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Aktuelle Prognose des COVID Prognose Konsortiums

Am Dienstag, 9.11. 2021 wurde eine neue Prognose der Entwicklung der COVID-19-Fälle errechnet.

Mit rund 1,3 hat die effektive Reproduktionszahl den bisherigen Höhepunkt der vierten Epidemie-Welle erreicht. Gemäß Prognose steigt das Inzidenzniveau in bisher noch nicht beobachtete Größenordnungen. Die 33%-Auslastungsgrenze der Intensivstationen wird österreichweit Ende der Prognoseperiode mit 65% Wahrscheinlichkeit erreicht, unter der Annahme, dass das Aufnahme- und Entlassungsregime in den Spitälern unverändert bleibt. Da in einzelnen Bundesländern die Intensivstationen bereits an die gemeldeten Kapazitätsgrenzen stoßen, ist diese Annahme jedoch fraglich.

CAVE: Aufgrund aktueller Verzögerungen der Meldesysteme von zwei Bundesländern (B und S) unterliegen die täglich gemeldeten Fallzahlen großen Schwankungen und sind vor dem Hintergrund möglicher Nachmeldungen nur eingeschränkt zur Interpretation des aktuellen Infektionsgeschehens geeignet. Ähnliche Unregelmäßigkeiten können auch für die nächste Woche nicht ausgeschlossen werden.

Fallprognose

Für den letzten Prognosetag wird eine 7-Tages-Inzidenz im Bereich von 910 bis 1200 Fällen je 100.000 EW (68%-KI) erwartet. Als Mittelwert kann ein Punktschätzer von 1000 angegeben werden, der jedoch nur in Zusammenhang mit der angegebenen Schwan-kungsbreite aussagekräftig ist. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 2,5 Prozent ist auch eine 7-Tages-Inzidenz von über 1400 oder unter 790 möglich. Die geringste Inzidenz wird in Wien (68% KI: 590-940) und die höchste Inzidenz in Salzburg (68% KI: 1200-2000) er-wartet.

Ein Unsicherheitsfaktor für die vorliegende Prognose stellt eine mögliche Steigerung der Dunkelziffer durch Kapazitätsengpässe in der Fallabklärung und der Testinfrastruktur so-wie ein möglicher Rückgang des Testgeschehens aufgrund des Entfalls von Eintrittstests durch die Umstellung von 2G anstelle von 3G dar.

Der Effekt der erhöhten Durchimpfung (sowohl Erst- als auch Boosterimpfungen) ist für die aktuelle Prognoseperiode noch vernachlässigbar, wird sich aber in den kommenden Wochen mitigierend auf die Infektionsdynamik auswirken. Insbesondere die Booster-Impfungen in älteren Kohorten können zu einer Reduktion des Altersschnitts der inzi-denten Fälle und damit auch der Spitalsaufnahmen führen.

Bei anhaltend hoher Infektionsdynamik ist in einzelnen Regionen bereits das Eintreten von Sättigungseffekten nicht auszuschließen, was eine Verlangsamung des Fallzahlan-stiegs zur Folge hätte. Diese dürfen jedoch nicht mit den aktuell auftretenden Mel-deproblemen vermischt werden.

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Belagsprognose

Die 33%-Auslastungsgrenze der Intensivstationen wird österreichweit Ende der Progno-seperiode mit 65% Wahrscheinlichkeit erreicht, unter der Annahme, dass das Auf-nahme- und Entlassungsregime in den Spitälern unverändert bleibt. Aufgrund der Annä-herung von Auslastungsgrenzen sind jedoch Änderungen des Aufnahme- und Entlas-sungsregimes zu erwarten.

Das Risiko des Erreichens der Auslastungsgrenze von 10 %, 33 % oder 50 % in einer oder zwei Wochen kann Tabelle 7 entnommen werden. Die Überschreitung der 33% Auslas-tungsgrenze ist am 24.11. in allen Bundesländern möglich. Am geringsten ist die Wahr-scheinlichkeit in Kärnten (35 %) und am höchsten in Oberösterreich (95 %).

Tabelle 7:

Wahrscheinlichkeit, dass der COVID-19 ICU Belag die Auslastungsgrenze von 10%, 33%

bzw. 50% übersteigt

Quelle: COVID Prognose-Konsortium, Datenstand 09.11.2021

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Tabelle 8:

Konsolidierte Prognose der 7-Tages-Fallzahl je 100.000 EW (Mittelwert sowie 68%-Konfidenzintervall)

Tabelle 9:

Konsolidierte Prognose des 7-Tages-Schnittes der Neuinfektionen (Umrechnung der 7-Tages-Inzidenz in 7-Tages-Schnitt)

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Tabelle 10:

Belagsprognose Intensivpflege (Mittelwert sowie 68%-Konfidenzintervall

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Tabelle 11:

Belagsprognose Normalpflege (Mittelwert sowie 68%-Konfidenzintervall)

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Rückschau auf die Prognose der Vorwoche

Im Bereich der Fallprognose lagen die beobachteten Werte nahe an der Prognose (in-nerhalb der angegebenen Schwankungsbreite des 68%-Intervalls, mit Ausnahme von NÖ und W, wo die beobachteten Werte im 95%-Intervall lagen).

Im Bereich der Belagsprognose wurden ebenfalls geringe Abweichungen beobachtet (im Bereich der Intensivpflege mit Ausnahme von S und St (beobachteten Werte im 95%-Intervall), sowie W (beobachteten Werte unter dem 95%-Intervall); im Bereich der Nor-malpflege mit Ausnahme von K (beobachteten Werte im 95%-Intervall).

Es ist festzustellen, dass sich in den letzten Wochen die ICU-Aufnahmeraten sukzessive reduziert haben, während die Neuinfektionen weiter stark zunahmen. Aufgrund der zur Verfügung stehenden Informationen über die inzidenten Fälle (Alter, Geschlecht, Impf- bzw. Genesenen-Status) lässt sich diese Entwicklung nicht kausal modellieren. Es ist nicht auszuschließen, dass bei zunehmender Auslastung der Intensivstationen das Auf-nahme- und Entlassungsregime schärferen Restriktionen unterliegt.

Einfluss der Durchimpfungsrate auf die Kapazitätsvorschau

Die aktuelle Modellkalibrierung berücksichtigt den bisherigen Impffortschritt und die bereits natürlich erworbene Immunität. Teil- und Vollimmunisierte inzidente Fälle wer-den mit einer geringeren Hospitalisierungsrate im Belagsmodell berücksichtigt, wobei Beobachtungsdaten zur Impfeffektivität gegenüber symptomatischen Verläufen und Hospitalisierung aus dem Vereinigten Königreich zur Modellkalibrierung herangezogen werden2. Überdies wird die Durchimpfungsrate im Belagsmodell implizit über die Alters-struktur der inzidenten Fälle sowie die gegenwärtigen Hospitalisierungsraten berück-sichtigt. Die Prognose des Intensivbelags beinhaltet somit sämtliche durch die Impfung zu erwartende Effekte.

2 https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/1001354/Vari-ants_of_Concern_VOC_Technical_Briefing_17.pdf

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Abbildung 14:

Prognose vom 09.11.2021

Quelle: GÖG Prognose & Kapazitätsvorschau

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4 Maßnahmen in ausgewählten Ländern/Ländervergleich

Abbildung 15: Ländervergleich 7-tägiges Mittel Inzidenz

Quelle: OurWorldInData; 7-tägiges Mittel pro 1 Mio. EW; Stand 09.11.2021

Die nachfolgende Maßnahmenübersicht basiert auf den rezent von den österreichi-schen Botschaften der Nachbarstaaten übermittelten Berichten (letzte Übermittlung am 08.11.2021, 8:00 Uhr).

Es zeigen sich rezent teilweise markante Anstiege der Inzidenz in fast ganz Europa. Auch die Staaten Dänemark, Norwegen, Schweden und Irland, in denen COVID-19 offiziell nicht mehr als „gesellschaftsgefährdend“ kategorisiert wird und damit einhergehend alle verpflichtenden Eindämmungsmaßnahmen (Maskenpflicht, Teilnehmerbegrenzun-gen, 3G-Pflicht) landesweit aufgehoben wurden, sind betroffen. In Dänemark wurde die Wiedereinführung der 3G-Regel verkündet.

Andere Staaten (wie Slowakei, Slowenien und Österreich) haben vor dem Hintergrund steigender Fallzahlen bereits Maßnahmenverschärfun-gen umgesetzt. In der Slowakei werden aufgrund enorm steigender Fallzahlen immer mehr Bezirke in der höchsten Ge-fahrenstufe („schwarz“) eingestuft und daher regional Schließungen in verschiedenen Bereichen („regionale Lockdowns“) verhängt. Inzidenzen steigen rezent insbe-sondere in Staaten mit vergleichsweise niedrigen Durchimpfungsraten, der stationäre Bereich ist fallweise (z.B. Slowakei) bereits wieder an der Auslastungsgrenze angekommen und planbare Operationen werden verschoben.

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Der so genannte 3-G-Nachweis (bzw. das Digital Green Certificate der EU) dient nach wie vor in mehreren Staaten als Zugangsvorausset-zung für das wirtschaftliche und so-ziale Leben und insbesondere für die Ein- und Ausreise bzw. wurde rezent von mehreren Staaten wieder als solche eingeführt (Slowenien, Dänemark) . In Italien, Slowenien und Österreich gilt die 3-G-Nachweispflicht für ArbeitnehmerInnen am Arbeitsplatz. In Deutschland gibt es für die Gastronomie optional ein 2-G Modell (Unternehmen können entscheiden, Zutritt nur für Geimpfte und Genesene zu gewähren, dafür können volle Kapazitäten der Lokale benutzt werden).

Fast alle Staaten berichten, dass die Nachfrage nach Impfungen stark rückläufig ist. Es werden zunehmend niederschwellige Impfangebote geschaffen, die die Impfraten ebenso wie so genannte Impflotterien aber nur marginal erhöhen. Lediglich im Kontext neuer 2G oder 3G-Regelungen kann ein Anstieg von Erstimpfungen verzeichnet werden.

Das Verabreichen der „dritten Dosis“ schreitet voran, es werden neben vulnerablen Gruppen zunehmend auch alle weiteren zweimal immunisierten zur dritten Impfung ein-geladen. Vereinzelt werden bereits Kinder ab 5 Jahren geimpft.

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Abbildung 16:

Kurzübersicht aktuell gültiger Maßnahmen und 7-Tages-Inzidenz der Nachbarstaaten (Stand: 09.11.2021)

1) Hinweis: Lebensmittelhandel überall geöffnet / 2) Ferienzeit nicht dargestellt / 3) Quelle: https://ourworldindata.org/covid-stringency-index / Status: Kurzbeschreibung der aktuellen Situation

GÖG - eigene Darstellung

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5 Impfung

Tabelle 12: Anteil von Personen mit mindestens einer Teilimpfung in % nach Altersgruppe und KW per 10.11.2021

Tabelle 12 zeigt die Durchimpfungsrate für Personen mit mind. einer Teilimpfung je Al-tersgruppe und Kalenderwoche und Tabelle 13 zeigt die Durchimpfungsrate für Perso-nen mit abgeschlossener Impfserie (exkl. Genesene mit 1. Impfung), wobei zu berück-sichtigen ist, dass die dargestellten Raten vom Erfassungsgrad der Impfungen im E-Impf-pass abhängen.

Tabelle 13: Anteil von Personen mit abgeschlossener erster Impfserie in % nach Altersgruppe und KW per 10.11.2021

Zeitverlauf nach KW mit Stichtag jeweils Dienstag

KW35 KW36 KW37 KW38 KW39 KW40 KW41 KW42 KW43 KW44 KW45

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Tabelle 14: Anteil an Personen mit Erhalt von drei Impfdosen (beinhaltet heterologe und homologe Impfschemata) sowie zwei Impfdosen bei

Johnson&Johnson-Erstimpfung in % nach Altersgruppe und KW per 10.11.2021

Zeitverlauf nach KW mit Stichtag jeweils Dienstag

KW35 KW36 KW37 KW38 KW39 KW40 KW41 KW42 KW43 KW44 KW45

Tabelle 14 zeigt die Rate für Personen, die eine COVID-19-Auffrischimpfung erhalten ha-ben (weitere Impfung nach abgeschlossener 1. Impfserie frühestens 4 Monate nach der letzten Impfung).

Abbildung 17:

Fälle von SARS-CoV2 Infektion (inkludiert asymptomatische und symptomatische Fälle sowie Fälle mit unbekannter klinischer Manifestation) nach Tag der ersten

Labordiagnose (Epi Curve) und Impfstatus – vollständig geimpft (rot), nicht geimpft oder nicht vollständig geimpft (grau), bei impfbaren Personen (>=12 Jahre) gemäß Zulassung, Österreich, seit 01.02.2021

Quelle: AGES

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6 Empfehlungen der Corona Kommission

Die analysierten Daten zeigen für die vergangenen 13 Epidemietage (27.10.2021-8.11.2021) eine Änderungsrate von 5,47 % (per 10.11.2021). Die 7-Tagesinzidenz ist in Österreich im Zeitraum 3.11.2021-9.11.2021 auf 705,9 pro 100.000 EW – im Vergleich zu einer 7-Tagesinzidenz von 432,2 /100.000 EW der Vorwoche – gestiegen. Die effek-tive Reproduktionszahl (Reff) lag zuletzt bei 1,2 (per 8.11.2021).

Die Belastung des Gesundheitssystems ist im Vergleich zur Vorwoche gestiegen und lag per 10.11.2021 bei einer COVID-spezifischen Auslastung der Intensivstationen von 19,9 % bezogen auf alle gemeldeten Erwachsenen-Intensivbetten Österreichs. Die Prog-noserechnungen zeigen weiterhin signifikante Anstiege der Auslastung von Intensivsta-tionen auf ein Niveau von 35,5 % bzw. 748 belegten ICU-Betten (Mittelwert) bis zum 24.11.2021 (COVID Prognose Konsortium). Laut Prognoserechnung wird damit ein sehr hohes Systemrisiko (>33 % ICU-Auslastung) mit hoher Wahrscheinlichkeit erreicht. Dem-zufolge steht die medizinische Versorgung der österreichischen Bevölkerung vor einer ernstzunehmenden Bedrohung, daher sind aus der Sicht der Corona-Kommission die Vo-raussetzungen für die umgehende Initiierung zusätzlicher Maßnahmen nach dem COVID-Maßnahmengesetz gegeben.

Zusätzlich zum Intensivbelag stellt der steigende Belag auf Normalstationen für das Ge-sundheitssystem zunehmend eine kritische Überforderung der betroffenen Einrichtun-gen dar. Daher empfiehlt die Corona-Kommission künftig den Belag auf Normalstatio-nen verstärkt in die Analysen miteinzubeziehen. Die Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal stellt insbesondere im stationären Bereich einen kritischen Faktor dar.

Bezogen auf die Gesamtbevölkerung lag der Anteil an jenen Personen, die per 10.11.2021 die erste Impfserie abgeschlossen haben, bei 64,74 %. Der Anteil der Perso-nen, die eine COVID-19-Auffrischimpfung erhalten haben (weitere Impfung nach abge-schlossener 1. Impfserie frühestens 4 Monate nach der letzten Impfung) liegt bei 5,7 %, in der Gruppe der über 65-Jährigen bei 19,27 %. Die derzeit laufende Impfkampagne ist auch um den Appell zur Teilnahme an der dritten Impfung zu ergänzen, um hier eine hohe und zeitnahe Durchimpfungsrate sicherzustellen.

Damit liegt Österreich im westeuropäischen Vergleich weiterhin unterdurchschnittlich hinsichtlich der Durchimpfung. Fehlender Impffortschritt muss daher mit unmittelbaren und stringenteren Schutzmaßnahmen ausgeglichen werden, um eine zeitnahe Umkehr des steigenden Trends der Fälle bewirken zu können. Die Corona-Kommission unter-stützt die Forderung nach einer bundesweit einheitlichen Impfpflicht für Personen mit besonderer beruflicher Verantwortung im Gesundheits- und Pflegebereich.

Vor dem Hintergrund des anhaltenden steilen Anstiegs der Fallzahlen begrüßt die Corona Kommission das Vorziehen geplanter Präventionsmaßnahmen (2G, einheitliche bundesweite Maskenregelung, etc.), die gemäß Stufenplan der Regierung erst für hö-here ICU-Auslastungen vorgesehen waren und sieht weitere Maßnahmen im Sinne der Maßnahmen der Stufe 5 (beispielsweise weitere Einschränkungen für Ungeimpfte, wie kein Zugang zu Museen, nicht essenziellem Handel und Veranstaltungen unter 25 Per-sonen) als unmittelbar erforderliche Maßnahme an.

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Die Corona-Kommission hat die Frage weiterführender Ausgangsbeschränkungen für Ungeimpfte diskutiert. Seitens des BMI wurde klargestellt, dass bei der Kontrolle der Maßnahmen wie auch bisher maßgeblich mitgewirkt wird. Die Kontrolle von Ausgangs-beschränkungen – nur von Ungeimpften - stellt jedoch organisatorisch eine große Her-ausforderung dar. Dies müsste in einem Gesamtkonnex zu den ohnehin stattfindenden in Kraft stehenden Kontrollen gesehen werden.

Die Corona-Kommission weist darauf hin, dass davon auszugehen ist, dass die oben an-geführten Maßnahmen nicht ausreichend sind. Insbesondere gilt das aktuell in den Re-gionen mit besonders hohen Auslastungen wie Oberösterreich und Salzburg. Und au-ßerdem ist angesichts der steigenden Belastung im Gesundheitssystem sowie der gene-rell sehr hohen und weiter stark steigenden Fallzahlen, mittels weiterer allgemein gülti-ger kontaktreduzierender Maßnahmen (Beschränkung von Hochrisiko- und Risikoset-tings, wie z. B. Zusammenkünfte im privaten und öffentlichen Bereich, Gastronomie, nicht-essenzieller Handel) regional gegenzusteuern. Bei Nichteintreten der Trendum-kehr sind diese Maßnahmen bundesweit auszurollen.

Sollten diese allgemeinen Maßnahmen Wirkung entfalten, kann von der Setzung weite-rer Maßnahmen Abstand genommen werden.