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Die RWE Power AG hat mit Schreiben vom 29.09.2017 beim Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit einen Antrag zur Aufbewahrung von Kernbrennstoffen in Form von verfestigten hochradioaktiven Abfällen (HAW-Glaskokillen) aus der Wiederaufarbeitung bestrahlter Brennelemente aus deut-schen Kernkraftwerken bei der Sellafield Ltd. in bis zu sieben Transport- und Lagerbehältern der Bauart CASTOR® HAW28M gestellt.

Mit Schreiben vom 20.03.2018 ist die RWE Nuclear GmbH dem laufenden Ge-nehmigungsverfahren als weiterer Antragsteller neben der RWE Power AG bei-getreten. Mit Wirksamwerden der Abspaltung ihres Teilbetriebs Kernenergie auf die RWE Nuclear GmbH zum 27.03.2018 ist die RWE Power AG als Genehmi-gungsinhaberin ausgeschieden.

Im Rahmen der Umsetzung des „Gesetzes zur Regelung des Übergangs der Finanzierungs- und Handlungspflichten für die Entsorgung radioaktiver Abfälle der Betreiber von Kernkraftwerken (Entsorgungsübergangsgesetz – EntsorgÜG)“ wurde nach § 3 Abs. 1 Satz 1 zum 01.01.2019 das Standort-Zwi-schenlager Biblis vom bisherigen Betreiber RWE Nuclear GmbH auf die BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH (BGZ) übertragen. Das Bundesminis-terium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) hat die BGZ seit dem 01.08.2017 als Dritten im Sinne des § 2 Abs. 1 Satz 1 EntsorgÜG mit der Wahrnehmung der Zwischenlagerung beauftragt. Alleiniger Gesellschafter der BGZ ist die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesumwelt-ministerium. Damit gelten gemäß § 3 Abs. 1 Satz 2, 1. Halbsatz EntsorgÜG die in Bezug auf den bisherigen Betreiber erteilten Genehmigungen für und gegen die BGZ.

Die BGZ hat mit Schreiben vom 07.01.2019 mitgeteilt, dass sie das Änderungs-genehmigungsverfahren fortführen will und sich die bisher eingereichten An-tragsunterlagen zu Eigen macht. Mit Bescheid vom 01.07.2019 hat das Bun-desamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit gemäß § 3 Abs. 1 Satz 2, 2. Halbsatz EntsorgÜG festgestellt, dass die BGZ die Fortführung des Betriebes des Standort-Zwischenlagers Biblis gewährleistet.

3.2. Umweltverträglichkeitsprüfung, Öffentlichkeitsbeteiligung

Im Rahmen der allgemeinen Vorprüfung im Sinne des § 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 und Abs. 4 in Verbindung mit § 7 des Gesetzes über die Umweltverträglichkeits-prüfung (UVPG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 24. Februar 2010 (BGBl. I S. 94), das zuletzt durch Artikel 22 des Gesetzes vom 13. Mai 2019 (BGBl. I S. 706) geändert worden ist, wurde festgestellt, dass eine Umweltver-träglichkeitsprüfung nicht durchzuführen war. Das Ergebnis der Vorprüfung wurde am 05.04.2018 im UVP-Portal des Bundes (www.uvp-portal.de) öffent-lich bekannt gemacht.

Eine Beteiligung der Öffentlichkeit wurde im Rahmen des Verwaltungsverfah-rens dieser Änderungsgenehmigung nicht durchgeführt.

3.3. Natura 2000

Die Durchführung einer FFH-Verträglichkeitsprüfung für Gebiete des europäi-schen ökologieuropäi-schen Netzes „Natura 2000“ gemäß § 34 Abs. 1 des Gesetzes über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz – BNatSchG) vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542), das zuletzt durch Artikel 8 des Gesetzes vom 13. Mai 2019 (BGBl. I S. 706) geändert worden ist, war nicht erforderlich.

3.4. Begutachtung durch die nach § 20 AtG hinzugezogenen Sachverständigen

Das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit hat im Genehmi-gungsverfahren zur Erteilung dieser Änderungsgenehmigung die TÜV SÜD Industrie Service GmbH, die TÜV NORD EnSys GmbH & Co. KG und die Bun-desanstalt für Materialforschung und -prüfung als Sachverständige nach

§ 20 AtG hinzugezogen.

Die Begutachtung der Behälterbauart CASTOR® HAW28M nach der Stückliste GNB503.111-001/1 Rev. 8 erfolgte durch die Bundesanstalt für Materialfor-schung und -prüfung bereits im Rahmen der Prüfungen zur 4. Änderungsge-nehmigung für das TBL Gorleben vom 29.01.2010 für die Aufbewahrung der HAW-Glaskokillen aus der Wiederaufarbeitung bestrahlter Kernbrennstoffe bei der AREVA NC in Frankreich. Das entsprechende Gutachten wurde im Januar 2010 vorgelegt (Anlage 2 Nr. 1). In Ergänzung dazu hat die Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung für die Behälterbauart CASTOR® HAW28M eine erneute Prüfung des Reparaturkonzeptes (Fügedeckels) vorgenommen.

Die ergänzende Stellungnahme wurde im Dezember 2019 vorgelegt (Anlage 2 Nr. 2).

Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung ist vom Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit außerdem mit der Begleitung der quali-tätssichernden Maßnahmen bei der Fertigung der Behälter der Bauart CAS-TOR® HAW28M beauftragt worden. Ergänzend wurde die Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung mit der Konformitätsbewertung der sechs CAS-TOR®-Behälter HAW28M-026, HAW28M-027, HAW28M-031, HAW28M-034, HAW28M-035 und HAW28M-042 inklusive der separat gelieferten Bauteile der Klassifizierungsstufen 1 und 2 (Sekundärdeckel, Schutzplatten, Druckschalter, Metalldichtungen) sowie der Konformitätsbewertung des am Standort des Transportbehälterlagers Gorleben vorhandenen Fügedeckels beauftragt. Die entsprechende Stellungnahme wurde im Dezember 2019 vorgelegt (Anlage 2 Nr. 3).

Das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit hat die TÜV NORD EnSys GmbH & Co. KG mit der inventarspezifischen Begutachtung der für den CASTOR® HAW28M beantragten Beladung mit Sellafield-Glaskokillen beauf-tragt. Das entsprechende Gutachten wurde im November 2019 vorgelegt (An-lage 2 Nr. 4).

Das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit hat die TÜV NORD EnSys GmbH & Co. KG außerdem mit der Begutachtung der lagerspezifischen Aspekte beauftragt, die sich aus dem Einsatz des CASTOR® HAW28M mit Sellafield-Glaskokillen für das Standort-Zwischenlager Biblis ergeben. Das ent-sprechende Gutachten wurde im November 2019 vorgelegt (Anlage 2 Nr. 5).

Ergänzend erfolgte durch die TÜV NORD EnSys GmbH & Co. KG eine Prüfung auf Anwendbarkeit der aktuellen Stückliste GNB503.111-001/1 Rev. 12 sowie der zugehörigen Änderungsbescheinigungen für die Behälter der Bauart CAS-TOR® HAW28M (Anlage 2 Nr. 6 bis Nr. 11).

Die Prüfung des nach der „Richtlinie für den Schutz von IT-Systemen in kern-technischen Anlagen und Einrichtungen der Sicherungskategorien I und II ge-gen Störmaßnahmen oder sonstige Einwirkunge-gen Dritter (SEWD-Richtlinie IT)“

vom 13.06.2013, RS I 6 – 13151-6/13 VS-NfD erforderlichen IT-Sicherheitskon-zeptes für informationstechnische Systeme erfolgte ebenfalls durch die TÜV NORD EnSys GmbH & Co. KG. Das entsprechende Gutachten wurde im April 2018 vorgelegt.

Das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit hat außerdem die TÜV SÜD Industrie Service GmbH mit der Begutachtung der radiologischen Folgen durch die Freisetzung radioaktiver Stoffe aufgrund eines gezielt herbei-geführten Flugzeugabsturzes auf das Standort-Zwischenlager Biblis, die sich aus dem Einsatz des Transport- und Lagerbehälters der Bauart CASTOR® HAW28M mit Sellafield-Glaskokillen ergeben, beauftragt. Das entsprechende Gutachten wurde im November 2019 vorgelegt.

3.5. Behördenbeteiligung

Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens wurden folgende Behörden, deren Zuständigkeiten durch diese Änderungsgenehmigung berührt sind, beteiligt:

- das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Ver-braucherschutz als atomrechtliche Aufsichtsbehörde im Sinne von § 19 AtG, - das Hessische Ministerium des Innern und für Sport im Rahmen seiner

Zu-ständigkeit für Belange der öffentlichen Sicherheit und Ordnung,

- das Regierungspräsidium Darmstadt als obere Naturschutzbehörde sowie der Kreis Bergstraße als untere Naturschutzbehörde gemäß § 16 Abs. 1 des Hessischen Ausführungsgesetzes zum Bundesnaturschutzgesetz (HAGB-NatSchG) vom 20. Dezember 2010 (GVBl. Hessen I. S. 629), das zuletzt durch Artikel 2 des Gesetzes vom 28. Mai 2018 (GVBl. Hessen I. S. 184) geändert worden ist.

3.6. Verfahren nach Art. 37 des Vertrages zur Gründung der Europäischen Atomgemeinschaft (EURATOM)

Im Rahmen dieser 9. Änderungsgenehmigung war eine Übermittlung der in Art. 37 EURATOM genannten Allgemeinen Angaben an die Kommission nicht erforderlich.

Das Standort-Zwischenlager Biblis befindet sich auf dem Gelände des Kern-kraftwerks Biblis. Gemäß Ziffer 1.6. der Empfehlung der Kommission (2010/635/EURATOM) vom 11. Oktober 2010 über die Anwendung des Artikels 37 des EURATOM-Vertrags (ABl. L 279/36 vom 23.10.2010) ist die Vorlage der Allgemeinen Angaben für die hier behandelte „Lagerung von bestrahltem Kern-brennstoff in für den Transport oder die Lagerung zugelassenen Behältern an bestehenden kerntechnischen Standorten“ nicht mehr vorgesehen.

3.7 Anhörung der Antragstellerin

Die Antragstellerin wurde mit Schreiben vom 12.12.2019 gemäß § 28 Abs. 1 des Verwaltungsverfahrensgesetzes (VwVfG) in der Fassung der Bekanntma-chung vom 23. Januar 2003 (BGBl. I S. 102), das zuletzt durch Artikel 5 Absatz

25 des Gesetzes vom 21. Juni 2019 (BGBl. I S. 846) geändert worden ist, zum Genehmigungsbescheid angehört und hat mit Schreiben vom 16.12.2019 Stellung genommen.

Zu dem gesonderten Schreiben des Bundesamtes für kerntechnische Entsor-gungssicherheit zur Anlagensicherung wurden die Antragstellerin mit Schreiben vom 16.12.2019 angehört und hat mit Schreiben vom 16.12.2019 Stellung ge-nommen.