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Kinder finden in der Welt der digitalen Medien eine Vielzahl auf sie angepasste Angebote vor. Da gibt es zum Beispiel den Fernseher, der Kindersendungen anbietet, Kinderbücher, die digitalisiert und in interaktiver Form verfügbar sind und zahlreiche Apps für das Smartphone, die es Kindern ermöglichen, zu spielen, online zu kommunizieren und Videos zu schauen. Zu welchem Zwecke die Medien genutzt werden und wie viel Selbstsicherheit Kinder im Umgang mit digitalen Medien zeigen, hängt in der frühen Kindheit dabei von der elterlichen Bildung und Einstellung ab (vgl.

DIVSI, 2015, 16f.). Die Mediennutzung aller Geräte nimmt dabei mit dem Alter zu.

Abbildung 3: Altersentwicklung der Gerätenutzung von Kindern (DIVSI, 2015, S. 61)

2.2.1 Freizeit

Nach den Ergebnissen der miniKIM Studie 2014 werden die Tage der zwei- bis fünfjährigen Kinder hauptsächlich durch spielerische Aktivitäten drinnen und draußen bestimmt. Darauf folgt mit etwas Abstand, und ähnlich viel genutzt wie die Beschäftigung mit Büchern, das Fernsehen. Andere digitale Medien oder Bildschirmmedien spielen in diesem Alter noch eine untergeordnete Rolle. (vgl.

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2015, S. 7) Etwa die Hälfte aller

Vier- bis Fünfjährigen guckt mehrmals in der Woche Filme, Serien oder Fernsehsendungen, und zwar genau dann, wenn sie gerade im Fernsehen laufen.

Mediathek-Angebote, DVDs, Blu-rays, Videodienste im Internet und Streamingdienste werden in diesem Alter selten bis kaum genutzt. (vgl. Kinder Medien Monitor, 2020, S.

51ff.) Die Lieblingssender der Kinder bis fünf Jahre und auch der Sechs- bis Siebenjährigen sind dabei die Kindersender KiKa und Super RTL, die ein ganztägiges Programm anbieten. Bei den jüngeren Kindern im Kindergarten- und Vorschulalter erfolgt die Nutzung des Mediums Fernseher häufiger zielgerichtet als bei den älteren Kindern, die den Fernseher auch einfach so anschalten und sich überraschen lassen. Im Angebot der Sender und beliebt bei den Zwei- bis Fünfjährigen sind dabei Sendungen wie Unser Sandmännchen, Die Sendung mit der Maus, Wicki und die starken Männer und andere Zeichentrickfilme, Sesamstraße und KiKANiNCHEN. (vgl.

Medienpädagogischer Forschungsbund Südwest, 2015, S. 14f. & Medienpädagogischer Forschungsbund Südwest, 2019, S. 40f.)

Dem Fernseher als passivem Medium gegenüber stehen Smartphone und Tablet, die mit vielseitigen interaktiven Apps ein umfangreiches Angebot für Kinder in der frühen Kindheit bieten. Ein Blick auf Google Play1, den App Store für Smartphones mit Android-System, zeigt unter der Kategorie Apps > Kids > Bis 5 Jahre zum einen Unterhaltungsapps, aber auch Spiele. Mit YouTube Kids, KiKa-Player, Amazon Kids+, ZDFtivi oder Toggolino können Kinder zielgerichtet Videos abrufen, die für ihre Altersklasse als angemessen eingeschätzt werden. Bei den Spielen finden sich Puzzle, Mal-Spiele, Spiele zu Alltagsthemen (z.B. Kindergarten, Zahnarzt, Berufe, Hochzeit, Einkaufen, Krankenhaus, Fahrzeuge, Essen), Lernspiele zu Zahlen und Buchstaben, und Aktivitäten wie Nagelpflege, Ankleiden oder Hausdesign/Häuser einrichten. Eine weitere Art von Apps sind Telefon-Apps, die Kindern ein spielerisches Smartphone-Interface bieten. Für sechs- bis Achtjährige Kinder kommen mehr Unterhaltungsapps und Spiele der Kategorien Autorennen und Jump&Run hinzu. Auch virtuelle Haustiere oder Babys, um die sich gekümmert werden muss, sowie Abenteuerspiele, in denen die Kinder sich mit einem Avatar durch eine Welt spielen und Rätsel lösen müssen. Die Bildungsapps umfassen nun alle Themen der Grundschule und verschiedene Sprachen und auch Leseapps wie Conni Lesen oder Die Olchis.

1https://play.google.com/store

Auch traditionelle Spielzeuge ohne Bildschirm, wie Puppen, Autos und Bausteine, können als „Connected toys“ mit dem Internet verbunden und vernetzt werden und als digitales Medium den Weg ins Kinderspiel finden. (vgl. Eder &

Roboom, 2018, S. 126f.) 2.2.2 Bildung

Bildung wurde in Kapitel 1.1 als das Konstruieren eines Weltbildes anhand der Auseinandersetzung mit dem Umfeld und als grundlegende Aufgabe des Kindes definiert. Voraussetzung für den Bildungsprozess waren dabei kontextbasierte Vorerfahrungen, die es dem Kind ermöglichen, Neues mit Bekanntem in Beziehung zu setzen. Damit Kinder Medienangebote sinnlich erfassen können, müssen sie zunächst kommunikative, kognitive und emotionale Kompetenzen erwerben. Da die medienvermittelte Kommunikation wesentlich auf verständliche, konventionelle Symbole angewiesen ist, müssen Kinder zunächst die Verständigung mit Gesten, Sprache und Bildern lernen. Kognitiv müssen sie in der Lage sein, den Sinn des Medienangebots zu verstehen, die Absichten von Handlungsträgern nachzuvollziehen und Handlungsfolgen zeitlich zu erfassen. Emotional benötigen sie die Fähigkeit, eine thematische Auswahl zu treffen und zu verarbeiten, also interessierende Themen auszuwählen und bedrohliche Themen abzuwenden. (vgl. Charlton, 2007, S. 25) „Der Entwicklungsstand […] ist das Tor, das Medien, ihre Botschaften und die von ihnen offerierten Handlungsmöglichkeiten passieren müssen“ (Theunert & Demmler, 2007, S.

94). So entscheidet sich mit dem Entwicklungsstand, welche Formen des Medienhandelns und der Bildung durch Medien realisierbar sind. Den Rahmen für die Medienaneignung und Medienbildung für Kinder in der frühen Kindheit setzt dabei die Familie als zentrale Bezugsgröße in der sozialen Umwelt des Kindes. Sie bestimmen mit welchen Medien das Kind in welchem Ausmaß und in welchem Alter in Berührung kommen darf. (vgl. ebd., S. 95f.; vgl. DIVSI, 2015, S. 16f.)

Neben der sozialen und entwicklungsbedingten kontextuellen Ebene steht das Medium selbst. Die Art des Mediums und seine Inhalte und angebotenen Tätigkeiten liefern das Material für die möglicherweise bildende Beschäftigung des Kindes mit dem Medium. (vgl. Theunert & Demmler, 2007, S. 98)

Der Fernseher ist in der frühen Kindheit das primär genutzte digitale Medium und bietet neben Unterhaltung auch den Zugang zu Wissen und Themen, die über die konkrete Umwelt des Kindes hinausgehen (vgl. Medienpädagogischer Forschungsbund

Südwest, 2015, S. 15). Die Themen des Kindes sind in realen, wie in medialen Kontexten das, womit sich das Kind gerade in seiner Entwicklung und in seiner Lebenssituation beschäftigt, sodass in der Art wie Kinder auf Medien zugehen, von einer thematischen Voreingenommenheit gesprochen werden kann (vgl. Theunert &

Demmler, 2007, S. 95). Diese Themen umfassen jegliche Bereiche des Lebens. Am beliebtesten sind jedoch Prinzessin, Tiere, Märchen, Pferde und Bauernhof bei Mädchen und Autos, Feuerwehr, Piraten, Polizei und Dinosaurier bei Jungen (vgl.

Kinder-Medien-Studie, 2019, S. 99). All jene werden wie im vorherigen Kapitel beschrieben in den zahlreichen Spiele- und Unterhaltungsapps für Smartphones behandelt, sodass der Zugang zu interaktiven digitalen Medien über Interessen leicht gefunden werden kann. Dazu zählen auch Spielzeuge mit Internetzugang, die je nach Anspruch und Zielsetzung der Entwickler pädagogisch wertvoll sein können und frühe wissenschaftliche und technische Erfahrungen ermöglichen. (vgl. Eder & Roboom, 2018, S. 126f.)

„In einer Mediengesellschaft sind Medien ein Lebensmittel: Sie sind unverzichtbar, um den Alltag zu bewältigen, an der Gesellschaft teilzuhaben und verschiedene Rollen wahrnehmen zu können, um ein vollwertiges und handlungsfähiges Mitglied der Gesellschaft zu werden und zu bleiben. […]

Man könnte auch ohne Medien zurechtkommen, aber man würde auf Erlebnisse und Handlungsräume verzichten, welche Wohlbefinden und Lebensqualität vermitteln.“ (Süss, 2016, S.

43)

Süss bezieht sich in diesem Zitat auf die Rolle der Medien für das Heranwachsen von Jugendlichen, doch macht es deutlich, welche Rolle digitale Medien in der heutigen Gesellschaft spielen. Als integrierter Bestandteil des alltäglichen Lebens sind sie ein Teil der Realität, in die Kinder hineingeboren werden und mit dem sie sich in ihrer Erschließung der Welt auseinandersetzen müssen. (vgl. Fleischer, Kroker & Schneider, 2018, S. 46) Das Internet stellt einen virtuell unbegrenzten Lern- und Bildungsraum dar, mit dessen Nutzung die Grenzen hinsichtlich traditioneller Medien wie Radio, Printmedien, Kamera und anderen Informationsquellen, Unterhaltungsangeboten und Social Media immer mehr verschwimmen (vgl. Siller, 2016, S. 146). Mit der Digitalisierung und dem selbstverständlichen Aufwachsen der Kinder in einem Medienumfeld kommt die Notwendigkeit der Medienbildung in Familien und Kindertagesstätten (vgl. Fleischer, Kroker & Schneider, 2018, S. 47).