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Etwa zehn Jahre später gibt Adalbert Joseph Krickel von seiner „Wanderung in die südlichen Gebirgsgegenden des Landes unter der Enns oder die Herrschaften Pütten, Seebenstein, Feistritz,

Thernberg

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, Schottwien, Neuberg, Reichenau und Guttenstein, nebst der Besteigung des hohen

49 Historische Querverbindungen zwischen Orten auf der nö. Seite des Wechsels zur Steiermark. Siehe: Friedrich Wilhelm Weiskern: Topographie von Niederösterreich, in welcher alle Städte, Märkte, Dörfer, Klöster, Schlösser, Herrschaften, Landgüter, Edelsitze, Freyhöfe, namhafte Oerter u.d.g. angezeiget werden, welche in diesem Erz-herzogthume wirklich angetroffen werden, oder sich ehemals darinnen befunden haben, 2 Bände, Wien 1768–70:

Aspang. U.W.W. ein k. k. freyer Markt mit k. k. Filialmaut und Wegmaut: gehörte vor Zeiten nach Steuermark, gelangte aber A. 1253 durch K. Ottokars Frieden mit dem ungarischen K. Bela, an Oesterreich [NÖ].

Aspang. U.W.W. Oberaspang, nächst vorigem, dem Grafen von Pergen zuständige Bergveste und Herrschaft, welcher Mönnichkirchen einverleibet ist.

Glocknitz. U.W.W. eine Benedictinerprobstey, Pfarre und Herrschaft des bayrischen Klosters Vormbach, ... bei der Poststraße, zwischen Neunkirchen und Schottwien, ... Die Gegend ist zwar um und um von hohen Bergen eingeschlossen, aber sehr fruchtbar und höchst angenehm; daher diese vom Abte Rümpler Sorgenflucht, curifugium genannt wird. Man bauet hier viel Wein, der aber nicht unter die guten österreichischen Gewächse gehört. ... Es hangen die Pfarren Beyerbach, Prein und Münchwald von derselben ab, welche letztere in Steyermark gelegen ist.

Hochneukirchen. U.W.W. ein Pfarrdorf der Herrschaft Krumbach, ... ein Amt der Herrschaft Wartenstein, hinter Krumbach, an der ungarischen Gränze, gegen Pinkafeld.

Kirchberg. U.W.W. am Wechsel, vor dem Otterthale, bey der Hasenleithen, hinter Kranichberg, Markt und Pfarre, theils als ein Amt dem hiesigen Nonnenkloster, theils den Herrschaften Kranichberg und Steyersberg unterthänig.

Steuersberg. U.W.W. Steyersberg, Bergschloß, Mayerey und Herrschaft des Grafen von Wurmbrand, mit dem Hofamte, Forstamte, und noch sechs andern Aemtern von zerstreuten Unterthanen im Gebirge, ... hat den Namen von den alten Grafen und Markgrafen zu Steuer, deren Gebiet hier gränzt, als Pitten in orientalis plaga [= Ostland oder Pannoni-sche Mark, Bezeichnung für den Teil der Awarenmark, dessen Gebiet etwa dem heutigen südlichen Niederösterreich, Burgenland und Nordwestungarn entspricht] noch seine eigenen freye Grafen hatte.

Trattenbach – aus „dretenpach“, „schnell fließender, sich in Tümpeln drehender Bach“

Ziegersberg. U.W.W. Bergschloß, Pfarrdorf und Landgut des Grafen von Wallsegg, mit der Herrschaft Klamm verbunden, südwärts hinter Sebenstein, zwischen Thomasberg und Krumbach.

50 Franz Schubert (Wien 1797 – 1828).

51 Kurt Dieman-Dichtl: Schubert auf der Reise nach Graz, Dokumentationen und Assoziationen, Graz 1997, S. 101ff.

52 Besitzer: Erzherzog Johann von 1807 bis 1825 (Übersiedlung auf den Brandhof, Stmk.) regelmäßig anwesend, stiftet Gemeindeschule, scheint in den Pfarrmatriken als Taufpate auf. Botaniker Dr. Johann [Baptist] Zahlbrucker errichtet pomologische Versuchsanlagen; Verwalter Paul Göttersdorfer sammelt Liedgut, „ohne ihn wären die Weihnachtslieder und Thernberger Hochzeitsstückln nicht erhalten“; „Josef Steiner spielt Tischharfe und Erzherzog Johann tanzt mit der Jugend“; „Es gelang dem Prinzen an mehreren Häusern des Ortes durch Beratung unpassende Fassadenerneuerungen und störende Zubauten abzuwenden, was wir modernen Menschen der Jetztzeit leider nicht mehr verhindern konnten“.

Wechsels und der Darstellung der erst unlängst besuchten Höhle bei Kirchberg, das Taubenloch genannt“

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, einen „Reisebericht in genauen Etappen, der am 18. Juni 1836 beginnt, und alle Orte mit kleinen Details beschreibt“. Seine faktenreich differenzierende, romantische Dokumentation der örtlichen Gegebenheiten spiegelt Feudalstruktur, Geographie, beginnende Industrialisierung, sowie Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der gesamten Region und ist gleichzeitig Abbild des Zeitge-schmacks. Neben engen Verbindungen zur Residenzhauptstadt Wien

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lassen seine Beobachtungen die Bedeutung des Wechsels erkennen.

Es ist wirklich angenehm, zu sehen, daß fast auf Einem Flecke sich 3 Straßen – Kaiserstraße nach Graz, Straße nach Feistritz und die schöne Palfi’sche Straße, nach ihrem Erbauer genannt, welche über Edlitz, Krumbach und Kirchschlag in das gesegnete Ungarn nach Güns führt – befinden ... Um in die Burg Feistritz ... eingelassen zu werden, hat man zu Wien bei dem liberalen Besitzer, [Joseph Freiherr von Dietrich, Magnat des Königreichs Ungarn]55 in seinem Palais zu Matzleinsdorf um eine Einlasskarte anzusuchen, die jedem Gebildeten nicht verweigert wird. Ohne derselben wird der Eintritt nicht gestattet ... im Ort [Feistritz] ist ein Wirthshaus, ein Maierhof, ein Eisenstreckhammer und eine neu erbaute künstliche Holzsägemühle ...

Oberschlachtige, mit Schalpes56 (Strohbüschln) gedeckte Hausmühle im Wechselgebiet vor 1900.

(Bildarchiv WeXel. ÖVLA, o. Nr.)

Ich war Willens, heute noch den Wechsel zu besteigen, auf der Feistritzer Alpe [1.438 m] zu über- nachten, sodann diesen kolossalen Berg in seiner ganzen Länge zu durchwandern, und über Aspang meinen Rückweg zu nehmen. Da mein Führer Vormittags Geschäfte halber die Alpenreise mit mir nicht antreten konnte, so ging ich hinab ins Ort, um die ... Kirche zu beschauen ... dem Hl. Ulrich geweiht (Altarbild von Andreas Waßhuber57, Bürgermeister in der Neustadt, gemahlt im Jahre 1639) ... Um

Ausstellung anlässlich des 200. Geburtstages im Mesnerhaus 1982; Bildungswerk Marktgemeinde Scheiblingkirchen-Thernberg 1992.

53 Druckerei Ferdinand Jahn, Wien 1883.

54 „Herrschaft und Feste Thernberg“, Hochalter der Pfarrkirche Thernberg, „Gott Vater, im Acte der Welterschaffung – Gemälde von Ruß, gegenwärtiger Director in der k.k. Bildergallerie im Belvedere zu Wien“. Siehe auch DEHIO Wien, II.–IX. und XX. Bezirk, Wien 1993, S. 286. „Geburt Christi“ von Franz Russ um 1870 in der Ulrichs-Kirche in Wien VII.; DEHIO Wien, X.–XIX. und XXI.–XXIII. Bezirk, Wien 1996, S. 199, 2 Portraits „Elisabeth“ und „Franz Joseph“ von Franz Russ d. Ä. 1863 im Schloß Schönbrunn, Westflügel, Obergeschoß / Bel Etage, in den Appartements Franz Josephs und Elisabeths, im Schreibzimmer Franz Joseph.

55 Siehe dazu auch Sieder / Erol-Rieß (2005), S. 104.

56 Siehe Band 22/2.3 – Wörterbuch, S. 1181ff.; „Hasleitner Mühle“ – unterschlachtig, gez. von L. Graf, Wien, 1886. In: „Frem-den-Buch“ der Vorauer Schwaig, S. 184.

57 (Georg) Andreas Wasshuber († 17.12.1732 Wr. Neustadt). Dr. Gerhard Geissl, Stadtarchiv Wiener Neustadt: „Der Maler Georg Andreas Waßhuber kam 1680 – möglicherweise von Hainfeld – nach Wiener Neustadt. Er starb 1732, sodass er wohl 1639 noch kein Bild hätte malen können. Joseph Ferdinand Waßhuber (1698 – 1765), sein Sohn aus zweiter Ehe, war

Ma-Landschaft und Sozialstruktur

2 Uhr Nachmittags brach ich auf, von dem Revierjäger begleitet, um über die Alpen auf die Spitze des hohen Wechsels zu wandern, welcher die Grenzmarke zwischen der Steiermark und dem Lande unter der Enns bildet. Die freundliche Beschließerin Anna Einzig versorgte uns, da man auf der Alm außer Brot, Milch und Käse nichts erhält, mit Kaffee, Zucker, Selchfleisch, und vortrefflichem Weine.

Wir verließen das Schloß [Feistritz], ... kamen in das liebliche Unterberger [sic!] Thal, ... unweit des Dörfchens schimmerte die Kirche St. Corona oder Heiligenstadt herüber, die als Wallfahrtsort mit der Bitte „um gut Wetter“ stark besucht wird. ...

Wallfahrtsort St. Corona am Wechsel [Heiligenstadt], 840 m Seehöhe, N.Oe.

Kolorierte Postkarte, P. Ledermann, Wien I, Fleischmarkt 1913/14.

(Bildarchiv WeXel. ÖVLA, o. Nr.)

Unterberg [sic!] liegt hart am Fuße des 3800’ [1.158 m] hohen Kampsteins, diesen ... mussten wir fast ganz übersteigen, um zur Feistritzer Alpe auf bequemeren Wege zu gelangen, da dieser in einer Höhe von fast 4000’ [1.219 m] sattelförmig mit jener in Verbindung steht, und eine hügelige Ebene bildet. Im Anfange ging es auf dem Kampstein ziemlich streng bergauf, was bei der ungeheuren Hitze des Tages, 26° Reaumur58, beschwerlich war; jedoch war der Weg ziemlich gut ... Unter sich hat man das Thal von Kirchberg, eigentlich Otterthal genannt. Rechts vom Orte Kirchberg ... den schön geformten Otterberg

Konrad Mautner: Skizzenbuch, Nr. 44, Stephan Mautner: 3 Holzknechte am Moserkogel, Trattenbach / Feistritztal vor 1924, Bleistiftskizze.

(Nachlass Konrad Mautner, aus dem Besitz von Anna Wolsey-Mautner, Faksimile-Ausgabe Georg Frena, Bad Aussee 2006. ÖVLA, 5759-I.)

ler und schließlich von 1756 bis 1765 Bürgermeister von Wiener Neustadt. Adalbert J. Krickel liegt hier also in doppeltem Sinne falsch“. E-Mail 17. August 2017. Siehe dazu auch: Walpurga Oppeker: Grund Riss zu Ebener Erden, in der Wiene-rischen Neustadt. Ein Beitrag zur Zusammenfassung der barocken Baugeschichte des Neuklosters in Wiener Neustadt. In:

Unsere Heimat, Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich 76, Heft 2–4, St. Pölten 2005, S. 122–136, S. 125f., „Für das Gemälde oberhalb des [neuen Einfahrts]Tores [Westbau des äußeren-, des Prälaturhofes] ist der Maler Georg Andreas Wasshuber überliefert.“; Fußnote 13: Lexikon Thieme / Becker XXXV, Leipzig 2008, S. 176, „1696 und vorher Malereien für Kreuzgang von Heiligenkreuz; Bilder für Gänge des Schwarzspanierklosters in Wien; Kapuzinerkirche Wr. Neustadt:

Votivbild hl. Georg (1699), 1. Stock / Gang hl. Bonaventura (1726); 2 Bilder für Oratorium Stift Heiligenkreuz.“

58 32,5° Celsius.

und den Mulzberg, weiterhin den Sonnenwendstein, und über ihn [sic!] den mächtigen Schneeberg und alle Alpen bis zum Oetscher. In einer kleinen Weile kamen wir zu den Bärenlacken [auch heute mit schwarzen Bergmolchen], eine Art von Bassin, nebenbei einer sprudelnden Quelle mit dem köstlichsten Wasser. ... Die Landleute erzählen, daß auf diesem Platze, ein Stier und ein Bär so im Kampfe begriffen waren, daß beide zugleich ihr Leben aushauchten. Als wir aus dem Walde traten, zeigten sich dem Auge die herrlichsten Wiesen, und der mächtige Wechsel, der bisher immer verborgen war, stand plötzlich in seiner ganzen Größe vor uns. Ich konnte nicht genug seine Massen und schöne Form bewundern. ...

Die Feistritzer Alpe zeichnet sich besonders von den übrigen Alpen der Umgebung dadurch aus, daß sie durchaus Wiese ist, auf welcher die kräftigsten Kräuter wachsen, die einer noch zahlreicheren Herde hinlängliches Futter geben würden, indessen die andern mehr oder weniger felsig sind. Es wird hier Butter, Schmalz und Käse gemacht. Der Alpenhirt, hier auch Käsmacher genannt, hat nebst einem ge-räumigen Wohnzimmer, ein Gemach zum Käsemachen, eine Küche und einen Keller zu Aufbewahrung der Milch und Käse. Durch mehrere Gebäude und Stallungen für verschiedene Gattungen der Thiere, indem sich auch hier ausgezeichnete schöne Schafe befinden, gewinnt dieser Platz das Ansehen einer kleinen Ansiedelei. Zugleich ist er der höchste Standpunkt der Alpen, nahe an der Spitze des Wechsels.

Die Alpe ist meistens durch mehr als 6 Monate, und kaum 5 Monate mit zarten, dem Vieh äußerst wohlschmeckendem und gedeihlichem Grase bewachsen. Man treibt das Vieh, welches genau die Zeit kennt, ... in der Mitte des Mai hinauf, und im halben Oktober wieder herab. …

Die Gegend von Feistritz entzückt durch eine Anmuth und Erhabenheit, die mehr gemüthlich und wür-devoll, als furchtbar wirkend, sich weiset – im Vergleich zu den gletscherbedeckten Schweizer Alpen.

[Nach dem] Frühstücke ... eilten wir auf die Spitze der Steiersbergalpe, wo wir den Sonnenaufgang erwarteten. Bei dem steinernen Kreuz, welches die Grenze zwischen der Steiersberger und Feistritzer Alpe macht, sahen wir hinab in die furchtbare Tiefe des Mulzgrabens. Im Jahre 1827 wurden hier zwei Bären erschossen. Der Weg auf die Steiersberger Alpe geht etwas steil hinaus, aber immer auf grasrei-chem Pfad. ... Die Sonne senkte ihre Strahlen in die Tiefe, um die Nebel aufzulösen, der Neusiedler See schien flüssiges Gold ... [und wir] bestiegen den angrenzenden Wechsl, und erreichten schon in einer halben Stunde die nordwestliche Spitze ... Sie ist 5380’ [1.640 m] über die Meeresfläche erhaben. Von hier schritten wir immer eben fort bis zur Pyramide [nicht mehr erhalten], die nur etwas höher ist, aber den höchsten Punkt des Wechsels ausmacht. Die Biegung von der nordwestlichen Spitze bis zur Pyramide wird der Umschuß genannt. Nach der neuesten Messung des Generalstabes beträgt die Höhe dieses wahrhaft schönen Berges 5460’59 nach Liesganig 5574’.

Ich habe schon sehr viele Berge bestiegen, aber keiner erreichte die Anmuth des Wechsels.

Sein Rücken von der Kranichberger Alpe60 bis gegen Mönichkirchen ist 4 Stunden lang, geht fast im-mer gerade fort, und ist durchaus mit Gras bewachsen, nur hie und da findet man Felsenhaufen, die man, ihrer geringen Größe wegen, sind kaum 5 bis 6 Klafter61 hoch, und 10 bis 13 Klafter breit, leicht umgehen kann. Sonderbar genug sieht es aus, in einer sonst so grasreichen Gegend Felsenmassen zu sehen, daher sie auch die Landleute die Teufelswirthschaft nennen. ...

Da die Schneide des Wechsels sehr schmal ist, und in seiner ganzen Länge höchstens manchmal nur die Breite Einer halben Stunde erreicht, und auch nicht ein Baum zu sehen ist, so kann man sich das unbeschreiblich schöne Panorama denken, was sich meinen Augen bei der Pyramide darbot. Mit einem Blick sieht man sich in das gesegnete Österreich, in die romantische Steiermark, und in die frucht-baren Fluren Ungarns versetzt. In der Nähe herum die lieblichen grasreichen Alpen mit ihren Hütten, welche theils mit dem Wechsel zusammenhängen, theils durch den Mulzgraben nordwestwärts, durch das Neuwalderthal nordöstlich, und durch den Wechselgraben im Westen geschieden sind ... ganz nach Westen ... der Hochschwab ... Wir gingen nun ... auf dem schönen Rücken des Wechsels immer noch auf Gras fort, bis wir zur Aspangeralpe kamen. Diese liegt dem Kampstein gegenüber, der uns einen neuen herrlichen Anblick verschaffte, indem er sich hier in seiner bedeutendsten Größe zeigt.

59 Hochwechsel – 1838 lt. Generalstab 1.713 m, lt. Liesganig 1.756 m Seehöhe; 2017 – 1.743 m Seehöhe.

60 Dr. F. C. Weidmann: Alpengegenden Niederösterreichs und Obersteyermarks im Bereiche der Eisenbahn von Wien bis Mürzzuschlag, mit einer Karte der Alpengegenden, Wien 18624, S. 276, Die Kranichberger Schwaig ist nebst der umliegen-den Alm landtäfliches Gut des Fürsterzbistumes Wien als Inhaberin der Herrschaft Kranichberg. Ihr Bestand als einfache Sennhütte reicht mehrere Jahrhunderte zurück. Sie wurde von der Herrschaft im Sommer in eigener Regie bewirtschaftet.

Die Hauptnutzung bildete die Käseerzeugung (Almkäse) und Schweinezucht. Im Sommer war die Schwaig ein beliebter und viel besuchter Ausflugspunkt für die Bewohner der ganzen Umgebung.

61 1 Klafter = ca. 1,80 m; etwa 9 bis 11 m hoch und 18 bis 23 m breit.

Landschaft und Sozialstruktur

Marienseer Schwaig – Blick auf Niederwechsel, Steinerne Stiege und Aspanger Kogl.

Aquarell von Ferdinand Remp (1908) – Privatbesitz. Postkarte

„gem. F. Remp, Druck Stockinger u. Morsack, Wien VII“, Poststempel 1943.

(Archiv WeXel. ÖVLA, o. Nr.)

Wir ... gingen nun hinab in das steinige Neuwalderthal nach Mariensee. So bequem der Weg seit früh Morgens war, so schlecht wurde nun der Weg über die Aspangeralpe, der durchaus bis hinab voll Steine war, und wo mitunter auch Felsenblöcke den Pfad so versperrten, daß wir entweder die Felsen überklettern, oder durch dichtes Gestrippe uns durcharbeiten mussten. Erst nach 3 Stunden kamen wir ermüdet nach Mariensee.

Marienseer Schwaig, Hochwechsel, 1738 m Seehöhe, Halter, zwei Sennerinnen, Gäste, Vieh, re. oberhalb der „langen Eben“ das Wetterkoglerhaus.

(Postkarte. Lichtdruck, Nr. 8665 K. Ledermann, Wien I., Fleischmarkt 12, um 1900.)

Von [dort] gingen wir links über St. Peter, einem hochliegenden Dorfe auf den Kampstein, nach Feistritz zurück. Kurz nach Feistritz [kamen] wir zu einem Eisenhammer, den die Ueberschwemmung vom Jahre

St. Peter in Neuwald mit dem Hochwechsel.

Blick auf die Rotte Neustift am Alpenwald, Wechselgraben, Schneegraben und Bärengraben.62 Postkarte, Druck A. Pelnitschar Aspang, Nr. 2264 um 1900.

(Archiv WeXel. ÖVLA, o. Nr.)

1833 zur Hälfte, und später zu einem andern, den dies traurige Ereigniß ganz zu Grunde gerichtet hatte. Der erste gehörte damals dem Grafen Wrbna, jetzt dem Fürsten Schönburg und hat 2 Oefen, letzterer dem Thomas Bauer. Bei diesen Höfen verändert sich die Gegend. Man betritt das breite Thal von Kirchberg. ... die Höhle bei Kirchberg ,Taubenloch’ [heute Hermannshöhle. braucht nicht den Ver-gleich zu scheuen] mit Höhlen bei Schneeberg, Sooß, Senftenberg, Eishöhle bei Brandstein in der Gems bei Stift Admont und anderen in Krain (Adelsberger Grotte), Ungarn (Agtelek im Komitat Gömörer, Eishöhle bei Szilicze im Comitat Tornaer), Siebenbürgen (Almaser-Höhle bei Udvarhely, Schwefelhöhle Obertorja im Berge Büdfösch) und Mähren (Tropfsteinhöhle Beziskala bei Josephsthal, Vepustek = auf deutsch Durchgang, bei Kyritein, am ähnlichsten dem Taubenloch bei Kirchberg, Erdfall Mazocha im Besitz des Fürsten Lichtenstein, Staupperhöhle, die größte in Mähren Herrschaft Raitz, Altgraf Salm-Reiferscheid.) ...

Der Weg von Kirchberg geht im Otterthal hart an den 4284’ [1.306 m] hohen Otterberg vorüber, die Gegend wird enger und verliert die vorige Anmuth, doch bleibt sie immer noch pittoresk. Der Otterbach von den steinigten Massen zusammengedrängt, stürzt sich brausend an den Eisenhämmern vorüber, die Ambosse ertönten und wiederholten ihre Schläge in den herumliegenden Bergen, die Werkstätten sprühten dampfend heraus, und das Aussehen der berußten Schmiede erregt Entsetzen. ...

(Krickel – 1838, S. 26–87.)

Krickels Beschreibung eines Ausfluges in das nahe gelegene Semmeringgebiet zeigt dieselbe, die Wasserkraft nutzende, beginnende Industrialisierung. Wie das in der Pfarrchronik von Schäffern beschriebene „Volksleben in Schäffern“ spiegelt auch die Pfarrchronik von Zöbern die Realität des Alltags.

Der Communikations-Weg, welcher den Pfarrort Zöbern mit dem Märkt Aspang und Krumbach verbindet und einen großen Theil des Pfarrbezirkes durchschneidet, ist im Jahre 1867 aus den Landes- und Bezirksmitteln zu einer 17 Schuh63 breiten Straße erweitert worden.

Joh. B. Prentner, Pf., Dechant

(Memorabilien-Buch der Pfarre Zöbern, aus der Kurrentschrift übertragen von OSR Simeth Johann und VD Simeth Martha, Zöbern 2006, tom I/1 – 1867, S. 44.)

62 Nachdruck aus Erika Sieder: Kalender 2004: „Aspang in alten Ansichten – Von Aspang über Mariensee auf den Hoch-wechsel“, Juni: „Aus der Sommerfrische die besten Grüße und Handkuß an die w. Frau Mama“.

63 Etwa 5 Meter.

Landschaft und Sozialstruktur

Eine aus Lichtenwörth zu gereiste Dienstmagd [hat sich] in Kulma mit Phosphor (Zündhölzchen) vergiftet. Wegen des in diesem Winter zeitweise sehr tiefen Schnee mußte die Leiche auf dem Wege beim Aspanger Pulverthürmerl vorbei hier zur Beerdigung transportiert werden.

Karl Philipp, bisher Pfarrer zu Kottingbrunn

(Memorabilien-Buch der Pfarre Zöbern, op. cit., tom I/1 – 1885, S. 60.)

Mit der neu gebauten Straße und der zwei Generationen später erfolgten Fertigstellung der „Aspang-bahn“ (1887), resp. „Wechsel„Aspang-bahn“ (1910)

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mit den Bahnstationen Aspang und Friedberg wird auch der Wechsel mit seinen Schwaigen für Wanderungen „durch Vergessene Lande“

65

erreichbar. Nach der

feierlichen Eröffnung der von der Alpinen Gesellschaft „Wetterkogler“ erbauten Wetterkoglerhütte am Hochwechsel (1738 Meter) im August 189966

ist die, an der steirisch-niederösterreichischen Grenze gelegene Gebirgsvereinshütte rasch ein belieb-tes Ausflugsziel. Die „Wetterkogler“

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unterstützten nicht nur großzügig den Bau der Volksschule in Mariensee, sondern feierten – ebenso großzügig – alljährlich in Wien beim „Weigl“ am Tivoli in der Katharinen-Festhalle ihre Kränzchen.

64 (Schäffern II – 1880). Die beiden ersten Teilstücke der bis Saloniki geplanten – historisch-politisch bedingt unterbrochenen und – bis heute, nicht fertiggestellten „Wien-Saloniki-Bahn“. Bereits um 1880 werden die Wiener „Hausberge“ Hohe Wand, Rax, Schneeberg, Semmering und Wechsel als „Wiener Alpen“ bezeichnet.

65 Durch vergessene Lande will ich wandern. (Krauß 1889, Vorwort). Daß sich daran bis ins 21. Jahrhundert wenig geändert hat, zeigt Gebhard Königs Feststellung:

Es verwundert, daß der Ort dem Anton Wildgans in seinem Hexameter-Epos „Kirbisch oder der Gendarm, die Schande und das Glück“ ein literarisches Denkmal setzte, keine bekannten Künstler anzog, die die spätromani-sche Pfarrkirche Mariä Namen in den Mittelpunkt ihrer Bildkompositionen stellten.

(Gebhard König: NÖ in alten Ansichten. Viertel unter dem Wienerwald – Bucklige Welt [sic!] mit Aspang a/W., Kirchberg a/W., Feistritz a/W., Mönichkirchen a/W., St. Pölten – Wien 2010, S. 138, Alexander Spendal „Friedhofskapelle Mönichkirchen“ 1969.) Eine eingehendere Beschäftigung mit dem Kulturerbe „WeXel“ hätte – neben der korrekten geographischen Zuordnung – zu Künstlern wie Robin Christian Andersen, Ferdinand Brunner, Anton Faistauer, Johann Hamza, Leopold Hauer, Luigi Kasimir, Adalbert Pilch, Otto Rudolf Schatz, Franz Seifert (u. a. Wien – Strauß-Lanner-Denkmal, Rathauspark;

Auguste Fickert, Türkenschanzpark; Triest – Kaiserin Elisabeth-Denkmal, gemeinsam mit Gustav Orglmeister; etc.) oder zu Architekten wie Gustav Knell (Mandyczewski-Villa, Mönichkirchen; Wien – Villen beim Türkenschanzpark, Evangelische Kirche, Floridsdorf), Adolf Loos (Villa Hugo und Lilly Steiner, Mönichkirchen), dem letzten Wiener k. u. k. Hofbaumeister Gustav Orglmeister (Schrantz-Villa Molzegg) oder Karl und Franz Rieß (Villa Haber-Schenker, Volksschule Mariensee) geführt. Sieder / Erol-Rieß (2005), Sieder / Klein (2011); siehe auch Franz Smola, Belvedere: Robin Christian Andersen, Dissertation Wien 2018.

66 Mödlinger Zeitung, Nr. 33. S. 5; Wetterkoglerhaus – Feierliche Eröffnung August 1899. In: Wiener Bilder, August 1899, Nr. 30, S. 11, Photographie H. Schuhmann, Wien 1899, „erbaut von Johann Geier“ (*20. Mai 1849, St. Peter am Neuwald Nr. 49, verh. mit Theresia, geb. Lueger, *21. August 1858, Tochter des Dominikus Morgenbesser, Bauers [sic!], Innerneu-wald Nr. 39 und der Maria Koglbauer; seit 24. März 1888 Witwe nach Alois Lueger, Bauerssohn MitterneuInnerneu-wald Nr. 25),

„Zimmermann in Mariensee“. Sohn Engelbert (*1889) – 1923 Mitglied der FF Mariensee; Johann, Barbara (*1897) und Theresia Geier. Siehe: Sieder / Erol-Rieß (2005), S. 202, Schülerverzeichnis Volksschule Mariensee; 1912–2012. Festschrift zum 100jahrigen Bestandsjubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Mariensee, Hg. FF Mariensee, Kommandant Josef Stickel-berger, Mariensee 2012, S. 86, Mitglieder der FF Mariensee 1912–2012.

67 1881 als Humanitärer Geselligkeitsclub „Ausflügler“ gegründet, 1893 Namensänderung in „Wetterkogler“ (ähnliche Ak-tivitäten wie der Gesellig-humanitäre Verein „Die Naßwalder“, siehe dazu Kapitel A.II. Jodler-Lied ungeradtaktig mit Refrain-Jodler, S. 380), u. a. Gönner der Volksschüler in Mariensee mit alljährlicher Weihnachtsbeteilung (1902–1914) und Unterstützer der 1908 von Karl und Franz Rieß erbauten Volksschule in Mariensee (siehe Sieder 1, 2002, S. 11; Sieder-Rieß, 2005, S. 66). 1915 ist das „Wetterkoglerhaus“ abgebrannt, 1922 Neubau, 1931 Eröffnung, 1945 zerstört, Auflösung der „Wetterkogler“, heute „Österreichischer Gebirgsverein“. Siehe dazu: Erika Sieder und Vroni Marx: Das

67 1881 als Humanitärer Geselligkeitsclub „Ausflügler“ gegründet, 1893 Namensänderung in „Wetterkogler“ (ähnliche Ak-tivitäten wie der Gesellig-humanitäre Verein „Die Naßwalder“, siehe dazu Kapitel A.II. Jodler-Lied ungeradtaktig mit Refrain-Jodler, S. 380), u. a. Gönner der Volksschüler in Mariensee mit alljährlicher Weihnachtsbeteilung (1902–1914) und Unterstützer der 1908 von Karl und Franz Rieß erbauten Volksschule in Mariensee (siehe Sieder 1, 2002, S. 11; Sieder-Rieß, 2005, S. 66). 1915 ist das „Wetterkoglerhaus“ abgebrannt, 1922 Neubau, 1931 Eröffnung, 1945 zerstört, Auflösung der „Wetterkogler“, heute „Österreichischer Gebirgsverein“. Siehe dazu: Erika Sieder und Vroni Marx: Das