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4.2 Selbstreferenzierung optischer Frequenzkämme

4.2.2 Akustooptische Selbstreferenzierung

Das Konzept des neuen Verfahrens soll Abb. 4.7 a) verdeutlichen. Der frei laufende Impulszug des Oszillators wird in einem akustooptischen Frequenz-schieber (AOFS) geteilt. Dieser besteht aus einem optischen Medium (z.B.

Quarzglas), an dessen einer Seite eine Schallwelle der Frequenz fac angeregt wird, die sich dann durch den Kristall ausbreitet und am gegenüberliegen-den Ende absorbiert wird. Die Schallwelle entspricht einem propagierengegenüberliegen-den Bragggitter, an dem der optische Strahl abgebeugt wird. Die Braggbedingung für den Einfallswinkelα, der vom Eingangstrahl und den Wellenfronten der

z

Abbildung 4.7: a) Braggreflektion eines Impulszuges an einer sich in einem Medium ausbreitenden Schallwelle. Der abgebeugte Frequenzkamm wird auf-grund der Energieerhaltung gleichzeitig um die Frequenz der Schallwelle ver-schoben. b) Aufbau zur out-of-Loop Messung der CEP Stabilisierungsperfor-mance. MSF: Mikrostrukturfaser. AOFS: akustooptischer Frequenzschieber.

DS: dichroitischer Spiegel. PPLN: periodisch gepolter Lithiumniobatkristall.

IF: Interferenzfilter. APD: Lawinenphotodiode.

Schallwelle eingeschlossen wird, ergibt sich zu [14]

α = arcsinc

2λac, (4.10)

wobei m die Beugungsordnung ist (siehe Abb. 4.7 a)). Im Folgenden sei nur der Fall m = ±1 betrachtet. Die Periode der Schallwelle λac berech-net sich aus der angelegten Frequenz und der Schallgeschwindigkeit vac im Medium λac = vac/fac. Für eine Zentralwellenlänge λc = 800 nm und eine Schallgeschwindigkeit von 5930 m/s in Quarzglas ergibt sich bei einer Ar-beitsfrequenz des AOFS von fac = 70 MHz ein Braggwinkel α = 4,7 mrad, so dass transmittierter und reflektierter Strahl unter einem Winkel von etwa 9 mrad auseinander laufen. Aufgrund der Energieerhaltung bei der Wechsel-wirkung von akustischer und optischer Welle erfährt der Strahl in der ersten Beugungsordnung eine Frequenzverschiebung umfac. Die Verschiebungsrich-tung ist von der Konfiguration abhängig. Sie ist additiv bzw. subtraktiv, falls der Gittervektor~kg eine Komponente in Richtung bzw. in entgegengesetzter Richtung des optischen Wellenvektors hat (m = 1 bzw. −1; in Abb. 4.7 a) ist der subtraktive Fall dargestellt). Auf diese Weise kann erreicht werden, dass alle Frequenzen des abgebeugten Frequenzkamms umfacverringert sind νm =m·fRep+fCEfac. Koppelt man die CE Frequenz in den AOFS zu-rück (fac =fCE), wird der abgebeugte Frequenzkamm zu Null verschoben, so

4.2. Selbstreferenzierung optischer Frequenzkämme 75

dass alle Impulse des entsprechenden Impulszuges die gleiche absolute CEP zeigen [101]. Dieser Modus wird im Folgenden als selbstreferenzierter Betrieb bezeichnet. Durch die räumliche Trennung von Laser und Rückkopplungsein-heit bleibt der Laser völlig störungsfrei.

Abb. 4.7 b) zeigt den Messaufbau zur Charakterisierung eines mit einem AOFS selbstreferenzierten Oszillators. Als Laserquelle wird ein 10 fs Oszil-lator (fRep = 87,4 MHz) verwendet, der zusätzlich in einer Mikrostruktur-faser spektral verbreitert wird. Der kollimierte Ausgangsstrahl wird in den AOFS fokussiert. Die unveränderte, transmittierte nullte Beugungsordnung wird genutzt, um die CE Frequenz des Oszillators zu messen. Dazu wird der Strahl in ein QCP ν-2ν Interferometer eingeleitet. Die CE Frequenz der Amplitudenmodulation wird mit einer Lawinenphotodiode gemessen und an-schließend gefiltert und verstärkt. Sie wird direkt mit dem Schallwandler des AOFS verbunden. Auf diese Weise wird der Frequenzkamm der ersten Beu-gungsordnung um die angelegte CE Frequenz zu Null verschoben, was einem Impulszug gleichkommt, dessen Impulse eine konstante aber unbekannte ab-solute CE Phase haben.

Mit dem verwendeten AOFS (Brimrose, QZF-70-10-.800) können Beu-gungseffizienzen von über 50% erreicht werden (Pac≈6 W). Der AOFS wur-de so gewählt, dass er fürfac = 70 MHz optimiert ist, um die Anforderungen an die Flankensteilheit der elektronischen Bandpassfilter möglichst gering zu halten (dazu solltefac = (2n+ 1)·fRep/4 mitn = 0,1,2. . . gewählt werden;

fürn= 1, fac ≈70 MHz). Dazu wird die CE Frequenz vor dem Schließen des Rückkoppelkreises mithilfe von resonatorinternen Glaskeilen grob zu 70 MHz justiert. Die Bandbreite der Rückkopplung wird durch die Zeit bestimmt, welche die Schallwelle vom Wandler bis zum Kreuzungspunkt mit dem opti-schen Strahl benötigt. Dies lässt eine Abschätzung der Bandbreite auf über 100 kHz zu, was vergleichbar mit der Bandbreite des konventionellen Verfah-rens ist. Die numerische Apertur der Fokussierung in den AOFS entscheidet über die Trennbarkeit von nullter und erster Beugungsordnung. Für einen Strahldurchmesser von etwa 1 mm (Halbwertsbreite) können nullte und erste Beugungsordnung bei einer Fokussierung und Kollimierung mit Konkavspie-geln der Brennweitel = 50 cm gut getrennt werden.

Um die Stabilität der CEP Drift des Impulszuges in der ersten Beugungs-ordnung unabhängig zu bestätigen, wird der mutmaßlich versatzfreie Impuls-zug in ein zweites out-of-Loopν-2ν Interferometer eingeleitet (siehe Abb. 4.7 b)). Diesesν-2ν Interferometer ist in einer Mach-Zehnder Konfiguration auf-gebaut, um zwei Ausgangskanäle zu erhalten. Die Auswertung der Signale beider Kanäle ermöglicht eine homodyne Detektion von fCE bei Null [102], die mit einer heterodynen Detektion nicht möglich ist. Dies wird möglich, da die homodyne Detektion im Gegensatz zum Heterodyn-Verfahren die

Ampli-tudenmodulation der Ausgangsimpulszüge im Zeitraum auswertet. Das In-terferenzsignal ∝ cos (2πfCEt+ϕ0) hängt für fCE → 0 nur noch von der Phase ϕ0 ab. Da diese im Bereich [−π/2;π/2] eindeutig ist, kann die Ambi-valenz des Heterodyn-Verfahrens beifCE= 0 überwunden werden. Aufgrund der Energieerhaltung sind die Oszillationen der relativen Phase zwischen den Armen in beiden Kanälen umπgegeneinander phasenverschoben (Kanal 1:∝ cos (2πfCEt+ϕ0); Kanal 2: ∝ cos (2πfCEt+ϕ0 +π)). Leistungsschwankun-gen des Signals hingeLeistungsschwankun-gen treten in beiden Kanälen gleichläufig auf. Durch ge-eignete Subtraktion der Signale beider Kanäle (UCh1−UCh1/(UCh1+UCh1), ba-lancierte Detektion) kann so genanntes Gleichtaktrauschen unterdrückt wer-den, welches bei der Auswertung nur eines Kanals fälschlicherweise als Mo-dulationssignal interpretiert würde. Allerdings übersetzt sich auf diese Weise Detektorrauschen in parasitäres CE Phasenrauschen, weshalb das Heterodyn-Verfahren generell vorteilhafter ist.