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2. Die Entwicklung der skandinavischen Sprachen 2

3.3 Analyse der Häufigkeit von Anglizismen im Dänischen und

Mit Hilfe von verschiedenen Wörterbüchern wurde im vorliegenden Projekt versucht, eine ähnliche Analyse der dänischen und schwedischen Sprache zu erstellen, wie Görlach dies in seinem Wörterbuch bereits für 16 andere europäische Sprachen getan hat. Allerdings beschränkt sich die Analyse hier zunächst auf die reine Anzahl der Anglizismen, die in verschiedenen Wörterbüchern zu finden waren. Eine Untersuchung über die Häufigkeit der Verwendung und die Akzeptanz der Wörter im Sprachgebrauch kann hier nur sehr eingeschränkt vorgenommen werden, wäre aber sicher für zukünftige Projekte dieser Art interessant genauer zu erforschen.

Für die Analyse des Dänischen wurden zum einen das Danske Ordbog von der Danske Sprog- og Litteraturselskab verwendet, das vom dänischen Kultusministerium mitfinanziert wird, und somit als ein möglichst offizielles Wörterbuch angesehen werden kann, in dem weithin akzeptierte und benutzte Wörter verzeichnet sind. Zudem war bisweilen auch das Dansk–Tysk Ordbog aus der Reihe Munksgaards Store Ordbøger hilfreich bei der Suche nach Anglizismen im Dänischen. Zum anderen wurden zwei Fremdwörterbücher benutzt; nämlich das Dansk Fremmedordbog ebenfalls aus der Reihe Munksgaards Ordbøger und das Politikens Store Fremmedordbog. Bei den dort zusätzlich verzeichneten Wörtern kann man davon ausgehen, dass sie bekannt sind und benutzt werden, jedoch weniger gebräuchlich sind, da sie nur in diese speziellen Wörterbücher Eingang finden.

Für die Untersuchung des Schwedischen wurde die Svenska Akademiens Ordlista Över Svenska Språket benutzt, die die häufigsten und gebräuchlichsten Anglizismen erfasst.

Daneben wurde mit weiteren Fremdwörterbüchern gearbeitet, die zusätzlich auch weniger gebräuchliche Anglizismen erfassen (Prismas Främmande Ord, Främmande Ord i Vardagssvenskan und Nyordsboken).

Die ganz allgemeinen Ergebnisse der Untersuchung, nämlich wie viele Anglizismen der Liste von Görlach in den drei untersuchten Sprachen vorkommen, werden in den folgenden Graphiken für die Buchstaben F und H in absoluten Zahlen veranschaulicht:

Buchstabe F

235

177

141 114

0 50 100 150 200 250

Gesamt Norwegisch Dänisch Schwedisch

Buchstabe H

96 162 140

208

0 50 100 150 200 250

Gesamt Norwegisch Dänisch Schwedisch

Eine grobe Unterteilung der Akzeptanz der Anglizismen kann gemacht werden, indem man zwischen den Wörtern unterscheidet, die einen Eintrag im Danske Ordbog / Dansk-Tysk Ordbog bzw. Svenska Akademiens Ordlista haben und den weniger gebräuchlichen, die lediglich einen Eintrag im Dansk Fremmedordbog / Politikens Store Fremmedordbog bzw. in Prismas Främmande Ord / Främmande Ord i Vardagssvenskan / Nyordsboken haben. Als dritte Kategorie gibt es dann noch die Wörter, die Görlach mit „-<“ gekennzeichnet hat. Diese Wörter finden sich an sich in der Sprache gar nicht wieder, allerdings Lehnübersetzungen oder Lehnübertragungen der Begriffe.

Ausgehend von diesen drei Kategorien ergibt sich für das Dänische folgendes Bild:

Akzeptanzgrad im Dänischen Buchstabe F

32 14

95

Lehnübersetzung / Lehnübertragung Fremdwörterbücher Danske Ordbog / Dansk-Tysk Ordbog

Akzeptanzgrad im Dänischen Buchstabe H

32 7

101

Lehnübersetzung / Lehnübertragung Fremdwörterbücher Danske Ordbog / Dansk-Tysk Ordbog

Bei einer analogen Unterteilung der Anglizismen in der schwedischen Sprache ergibt sich folgende Aufteilung:

Akzeptanzgrad im Schwedischen Buchstabe F

39 23

52

Lehnübersetzung / Lehnübertragung Fremdwörterbücher Svenska Akademiens Ordlista

Akzeptanzgrad im Schwedischen Buchstabe H

39 8

49

Lehnübersetzung / Lehnübertragung Fremdwörterbücher Svenska Akademiens Ordlista

Die obigen Charts zeigen, dass, wenn man ausschließlich Görlachs Liste zugrunde legt, im Norwegischen mit 177 von insgesamt 235 aufgeführten bzw. 162 von 208 aufgeführten Entlehnungen eindeutig die meisten Anglizismen verwendet werden. In relativen Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass jeweils rund 75% aller Einträge auch in der norwegischen Sprache zu finden sind. Danach folgt das Dänische, das bezogen auf den Anfangsbuchstaben F 60% und bezogen auf den Anfangsbuchstaben H rund 67% der Anglizismen aufweist.

Schwedisch ist mit etwa einem Drittel weniger Anglizismen als im Norwegischen und insgesamt jeweils weniger als 50% aller aufgeführten Anglizismen Schlusslicht der Tabelle.

Auch wenn die Svenska Akademien oftmals als besonders konservativ angesehen wird, bietet dies keine ausreichende Erklärung, denn auch in anderen Wörterbüchern und sogar Fremdwörterbüchern waren nicht mehr Anglizismen zu finden.

Generell kann man zudem festhalten, dass die drei Sprachen weitestgehend in den Anglizismen, die sie übernommen haben, übereinstimmen; das heißt, dass für das Norwegische zwar noch einige Anglizismen mehr verzeichnet sind, die das Dänische und Schwedische nicht haben, aber dass die Anzahl der Wörter, die ausschließlich die dänische oder die schwedische Sprache haben, eher gering ist. So hat das Norwegische, F und H zusammen betrachtet, insgesamt 47 Anglizismen, die es mit keiner der beiden anderen Sprachen teilt, das Dänische 14 und das Schwedische lediglich 3.

Anzumerken ist in diesem Zusammenhang, aber auch generell, dass die Zahlen allerdings ein wenig relativiert werden müssen: Zwar führt hier das Norwegische relativ klar, aber das liegt zum Teil mit großer Wahrscheinlichkeit auch daran, dass die norwegische Mitarbeiterin, Anne-Line Graedler, als Muttersprachlerin genauere Daten erheben konnte und somit auch viele Wörter aufgeführt werden, deren Gebrauch sich auf sehr spezielle Kontexte beschränkt oder Wörter, die nur von bilingualen Norwegern benutzt werden.58 Solche Wörter sind oftmals auch in sehr guten Wörterbüchern nicht verzeichnet, weshalb es gut möglich ist, dass das Dänische und Schwedische auch noch mehr Anglizismen kennt.

Bezüglich der Akzeptanz der Anglizismen lassen sich jedoch relativ klare Tendenzen erkennen: Im Norwegischen fällt der Großteil der Anglizismen in die von Görlach eingeteilte Kategorie „1“; das bedeutet, dass es sich um Wörter handelt, die in ihrer Verwendung auf spezielle Kontexte beschränkt sind. Das lässt darauf schließen, dass auch ein Großteil dieser Wörter nur in Fremdwörterbüchern auftauchen würde. Im Dänischen hat hingegen eine überwältigende Mehrheit der Anglizismen bereits Eingang in die offiziellen Wörterbücher der dänischen Sprache gefunden. Man kann also sagen, dass die dänische Sprache nicht nur sehr offen gegenüber Anglizismen ist, sondern auch, dass sie mehr Anglizismen voll akzeptiert als das Norwegische und Schwedische. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass bezogen auf F ca. 67%, bezogen auf H sogar rund 72% der Anglizismen in einem offiziellen Wörterbuch

58 Vgl. Kapitel 3.2: Die meisten Anglizismen im Norwegischen werden der Kategorie „1“ zugeordnet, finden also nur beschränkt Verwendung.

auftauchen. Im Schwedischen hingegen sind von den Anglizismen mit dem Anfangsbuchstaben F rund 45%, beim Anfangsbuchstaben H knapp über 50% in „normalen“

Wörterbüchern zu finden.

Während im Dänischen also anscheinend ein Großteil der Anglizismen weithin akzeptiert ist, findet der Gebrauch der Anglizismen im Schwedischen möglicherweise eher in der Umgangs- und Alltagssprache als im offiziellen Kontext statt. Eine weitreichende Untersuchung zu Anglizismen in den jeweiligen Jugendsprachen war im Rahmen dieses Projektes zwar leider nicht möglich (möglicherweise ein weiteres Feld zur Untersuchung durch ähnliche Projekte), doch Interviews mit einzelnen Schweden zeigten, dass z.B. etwa weitere 22 Wörter aus Görlachs Liste mit dem Buchstaben F in der heutigen schwedischen Jugendsprache durchaus gebräuchlich sind.

Außerdem ist aus den Statistiken erkennbar, dass das Schwedische von allen drei Sprachen mit 31 Wörtern am meisten Lehnübersetzungen bzw. –übertragungen kennt. Danach folgt das Norwegische mit insgesamt 26 Einträgen und schließlich Dänisch mit 21 Lehnübersetzungen bzw. –übertragungen. Bei dieser Statistik scheint sich zu bestätigen, was zuvor im ersten Teil der Arbeit schon angedeutet wurde; nämlich, dass, während Schwedisch und Norwegisch oftmals versuchen, Äquivalente für Fremdwörter zu finden, das Dänische eher zu einer bloßen Übernahme von Fremdwörtern neigt.59