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Alltagsintegrierte Sprachbildung

Im Dokument Stadt Augsburg (Seite 53-57)

Der Bereich Literacy-Erziehung bildet in unserer Arbeit einen eigenen Schwerpunkt. Die Kinder haben vielfältige Erfahrungs- und Lernchancen rund um Schrift, Reime, Erzählungen, Bücher und Sprachen. Diese Erfahrungen sind für die spätere Sprachentwicklung,

Lernkompetenz und Bildungschancen der Kinder von großer Bedeutung. Die bewusste

Literacy-Erziehung bezieht stets die Familiensprache / Mehrsprachigkeit mit ein. Durch unsere öffentliche Kita-Bücherei haben die Kinder mit ihren Eltern und Geschwistern die Möglichkeit, Bücher ihrer Wahl auszuleihen und diese mit nach Hause zu nehmen. Dabei steht ihnen auch

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eine Vielzahl von Büchern in verschiedenen Sprachen zur Verfügung.

In der heutigen Zeit ist es besonders wichtig, den richtigen Umgang mit verschiedenen Medien zu lernen. Zum Beispiel Computer, CD-Player, Zeitung, Technikgeräte, Fernsehen, Bücher, Printmedien, Telefon und vieles mehr. Durch gezielte Projektarbeit, wie zum Beispiel selbst ein Medium erstellen  eine eigene Lieder-CD aufnehmen oder eine Foto-Vernissage, lernen die Kinder den sinnvollen Umgang mit diesen Medien. Im Kinderhaus arbeiten wir mit

verschiedenen Methoden, um möglichst allen Altersgruppen bei der alltagsintegrierten Sprachbildung gerecht zu werden. Im täglichen Morgenkreis findet zuerst ein Ruheritual mit einer Klangschale oder Triangel statt, um die Aufmerksamkeit der Kinder zu bündeln.

Anschließend wird ein gemeinsames Begrüßungslied mit allen Namen der Kinder gesungen, anschließend Lieder, Fingerspiele, Reime und Rhythmus-Übungen, die altersspezifisch angepasst sind. Nach der Begrüßung wird jede Gruppe in zwei Kleingruppen aufgeteilt. Die Maxis sind eine eigene Gruppe, in dieser findet ebenfalls ein Morgenkreis statt und wird in zwei Kleingruppen aufgeteilt. Somit kann den Bedürfnissen in der Kleingruppe intensiver nachgegangen werden und jedes Kind hat die Chance, zu Wort zu kommen.

Eine weitere Methode sind die Kinderkonferenzen, in denen sich die Kinder entscheiden, in welchem Projekt sie sich zuordnen möchten, je nach Interesse, dabei spielt die Sprache eine große Rolle. In der Intensivierungszeit, die zwischen 13 und 14 Uhr täglich stattfindet, haben die Kinder die Möglichkeit, in einem selbst gewählten Raum ungestört zu verweilen. Dabei spielt die vorbereitete Umgebung eine zentrale Rolle. Die Kinder haben die Möglichkeit, vertieft ins Spiel zu kommen und haben die Chance in Aushandlungsprozesse mit anderen zu gehen. Die Pädagogen geben Hilfestellung und unterstützen bei Bedarf. Auch für die jüngeren Kinder wird durch das Bambini-Projekt ein geeigneter geschützter Rahmen geschaffen. In dieser Kleingruppe kann auf die speziellen Bedürfnisse der Jüngsten im Kinderhaus gezielt eingegangen werden. Den Raum sehen wir als 3. Erzieher, denn die Raumausstattung und das Materialangebot bieten vielfältige Anreize zur Sprachanregung. Die Lernwerkstätten bieten einen sehr hohen Aufforderungscharakter bezüglich der Einteilung in verschiedene Bereiche, der Materialausstattung und Materialauswahl. Zum einen gibt es die

Musikbibliothek, in der die Kinder nach Absprache sich selbst mit dem Thema Bücher und Musik auseinandersetzen können. Es stehen dabei verschiedene Instrumente und CDs zur Verfügung. Ebenso finden die Kinder eine Auswahl an Büchern, die sie sich selbst nehmen können, in der Musikbibliothek vor. Im Literacy-Raum haben die Kinder die Möglichkeit, Bücher anzuschauen, Puzzle und Spiele zu spielen, TipToi zu hören, Mandala zu malen, sich mit Buchstaben und Zahlen auseinander zu setzen, in der Mitte des Raumes werden

wechselnde Spielmaterialien zur Verfügung gestellt, wie z.B. ein Leuchttisch, ein Puppenhaus etc., in einer Ecke des Raumes befindet sich ein wechselnder Bereich, der den Interessen und

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Bedürfnissen der Kinder angepasst wird wie z.B. eine Arztecke, ein Reisebüro etc., außerdem gibt es einige Montessori-Tabletts.

Im Rollenspielraum finden die Kinder verschiedene Utensilien zum Verkleiden vor, ebenso eine Bühne, auf der die Kinder Vorführungen zeigen können. Außerdem ist ein Bereich ein Kaufladen, eine Frisörecke und in der Mitte wechselnde Figuren, die zum Spreche anregen.

Außerdem gibt es ein Rückzugsort, ein großes Sofakissen, auf dem auch Gespräche

untereinander stattfinden. Im Nebenraum ist eine Wohnung für die Kinder eingerichtet, in der die Kinder Materialien des täglichen Bedarfs wie eine Küche, ein Bett, eine Essecke etc.

vorfinden.

Im Bauraum finden die Kinder verschiedene Montessori-Tabletts, die sich mit dem Thema sortieren beschäftigen, außerdem diverse Legespiele, eine Architekturecke, um Pläne zu zeichnen, eine Bauecke und im Nebenraum wechselt das Material, das bereit gestellt wird.

In der Turnhalle haben die unterschiedlichen Materialien einen hohen Aufforderungscharakter, bei denen die Kinder miteinander ins Gespräch kommen können. Ein fester Bestandteil ist das faire Raufen.

Im Atelier haben die Kinder eine große Auswahl an unterschiedlichen Materialien, die ebenfalls die Kinder zum Sprechen anregen, Ideen werden umgesetzt.

Im Garten verbindet sich die Bewegung mit der Sprache.

Beobachtung

Über Beobachtungen erhalten wir tiefe Einblicke in das Lernen und die Entwicklung von Kindern. Diese dokumentierten Beobachtungen helfen die Qualität von pädagogischen Angeboten zu sichern und weiterzuentwickeln. Die Entwicklung und das Lernen unserer Kinder können über den strukturierten und zielorientierten Wahrnehmungsprozess der Beobachtung festgehalten werden. Dadurch können wir das Verhalten der Kinder besser verstehen. Die Beobachtung des Kindes ist eine wichtige und effektive Methode in der pädagogischen Arbeit, um seinen Entwicklungsstand zu erfassen, ihm dementsprechende Angebote zu offerieren, aber auch um jedes Kind individuell und optimal fördern zu können.

Durch gezielte Beobachtungsprozesse wird die Qualität der pädagogischen Arbeit gesichert.

Darunter verstehen wir zum Beispiel Erkennung des individuellen Entwicklungsstandes, die Wahrnehmung der Stärken des einzelnen Kindes (ressourcenorientierte Arbeit), das

Bewusstmachen motorischer, kognitiver, sprachlicher, emotionaler und physischer

Auffälligkeiten, um darauf adäquat und schnellstmöglich reagieren zu können, aber auch das Erlangen einer fundierten Grundlage für Eltern- und Teamgespräche (kollegiale

Kinderfallbesprechung). Uns ist es wichtig, multiple Beobachtungsformen anzuwenden, um ein möglichst umfassendes und differenziertes Bild eines jeden Kindes zu erlangen und ihm somit gerecht zu werden.

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Im Kinderhaus werden verschiedene Beobachtungsmethoden bezüglich des Sprachverhaltens der Kinder angewandt.

Unsere Formen der Beobachtung:

- Feldbeobachtung / wahrnehmende Beobachtung (Beobachtung des Kindes in seinem natürlichen Umfeld der Kindertageseinrichtung unter Zuhilfenahme des Karteikasten-Systems)

- Laborbeobachtung (gezielte Beobachtung des Kindes in einer von uns „künstlich“

geschaffenen Atmosphäre)

- Kollegiale Kinderfallbesprechung im Fachteam unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Beobachtungen.

- Vorgefertigte Beobachtungsbögen, die differenziert auf verschiedene Entwicklungsbereiche eingehen (SISMIK, SELDAK, PERIK und BEK) SISMIK:

Dieses Verfahren dient dazu, das Sprachverhalten von Kindern mit Migrationshintergrund im Kindergartenalter gezielt zu erfassen und bietet die Basis für den Vorkurs D240 in der Grundschule.

SELDAK:

Hier wird gezielt das Sprachverhalten von Kindern mit Muttersprache Deutsch, ab vier Jahren bis zum Schuleintritt, in den Fokus gerückt.

PERIK:

Dieses Beobachtungsverfahren befasst sich gezielt mit der sozialen und emotionalen

Entwicklung von Kindern im Alter von dreieinhalb Jahren bis zum Eintritt in die Schule. Soziale Kontakte der Kinder untereinander beziehungsweise zu Bezugspersonen, das Äußern von Emotionen, Selbststeuerung und Selbstregulierung, aber auch die Selbstbehauptung spielen hier und für das weitere Leben eine große Rolle.

BEK:

Der BEK ist ein Beobachtungsbogen zur Erfassung von Entwicklungsrückständen und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindergartenkindern von drei bis sechs Jahren.

Er wurde vom IFP (Staatsinstitut für Frühpädagogik München) unter der Leitung von Toni Mayr entwickelt.

Dokumentationsmethoden

Die individuellen Lernprozesse der Kinder beziehungsweise jedes einzelnen Kindes machen wir in Kooperation mit den Kindern durch unterschiedliche Dokumentationsverfahren sichtbar.

Portfolio:

Mit dem Start in den Kindergarten legt die Bezugserzieherin gemeinsam mit jedem Kind seinen Portfolio-Ordner an. Das ist der Start seiner individuellen Lerngeschichte. Das

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Folio ist die systematische Zusammenstellung von Dokumenten (individueller Steckbrief, Fotos, meine Familie, Werke der Kinder, Lieder, wahrnehmende Beobachtungen, individuelle Erlebnisse), die im Laufe der Kita-Zeit den Lernprozess, die Stärken, Fähigkeiten und

Interessen des einzelnen Kindes verdeutlichen. Das Portfolio ermöglicht, den Entwicklungsstand und die Weiterentwicklung jedes einzelnen Kindes fortlaufend zu

dokumentieren. Es ist Eigentum des Kindes, dieses bestimmt selbstständig, wer Einsicht in seinen Ordner bekommt. Das Portfolio ist so aufbewahrt, dass es für das Kind jederzeit frei zugänglich ist. Die Kinder werden einmal wöchentlich maßgeblich in die Gestaltung ihres Portfolios mit der Bezugserzieherin einbezogen, hierzu findet ein gemeinsamer Blick in die Schlafbox (Karteikasten) statt. Das Portfolio ist ein Handwerkszeug und bietet dem Kind die Möglichkeit sich an vergangene Erfahrungen und Erlebnisse zu erinnern, auf Bekanntes zurückzugreifen und sich seiner eigenen Lernprozesse bewusst zu werden. Es befähigt das Kind, dadurch über sich selbst berichten zu können. Dies geschieht gegenüber anderen Kindern, den Erziehern und zum Ende jedes Kindergartenjahres gemeinsam mit der Bezugserzieherin im Elterngespräch.

Projekttagebuch:

In den unterschiedlichen Projektgruppen führt jedes Kind sein individuelles Projekttagebuch, da Projektergebnisse nicht einfach in der Schublade verschwinden sollten. Kinder, Pädagogen und Eltern, aber auch die Öffentlichkeit können von dem interessanten Weg und den

Ergebnissen dadurch auch zu einem späteren Zeitpunkt noch profitieren. Sie können sich in Erinnerung rufen, welche Arbeitsschritte und Ergebnisse erzielt wurden, wie die einzelnen Projektphasen verlaufen sind, wo es Schwierigkeiten gab und wie diese gelöst wurden. Für jedes einzelne Kind und für alle am Entwicklungsprozess Beteiligten macht es das individuelle Lernen sichtbar.

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