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Aktuelle Aktivitäten in der Standardisierung

4 Standardisierung in der Luftfahrtindustrie

4.3 Aktuelle Aktivitäten in der Standardisierung

Die aufgeführten Dokumente werden jeweils gepflegt durch eine Arbeitsgruppe, die sie dem technischen Stand jeweils anpasst. Die Auflistung der relevanten Werke erfolgt in einer Ab-stufung:

branchenübergreifend Electronic Produkt Code luftfahrtbezogen ATA Spec2000

unternehmensbezogen Airbus Business Directive 100 .

Im folgenden sollen die Dokumente kurz vorgestellt und die Änderungen für die Nutzung der RFID-Technik erläutert werden.

4.3.1 Electronic Product Code (ePC)

Der Elektronik Product Code (ePC) ist eine Weiterentwicklung des Universal Product Code (UPC). MIT Wissenschaftler David Brock und Sanjay Sarma schlugen 1998 zusammen mit ihren Kollegen ein eindeutiges Numerierungsschema für ein netzwerkbasiertes Identifikati-onssystem vor. Im Oktober 1999 öffneten sie das MIT Auto-ID Center als industrienahe For-schungsgruppe mit dem Ziel, eine “intelligente Infrastruktur” für die logistische Kette zu ent-wickeln.

Bild 4.3 Aufbau und Unterschiede von UPC und ePC (AIM USA)

Diese intelligente Infrastruktur ist dem Internet stark nachempfunden. Ein ePC beinhaltet 96 bit an Identifikations-Daten mit einer 40 bit langen einmaligen seriellen Nummer. Anstatt

Ka-taloginformationen direkt an diese Nummern zu koppeln, funktioniert der ePC - wie eine Art Link - zu einem Referenzdokument. Dieses Dokument existiert im Netzwerk, ein Object Na-me Service löst die nuNa-merische ePC auf und ordnet dem Objekt dieses DokuNa-ment zu, genau wie im Internet der Domain Name Service menschenlesbare Adressen in IP-Adressen um-setzt. Das Dokument ist geschrieben in einer neuen Sprache, der Product Markup Language und basiert auf XML (eXtensible Markup Language).

Um das Bild abzuschließen, müssen die 96bit an Identifikations-Daten auf dem Objekt vor-handen sein, dies soll mit einem elektronischen Etikett (“ electronic Tag”) oder smart Label erfolgen. Die aktuelle Entwicklung des ePC basiert auf der Verwendung von Radiofrequenz-Systemen, was eine automatische Erfassung ermöglicht. Manuelle Eingaben werden nicht mehr nötig sein und eine Verfolgung über die gesamte logistische Kette ist damit möglich.

4.3.2 ATA2 SPEC 2000 CHAPTER 9

Die ATA Spec2000 ist das Resultat der Zusammenarbeit von zwölf internationalen Industrie-verbänden der Luftfahrt-Bereiche Betrieb (Airlines), Herstellung (Manufacture & Supplier) und Wartung (Repair- and Spare shops) zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit. Sie wird von der Air Transport Association (ATA) verwaltet. Das primäre Ziel ist es, kosteneffektive, ak-tuelle Methoden für den Informationsaustausch möglichst vielen Firmen zur Nutzung bereit-zustellen.

Die Spec2000 ist ein Netzwerk aus abgestimmten Komponenten, die zusammen die Schnitt-stellen für die Zusammenarbeit intern wie extern darSchnitt-stellen. Diese Komponenten sind auf die Belange der Luftfahrtlinien in den Bereichen Beschaffung, Reparatur- und Wartungsgeschäft stärker angepasst, da in diesen Breichen ungenutzte Potentiale durch neue Prozesse besonders gut umsetzt werden können. In diesen kostensensiblen Bereichen sind die Potentiale daher er-heblich (erzeugen Hebelwirkung).

Die Spec2000 ist aufgeteilt in vier Bereiche, dem Luftfahrt Handelsplatz für den Warenaus-tausch untereinander, den E-Commerce Standards zur Vereinheitlichung elektronischer Han-delswege, den Daten Standards für die Harmonisierung der Formate und den Bar Code Stan-dards für die Identifikation. Diese sind in Kapitel 9 der Spec2000 niedergeschrieben.

Kapitel 9 beschäftigt sich mit der automatischen Identifikation und Datenaufnahme. Die be-stehenden Prozesse, wie Käuferbeleg, Reparaturbeleg, etc bleiben unberührt, da RFID als zu-sätzliche Identifikationsmöglichkeit angesehen wird. In der Anwendung bedeutet das, dass nun neben den vorgeschriebenen “Human readable” Angaben (SER, PNR, MFR) und dem Barcode ein Transponder mit auf das Typenschild aufgebracht wird. (siehe Bild 4.4)

Bild 4.4 Integration des Transponders in das Typenschild

Dieses ist in einem neuen Punkt (Chapter 9.5) beschrieben und dem Dokument angehängt worden. Alle Anforderungen an einen Transponder sind hier niedergeschrieben. Dadurch soll gewährleistet werden, dass Transponder den zu erwarteten physischen und operativen Belas-tungen standhalten. Aktuell wird noch an dem genauen “Command Code” gearbeitet, d.h.

welche Informationen auf den Transponder geschrieben werden können. Dieses soll durch de-finierte Text Element Identifier (TEI) erfolgen.

4.3.3 Airbus ABD 100

Die ABD 100 (Airbus Business Directives) behandelt den dritten Teil der ATA Spec2000 Chapter 9 – der permanenten Identifikation von Teilen. Es erklärt die Anforderungen detail-lierter und gibt ergänzend die Historie kleinerer Veränderungen (die nicht die Form, Lage o-der Funktion des Bauteils betreffen) an. Diese werden für einen schnelleren Überblick in ei-nem separaten Feld (Punkt 8 in Bild 4.4) aufgelistet.

Es wurde weiter damit begonnen, die Datenaufnahme für den Bediener zu erleichtern, indem z.B. das Herstellungsdatum als Barcode mit in das Typenschild aufgenommen wurde; dieses wird später in einem unveränderlichen Bereich in dem Transponder abgebildet.

Da es praktisch unmöglich ist, den exakten Tag der Herstellung (von Teilkomponenten) zu bestimmen und dieses auch nicht als unbedingt notwendig angesehen wird, ist das Da-tumsformat auf 6 Stellen definiert worden, 2 für die Monatsangabe und die restlichen 4 für die Jahresangabe in dem Format MMYYYY. Diese Schreibweise kann ohne weitere Konver-tierung einem TEI (Text Element Identifier) übergeben und im Transponder angelegt werden.

Das folgende Bild 4.4 zeigt ein Typenschild entsprechend ATA Spec2000 und ABD100 bei dem auch das Herstellungsdatum als Barcode angegeben ist. LRU bedeutet Line Replacable

Unit, und ist eine Bezeichnung für eine spezielle Art von Ausrüstung, welche sehr leicht aus-wechselbar ist (als Beispiel eine Controllereinheit).

Bild 4.5 Typenschild nach ABD 100 und ATA Spec2000 (ABD0100)

Aktuell sind noch keine Arbeiten an der ABD 100 geschehen, da zuvor die Arbeiten an der Spec2000 abgeschlossen sein müssen. Die Ergebnisse werden dann unter Berücksichtigung der nun neu hinzukommenden technischen Anforderungen der RFID-Technik auf die beste-henden Typenschilder angewendet.

Es ist davon auszugehen, dass der Einsatz von Transpondern als weitere Identifikationsform keine der bestehenden Beschriftungen ablösen wird.