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Antifaschistische Seeleute und Hafenarbeiter aus Deutschland – Opfer des Massenterrors 1937/1938 1

1 Ruth Weihe (geb. 1921) ist freie Forscherin. Seit vielen Jahrzehnten befasst sie sich mit der Geschichte der Internationalen Gewerkschaft der Seeleute- und Hafenarbeiter (vgl. Ruth Weihe: Bibliographie zur Geschichte der Gewerkschaftsbewegung der Seeleute, Berlin 1989, 59 Bl.; dies.: Agitpropgruppen und revolutionäre Seeleute in den 20er und 30er Jahren, in: BzG, H. 1, 2001; dies. Biographies of seafarers hu resisted the Nazi Regime, in: The International Transport Workers Federation 1914-1945, Amster-dam 1997). Jahrelang sammelte sie Material über das Schicksal einzelner Seeleute und Hafenarbeiter in den Jahren nach 1933, als die Macht in Deutschland an Hitler und seine Partei übergeben worden war. Eine von ihr zusammengetragene Liste der Opfer des Nazi-Terrors wurde 2004 veröffentlicht (vgl.

Ruth Weihe: Hamburger Hafenarbeiter und Seeleute - Opfer des Nazi-Terrors, in: JahrBuch für For-schungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Heft I/2004). In Würdigung ihrer noch im hohen Al-ter fortgesetzten Bemühungen, auch das Schicksal derer aufzuhellen, die nach 1933 in die UdSSR emi-griert waren, veröffentlichen wir im Folgenden das Ergebnis ihrer Arbeit, bei der sie in den letzten Jahren von Heinz Sommer unterstützt wurde, wenn auch die dafür von der Autorin verwandten Quel-len nicht mehr festzustelQuel-len sind.

Bürgel, Wilhelm, geb. 1901, Seemann, emigrierte in die UdSSR, am 2. Juni 1942 in einem Arbeitslager gestorben. Rehabilitiert 1957.

Drechsler, Fritz(Brandt, August), geb. am 15. März 1905 in Remscheid, emi-grierte in die UdSSR, zuletzt in Archangel’sk tätig. Am 20. April 1942 in einem Arbeitslager gestorben. Rehabilitiert 1989.

Guske, Josef,geb. am 17. März 1904, Schiffer, wohnte bis 1933 in Klein Dö-beln, emigrierte in die UdSSR, zuletzt in Nizˇnij Tagil/Ural tätig. Soll in einem Arbeitslager gestorben sein. Rehabilitiert 1957.

Haberl, Christoph,geb. am 29. Februar 1904 in Kiel, Maschinist, wohnte in Hamburg, Trommelstraße 11, emigrierte in die UdSSR. Zum Tode verurteilt, am 6. November 1937 in Cˇeljabinsk erschossen.

Hartung, Willi Julius,geb. am 16. August 1910 in Zulow bei Schwerin, See-mann, emigrierte 1932 in die UdSSR, zuletzt in Batumi/Kaukasus tätig. Am 10. April 1938 zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt, in einem Lager gestorben.

Rehabilitiert 1965.

Hau(s)schild, Robert Hans Rudolf,geb. am 28. April 1900 in Gera, Hafen-inspektor, in Deutschland zuletzt wohnhaft in Berlin-Hirschgarten, Worm-dittenstraße 7, emigrierte in die UdSSR. Am 31. August 1936 verhaftet, am 28. Mai 1937 zu fünf Jahren Arbeitslager verurteilt, in einem Lager gestorben.

Rehabilitiert 1989.

Hocke, Max(Petz, Max), geb. am 30. November 1891 in Lagersdorf, Maschinist, wohnte in Hamburg-Pinneberg, Friedenstraße 50, emigrierte in die UdSSR.

1937 in Rostov am Don verhaftet, in einem Arbeitslager gestorben.

Hotopp, Albert(Lieben, Hermann), geb. am 20. September 1886 in Berlin, See-mann, Schriftsteller, emigrierte in die UdSSR. Am 22. Mai 1941 verhaftet, am 1. August 1942 zum Tode verurteilt, am 9. September 1942 erschossen. Reha-bilitiert 1989.

Janssen, Jan (Meinz, Hans Gustav), geb. 1900 in Hamburg, Seemann, emi-grierte in die UdSSR. Am 13. August 1938 verhaftet, am 29. Oktober 1939 zu fünf Jahren Arbeitslager verurteilt, am 8. November 1941 in einem Lager ge-storben. Rehabilitiert 1988.

Kolberg, Wilhelm,geb. am 31. Oktober 1897 in Glocken/Ostpreußen, Schiffs-heizer, wohnte in Hamburg, Mühlenstraße 8, emigrierte in die UdSSR, lebte in

Leningrad. Am 30. Juli 1937 verhaftet, am 10. Januar 1938 zum Tode verurteilt, erschossen. Rehabilitiert 1963.

Lütgens, Franz(Sohn von August Lütgens), geb. 1922, emigrierte mit der Mut-ter in die UdSSR, lebte in Moskau. Am 6. September 1941 verhaftet, gestorben im Gefängnis Nr. 5 des Gebiets Aktjubinsk.

Lütgens Lisa(Ehefrau von August Lütgens), geb. am 23. April 1902 in Meißen, emigrierte in die UdSSR. Am 10. September 1941 verhaftet, wegen angeblicher antisowjetischer Agitation zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt, am 28. Okto-ber 1948 im Lager Karaganda gestorben.

Müller, Wilhelm(Messerschmidt, Walter; Borutzki, Josef), geb. am 1. Dezem-ber 1903 in Berlin, Hafenarbeiter, emigrierte üDezem-ber Dänemark, die Niederlande, Frankreich, Danzig und Schweden in die UdSSR. Am 30. Juli 1937 verhaftet, am 10. Oktober 1938 zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt, am 7. August 1941 in einem Lager gestorben. Rehabilitiert 1995.

Niemand, Friedrich,geb. am 19. Januar 1902 in Ostrowo/Posen, Heizer, wohnte in Seidenberg, Friedlandstraße 6, emigrierte in die UdSSR. Am 20. September 1937 in Odessa erschossen.

Passarge, Carl Albrecht (Allinger, Karl; als Autor Rieckmann, Deike), geb. am 27. Januar 1908 in Lübeck, wohnte in Hamburg, Lachnerstraße 1, emigrierte in die UdSSR. Am 12. Dezember 1937 verhaftet, am 17. Januar 1938 zum Tode verurteilt, am 29. Januar 1938 in Leningrad erschossen.

Schmidt, Karl Friedrich,geb. am 14. Januar 1909 in Kiel, Schiffsheizer, wohnte in Hamburg, emigrierte in die UdSSR, war in Nizˇnij Tagil/Ural tätig. Am 4. Ja-nuar 1935 verhaftet, am 24. April 1936 zu sieben Jahren Arbeitslager verurteilt, in einem Lager gestorben. Rehabilitiert 1991.

Schröder, Rudolf,geb. am 29. August 1912 in Magdeburg, Seemann, wohnte in Bremen, Fichtenstraße 9, emigrierte in die UdSSR, war in Odessa tätig. Am 1. September 1938 zum Tode verurteilt, am 9. Oktober 1938 erschossen. Reha-bilitiert 1989.

Siebert, Wilhelm Valentin,geb. am 30. Januar 1889 in Kassel, wohnte in Ham-burg, Carolinenstraße, emigrierte über Dänemark, die Niederlande, Belgien in die UdSSR. Am 30. Juli 1937 verhaftet, zu Arbeitslager verurteilt, in einem La-ger gestorben.

Steinberg, Albert,geb. 1885 in Riga, Kapitän zur See, emigrierte in die UdSSR.

Am 7. Dezember 1937 verhaftet, am 26. Januar 1938 zum Tode verurteilt, am 11. Juli 1938 erschossen. Rehabilitiert 1989.

Templer, Franz August Otto,geb. am 12. Oktober 1889 in Malchow, Stauer, wohnte in Hamburg/Stellingen-Langenfeld, emigrierte in die UdSSR. Am 28. August 1937 verhaftet, am 10. Januar 1938 zum Tode verurteilt, am 15. Ja-nuar 1938 in Leningrad erschossen.

Trosin, Julius Franz,geb. am 15. Januar 1896 in Stettin, Hafenarbeiter, wohnte in Hamburg, Kentlersweg 333/III, emigrierte in die UdSSR, war in Moskau tätig. Am 4. August 1933 verhaftet, am 4. November 1933 zu zehn Jahren Ar-beitslager verurteilt, am 8. September 1941 zum Tode verurteilt, am 11. Sep-tember 1941 erschossen. Rehabilitiert in zwei Verfahren 1989 und 1990.

Vollbrecht, Franz,geb. am 15. Juli 1903 in Stolzenhagen, Matrose, wohnte in Hamburg, emigrierte in die UdSSR. Am 25. November 1937 verhaftet, am 10. Januar 1938 zum Tode verurteilt, am 15. Januar 1938 in Leningrad erschos-sen. Rehabilitiert 1957.

Weselowski, Richard Fritz,geb. am 20. April 1911 in Königsberg, Seemann, wohnte in Hamburg, Alter Steinweg 68/69, emigrierte in die UdSSR, war in Magnitogorsk/Ural tätig. Am 16. Mai 1937 verhaftet, am 5. November 1937 in Cˇeljabinsk erschossen.

Willert, Fritz,geb. am 30. August 1908 in Warkhallen bei Guben, Hafenarbeiter, wohnte in Hamburg, emigrierte in die UdSSR. Am 21. November 1937 ver-haftet, zum Tode verurteilt, am 5. Januar 1938 in Cˇeljabinsk erschossen. Reha-bilitiert 1997.

Z(C)iaja, Georg, geb. am 14. Juni 1881 in Gleiwitz, Gewerkschaftspublizist, emigrierte in die UdSSR, war in Leningrad tätig. Am 15. Mai 1937 als Martin Drescher verhaftet, zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt, am 4. Februar 1943 im Vorkutlag(er) gestorben. Rehabilitiert 1999.

Ziegler, Wilhelm,geb. am 18. Januar 1911 in Münster, Seemann, emigrierte in die UdSSR. Starb am 16. Dezember 1941 im Moskauer Gefängnis Butyrka.