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ABBILDUNG 5: Angepasste und unangepasste Dissimilaritätsindizes 2010–2018 für verschiedene Raumebenen in Solingen: Segregation der unter 18-Jährigen

Angepasste Dissimilaritätsindizes: Bezirke Quatiere Raster, 1 km Raster, 500 m Nicht angepasste Dissimilaritätsindizes: Bezirke Quatiere Raster, 1 km Raster, 500 m Datenbasis: Klingenstadt Solingen, Statistikstelle; eigene Berechnung und Darstellung

© Bertelsmann Stiftung und ZEFIR, mit finanzieller Unterstützung des Landes NRW und des Europäischen Sozialfonds.

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2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Dissimilaritätsindizes

eine solche Anpassung. Die angepassten Dissimilaritätsindizes unterscheiden sich zwar noch (was nicht anders zu erwarten ist, in Angaben zu fünf Stadtbezirken stecken eben weniger detaillierte Informationen als in Angaben zu 36 Quartieren), aber in einem weitaus geringeren Ausmaß als ohne die Anpassung. Im Jahr 2018 liegen die Werte des Dissimilaritätsindex auf Ebene der Bezirke und der 500-Meter-Raster-Ebene um sechs Prozentpunkte auseinander, bei der angepassten Variante beträgt die Differenz nur noch 2,7 Prozentpunkte.

2.3 Zusammenfassung Datengrundlage und Messkonzept

Die folgenden Auswertungen beziehen sich auf kleinräumige Daten von 55 deutschen Städten der vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) verwalte-ten Daverwalte-tensammlung der innerstädtischen Raumbeobachtung (IRB). Als frühester Ana-lysezeitpunkt wurde auf Basis einer möglichst guten Vergleichbarkeit der Raumauf-teilungen das Jahr 2011 gewählt. Stadtteile, die im Beobachtungszeitraum unter 500 Personen umfassten, wurden ausgeschlossen. Für soziale Segregation gibt es für das Jahr 2017 relativ viele fehlende Werte – teilweise wird daher auf Ergebnisse bis zum Jahr 2016 zurückgegriffen werden. Bei den Sozialdaten sind zudem die Werte auf Stadt-teilebene nicht direkt miteinander vergleichbar, da sie auf unterschiedlichen statisti-schen Abgrenzungen beruhen – hinsichtlich der Gesamtmessung von Segregation oder der „sozialen Positionierung“ der Stadtteile im städtischen Gesamtgefüge sind aller-dings keine nennenswerten Verzerrungen zu erwarten.

Als Messkonzept wird neben dem „klassischen“ Segregationsindex der Duncans der – wie weiter oben beschrieben – um den zufälligen Erwartungswert angepasste Dissimi-laritätsindex verwendet. Dadurch können methodisch bedingte Unterschiede, die aus den verschiedenen Stadtteilgrößen und Bevölkerungsanteilen in den Städten resultie-ren, zwar nicht komplett getilgt werden. Dennoch eliminiert die Anpassung zumin-dest einen Teil des Problems. Das MAUP und die Frage der Bedeutung räumlicher Mus-ter können ohne Individualdaten bzw. georeferenzierte Daten nicht beurteilt werden.

3 Segregation von Kindern und Jugend-lichen in deutschen Städten – Ergebnisse

3.1 Das Ausmaß sozialer und ethnischer Segregation bei Kindern und Jugendlichen: Angepasste und nicht angepasste Dissimilaritätsindizes

Wie steht es um das Ausmaß sozialer und ethnischer Segregation für Kinder und Jugendliche in deutschen Städten? Um in der Darstellung die Effekte zu relativieren, die auf unterschiedliche Bevölkerungsanteile und Stadtteilgrößen in den Städten zurück-gehen, wurden Dissimilaritätsindizes und um Erwartungswerte angepasste Dissimi-laritätsindizes berechnet.

Der unangepasste Dissimilaritätsindex ist für soziale Segregation wie folgt zu interpre-tieren: „In der betrachteten Stadt müssten D Prozent der Kinder und Jugendlichen, die Leistungen nach dem SGB II beziehen, (gerichtet) umziehen, damit ihre Wohnortvertei-lung nach Stadtteilen mit den Kindern und Jugendlichen, die keine SGB-II-Leistungen beziehen, identisch ist.“ Die beiden Gruppen (Kinder und Jugendliche mit / ohne Leis-tungsbezug) kann man bei der Interpretation auch austauschen.

Der angepasste Dissimilaritätsindex wird dann über die im vorangegangenen Kapitel dargestellte Formel berechnet. Er beinhaltet eine Anpassung um den Erwartungswert einer zufälligen Verteilung und lässt sich wie folgt interpretieren: „In der betrachteten Stadt müssten D Prozent der Kinder und Jugendlichen, die Leistungen nach dem SGB II  beziehen, (gerichtet) umziehen, damit ihre Wohnortverteilung nach Stadtteilen mit den Kindern und Jugendlichen, die keine SGB-II-Leistungen beziehen, nicht von einer durch-schnittlichen Zufallsverteilung abweicht.“

Für die Darstellung der Segregation verschiedener Städte wird im Folgenden die letzte Version vorgezogen, weil in Städten mit geringen Armutsquoten und vergleichsweise kleinen Stadtteilen aus methodischen Gründen höhere Werte des Dissimilaritätsindex zu erwarten sind. Dieses Problem lässt sich anhand von Aggregatdaten nicht aufheben, wird aber durch die angepassten Werte zumindest relativiert.

Soziale Segregation von Kindern und Jugendlichen

Abbildung 6 zeigt diese Werte für die soziale Segregation von Kindern und Jugendlichen für die Städte im September 2017. Dabei sticht vor allem die große Varianz zwischen den Städten ins Auge: Die angepassten Indexwerte reichen von ungefähr 11 bis knapp 50. Die mittlere angepasste Segregation in den Städten (statistisch: der Median) beträgt 28,5, der Durchschnittswert ist 30,2. Aus der Grafik lässt sich ebenfalls ablesen, wie es um die Erwartungswerte steht, also das Ausmaß der Segregation, mit dem wir bei einer zufälli-gen Verteilung der Kinder und Juzufälli-gendlichen in die Stadtteile zu rechnen hätten. Grafisch sind diese als Differenz der beiden Balken einer Stadt erkennbar. Es zeigt sich, dass sie in der Regel nicht allzu groß sind, aber auch nicht unerheblich: Durchschnittlich liegen sie bei gut 3. Sie reichen dabei von 1,6 in Gelsenkirchen bis zu immerhin 5,6 in Regens-burg. Gelsenkirchen ist dabei eine Stadt mit recht großen Stadtteilen, die im Dezember 2017 durchschnittlich eine Bevölkerung von 14.721 Personen umfassten, und einem hohen Anteil von Kindern im SGB II. Regensburg hingegen hat eine vergleichsweise „feinere“ 

Raumaufteilung, die durchschnittliche Stadtteilgröße umfasst hier zum gleichen Zeit-punkt nur 4.499 Personen, also noch nicht mal ein Drittel des Durchschnittswertes von Gelsenkirchen. Zudem ist die Kinderarmut vergleichsweise gering. Die Erwartungswerte berücksichtigen also diese unterschiedlichen Voraussetzungen.

Augenscheinlich zeigen vor allem die ostdeutschen Städte eine hohe soziale Segrega-tion von Kindern und Jugendlichen – ein Ergebnis, das konsistent mit Studienergeb-nissen vorheriger Zeiträume ist (vgl. Helbig und Jähnen 2018). Abbildung  7 visuali-siert die räumliche Verortung der Kinderarmutssegregation kartografisch. Um trotz niedriger Fallzahlen bei den Städten einen besseren regionalen Eindruck zu erlangen, wurden hier die Daten für 2016 zugrunde gelegt, für die mehr Städte kleinräumige Angaben liefern konnten. Neben den hohen Werten in Ostdeutschland fallen vergleichs-weise niedrige Werte in Süddeutschland auf, während sich die westdeutschen Städte tendenziell in einem mittleren Bereich bewegen.

ABBILDUNG 6:

Angepasste und „rohe“ Dissimilaritätsindizes in den IRB-Städten,