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So differenziert die gewünschten Angebotsformen sind, so vielfältig scheinen auch die Angebotsinhalte sein zu müssen, damit sich Familien von diesen angesprochen füh-len. Je nach Lebensphase, in der sich die Familie befindet, zeigen sich unterschiedliche Bedarfe. Geht man von einem weiten Verständnis von Familienbildung aus, so um-fasst dies „Bildungsangebote für alle Phasen des Familienlebens von Geburtsvorberei-tungskursen und Beratung zur Säuglingspflege bis zu intergenerativen Bildungsange-boten mit Großeltern oder der Sorge für `hochaltrige Familienangehörige´ (Iller, 2012, S. 75) (Faas, Landhäußer, Treptow & Lange, 2017, S. 29).

Die Familien weisen je nach Le-bensphase oder Lebenslage unter-schiedliche Bedarfe nach

familien-bezogenen Angeboten auf.

Familienbildung stellt ein Ange-bot für alle Familien dar.

Neumann beispielsweise hat in ihrer ifb-Elternbefragung zur Familienbildung heraus-gearbeitet, dass sich Eltern mit Kindern unter drei Jahren häufiger allgemeine Infor-mationen und Beratung zur Familie

wün-schen und mit steigendem Alter der Kinder die Erziehung (zwischen 3 und 6 Jahren) sowie die Schulbildung (über 6 Jahre) im Fokus stehen. Für ein Drittel der Eltern mit Teenagern sind Informationen zu

Jugendli-chen und Pubertät bedeutsamer (Neumann, 2016, S. 26). Auch Rupp konstatiert dazu, dass die Angebote und Inhalte der Angebote auf die Altersgruppen der Kinder und den damit in den Familien aktuell anstehenden Diskursen zugeschnitten sein sollten (Rupp et al., 2010, S. 113). Dass Familien insbesondere in der Anfangsphase der Neu-gründung einer Familie einen hohen Bedarf an Unterstützung aufweisen, wurde be-reits in der Beschreibung der Angebotsnutzung (Bestand) deutlich. Familienbildung hat an dieser Stelle das Ziel Unsicherheiten aufzufangen und die Eltern in ihrer Rolle zu stärken. „Dabei kann Familienbildung typische Schwierigkeiten und Konflikte in der Phase des kritischen Übergangs bereits im Vorfeld thematisieren und Eltern dazu an-regen, frühzeitig Abstimmungsbedarfe wahrzunehmen und gemeinsam Strategien und Bewältigungsmöglichkeiten zu entwickeln sowie ihnen einen Ort des Austauschs und der gegenseitigen Unterstützung zu bieten.“ (Rupp et al., 2010, S. 176). Eine Fa-milienbefragung im Freistaat Thüringen machte ebenfalls deutlich, dass die Eltern bei der Geburt des Kindes, im Zusammenleben mit Kleinkindern beziehungsweise mit Kindern im Grundschulalter, aber auch beim Verlust eines Angehörigen sowie bei der Pflege von Angehörigen, einen erhöhten Unterstützungsbedarf aufweisen (Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit, 2014, S. 88).

Muschalik fasst noch einmal prägnant zusammen, woran sich die Familienbildung in-haltlich orientieren sollte. Und zwar umfasst dies:

• „die unterschiedlichen Lebensphasen sowie die Übergänge zwischen den Fa-milienphasen (z. B. werdende Eltern, Familien mit Schulkindern, Großeltern),

• die verschiedenen Familienformen (z. B. Paarfamilien, Alleinerziehende, Patchwork Familien) und

• die Lebenslagen und -situationen von Familien (z. B. Familien mit pflegebe-dürftigen Angehörigen, Familien mit Migrationshintergrund, von Erwerbslo-sigkeit betroffene Familien)“ (Muschalik & Jablonski, 2015, S. 16).

Muschalik verweist – wie oben dargestellt – ebenso auf die verschiedenen Familienformen, an denen sich bei der Gestaltung der Familien-bildungsangebote orientiert werden sollte.

Zudem wurde in der Darstellung der

Frequen-Familienbildung benötigt einen einheitlichen Familienbegriff, an dem sich alle Akteure

orien-tieren können.

tierung von familienbezogenen Leistungen (siehe Bestand) ebenfalls schon deutlich, dass das Nutzungsverhalten je nach Familienkonstellation abweicht. Auch im Zuge der schriftlichen Befragung sollten die Familien angeben, für welche Zielgruppen sie sich besonders Angebote wünschen. Hierbei wurde deutlich, dass es für Alleinerzie-hende, für Eltern von Jugendlichen, für Eltern mit Kindern mit Behinderung aber auch für Eltern mit jüngeren Kindern beziehungsweise Säuglingen explizit Angebote geben sollte.

Vor diesem Hintergrund stellt sich noch einmal mehr die Frage nach den Adressa-ten/Zielgruppen von familienbezogenen Angeboten. Auch wenn sich aus dem Gesetz (§ 16 SGB VIII) ein Anspruch für alle Eltern und andere Erziehungsberechtigte an fami-lienbildenden Maßnahmen ergibt (Wiesner, 2011, S. 189), wird in der Literatur zum Teil der Fokus auf die Familien mit besonderen Lebensumständen gelegt. So schreibt Walter, dass für die Familienbildung die Familien mit besonderen Bedürfnissen als Zielgruppe dienen. Hierbei führt er beispielsweise ausländische Familien, erwerbstäti-ge Mütter, Aussiedlerfamilien, sozial benachteiligte Familien, nicht verheiratete Paare mit Kindern, Stieffamilien oder Familien mit besonderen Belastungen an (Walter, 2001, S. 12). Faas relativiert diese eingeschränkte Sicht dahingehend, dass „Familien-bildung im Sinne von Prävention beziehungsweise Frühen Hilfen eher eng geschnitten auf funktionale Erziehungskompetenz und eine entwicklungsförderliche Lebensfüh-rung [ist]. Von der Adressatenseite bezieht sie sich zudem auf vermeintliche Risikofa-milien und ist oftmals fokussiert auf die Fragen der Kindeswohlgefährdung (vgl. Böl-lert & Peter 2014, S. 130). Obwohl sich dies in vielen Fällen und Konstellationen als notwendig erweist, sollte sich Familienbildung nicht auf dieses zumindest partiell pa-ternalistisch eingefärbte Format reduzieren lassen.“ (Faas et al., 2017, S. 29–30).

Die Familienbildungsakteure in Sachsen-Anhalt sprechen sich dafür aus, Familienbil-dung im Land für „alle“ Familien vorzuhalten. Hierbei sollten die Angebote die Be-dürfnisse aller Familienmitglieder beachten und auf die jeweiligen Altersgruppen der Kinder zugeschnitten sein. Besonderer Bedarf wird jedoch auch bei den Familien mit Migrationshintergrund gesehen. Diese sollten künftig vermehrt als Familie und nicht als Einzelfälle wahrgenommen werden. Die Notwendigkeit sich familienpolitisch auf einen einheitlichen Familienbegriff zu verständigen, wird aus diesem Grund überwie-gend als wichtig erachtet.

Rupp hält es ebenfalls für außerordentlich wichtig, im Bereich der Familienbildung eine grundlegende Verständigung darüber anzustreben, wie das Wesen der Familien-bildung sein sollte, insbesondere über

• „[…] Familie […] sowie die Vorstellun-gen von Erziehung […];

• ihre […] Adressaten und das zugrunde liegende Bild vom „lernenden

Gegen-

über“, d. h. darüber, welche Vorstellungen über das Lernen vorhanden sind und welche Konsequenzen dies für eine erwachsenen- und familiengerechte Ausgestaltung von Angeboten hat;

• ihre Ansatzpunkte und ihre übergeordneten Ziele sowie deren Reichweite und Grenzen, d. h. darüber, was durch familienbildende Angebote geleistet werden kann und was nicht, welche weiteren Unterstützungsformen darüber hinaus nötig sind und welche Schnittstellen mit angrenzenden Bereichen bestehen.“

(Rupp et al., 2010, S. 138)

Konkrete inhaltliche Wünsche von familienbezogenen Maßnahmen äußerten die Fa-milien im Rahmen der FaFa-miliendialoge. Hier bestand vorrangig der Wunsch nach Un-terstützung bei Antragstellungen sowie bei finanziellen Hilfen. Explizit genannt wur-den außerdem musikalische Angebote für Kinder, kinderfreundliche Cafés, Informati-onen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Entspannungskurse für Eltern und für Kinder, Kinderyoga, Sportangebote für Kinder unter 5 Jahren, Spielplätze, frühe In-formationen für Eltern sowie für hinzugezogene Familien.

Die ifb-Elternbefragung von knapp 1.200 Eltern zeigte zudem den starken Wunsch der Eltern auf, den Umgang mit Medien oder Jugendliche und Pubertät in den Fokus zu rücken. Erziehungsthemen und Fragen zur Schule stehen auf den Plätzen drei und vier der dort befragten Eltern (Neumann, 2016, S. 58).

Im Freistaat Thüringen wurde der Bedarf der Eltern nach Medienkompetenzstärkung bereits erkannt und ein Projekt "MEIFA- Medienwelten in der Familie" gestartet.

Im Mittelpunkt des Projektes „MEIFA“ steht die "Familie als Verbund", indem es die Medienkom-petenz der Familienmitglieder im Allgemeinen stärkt, wie auch die Nutzung von Medien als Mit-tel zur Familienorganisation. Außerdem gibt es Beratungs-, Informations- und Bildungsangebo-te um selbstbewusst, Nutzen bringend und kritisch die neuen Medien zu nutzen. Gefördert wird das Projekt seit 2009 von der Stiftung "FamilienSinn".

(Stiftung FamilienSinn, 14.12.2018)