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5.2 Einfluss des Neuropeptides SIFamid auf das Verhalten

5.2.2 Die Aktivierung der SIFamidergen Neurone führt zu einer Zunahme der

Es wurden Experimente zur Nahrungsaufnahme bei Drosophila durchgeführt. Diese Verhaltensstudien wurden mit „satten“ sowie mit „ausgehungerten“ Taufliegen durchgeführt. Für die Experimente zur Nahrungsaufnahme wurden verschiedene Temperaturen gewählt. Bei 29°C wurden die SIFamidergen Neurone durch Expression von dTrpA1 aktiviert. Es sollte dabei geklärt werden, ob es durch die artifiziell hervorgerufene Depolarisation der SIFamidergen Neurone zu einer messbaren veränderten Nahrungsaufnahme kommt.

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Abb. 34. Experimente zur Nahrungsaufnahme von weiblichen Drosophila durch eine artifiziell hervorgerufene Depolarisation der SIFamidergen Neurone.

Nahrungsaufnahme mit „gesättigten“ Drosophila sowie mit „ungesättigten“ Fliegen bei unterschiedlichen Temperaturen. Die Y-Achse zeigt die relative Absorption der homogenisierten Fliegen bei 500nm MW ± Standardfehler an, die X-Achse die verschiedenen Genotypen. 34A) Experiment zur Nahrungsaufnahme mit

„gesättigten“ Drosophila bei 29°C. Stichprobengröße für alle Gruppen n = 7. 34B) Experiment zur Nahrungsaufnahme mit nicht gehungerten Fliegen bei 18°C. Stichprobengröße für alle Gruppen n = 7. 34C) Die Taufliegen wurden für 48h gehungert und daraufhin auf deren Nahrungsaufnahme getestet bei 29°C.

Stichprobengröße für alle Gruppen n = 6. 34D) Experiment zur Nahrungsaufnahme mit gehungerten Drosophila bei 18°C. Stichprobengröße für alle Gruppen n = 6. Statistischer Test: Kruskal-Wallis ANOVA mit Mann-Whitney U-Test und anschließender Bonferroni Korrektur. Signifikanz * = p < 0,05, ** = p <

0,001, n.s. = nicht signifikant.

Aus Abbildung 34A ist ersichtlich, dass durch die thermogenetisch induzierte Aktivierung der SIFamidergen Neuronen bei der Linie SIFa2-Gal4/UAS:dTrpA1 zu einer Änderung in der Nahrungsaufnahme führt. Drosophila dieses Genotyps konsumierten signifikant mehr roten Farbstoff, als die zur Kontrolle herangezogenen Parentallinien p < 0,001.

Anschließend wurde das Experiment bei 18°C durchgeführt (Abb. 34B). Bei dieser Temperatur sollte es nicht zu einer künstlichen Aktivierung der SIFamidergen Neurone kommen. Es zeigte sich, dass alle getesteten Fliegenstämme weniger roten Farbstoff in ihren Körpern hatten. Im Gegensatz zu den Experimenten bei 29°C zeigten „gesättigte“

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Experimente wurden mit „ungesättigten“ Taufliegen durchgeführt. Hierfür wurden die Drosophila für 48h auf feuchtes Filterpapier gesetzt und jeglicher Zugang zu einer kalorischen Nahrung entzogen. Im anschließenden Experiment bei einer Temperatur von 29°C zeigten alle Gruppen eine verstärkte Nahrungsaufnahme, welche sich im hohen Absorptionswerte wiederspiegelte (Abb. 34C). Auffällig ist, dass die UAS:Effektor Fliegenlinie deutlich weniger Nahrung konsumiert, als die parallel getesteten anderen Fliegenstämme. Es konnte ein signifikanter Unterschied zwischen der Wildtyplinie und der UAS:Effektorlinie festgestellt werden. Das bedeutet, dass bereits eine Parentallinie, wahrscheinlich aufgrund des genetischen Hintergrundes, weniger Nahrung konsumiert.

Dieser Umstand erschwert die Interpretation der vorliegenden Daten (Abb. 34C).

Interessanterweise ist bei der Fliegenlinie, die den dTrpA1-Kanal in den SIFamidergen Neuronen exprimieren der ermittelte Absorptionswert höher, als bei den parallel getesteten Kontrolllinien (Abb. 34C). Das dazugehörige Kontrollexperiment wurde bei einer Temperatur von 18°C durchgeführt (Abb. 34D). Auffällig war, dass die gemessenen Absorptionswerte bei einer Temperatur von 18°C niedriger sind, als bei einer Temperatur von 29°C. Es wurde bei 18°C kein signifikanter Unterschied in der gemessenen Absorption zwischen den unterschiedlichen Fliegenstämmen gefunden (Abb. 34D).

Die gefundenen Ergebnisse lassen darauf schließen, dass bei einer thermogenetisch induzierten Aktivierung der SIFamidergen Zellen die „gesättigten“ Fliegen in einer Art reagieren, als wären sie „gehungert“. Darüber hinaus zeigten „gehungerte“ Fliegen mit gleichzeitiger artifiziell hervorgerufener Depolarisation der SIFamidergen Neuronen ebenso mehr roten Farbstoff in ihren Körpern, als die als Kontrolle geltenden Parental- und Wildtyplinien. Das lässt den Schluss zu, dass die Aktivierung der SIFamidergen Neurone eine orexigene Wirkung auf die Taufliegen hat.

Anschließend wurde auf einer Vielzahl von Möglichkeiten zurückgegriffen, um die SIFamidergen Neuronen „stillzulegen“ oder die Translation des Neuropeptides SIFamid zu reduzieren. Es wurde der „outward rectifying“ K+-Kanal (dORK) (Nitabach et al., 2002) in SIFamidergen Neuronen exprimiert, um die Zellmembran zu hyperpolarisieren. In einem anderen Ansatz wurde das temperaturempfindliche Dynamin shibirets (Kitamoto, 2001) in SIFamidergen Neuronen exprimiert, um durch Temperaturänderungen synaptische Transmission zu blockieren. Zu Letzt sollten die Neurone mittels induzierter Apoptose,

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durch Überexpression des Proteins „Reaper“ (White et al., 1996) komplett ablatiert werden. Mit Hilfe der RNAi-Methode (Fire et al., 1998) sollte ebenso die Translation des Neuropeptides SIFamid reduziert werden. Um zu vergleichen, ob die Inaktivierung der SIFamidergen Neurone zu einem gegenteiligen Effekt zu den bisher gefundenen Ergebnissen haben könnte, wurde abermals die Nahrungsaufnahme mit „gehungerten“ oder

„satten“ Fliegen quantifiziert.

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Abbildung 35. Abbildungslegende auf der nächsten Seite.

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Abb. 35. Expression des Neuropeptids SIFamid nach induzierter RNA Interferenz und Experimente zur Nahrungsaufnahme.

Die Y-Achse zeigt die normalisierte Expression des Neuropeptides SIFamid im Vergleich zu den Wildtypen (CS) MW ± Standardfehler. Die X-Achse zeigt die unterschiedlichen Genotypen. 35A) Durch induzierte RNA Interferenz bei 29°C lag die Expression des Neuropeptides SIFamid signifikant unter dem Niveau von CS. Es wurde jedoch kein signifikanter Unterschied zwischen den weiteren Kontrollgruppen gefunden. Die Stichprobengröße betrug bei der Kreuzung UAS:RNAi(SIFamide);SIFa2-Gal4;TM3sb und CS jeweils n = 10.

Für die Parentallinie SIFa2-Gal4;tubGal80ts eine Stichprobengröße von n = 8 und für UAS:RNAi(SIFamid) n = 11. Der Stichprobenumfang von der Kreuzung UAS:RNAi(SIFamide);SIFa2-Gal4;tubGal80ts betrug n = 9. 35B) Ergebnis der Expression des Neuropeptides SIFamid bei 18°C. Es wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen gefunden. Stichprobengröße je Genotyp n = 3. Statistischer Test: ANOVA mit Bonferroni-Korrektur als post-hoc. Signifikanz: * p < 0,05, ** p < 0,001, n.s. = nicht signifikant. 35C) Hungrige Fliegen mit einer reduzierten Expression des Neuropeptides SIFamid wurden bei 29°C auf deren Nahrungskonsum überprüft. Es wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen festgestellt. Der Stichprobenumfang betrug bei der Kreuzung UAS:RNAi(SIFamide);SIFa2-Gal4;tubGal80ts n = 16 und bei der zweiten Kreuzung UAS:RNAi(SIFamide);SIFa2-Gal4;TM3sb n = 14. Die Stichprobengröße betrug bei der Parentallinie SIFa2-Gal4;tubGal80ts/TM3sb n = 11 und für UAS:RNAi(SIFamid) n = 16. Bei CS betrug die Stichprobengröße n = 14. 35D) Die Nahrungsaufnahme mit „gesättigten“ Drosophila mit gestörter Translation des Neuropeptides SIFamid bei 29°C. Es wurde kein signifikanter Unterschied in der Nahrungsaufnahme zwischen den Genotypen festgestellt. Die Stichprobengröße betrug bei allen Gruppen n = 6. 35E) Es wurden für 24 Stunden „gehungerte“ weibliche Drosophila, welche dORK in SIFamidergen Neuronen exprimieren bei 29°C auf ihre Nahrungskonsum untersucht. Es wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen festgestellt. Der Stichprobenumfang betrug bei allen Gruppen n = 8. 35F) Die Nahrungsaufnahme mit „ungesättigten“ Drosophila mit inhibierter Vesikelausschüttung durch shibirets bei 32°C. Es wurde ein signifikanter Unterschied in der Nahrungsaufnahme zwischen der Kreuzung und der Parentallinie SIFa2-Gal4 zu UAS:shibirets festgestellt. Stichprobenumfang betrug bei allen Gruppen n = 8.

Statistischer Test: Kruskal-Wallis ANOVA mit Mann-Whitney U und anschließender Bonferroni Korrektur.

Signifikanz: * p < 0,05, ** p < 0,001, *** p < 0,0001, n.s. = nicht signifikant.

Durch induzierte RNA-Interferenz sollte die Translation des Neuropeptides SIFamid reduziert werden (Abb. 35A). Mittels quantitativer PCR wurde eine Reduzierung der Expression des Neuropeptides SIFamid um 10-20% im Vergleich zu den Kontrollgruppen festgestellt (Abb. 35A). Dennoch wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den Fliegen, bei denen die RNAi-Expression induziert wurde und den Parentallinien festgestellt. Es konnten signifikante Unterschiede zwischen CS und den beiden Fliegenstämmen, in denen die Translation des Neuropeptides SIFamid gestört ist festgestellt werden (Abb. 35A). Das Ergebnis deutet daraufhin, dass bei 29°C die Wildtyplinie einen höheren Anteil an SIFamid enthält, als die Parentallinien und den Testgruppen (Abb. 35A). Dieser Umstand erschwert die Interpretation der Ergebnisse. Als vorgesehene Kontrolle wurde die Translation von SIFamid nicht unterbunden. Dafür wurden die Fliegen bei 18°C gehalten, so dass es zu keiner Induktion der RNA Interferenz kommen sollte (Abb. 35B). Es zeigte sich, dass die Expression des Neuropeptides nicht gestört war und es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen gab (Abb.

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Drosophila durchgeführt. Aus Abbildung 35C ist ersichtlich, dass die Fliegen mit gestörter Translation des Neuropeptides SIFamid eine ganz leicht geringere Nahrungsaufnahme aufwiesen, als die Kontrollgruppen. Dennoch wurde kein signifikanter Unterschied festgestellt (Abb. 35C). Die gleichen Experimente wurden mit „gesättigten“ Taufliegen bei gleicher Temperatur durchgeführt (Abb. 35D). Hier wurde kein Unterschied zwischen den Testgruppen und den dazugehörigen Parentallinien bei der Nahrungsaufnahme festgestellt.

In dem folgenden Experiment wurden die SIFamidergen Neuronen mit dem Drosophila „Open Rectifier“ Kalium Kanal (dORK) elektrisch stillgelegt. Die Taufliegen wurden bei 25°C für 24 Stunden gehungert und danach in das Experiment überführt. Nach einer Stunde Nahrungsaufnahme lag die gemessene Absorption bei allen Gruppen ca. auf dem gleichen Wert. Es wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen festgestellt (Abb. 35E). Mit der dORK Methode zur Hyperpolarisierung von Neuronen konnte eine geringere Nahrungsaufnahme nicht nachgewiesen werden, so dass als Folgeexperiment mit shibirets gearbeitet wurde, um die Endozytose der Vesikel zu verhindern. Ebenso wie im vorherigen Experiment wurden die Fliegen für 24 Stunden bei 25°C jeglicher Zugang zur Nahrung verwehrt. Eine halbe Stunde bevor das eigentliche Experiment begann wurden die Fliegen in einem Inkubator, eingestellt auf 32°C, gestellt und danach auf das Futtermedium überführt. Die Endozytose der Vesikel ist bei der Linie UAS:shits;SIFa2-Gal4 inhibiert, so dass die Vesikel nach Entladung nicht erneut beladen werden können. Anhand der statistischen Auswertung kann angegeben werden, dass die Kreuzung und die Parentallinie sich signifikant unterschiedlich in der Nahrungsaufnahme zu der zweiten Parentallinie UAS:shits;+;UAS:shits verhalten (Abb. 35F). Das bedeutet erneut, dass die UAS:Effektorlinie aufgrund des genetischen Hintergrundes sich in der Nahrungsaufnahme unterschiedlich verhält, als die Test- und Kontrollgruppen (Abb. 35F).

Diese Tatsache erschwert erneut die Interpretation der Ergebnisse.

Es wurde anschließend versucht die SIFamidergen Neurone in adulten Fliegen durch die Rpr-Technik abzutöten (Abb. 36). Es konnte durch immunhistochemische Färbungen nachgewiesen werden, dass die SIFamidergen Neurone nicht ablatiert werden konnten (Abb. 36).

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Obwohl in den vorangegangenen Experimenten zur Nahrungsaufnahme bei einer thermogenetisch induzierten Aktivierung der SIFamidergen Neuronen die Fliegen erhöhten Anteil an roten Farbstoff aufwiesen, konnte in den Experimenten, bei denen die Neurone

„stillgelegt“ wurden oder die Translation des Neuropeptides gestört war, kein Unterschied in der Nahrungsaufnahme zwischen den Genotypen nachgewiesen werden.

In den folgenden Experimenten wurde erneut mit einer artifiziellen hervorgerufenen Depolarisation der SIFamidergen Neuronen gearbeitet und den Effekt auf einen appetitiven gustatorischen Stimulus untersucht.

5.2.3 Die thermogenetisch induzierte Ausschüttung von SIFamid führt zu einer erhöhten