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Anforderungen an eine Methode zur Reduzierung der

Nachdem die Notwendigkeit der Reduzierung der piK aus Sicht der Praxis und der Wissen-schaft festgestellt wurde, werden in diesem Kapitel die sich daraus ergebenen Anforderun-gen an eine Methode zu Reduzierung der piK beschrieben.

Der Entwicklung einer solchen Methode werden die in Kapitel 2.2.2 entwickelten Perspekti-ven: konstruktive Eigenschaften, Erscheinungsformen, Bezugsobjekte und Wirkung zur Be-schreibung der Komplexität wie folgt zu Grunde gelegt.

Die konstruktiven Eigenschaften werden genutzt, um die Anzahl der Elemente im Wert-schöpfungsnetzwerk und deren Beziehungen untereinander sowie ihre Veränderlichkeit über die Zeit zu beschreiben [Bro11d].

Die Erscheinungsform wird in objektive und subjektive Erscheinungsform unterteilt. Mit der objektiven Erscheinungsform wird die Komplexität durch

 eine wertschöpfungsgerechte Konstruktion (Design for Supply Chain) und

 die Gestaltung der Wertschöpfungskette (Design of Supply Chain) reduziert und beherrscht.

Die subjektive Erscheinungsform von Komplexität wird dabei durch die Erhöhung der Trans-parenz und durch die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter reduziert [Bro11d].

Unter Berücksichtigung der Bezugsobjekte wird der Detaillierungsgrad der Prozesse so ge-staltet, dass die Komplexität erkannt und das Gesamtbild beibehalten wird. Bei der Festle-gung der Detailtiefe ist zu berücksichtigen, dass der Aufwand und die Kosten der Prozessauf-nahme im Verhältnis zum dadurch gewonnenen Nutzen stehen [Bro11d].

Bei der Entwicklung ist zu berücksichtigen, dass die Wirkung der Komplexität neben negati-ven auch positive Effekte hat. Daher ist die Methode so zu entwickeln, dass durch die Redu-zierung der Komplexität die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt nicht eingeschränkt wird.

Die Expertenbefragung aus Kapitel 3.1.2 zeigt, dass sich Unternehmen immer mehr den Her-ausforderungen der piK stellen müssen. Hierbei muss nach Ansicht der Experten eine inte-grierte Herangehensweise gewählt werden. Die Entwicklung des Produktes und die Gestal-tung der zugehörigen Value Chain gemäß einer Wertschöpfungsstrategie soll danach von einem interdisziplinären Team durchgeführt werden. Einem solchen Team sollten Vertreter von Produktentwicklung, Produktion und Distribution angehören.

3 Problemanalyse 41

Um eine Methode zur Reduzierung der piK zu entwickeln, werden in einem ersten Schritt die Anforderungen definiert. Hierzu werden im Folgenden die einzelnen Charakterisierungskrite-rien aufgestellt und zu einem Charakterisierungsschema (Bild 3.2) zusammengefasst. Mithil-fe dieses Schemas werden dann die bereits existierenden Methoden zur Komplexitätsredu-zierung (Kapitel 4) bewertet.

Bild 3.2 Anforderungen an eine Methode zur Reduzierung der piK Ganzheitliche Betrachtung

Unter ganzheitlicher Betrachtung wird eine integrierte Produkt- und Prozessgestaltung ver-standen, die beide Bereiche gleichermaßen berücksichtigt. Methoden und Ansätze, die ent-weder das Produkt oder den Prozess in den Vordergrund stellen, sind in diesem Sinne nicht ganzheitlich.

Ganzheitliche Betrachtung

Integrierte Betrachtung

Prozessfokus Produktfokus

Betrachtung der Anforderungen

Interne Anforderungen Externe Anforderungen

Betrachtung der Value Chain

Generisch Unternehmensspezifisch

Betrachtung der Komplexität

Produktvielfaltsinduziert Unternehmensspezifisch

Transparenz schaffen

Value Chain piK

Bewertung der Produktkonzepte

hinsichtlich piK

Qualitativ Quantitativ

Rückschlüsse auf Produktkonzepte Charakterisierungskriterien Anforderungen

Betrachtung der internen Anforderungen

Im Rahmen des Anforderungsmanagements werden hauptsächlich die externen Anforde-rungen aufgenommen [Cro11]. Diese ergeben sich aus den Kundenwünschen und den Marktanforderungen. Interne Anforderungen, wie z.B. die Anforderungen der Value Chain, des Service oder der Montage, werden nicht explizit betrachtet. Um jedoch die piK zu redu-zieren, müssen auch die internen Anforderungen bereits in der Produktentwicklung berück-sichtigt werden.

Betrachtung der Value Chain

Wie in Kapitel 2.3.2 beschrieben, konzentriert sich der Betrachtungsrahmen auf die Value Chain. Hierbei kann entweder ein generisches Netzwerk (ähnlich der Wertkette nach PORTER) oder ein unternehmensspezifisches Netzwerk betrachtet werden. Da sich die piK auch aus dem Aufbau der Value Chain ergibt, ist eine unternehmensspezifische Betrachtung der Value Chain nötig. Die Anforderungen aus dieser Betrachtung sind dann den Produktentwicklungs-prozess zu integrieren.

Betrachtung der vielfaltsinduzierten und unternehmensspezifischen Komplexität

Die zu entwickelnde Methode muss so gestaltet werden, dass die unternehmensspezifische, produktvarianteninduzierte Komplexität innerhalb der Value Chain reduziert wird.

Transparenz schaffen

Eine verständliche, transparente Darstellung der Value Chain sowie der piK ist nötig, um im Rahmen eines interdisziplinären Teams eine gemeinsame Diskussionsbasis zu schaffen und die Kommunikation zwischen verschiedenen Fachbereichen zu fördern. Hierdurch wird ein übergreifendes Verständnis sichergestellt.

Bewertung unterschiedlicher Produktkonzepte hinsichtlich der initiierten Komplexität Im Rahmen einer integrierten Produkt- und Prozessgestaltung werden unterschiedliche zepte entwickelt und parallel weiterverfolgt. Anschließend erfolgt eine Bewertung der Kon-zepte hinsichtlich ihrer Komplexität. Hierbei muss beachtet werden, dass Komplexität in un-terschiedlichen Unternehmen unterschiedlich definiert wird. Daher muss die Bewertung individuell an das Unternehmen angepasst werden können. Da bei einigen Bewertungsan-sätzen allerdings ausschließlich eine Bewertung auf Basis der jeweiligen Definition und des entsprechenden Verständnisses von Komplexität möglich ist, wird bei der Charakterisierung der Bewertungsansätze zwischen unternehmensspezifisch (an das Unternehmen angepasst) und generisch (nicht an das Unternehmen angepasst) unterschieden.

Im Rahmen der zu entwickelnden Methode darf durch die Reduzierung der Komplexität die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt nicht eingeschränkt werden.

4 Stand der Wi en haft

In diesem Kapitel wird der derzeitige Stand der Wissenschaft im Komplexitätsmanagement untersucht, zusammengefasst, analysiert und unter Berücksichtigung der zuvor identifizier-ten Anforderungen an eine zu entwickelnde Methode (Kapitel 3.2) bewertet.

Hierzu wird zunächst der am Institut für Produktentwicklung und Konstruktionstechnik (PKT) der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) entwickelte Integrierte PKT-Ansatz zur Entwicklung modularer Produktfamilien (Integrierter PKT-Ansatz) vorgestellt. Dieser stellt durch die Reduzierung der internen Produktvielfalt einen Ansatz des Variantenmana-gements dar und ist der Bezugsrahmen dieser Arbeit.

Des Weiteren werden sowohl andere Methoden zur Reduzierung von Komplexität (Kapitel 4.2) als auch verschiedene Ansätze zur Bewertung von Komplexität (Kapitel 4.3) untersucht.

Es wird dabei auf die Methoden und Ansätze näher eingegangen, welche insbesondere die piK behandeln und sich mit den für diese Arbeit wichtigen Handlungsfeldern Transparenz schaffen, Supply Chain Management, Anforderungsmanagement und Variantenmanagement beschäftigen.

Die Beschreibung der Ansätze berücksichtigt folgende Fragestellungen, welche die Anforde-rungen an eine Methode zur Reduzierung der piK darstellen:

 Welche Definition von Komplexität liegt dem Ansatz zugrunde?

 Wird ein produkt- und prozessseitiges Komplexitätsmanagement angestrebt?

 Werden sowohl externe als auch interne Anforderungen berücksichtigt?

 Wird durch den Ansatz die Transparenz erhöht?

 Inwieweit findet eine Bewertung der Komplexität statt?

4.1 Integrierter PKT-Ansatz zur Entwicklung modularer Produktfamilien