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3. Ergebnisbeschreibung

3.1. Allgemeine und demographische Analyse

Bei Verdacht auf eine polytraumatische Erkrankung wurden 281 Patienten mit einem 16-Zeilen-Computertomographen unter Verwendung der Polytraumaprotokolle Eins und Zwei untersucht.

Gleichfalls wurden alle Patienten mittels Sonographie des Abdomens respektive konventioneller Röntgentechnik der beschriebenen Körperregionen exploriert. Im Rahmen dieser Studie fanden ergänzende, nach gesonderter Indikation erstellte, konventionelle Aufnahmen keine weitere Berücksichtigung. Im Rahmen des File Cleaning wurden sechs Patienten von der Studie ausge-schlossen, da eine ausreichende Suffizienz des Datenmaterials nicht gewährleistet war. Somit konnten die benötigten Daten für 275 Patienten in ausreichendem Maß eruiert werden. Die Stu-dienpopulation setzt sich zu 73,1% aus männlichen und zu 26,9% aus weiblichen Studienteil-nehmern zusammen. Für die Studienpopulation wurde ein Durchschnittsalter von 39,6±18,9 Jahren mit einem Maximum von 86 Jahren und einem Minimum von 18 Jahren ermittelt (Abb.

1). Auffällig in der Studienpopulation war eine deutliche Mehrung von Patienten zwischen dem 18. und 45. Lebensjahr. Innerhalb der übrigen Alterssegmente lag eine annähernd gleichmäßige Verteilung der Patienten vor. Bezüglich der Altersverteilung innerhalb der einzelnen PTS-Gruppen wurde mit steigender PTS-Gruppe ein dezenter Anstieg des Durchschnittsalters ver-merkt. Zu beziffern ist das Durchschnittsalter der Gruppe 1 mit 36±14 Jahren, der PTS-Gruppe 2 mit 40±19 Jahren, der PTS-PTS-Gruppe 3 mit 44±21 Jahren und der PTS-PTS-Gruppe 4 mit 46±26 Jahren. Ein gering signifikanter Zusammenhang (r=0,182 bei p=0,01) zwischen dem Patientenalter und der PTS-Punktzahl konnte nachgewiesen werden. Die Verteilung der Patien-ten auf die einzelnen PTS-Gruppen weißt starke Differenzen auf (Abb. 2). Als mengenmäßig stärkste Fraktion imponiert PTS-Gruppe 2. Diese vereint einen Anteil von 42,5% aller Patienten auf sich. Dem folgen PTS-Gruppen 1 mit 30,6%, PTS-Gruppe 3 mit 17,1% und PTS-Gruppe 4 mit 6,9% der Patienten. Ein Anteil von 2,9% der untersuchten Patienten konnte keiner der vier definierten PTS-Gruppen zugeordnet werden. Letztgenannte Gruppe wurde somit in keiner der weiteren Betrachtungen respektive Auswertungen berücksichtigt. Eine schwere polytraumatische Erkrankung erlitten unter Berücksichtigung der PTS-Gruppen 2 bis 4 somit 183 der untersuchten Patienten.

Alter in Jahren 80 - 84 72 - 76 64 - 68 57 - 60 49 - 53 41 - 45 33 - 37 26 - 30 18 - 22

Patientenanzahl

40

30

20

10

0

PTS-Gruppe 4 3

2 1

0

Patientenanzahl

130 120 110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0

19 47

117

84

8

Links Abb. 1: Altersstruktur der Studienpopulation. Die Intervallbreite beträgt 4 Jahre.

Rechts Abb. 2: Verteilung der Patienten auf die PTS-Gruppen. PTS-Gruppe 0: Keine Zugehörigkeit zu einer der vier definierten PTS-Gruppen.

In periphere Einrichtungen der stationären Versorgung wurden 12,7% der Patienten der Studien-population verlegt. Durchschnittlich verweilten ebengenannte 11,3±9,6 Tage auf der Intensivsta-tion und wurden durchschnittlich nach 13,7±10,5 Tagen in die staIntensivsta-tionäre Betreuung einer exter-nen Institution übergeben. Eine stationäre Weiterbetreuung mit einem geriatrischen Schwerpunkt wurde für 3,3% der Patienten veranlasst. Die Verlegung geschah durchschnittlich nach 25,8±13,5 Tagen mit einer Intensivbetreuung von durchschnittlich 10,2±6,8 Tagen. Für einen Anteil von 18,5% der Patienten wurde im Anschluss an die durchschnittlich 34,9± 20,2 Tage andauernde stationäre Akutbehandlung in der Charité – Universitätsmedizin Berlin eine medizi-nische Rehabilitationsmaßnahme in einer dem Hauptbeschwerdebild des Patienten entsprechen-den Einrichtung durchgeführt. Selbige erfuhren im Durchschnitt einen Aufenthalt von 20,4±13,2 Tagen auf einer Intensivstation, wobei sich der maximale Aufenthalt in der stationären Versor-gung dieser Gruppe auf 108 Tage belief. Nach durchschnittlich 19,5±18,4 Tagen mit einer durchschnittlichen Verweildauer von 6,0±7,4 Tagen wurden 41,7% der Patienten dieser Studien-population in die ambulante Weiterversorgung entlassen. Ein Anteil von 13,8% der Patienten verstarb im Krankenhaus trotz durchgeführter diagnostischer und therapeutischer Maximalver-sorgung. Im Durchschnitt trat der Tod nach 5,7±9,6 Tagen ein. Die Sterblichkeit erlangte nach 48 Stunden mit 57,9% der verstorbenen Patienten ein Maximum. Das Durchschnittsalter der

verstorbenen Patienten ist mit 47,5±22,5 Jahren zu beziffern. Eine Analyse der Verteilung der verstorbenen Patienten auf die vier PTS-Gruppen ergab ein Maximum für die PTS-Gruppe 2.

Dieses Ergebnis korrespondiert mit der relativen Verteilung der Gesamtpopulation. Für die PTS-Gruppen 3 und 4 lag der prozentuale Anteil der verstorbenen Patienten gemessen an der Ge-samtpopulation über deren Anteil (Abb. 3).

5,3

44,7

28,9

21,1 31,5

43,8

17,6

7,1

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

1 2 3 4

PTS-Gruppe

Prozentwert

Verstorben Gesamt

Abb. 3: Verhältnis der Gesamtstudienpopulation zur Anzahl verstorbener Patienten. Darstellung differenziert nach PTS-Gruppen. Gesamt = Gesamtstudienpopulation; Verstorben = Verstorbene Patienten.

Intensivstation

Ein relativer Anteil von 87,3% der Patienten der Gesamtpopulation verweilte als Folge der Traumatisierung auf der Intensivstation. Diese Patienten wurden mindestens für einen Tag inten-sivmedizinisch betreut respektive überwacht. Im Zeitraum von ein bis zwei Tagen befanden sich 22,6% der Patienten und für einen Zeitraum von ein bis zehn Tage 56,8% der Patienten in inten-sivmedizinischer Betreuung (Abb. 4). Maximal betrug die Liegedauer auf der Intensivstation für einen Patienten 57 Tage. Ebengenannter Patient wurde mittels Hannoverschen Polytrauma-schlüssel in die PTS-Gruppe 2 der Verletzungsschwerekategorie eingeordnet. Somit ist eine starke Abweichung von der mittleren Liegedauer innerhalb der PTS-Gruppe 2 vorhanden (Abb.

5). Weitere Extremwerte finden sich in dieser und der PTS-Gruppe 1. Insgesamt ist ein Anstieg

PTS-Gruppe 4 3

2 1

ITS-Liegedauer in Tagen

60

50

40

30

20

10

0 -10

ITS-Liegedauer in Tagen 55 - 60 50 - 55 45 - 50 40 - 45 35 - 40 30 - 35 25 - 30 20 - 25 15 - 20 10 - 15 5 - 10 0 - 5

Patientenanzahl

140 120 100 80 60 40

20 0

der Liegedauer auf der Intensivstation mit steigender Verletzungsschwerekategorie existent.

Ebenfalls mit der PTS-Gruppe steigt die Spannweite der Liegedauer zwischen dem 25% und 75%-Quantil. Ein gering signifikanter Zusammenhang (r=0,432 bei p<0,01) zwischen dem PTS-Punktwert und der Liegedauer auf der Intensivstation konnte nachgewiesen werden. Die durch-schnittliche Verweildauer aller Patienten auf einer intensivmedizinisch geführten Station beträgt im arithmetischen Mittel 10,5±11,0 Tage und im Median 6,0 Tage. Der Mittelwert der PTS-Gruppen ist im Vergleich zum Median für PTS-Gruppe 1 mit 3,89±5,74 Tagen (Median 2,00), PTS-Gruppe 2 mit 10,50±10,49 Tagen (Median 6,00), PTS-Gruppe 3 mit 13,47±12,83 Tagen (Median 8,00) und PTS-Gruppe 4 mit 16,63±15,69 Tagen (Median 15,00) zu beziffern. Erkenn-bar ist eine deutliche Differenz zwischen Mittelwert und Median der Intensivliegedauer sowie eine hohe Standardabweichung als Zeichen einer deutlichen Schwankungsbreite.

Links Abb. 4: Häufigkeitsverteilung der Patientenliegedauer auf der Intensivstation. ITS = Intensivstation.

Rechts Abb. 5: Liegedauer auf der Intensivstation differenziert nach PTS-Gruppen.

Ursächlich verantwortlich für die Traumatisierung waren Unfälle mit Führung eines Kraftfahr-zeugs in 40,7% der Fälle. Dies war zugleich der häufigste Auslöser der polytraumatischen Er-krankung in der untersuchten Studienpopulation. Den größten Anteil erlangten dabei Unfälle als Folge des Führens eines Personenkraftwagens oder Motorrads. Zweithäufigste Ursache war der Sturz aus großer Höhe, definiert entsprechend den allgemeinen Schockraumkriterien. Zu bezif-fern ist der Anteil der Patienten mit 27,6%. Die polytraumatische Erkrankung als Folge eines

Zusammenstoßes als Fußgänger mit einem Kraftfahrzeug wird in 16,0% der Fälle als ursächlich angesehen. Ergänzend anzuführen sind Unfallursachen selteneren Auftretens. Zu nennen sind Unfälle mit nachgewiesener suizidaler Absicht, Unfälle infolge Anwendung körperlicher Gewalt und Bewusstlosigkeit unklarer Genese als Ursachen der Polytraumatisierung.