die Verschl¨usselungsmechanis-men imP2P-ZuSI-Regelwerk gekapselt werden und nehmen damit keinen Einfluss auf die Zertifikaterzeugung seitens der IA-Entit¨aten. Die Zertifikate bleiben auf AAI-Schicht in einem standardkonformen Format. Weiterhin bleibt so eine gewisse Flexibilit¨at gewahrt, z.B. kann dasselbe Zertifikat unter Verwendung verschiedener Schl¨usselerzeugungs- und Verschl¨usselungsfunktionen chiffriert werden.

Der Vorteil der Integrit¨atssicherung des Chiffretextes bei der ersten vorgestellten Ver-schl¨usselungsvariante verliert einen Großteil seines Wertes, wenn man bedenkt, dass bei jedem Transfer eines Zertifikats der speichernde Knoten eine aufwendige Signaturpr¨ufung durchf¨uhren muss. Wird hingegen Verschl¨usselung bei Publikation angewandt, besitzt das Chiffrat selbst zwar keine Integrit¨atssicherung, aber nach der Dechiffrierung liegt - bei Erfolg der Entschl¨usselung - dem Pr¨ufer ein signierter Datensatz vor, dessen Integrit¨at dann validiert werden kann. Daher wird die Verschl¨usselung bei Publikation als Methode f¨ur die Vertraulichkeitssicherung in P2P-ZuSI eingesetzt.

5.3.3 Sicherheit

Erh¨alt ein Knoten eine Speicheraufforderung f¨ur ein Zertifikat, so kann er nicht pr¨ufen, ob FileID und Inhalt zusammenpassen. Er muss sich also darauf verlassen, dass eine korrekte Zuordnung vom publizierenden Knoten erzeugt wurde. In Kapitel 7 wird sp¨ater gezeigt, dass die Publikation von Zertifikaten mit falschen FileIDs zwar unn¨otig Speicherplatz belegt, aber zu keinen erfolgreichen Angriffen f¨uhrt.

Die FileID stellt sich dem speichernden Knoten als reiner Bitstring fester L¨ange dar. Auf-grund der Einwegeigenschaften der zu ihrer Erzeugung verwendeten Hashfunktion kann er daraus unmittelbar keine Informationen ¨uber den zugeh¨origen Datensatz herleiten.

Dasselbe gilt f¨ur den symmetrischen Schl¨ussel, mit dem ein Zertifikat chiffriert ist.

Ist ein Angreifer auf der Suche nach Zertifikaten eines bestimmten Inhabers, so kann er die bei ihm gespeicherten Zertifikate einem Brute-Force-Angriff unterziehen, indem er alle m¨oglichen Kombinationen von diesem Inhaber mit einem Attribut- oder Privilegtyp als Parameter f¨ur die Schl¨ussel- und FileID-Erzeugungsfunktion verwendet. Ein kluger Angreifer wird dabei mit dem h¨aufigsten Typ (erwartungsgem¨aß pk) beginnen und in Richtung absteigender H¨aufigkeit vorgehen. Da Zertifikate f¨ur den gleichen Inhaber und Attributtyp z.B. bei Schl¨usselzertifikaten verschiedener Aussteller f¨ur einen Inhaber

-dar¨uber hinaus die gleiche FileID und den gleichen Schl¨ussel besitzen, kann ein Angreifer dann direkt alle diese Zertifikate dechiffrieren.

Ein Angreifer, der in seiner Datenbasis Zertifikate anhand anderer Kriterien (z.B. Aus-steller) suchen oder generell m¨oglichst umfassende Information ¨uber seine Datenbasis erlangen will, muss im f¨ur ihn aufwendigsten Fall sogaralle im gesamten System m¨ogli-chen Kombinationen von Inhaber und Attribut- bzw. Privilegtyp ausprobieren, um die Kombinationen, die f¨ur die bei ihm vorliegenden Datens¨atze verwendet wurden, zu er-mitteln.

Generell kann keine vollst¨andige Sicherheit gegen¨uber b¨oswilligen Knoten gew¨ahrleis-tet werden: Da jeder Knoten zugleich auch Entit¨at der AAI sein kann und daher das Regelwerk zur Schl¨ussel- und FileID-Erzeugung kennt, kann er immer versuchen, die Kombination von Inhaber und Typ zu erraten - gelingt dies, kann er auch die chiffrierten Inhalte entschl¨usseln.

Je nach Gr¨oße des Netzwerks kann der Angriff mittels Brute Force jedoch aufwendig sein.

In einem realistischen Szenario ist zudem nicht davon auszugehen, dass ein Angreifer ¨uber vollst¨andige Kenntnis aller Zertifikatinhaber und Attributtypen verf¨ugt, wodurch diese Form des Angriffs erschwert wird.

Die Vertraulichkeitssicherung mit Hilfe der Verschl¨usselung bei Publikation ist nur als schwacher Schutz einzustufen. Die Schw¨ache basiert auf der Notwendigkeit, alle Zer-tifikate f¨ur AAI-Pr¨ufer anfrag- und entschl¨usselbar zu machen, w¨ahrend jeder P2P-Speicherknoten zugleich auch als AAI-Pr¨ufer auftreten kann. F¨ur diese Problematik exis-tiert also keine ideale L¨osung.

Dies hat zwei Konsequenzen f¨ur die Sicherheitseigenschaften von P2P-ZuSI:

1. Vertrauliche Zertifikatinhalte k¨onnen nicht vor dem Zugriff von im Sinne einer kon-kreten AAI unbefugten Entit¨aten (also Speicherknoten) gesch¨utzt werden. Damit sollte bei Zertifikaten mit sensiblen Inhalten (z.B. Attributzertifikate f¨ur biome-trische Muster, Privilegzertifikate f¨ur Berechtigung zur Verf¨ugung ¨uber gewisse Geldbetr¨age eines Firmenkontos) in Erw¨agung gezogen werden, diese außerhalb des Systems zu speichern.

Bei Privilegzertifikaten ist kein Vertrauen in die einzelnen Zertifikataussteller n¨otig.

Es ist nur von Belang, dass eine valide Zertifizierungskette existiert. Da diese also nicht vom Vertrauen des Pr¨ufers abh¨angt, ist es denkbar, f¨ur sensible Inhalte diese Zertifizierungskette offline bei der End-Entit¨at zu speichern und bei der Autorisie-rung bereitzustellen.

Ebenso k¨onnte bei Deskriptiven Attributzertifikaten verfahren werden, indem das betreffende Zertifikat (Typat) und die Zertifizierungskette von Privilegzertifikaten, welche die Ausstellungsberechtigung f¨ur den Inhaber belegt (Privilegtyp ci(at)), außerhalb des Verzeichnisses gespeichert wird. Dies sollte allerdings nur als Aus-weichm¨oglichkeit verstanden und im Regelfall vermieden werden.

Auch Pseudonymisierung von Privilegien ist in gewissen Szenarien (insbesondere bei hierarchischer oder hybrider AAI-Architektur) denkbar, um den Brute-Force-Angriff zu erschweren und die Bedeutung der Privilegien gegen¨uber Entit¨aten, die nicht zu einer definierten Gruppe autorisierter Pr¨ufer geh¨oren, zu verschleiern.

Im Kapitel 8 wird auf die sinnvollen Einsatzszenarien f¨ur P2P-ZuSI ausf¨uhrlich

eingegangen. Eine AAI, in welcher in signifikantem Umfang vertrauliche Privilegi-en und Attribute vorkommPrivilegi-en, ist jedPrivilegi-enfalls nicht der ideale AnwPrivilegi-endungsfall f¨ur ein verteiltes Verzeichnis, sondern es ist die Datenspeicherung in einer vertrauensw¨urdi-gen, von den Authorities der AAI kontrollierten Umgebung vorzuziehen. Je nach Vertraulichkeitsbedarf ist weiterhin eine nicht zertifikatbasierte AAI mit zentra-len Dienstanbietern hier m¨oglicherweise die bessere Wahl, sofern die vertraulichen Inhalte auch den Pr¨ufern nicht ungefiltert zur Verf¨ugung stehen sollen.

2. Das Brechen der Vertraulichkeit von Inhalten darf nicht zu erfolgreichen Angriffen auf weitere Sicherheitsziele f¨uhren. Insbesondere darf die Integrit¨at von Datens¨atzen nicht dadurch gef¨ahrdet werden, dass ein b¨oswilliger Speicherknoten Zugriff auf den Klartext der Zertifikate erlangt. Die erfolgreiche Modifikation von Zertifikaten darf also nicht m¨oglich sein. In Kapitel 7 wird dieser Umstand anhand eines formalen Modells des Systems verifiziert.

Die in 4.3 quantifizierten Analyseergebnisse st¨utzen sich auf das Angreifermodell ei-nesungezielt l¨oschenden Angreifers, in welchem der hier betrachtetegezielt l¨oschen-de Angreifer vollst¨andig enthalten ist. Die Verf¨ugbarkeitswahrscheinlichkeit kann sich somit gegen¨uber den Analyseergebnissen nicht verschlechtern.

Es ist aber stets zu bedenken, dass f¨ur einen erfolgreichen Angriff auf einen bestimmten Datensatz ein Knoten nicht nur die richtige Kombination von Inhaber und Typ kennen, sondern den Datensatz auch selbst gespeichert haben muss. Dazu muss er einer der k aktuell zust¨andigen Knoten sein oder zu einem fr¨uheren Zeitpunkt zuNb geh¨ort haben.

Ist ersteres gegeben und l¨oscht der Angreifer den Datensatz, ist gem¨aß der Analyse aus Abschnitt 4.3 dessen Verf¨ugbarkeit dennoch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit weiterhin gegeben.

5.3.4 Erweiterung der Speichermethodik zur Verbesserung des Load Balancing

Gem¨aß der FileID-Berechnung mittels Formel 5.1 sind die FileIDs f¨ur alle Zertifikate, welche den gleichen Inhaber und Attribut- bzw. Privilegtyp besitzen, identisch. Damit sind f¨ur diese Daten aber auch die gleichen Knoten zust¨andig, was Probleme verursachen kann, wenn f¨ur eine Kombination von Inhaber und Typ sehr viele Zertifikate existieren, z.B. in einem Web of Trust mit multiplen Schl¨usselzertifikaten f¨ur einen einzigen Teil-nehmer.

F¨ur solche Anwendungsf¨alle kann die Adressierung und Speicherung der Zertifikate im Netzwerk wie folgt angepasst werden:

1. Speicherung: Der Einsteller erzeugt eine FileID nach einem spezifischen Verfahren, z.B. als f idcert = H(InhaberuT ypuZuf allszahl). Dann ver¨offentlicht er den Datensatz mit dieser FileID.

2. Zuordnung: Um den Datensatz auffindbar zu machen, erzeugt der Einsteller einen Datensatz mit FileID f idmapping =H(InhaberuT yp) wie in Formel 5.1 und mit f idcert als Inhalt. Er sendet dann eine Speicheraufforderung an die Knoten aus Nf idmapping.

Ein Pr¨ufer sucht dann nachf idmappingund verwendet die dabei zur¨uckgelieferten tats¨achli-chen FileIDs, um die Datens¨atze zu beziehen.

Es ist unmittelbar einsichtig, dass die Knoten, welche die Zuordnungsdatens¨atze spei-chern, die ausschließliche Kontrolle ¨uber die Verf¨ugbarkeit der Zertifikate f¨ur eine be-stimmte Inhaber-Typ-Kombination haben. Daher verbessert diese Erweiterung die Ro-bustheit des Systems gegen¨uber Angriffen auf die Verf¨ugbarkeit von Datens¨atzen nicht.

Die Vorteile dieser optionalen Erweiterung beziehen sich ausschließlich auf die gleichm¨aßi-gere Lastverteilung auf mehrere Knoten hinsichtlich des belegten Speicherplatzes.

Allerdings verlangt die Erweiterung eine Anpassung des Replikationsfaktors. Die Verf¨ug-barkeitswahrscheinlichkeit eines Datensatzes setzt sich nun n¨amlich zusammen aus den Wahrscheinlichkeiten, dass der Zuordnungsdatensatzund das Zertifikat selbst verf¨ugbar sind.

Dementsprechend ergibt sich mit aktueller Replikazahl ˜km des entsprechenden Zuord-nungsdatensatzes und aktueller Replikazahl ˜kcf¨ur die Wahrscheinlichkeit, dass mehr als ein Replikat eines so gespeicherten Datensatzes bezogen werden kann:

p(˜k≥1) =p(˜km 1)·p(˜kc1)

F¨ur angestrebtes p(˜k 1) 0.99 gilt also unter der Voraussetzung, dass sich die Verf¨ugbarkeitswahrscheinlichkeit der Zertifikate und der Verwaltungsdatens¨atze gleich entwickelt3, also p(˜km1) =p(˜kc1) :

p(˜k≥1) 0.99

p(˜km 1) =

0.990.995

Die Verf¨ugbarkeitswahrscheinlichkeit jedes Zertifikats und jedes Zuordnungsdatensatzes muss also h¨oher sein als in einem System ohne die vorgestellte Erweiterung. Dies ist durch entsprechende Erh¨ohung des Replikationsfaktors (z.B. von 39 auf 42 in einem moderat fluktuierenden Netzwerk) realisierbar.

5.3.5 Fazit

Das vorgestellte System zur Speicherung und Adressierung von Zertifikaten erm¨oglicht das Auffinden aller Zertifikate durch einen Pr¨ufer. Zertifikate mit identischer Kombina-tion von Inhaber und Typ werden dabei unter derselben FileID, also auch auf denselben Knoten abgelegt. Load Balancing ist durch die Implementierung der in 5.3.4 pr¨asentier-ten Methodik realisierbar.

Das System bietet zus¨atzlich einen Grundschutz insbesondere gegen ungezielte Angrif-fe, bei welchen ein Knoten seine gespeicherten Daten analysieren will. Gegen gezielte Angriffe, bei denen Zertifikate bestimmter Inhaber dechiffriert werden sollen, wird nur ein geringer Schutz geboten. Dabei ist aber stets zu ber¨ucksichtigen, dass ein b¨oswilli-ger Systemteilnehmer nur Datens¨atze angreifen kann, auf die er Zugriff hat, d.h. die er speichert.

3aufgrund gleichen Publikationszeitpunktes, gleichen Replikationsfaktors usw.

5.4 Realisierbarkeit von Reputationsmanagement

Der Einsatz von Reputationsmanagement in einem P2P-Netzwerk erm¨oglicht die Bewer-tung des Verhaltens einzelner Knoten. Jedes Knotenpaar, das eine Transaktion beliebiger Art ausf¨uhrt, kann sich nach deren Ende gegenseitig bewerten. Die Reputation eines Kno-tens wird dann nach einem vorgegebenen Algorithmus aus den einzelnen Bewertungen gebildet. Ein Knoten, der eine Transaktion mit einem anderen durchf¨uhren will, kann dann auf Basis von dessen Reputationswert entscheiden, ob er dem Transaktionspartner vertraut oder lieber einen anderen w¨ahlt.

Es existiert eine Vielzahl von Reputationsmanagement-Ans¨atzen speziell f¨ur P2P-Umge-bungen, beispielsweise EigenTrust [KSG03], FuzzyTrust [SHZ05] oder der Ansatz von Anceaume [AnR06], welcher auf Anreizsysteme f¨ur regelkonformes Verhalten basiert. Al-lerdings sind weiterhin viele Fragen und Schw¨achen ungekl¨art, wie beispielsweise die Fra-ge, mit welchem Initialwert f¨ur die Reputation bei einem neu hinzugekommenen Knoten gestartet werden soll: beginnt man mit einem neutralen Wert, kann es f¨ur einen b¨oswil-ligen Knoten mit schlechten Bewertungen sinnvoll sein, offline und mit neuer NodeID wieder online zu gehen. Beginnt man hingegen mit einem negativen Wert, haben es neue Knoten schwer, ¨uberhaupt an Transaktionen teilnehmen zu d¨urfen und somit ihre Reputation zu steigern. Durch wechselnde IP-Adressen von Knoten und damit nicht-permanente NodeIDs wird diese Problematik noch versch¨arft.

Implementierte man Reputationsmanagement inP2P-ZuSI, so k¨onnten sich speichernde, publizierende und anfragende Knoten nach Ende jedes Publikations-, Republishing- oder Anfragevorgangs gegenseitig bewerten. Allerdings w¨urden sich hier wesentliche Schw¨achen zeigen. Ein Speicherknoten kann nicht ermitteln, ob ein empfangener Datensatz den Spe-zifikationen des Regelwerks gen¨ugt:

Statusinformation: Da eine Statusinformation nur aus einem Hashwert besteht, kann nicht gepr¨uft werden, ob dieser der passenden FileID zugeordnet ist.

Zertifikat: Da Zertifikate vollst¨andig verschl¨usselt sind, kann auch hier keine Ver-bindung zwischen Inhalt des Datensatzes und FileID hergestellt werden.

W¨are die Wahl auf Verschl¨usselung bei Zertifikaterstellung gefallen, so k¨onnte -mit entsprechendem Aufwand - diese Zuordnung gepr¨uft werden. Da-mit w¨urde sich die Bewertung von Transaktionen aber nur auf einen Teil der transferierten Da-ten beziehen, da die Zuordnung von Statusinformationen zu ihren FileIDs dennoch

W¨are die Wahl auf Verschl¨usselung bei Zertifikaterstellung gefallen, so k¨onnte -mit entsprechendem Aufwand - diese Zuordnung gepr¨uft werden. Da-mit w¨urde sich die Bewertung von Transaktionen aber nur auf einen Teil der transferierten Da-ten beziehen, da die Zuordnung von Statusinformationen zu ihren FileIDs dennoch