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Alegre et al. haben in Katalonien festgestellt, dass unterschiedliche Zoning-Modelle einen Einfluss auf die Segregation in den einzelnen Schulen haben.

Zusammenfassend weisen School Area Modelle, in denen jeder Familie eine einzige öffentliche Schule zugeordnet, ist die schlechtesten Werte auf. In Multiple Zones, in denen durchschnittlich fünf bis sechs Schulen zur Auswahl stehen verringert sich die Segregation. Am besten schneiden die sogenannten Single Zones ab, die ebenfalls durchschnittlich fünf bis sechs Schulen enthalten, geografisch jedoch eine eigene Stadt bilden. In Single Zones können die Familien also aus allen Bildungseinrichtungen der Stadt wählen. In Anlehnung an Ostroms acht Bauprinzipien für Gemeingüter erfüllen alle drei Modelle das erste Prinzip, nämlich die klar definierten Grenzen der Institution und ihrer TeilnehmerInnen. Ostrom gibt an, dass erfolglose Allmenderessourcen selten mehr als drei der Bauprinzipien zufriedenstellend erfüllen konnten. Die restlichen sieben Prinzipien unterscheiden sich in den drei Modellen und werden daher in den jeweiligen Kapiteln beleuchtet.

5.1.1 School Area

School Area Modelle weisen eine hohe Segregation auf und in den beiden Regionen in denen das Modell im Untersuchungszeitraum auf eines der beiden Alternativmodelle gewechselt wurde, kam es zu merkbaren Verbesserungen:

As regards school segregation, in Municipality C the dissimilarity index of the pupils from families with postcompulsory education falls by almost a tenth, while in Municipality F the dissimilarity index of the group of students from families with university qualifications falls by three-tenths. Therefore, broadening the margin of school choice to more than one public school appears to be associated with an important redistribution of pupils from families with high educational capital.

(Alegre et al. 2010; 37)

Obwohl es sich hier immer noch um ein öffentliches Schulsystem handelt, kommen viele jener Probleme zum Tragen, die bei der Privatisierung von Gemeingütern entstehen. Lokale und temporäre Ungleichheiten, wie zum Beispiel sozial benachteiligte Wohngegenden, können nicht mehr ausgeglichen werden sondern treffen unmittelbar die zugehörige Schule. Die Möglichkeiten meine Situation zu verbessern hängen stark von den individuellen Ressourcen ab. Nur wer ausreichend Kapital hat, kann entweder Ausnahmen für die bestehenden Regeln erwirken oder den Ausweg in eine Privatschule wählen. In diesem Modell fehlt die Möglichkeit eine sinnvolle Planung zwischen den einzelnen Schulen durchführen zu können. Es gibt keine Institution, in der die Betroffenen eine gemeinsame Vorgehensweise aushandeln oder im Anlassfall auf Probleme reagieren können. Dementsprechend fehlen auch die Möglichkeiten um Überwachungs-, Sanktionierungs-, und Konfliktlösungsmechanismen einzuführen. Vor allem in großen Städten kann es zudem zu Problemen zwischen den operativen, der kollektiven und der konstitutionellen Entscheidungsebenen kommen. Wie wir aus der Gemeingüter-Theorie wissen, ist es für die erfolgreiche Entwicklung einer Institution und deren

Anpassung an Probleme wichtig, dass sich die AkteurInnen bis zu einem gewissen Grad zwischen den Ebenen bewegen können und somit ein sinnvoller Informations- und Diskussionsfluss gewährleistet ist. Ohne entsprechende institutionelle Verankerung und in größeren Städten ohne Organisation in mehreren Ebenen reißen diese Entscheidungsflüsse ab. Statistisch sind die Gebiete jeder einzelnen Schule nur ein Fünftel so groß wie jene der Zonen Modelle, was sich ebenfalls in ihrer politischen Verhandlungsposition bemerkbar machen dürfte.

5.1.2 Zonen-Modelle

Erst wenn ein institutioneller Rahmen für mehrere Schulen geschaffen wird, können die Erkenntnisse der Gemeingüter-Forschung für das Thema Schulwahlverhalten sinnvoll eingesetzt werden. Konstituiert sich eine Einheit aus mehreren Schulen können dadurch die gemeinsamen Chancen und Risiken expliziert werden. Solange sich die AkteurInnen dessen nicht bewusst sind ist die Gefahr groß, dass sie sich wie SpielerInnen im Gefangenendilemma verhalten. Eine Institution bietet die Möglichkeit die Gefahren hoher Segregation frühzeitig zu erkennen. Schaffen es die Beteiligten genug gegenseitiges Vertrauen aufzubauen, können Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Vertrauen ist ein wichtiger Grundstein für Gemeingüter, da die Beteiligten sonst oft nicht gewillt sind in die Ressource zu investieren oder sich selbst an die Spielregeln zu halten. Ein wichtiger Ansatz dafür ist es alle beteiligten Gruppen ernsthaft in die Entscheidungsprozesse miteinzubeziehen. Ein Anliegen, dass sich auch in einigen pädagogischen Theorien findet. So wurde beispielsweise im Rahmen der NOESIS Evaluation der Niederösterreichischen Mittelschule in Anlehnung an John Dewey an Mitbestimmungsmöglichkeiten für Schulinterne und -externe AkteurInnen gearbeitet. Auch dort lag ähnlich wie bei der Gemeingüter-Theorie ein besonderes Augenmerk auf der Nutzung lokalen Know-Hows (vgl. Retzl

& Ernst 2012). Gerade für all jene die noch nicht Teil der Institution sind, also die Familien, die vor der Entscheidung für eine Schule stehen, ist das Thema Informationen wichtig. Bevor sich Familien für eine Schule entscheiden wollen,

informieren sie sich über die Vor- und Nachteile. Für Schulen in einer School Area ist es nicht notwendig umfangreiches Informationsmaterial zur Verfügung zu stellen, da die Eltern ohnehin keine Wahl haben, sofern sie im öffentlichen Schulsystem bleiben wollen. Das kann bei manchen Eltern Unsicherheit hervorrufen. Stehen jedoch mehrere Schulen zur Auswahl ist die Wahrscheinlichkeit für eine umfassendere Information größer. Arbeiten diese zusammen können zusätzlich durch gezielte Kommunikation die Anmeldeströme beeinflusst werden. Bedeutsam ist sicherlich auch, dass die AneignerInnen hier bei Problemen auch andere Möglichkeiten als der komplette Ausstieg aus der Ressource haben.

5.1.3 Single Zone

Obwohl in den Single Zone ähnlich viele Schulen zur Auswahl stehen, wie in den Multiple Zone Modellen, scheinen sie eine noch geringere Segregation aufzuweisen.

Die Single Zone ist ein Spezialfall der Multiple Zone. Dabei handelt es sich um Kleinstädte, die folglich nur aus einer einzigen Zone bestehen. Ein Vorteil könnte hier darin bestehen, dass die Administration der Zone auf derselben Ebene wie viele andere Institutionen mit denen sie interagiert liegt. Vor allem hat sie als politisches Pendant direkt die Stadtverwaltung. Dadurch könnte sich die Kommunikation zwischen der operativen, der kollektiven Ebene mit der lokalen konstitutionellen Ebene vereinfachen. Möglicherweise wirkt sich dieser enge Kontakt auch positiv auf das Vertrauensverhältnis zwischen der Allmendeinstitution und den (potentiellen) AneignerInnen aus.