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Übersetzungen von Konstantinos Kokkinakis und Ioannis Papadopoulos

Im Dokument Böhlau Verlag Wien · Köln · Weimar (Seite 180-200)

Nach den »Germanograecia« von Georgios Veloudis (1984)1 scheint das Interesse der Germanistik an den griechischen Literaturübersetzungen aus dem Deutschen im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert mehr oder weniger erloschen zu sein, um erst kürzlich wieder aufzuflammen2. Diese Übersetzungswelle, die für eine kurze Zeit die ausschließlich französisch-italienische Vorherrschaft der Kulturdiffusion durch-brochen hat3, hängt mit der griechischen Buch- und Zeitungsproduktion in Wien zusammen4 und hat unter anderem auch die Dramatik betroffen5. Hier beherrschen die z. T. gezielten und autorspezifischen Übersetzungen von Pietro Metastasio6, Carlo

1 G. Veloudis, Germanograecia. Deutsche Einflüsse auf die neugriechische Literatur 1750–1944, 2 Bde., Amsterdam 1983.

2 G. Polioudakis, Die Übersetzung deutscher Literatur ins Neugriechische vor der griechischen Revolution von 1821, Frankfurt/M. etc. 2008 (vgl. auch die Rezension von A. Athanasiadis in Südost-Forschun-gen 67, 2008, S. 596–598).

3 Vgl. dazu die Bibliographien von G. Ladas/A. Hatzidimos, Ελληνική βιβλιογραφία των ετών 1791–

1795, Athen 1970 und dies., Ελληνικήβιβλιογραφίατωνετών 1796–1799, Athen 1973. Zu den griechischen Literaturübersetzungen im 19. Jh. vgl. K. G. Kasinis, Βιβλιογραφία των ελληνικών με -ταφράσεων της ξένης λογοτεχνίας ΙΘ΄-Κ΄ αι. Αυτοτελείς εκδόσεις. Τόμος πρώτος : 1801–1900, Athen 2006.

4 E. Turczynski, »Die deutsch-griechischen Kulturbeziehungen und die griechischen Zeitungen (1784–1821)«, J. Irmscher/M. Mineemi (eds.), Probleme der neugriechischen Literatur, Bd. 2, Ber-lin 1960, S. 55–109, G. Laios, »Die griechischen Zeitungen und Zeitschriften (1784–1821)«, ibid., S. 110–195, bes. S. 61–65, P. K. Enepekidis, »Neue Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Griechen in der österreichischen Monarchie«, ibid. S. 213 ff., Veloudis, op. cit., S. 32 ff., G.

Laios, Ο ελληνικός τύπος της Βιέννης από του 1784 ώς του 1821, Athen 1961, Aik. Koumarianou, O Ελληνικός Προεπαναστατικός Τύπος. Βιέννη – Παρίσι (1784–1821), Athen 1995 usw.

5 W. Puchner, »Wiener Griechendrucke von Gluck bis Kotzebue. Das Theaterleben der Donau-Me-tropole in griechischen Übersetzungen 1780–1820«, Beiträge zur Theaterwissenschaft Südosteuropas und des mediterranen Raums, Bd. 1, Wien/Köln/Weimar 2006, S. 265–274, ders., »Rigas Fereos e il teatro a Vienna nel XVIII secolo«, Rivista di Studi Bizantini e Neoellenici, n.s. 35 (1998) S. 95–110.

6 W. Puchner, »Influssi italiani sul teatro greco«, Sincronie, Rivista semestrale di letterature, teatro e

Goldoni7 und Molière8 das Bild, ein Gemisch aus Rokoko, Früh- und Hochaufklä-rung (die Komödien von Molière in ihrer didaktischen aufklärerischen Auslegung), im 19. Jahrhundert dann auch Alfieri9 und Voltaire10, eine Dominanz, in die erst die Rezeption von August von Kotzebue durch vier Übersetzungen (1801) aus der Feder von Konstantinos Kokkinakis (1781 [1775]–1831) eine Bresche zu schlagen imstande war. Hand in Hand damit ging die Tatsache, daß die erste Theaterauffüh-rung auf griechischem Boden, 1803 im thessalischen Bergdorf Ambelakia, bekannt durch seine damalige Garnfärber-Manufaktur in »Türkisch-Roth« mit Vertretungen in Wien und Handelsverbindungen bis Hamburg11, das vielgespielte Stück »Men-schenhaß und Reue« betraf, das von jungen griechischen Laienspielern in der Villa Schwarz aufgeführt wurde und, so der deutsche Reisebericht, wie überall Rührung und Tränen hervorgerufen habe12. Hinter der Organisation dieser Aufführung stand wahrscheinlich der griechischen Arzt, Literat und Dichter Georgios Sakellarios (1767–1836), der in Wien studiert hatte und selbst sechs Dramenwerke aus dem Französischen und Deutschen übersetzt hatte, von denen sich drei erhalten haben13.

sistemi di pensiero II, 3 (gennaio-giugnio 1998, Roma, Vecchiarelli editore) S. 183–232, ders., »Ο ιτα -λικός Κλασικισμός και Διαφωτισμός στο ελληνικό θέατρο. Η πρόσληψη Ιταλών λιμπρετιστών και θεατρικών συγγραφέων στην Ελλάδα του 18ου και 19ου αιώνα«, Φαινόμενα και Νοούμενα, Athen 1999, S. 24–264, bes. S. 243–249. Dazu nun ergänzend Th. Pylarinos, »Ανέκδοτες μεταφράσεις του Πέτρου Μεταστασίου«, Parabasis. Scientific Bulletin Department of Theatre Studies University of Athens 8 (2008), S. 401–432, ders., »Ο Δημοφών του Μεταστασίου σε μετάφραση του προσολωμικού Ιω -άννη Καντούνη«, ibid. 9 (2009) S. 533–586.

7 W. Puchner, »Zur Rezeption Goldonis in Griechenland«, Beiträge zur Theaterwissenschaft Südosteu-ropas und des mediterranen Raums, Bd. 2, Wien/Köln/Weimar 2007, S. 323–330 (mit der gesamten voraufgehenden Bibliographie).

8 W. Puchner, Η πρόσληψη της γαλλικής δραματουργίας στο νεοελληνικό θέατρο (17ος – 20ός αιώνας).

Μια πρώτη σφαιρική προσέγγιση, Athen 1999, S. 36–61 (mit der älteren Bibliographie).

9 Puchner, »Influssi italiani«, op. cit., ders., »Σχέσεις του ελληνικού θεάτρου με το ιταλικό«, Τheatrum mundi, Athen 2000, S. 157–227, bes. S. 200 ff.

10 Puchner, Η πρόσληψη της γαλλικής δραματουργίας, op. cit., S. 62–67.

11 Vgl. nun O. Katsiardi-Hering, Τεχνίτες και τεχνικές βαφής από τη Θεσσαλία στην Κεντρική Ευρώπη (18ος–19ος αι.), Athen 2003.

12 Üblicherweise zitiert nach der französischen Übersetzung J. L. S. Bartholdy, Voyage en Grèce, fait dans les années 1803 et 1804, Paris 1807 (traduit de l’allemand par A. du C.), vol. 1, S. 112 (in der griechischen Übersetzung, Ταξιδιωτικές εντυπώσεις από την Ελλάδα 1803–1804 [übers. F. Kondylis], Athen 1993, S. 68).

13 Philologische Ausgabe der drei erhaltenen Werke (»Kodros« 1786 handschriftlich, »Telemach und Kalypso« und »Orpheus und Eurydike«, Druckausgabe Wien 1796) mit ausführlicher Biographie und Literaturangaben jetzt in W. Puchner, Οι σωζόμενες θεατρικές μεταφράσεις του Έλληνα ιατρο -φιλοσόφου Γεωργίου Σακελλαρίου  : »Κόδρος« (1786 ανέκδοτο), »Τηλέμαχος και Καλυψώ«, »Ορφεύς

Vier Übersetzungen desselben Trivialautors in einem Jahr bedeutet einen systema-tischen Versuch, die bürgerliche Trivialdramatik in der Spielart der littérature sen-timentale (als Rührstück und Komödie) dem griechischen Publikum vorzustellen14, und, da es sich um leicht spielbare Stücke handelt, ein Repertoire für eine noch zu gründende griechische Bühne aufzubauen15. Auf diese Weise sollte offenbar auch die Vorherrschaft der klassizistischen Tragödie und der didaktisch-aufklärerischen Komödie gebrochen werden, denn die Kotzebue-Rezeption setzt erst später im 19.

Jahrhundert ein, da sich die professionellen Truppen formiert haben und der Spiel-planbedarf sprunghaft angestiegen ist16.

Mit Kotzebue verbindet sich jedoch auch der zweite, hier zu untersuchende Fall : die Übersetzungen von Ioannis Papadopoulos (ca. 1794–1819), der 1813/14 wahr-scheinlich an der Bukarester Griechischen Akademie17 als Sprachübung im Deut-schen einen Einakter von Kotzebue übersetzt18, 1818 dann aber in Jena eine Pro-saübersetzung der »Iphigenie« von Goethe vorlegt, – eine der ersten griechischen Übersetzungen des Weimarer Dichterfürsten überhaupt, auf dem Gebiet des Dramas mit Abstand die früheste –, die aus vielen Gründen besonderes Interesse beanspru-chen darf19. Somit gliedert sich die Studie nicht nur nach Maßgabe der Übersetzer-persönlichkeiten in zwei Teile, Kokkinakis und Papadopoulos, sondern auch gemäß der übersetzten Dramatiker : Kotzebue und Goethe.

και Ευρυδίκη« (Βιέννη 1796). Φιλολογικήέκδοση, Athen, Akademie Athen 2009 (Text and Docu-ments of Early Modern Greek Theatre, vol. 4).

14 Ausgabe dieser Übersetzungen, die nur in der editio princeps (Wien 1801) existieren, jetzt durch W. Puchner, Κωνσταντίνου Κοκκινάκη, Θεατρικές μεταφράσεις του August von Kotzebue : »Eκούσιος Θυσία«, »ΜισανθρωπίακαιΜετάνοια«, »ΠτωχείακαιΑνδρεία«, »ΟιΚόρσαι« (Βιέννη 1801), Athen, Ourani-Stiftung 2008 (Θεατρική Βιβλιοθήκη 7).

15 Diese Problematik betrifft die meisten Balkanvölker in der Zeit der nationalen »Wiedergeburt« im 19. Jh. (W. Puchner, Historisches Drama und gesellschaftskritische Komödie in den Ländern Südosteuro-pas im 19. Jahrhundert. Vom Theater des Nationalismus zum Nationaltheater, Frankfurt/M. etc. 1994).

16 Dazu noch in der Folge.

17 A. Camariano-Cioran, Les académies princières de Bucarest et de Jassy et leurs professeurs, Thessaloniki 1974 (Institute for Balkan Studies 142).

18 Zu dieser nur in handschriftlicher Form überlieferten Übersetzung W. Puchner, »Οι Κουάκε ροι«, μονόπρακτο του August von Kotzebue σε ανέκδοτη μετάφραση του Ιωάννου Σεργίου Παπαδο -πούλου (Βουκουρέστι 1813–14). Μαθητική άσκηση στη θεατρική μετάφραση από τα γερμανικά«, Parabasis. Scientific Bulletin Department of Theatre Studies University of Athens 4 (2002) S. 17–34 (und in ders., Καταπακτήκαιυποβολείο, Athen 2002, S. 47–69). Dazu noch in der Folge.

19 Vgl. W. Puchner, »Η μετάφραση της Ιφιγένειας του Γκαίτε από τον Ιωάννη Παπαδόπουλο (Ιένα 1818) και το πρότυπό της«, Κλίμακες και διαβαθμίσεις, Athen 2003, S. 63–92. Vgl. auch Polioudakis, op. cit., S. 257 ff.

I.

Die Kotzebue-Rezeption mag vor der Revolution von 1821 noch die eine oder andere Übersetzung für das griechische Theater in Bukarest zeitigen20, setzt aber erst sehr viel später ein und ist nicht besonders intensiv : 1860 spielt man in Kon-stantinopel »Ο νεανικός αναβρασμός« (wahrscheinlich »Der Wirrwarr«)21, »Το Παλάτιον της εξοχής« (wahrscheinlich »Das Landhaus an der Heerstraße«)22, ebenfalls »Γυναικοθήρας« 187023, »Οι αφηρημένοι« (»Die Zerstreuten«) 1872 bis 1884 häufig24, »Ο Τσαλαπετεινός« (»Der Hahnenschlag«) 187425, »Η στολή του

20 Dazu in Übersicht W. Puchner, »Hof-, Schul- und Nationaltheater der griechischen Aufklärung im Europäischen Südosten«, Maske und Kothurn 21 (1975) S. 235–262. Alexandros Rizos Rangavis ver-merkt in seinen Memoiren, daß vor der Revolution in Bukarest noch eine zweite Laientruppe »τινάς μεταφράσεις των του Κοτζεβού« aufgeführt hätte (Απομνημονεύματα, Bd. I, Athen 1894, S. 82), eine Nachricht, die sich aus anderen Quellen nicht bestätigen läßt (vgl. G. Sideris, Το 1821 και το θέατρο ήτοι Πώς γεννήθηκε η Νέα Eλληνική Σκηνή (1741–1822), Athen 1971). Trotzdem ist sie keineswegs unglaubwürdig. Vgl. W. Puchner, »Μια σημαντική πηγή της ιστορίας του ελληνικού θεάτρου του 19ου αιώνα. Τα Απομνημονεύματα του Αλέξανδρου Ρίζου Ραγκαβή (1894/95, 1940)«, Eπισημονική Eπετηρίδα της Φιλοσοφικής Σχολής του Πανεπιστημίου Αθηνών ΛΔ΄ (2002–2003) S. 429–504, bes.

S. 448 (auch in Καταπακτή και υποβολείο, op. cit., σσ.81–151, bes. S. 98 f.). Nach einer Angabe von G. I. Zoidis (Κωνσταντίνος Κυριακού-Αριστίας, [Bukarest] 1964, S. 35 f.) vermerkt Veloudis, daß Konstantinos Kyriakos Aristias vor dem Ausbruch der Revolution in Bukarest »Die Abendstunde«

von Kotzebue in griechischer Übersetzung gegeben habe (Veloudis, Germanograecia, op. cit., S. 109 f.).

21 N. Laskaris, »Το νεοελληνικό θέατρο εν K/πόλει : 1858–1863«, Νέα Εστία 15, Bd. 30 (1941) S. 541–

543, 611–613, 670–672, 735–738, 812–816, bes. S. 671, Chr. Stamatopoulou-Vasilakou, Το ελλη -νικό θέατρο στην Κωνσταντινούπολη το 19ο αιώνα. Bd. II, Παραστάσεις, Athen 1996, S. 6 und 413, und Th. Hatzipantazis, Από του Νείλου μέχρι του Δουνάβεως. Το χρονικό της ανάπτυξης του ελληνι-κού επαγγελματιελληνι-κού θεάτρου στο ευρύτερο πλαίσιο της Ανατολικής Μεσογείου, από την ίδρυση του ανεξάρτητου κράτους ώς τη Μικρασιατική Καταστροφή, Bd. I/2, Heraklion 2002, S. 491. In »Der Wirrwarr« beeindruckte der bekannte Schauspieler der Aufklärung Gustav August Iffland 1808 bei einem Gastspiel im Burgtheater das Wiener Publikum (H. Kindermann, Theatergeschichte Europas, Bd. 5, Salzburg 1962, S. 124).

22 Bekannter unter dem Titel »Η αγροτική οικία« oder »Το αγροκήπιον« (Hatzipantazis, op. cit., S. 527). Das Stück wird unter verschiedenen Titeln häufig gespielt (op. cit., S. 544, 548, 710, 724, 744, 770, 792, 926, 932, 934, 938, 942, 1006, 1066).

23 Stamatopoulou-Vasilakou, op. cit., S. 31.

24 Stamatopoulou-Vasilakou, op. cit., S. 39, 126 und 276 (auch als »Οι δύο αφηρημένοι«). Eine Über-setzung von Kleanthis Papazoglou erschien 1874 in Brăila, die früheren Aufführungen nach einer Bearbeitung von Angelos Vlachos. In Athen schon ab 1866 von Panagiotis Soutsas gespielt (Hatzi-pantazis, op. cit., S. 572), in Smyrna 1869 (op. cit., S. 700), 1870 in Konstantinopel (S. 742), 1871 in Athen (S. 750) und 1872 wiederum in der Bosporus-Metropole (S. 804) usw.

25 Stamatopoulou-Vasilakou, op. cit., S. 58 und 479. Auch Hatzipantazis, op. cit., S. 936.

στρατάρχου Βελιγκτώνος« (»Die Uniform des Feldmarschalls Wellington«) 189126.

Keines dieser Werke verzeichnete eine bemerkenswerte Bühnenlaufbahn im 19.

Jahrhundert. Zu diesem Zeitpunkt war die Kotzebue-Mode, die ihn in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum meistgespielten deutschen Theaterautor gemacht hat, schon lange vorüber und die Kritik begann sich negativ über die sentimentalen Zugstücke zu äußern27. Umso erstaunlicher ist der Versuch von Kokkinakis, um die Jahrhundertwende von 1800, Kotzebue gleich in vier Übersetzungen dem griechi-schen Lesepublikum vorzustellen ; der junge chiotische Handelsgehilfe und spätere Herausgeber des »Gelehrten Hermes« (Ερμής ο Λόγιος) in Wien hatte damit den richtigen Bühneninstinkt bewiesen, denn die trivialdramatischen Rührstücke des von Goethe als »Nullität« zutiefst verachteten Vielschreibers28 sind für Laienen-sembles leicht aufzuführen und aufgrund der ausgeklügelten Strategie des dosierten Informationsflusses und des sentimentalen Identifikationsangebotes sichere Publi-kumserfolge29.

26 Stamatopoulou-Vasilakou, op. cit., S. 168 und 463. Der Einakter wurde 1890 in Patras und 1891 in Athen gespielt (Veloudis, Germanograecia, op. cit., S. 351 f.).

27 Zu solchen »Verspätungs«-Phänomenen bei den griechischen (aber auch balkanischen) Rezepti-onsmechanismen vgl. W. Puchner, »Europäische Einflüsse auf die griechische Dramatik des 19.

Jahrhunderts. Im südosteuropäischen Kontext«, G. Hering (ed.), Dimensionen griechischer Literatur und Geschichte. Festschrift für Pavlos Tzermias zum 65. Geburtstag, Frankfurt/M. etc. 1993, S. 53–82, bes. S. 53 ff. (und griechisch in Το θέατρο στην Ελλάδα. Μορφολογικές επισημάνσεις, Athen 1992, S. 181–221). Zur balkanweiten Rezeption von Kotzebue vgl. W. Puchner, »Ο Pietro Metastasio και ο August von Kotzebue στο θέατρο της Νοτιοανατολικής Ευρώπης. Δρόμοι της πρόσληψης στο 18ο και 19ο αιώνα«, Βαλκανική Θεατρολογία, Athen 1994, S. 311–319.

28 Doch war Goethe gezwungen, ihn häufig zu spielen : am Weimarer Hoftheater 1791–1817 entfallen von 4809 Vorstellungen 667 auf seine Werke (13,87 %), unter 600 Stücken ist Kotzebue 87mal ver-treten (14,5 %) (C. A. H. Burkhardt, Das Repertoire des Weimarischen Theaters unter Goethes Leitung, Hamburg 1891, S. XXXV f.). Allein im Zeitraum von 1790 bis 1860 wurden am Wiener Burgthea-ter an 3650 Abenden Kotzebue-Stücke gespielt (A. v. Kotzebue, Schauspiele. Herausgegeben und kommentiert von J. Mathes. Einführung von B. von Wiese, Frankfurt/M. 1972, S. 13).

29 »Seine schauspielerisch und inszenatorisch oft einfachen und anspruchlosen Stücke sind vor allem für die dillettantischen Anfangsphasen der einzelnen Nationaltheater, etwa bei den Serben, Kroa-ten und Slowenen, als Einschulungs-Repertoire unentbehrlich. Diese Funktion haben die unzäh-ligen technisch gut gebauten Kotzebue-Stücke, neben ihren Rühr-Effekten und den moralisch be-schwichtigenden Aussagen, auch bei anderen europäischen Völkern gespielt« (Puchner, Historisches Drama, op. cit., S. 65). Zu den Kotzebue-Übersetzungen vgl. K. Goedeke, Grundriss der Geschichte der deutschen Dichtung, Bd. V, Abt. 2, Dresden 2 18993 , S. 270–285 und Bd. XV (1966) S. 151–278.

Doch wer war Konstantinos Kokkinakis ? Über seine Biographie ist nicht allzu-viel bekannt30. Wahrscheinlich 1781 (1775) in Chios geboren31, kam er über Kon-stantinopel und Bukarest32 in jungen Jahren schon zu Studienzwecken nach Wien und wurde hier nach dem Scheitern seiner Pläne Handelsagent : 1801 übersetzte und edierte er hier, eben (sechsund)zwanzigjährig, vier Stücke des eben kurz vorher in Wien Burgtheatersekretär gewesenen Erfolgsautors : »Menschenhaß und Reue«

(1789 entstanden), »Der Opfertod« (1798), »Die Corsen« (1799) und »Armut und Edelsinn« (1795)33. Kokkinakis’ Kotzebue-Übertragungen waren im Gegensatz zu den früheren, in Wien gedruckten Goldoni- und Metastasio-Übersetzungen34, die ersten spielbaren Stücke der griechischen Aufklärung. Kokkinakis unternahm auch die ersten Gräzisierungsversuche von Personennamen und Handlungstatsachen, eine Adaptationstechnik, die damals auch bei anderen Balkanvölkern üblich war oder spä-ter üblich werden sollte35. 1815 übersetzte Kokkinakis den »Tartuffe« ins Griechi-sche und führte dadurch die schon bestehende Tradition der Molière-Übersetzungen weiter36. Darüberhinaus nahm er aber auch seinen Beruf ernst : 1809 übersetzte er in Wien den »Grundriß der Handlungsgeschichte« von Josef Nowack. 1816 wurde er als Anhänger der Sprachreformen von Adamantios Koraïs Mitherausgeber des

»Gelehrten Hermes«, dessen Edition eingestellt worden war. Die volksbildnerische Tätigkeit war, nach der Gründung des »Freundesbundes« (»Φιλική Eταιρία«) 1814 in Odessa, wie schon bei Rigas Velestinlis, zunehmend auch eine politische. Schon in einem Vorwort zu »Menschenhaß und Reue« pries er die »Freundschaft«, die φιλία, als eine Kardinaltugend der gesamten griechischen Aufklärung ; die Aufnahmeriten der politischen Geheimgesellschaft des »Freundesbundes« stützten sich z. T. auf die Riten der Freimaurerlogen und auf die »Wahlbruderschaften« (αδελφοποιία), die auf der Balkanhalbinsel seit byzantinischer Zeit üblich waren und vom Priester gesegnet

30 K. I. Amantos, Τα γράμματα εις την Χίον κατά την τουρκοκρατίαν 1566–1822, Piräus 1946 (Athen 1976) S. 176–179, Veloudis, Germanograecia, op. cit., S. 111, Λεξικό Νεοελληνικής Λογοτεχνίας. Πρό-σωπα, έργα, ρεύματα, όροι, Athen 2007, S. 1106 (mit weiterer Literatur).

31 Polioudakis plädiert für 1775, was freilich logischer wäre (op. cit. S. 211). In einem Rapport der Wie-ner Polizeihofstelle vom 6. August 1821 wird angegeben, daß Kokkinakis 46 alt sei und daß er sich seit 17 Jahren in Wien befände.

32 Unter den Schülern der Αυθεντική Ακαδημία ist er allerdings nicht angeführt (Camariano-Cioran, op. cit.)

33 Veloudis, Germanograecia, op. cit., S. 48 ff.

34 Dazu W. Puchner, »Influssi italiani sul teatro greco«, op. cit.

35 Puchner, Historisches Drama, op. cit., S. 66 ff.

36 Puchner, Η πρόσληψη της γαλλικής δραματουργίας, op. cit., S. 36–61 (mit der umfangreichen älteren Literatur).

wurden37. 1818 übersetzte Kokkinakis noch ein Stück eines Münchner Trivialautors, J. M. Babo, »Die Strelitzen«, eine Verherrlichung der Türkenbefreier-Figur Peter des Großen ; es ist nun nicht mehr nur der Erfolg an den Wiener Bühnen, der als Über-setzungsmotivation fungiert, sondern Kokkinakis wollte dieses Stück, wie er im Vor-wort »An die Griechen« zugibt38, auf der Laienbühne in Odessa aufgeführt sehen ; die Zeiten hatten sich geändert : auch in Iași und Bukarest ist inzwischen das griechi-sche phanariotigriechi-sche Schul- und Hoftheater zur kryptisch revolutionären National-bühne geworden39. Daneben verfaßte er auch Kampflieder und patriotische Gedichte (z. B. »Δεύτε παίδες των Ελλήνων«), die in die griechischen Schulbücher eingegangen sind. Als daher 1821 der Aufstand unter Konstantinos Ypsilantis in der Moldau aus-brach, schmuggelte Kokkinakis ein revolutionäres Flugblatt nach Wien ein, um es im

»Gelehrten Hermes« zu veröffentlichen. Er wurde jedoch festgenommen, nach vier Jahren 1825 des Landes verwiesen, und starb 1831 in tiefer Armut in Ägina, wo er als Lehrer und Verfasser von Schulbüchern bis zuletzt tätig war.

Die vier Übersetzungen von Kotzebue (Wien 1801) sind folgende40 : Η Eκούσιος Θυσία. Δράμα, εις τρεις πράξεις υπό Αυγούστου από Κοζεβού. Eκ του γερμανικού. Εν Βιέννη. Παρά τη Eλληνική Τυπογραφία Γεωργίου Βεντότη 1801 (Kleinformat, S. 96, deutsche Ausgabe »Der Opfertod« 1798) [DO]41. – Οι Κόρσαι. Δράμα εις τέσ σαρας Πράξεις συντεθέν υπό του περιφήμου Κωμοδοποιού [sic] Αυγούστου του Κοτζεβού.

Και μεταφρασθέν εις χρήσιν των φιλολόγων. – Κορσική· Nήσος μεγάλη· κείται μεταξύ

37 W. Puchner, »Adoptio in fratrem. Kirchliche Segnung der Wahlbruderschaft zwischen theologischem Verdikt und gelebter Pastoralpraxis«, Studien zur Volkskunde Südosteuropas und des mediterranen Raums, Wien/Köln/Weimar 2009, S. 353–384 (mit weiterer Literatur).

38 Zur Bedeutung dieser Prologe für die Dramentheorie der Zeit W. Puchner, »Δραματουργικές και θεατρολογικές θεωρίες στην προεπαναστατική Eλλάδα (1815–1818)«, Eλληνικά 50 (2000) S. 231–

304. Zur Übersetzung nun Polioudakis, op. cit. S. 276 ff.

39 Puchner, »Schul-, Hof- und Nationaltheater«, op. cit.

40 Neuausgabe mit »gereinigtem« Text in Puchner, Θεατρικέςμεταφράσεις, op. cit., S. 9–230 Einleitung, S. 231–296 »Η εκούσιος Θυσία«, S. 297–402 »Μισανθωπία και Μετάνοια«, S. 403–508 »Πτωχεία και Ανδρεία«, S. 509–596 »Οι Κόρσαι«. Zu den Übersetzungen auch Polioudakis, op. cit., S. 211 ff.

41 D. S. Ginis/B. G. Mexas, Eλληνική βιβλιογραφία 1800–1863, 3 vols., Athen 1939–1957, Nr. 64, F.

Iliou, Eλληνικήβιβλιογραφίατου 19ουαιώνα. ΒιβλίαΦυλλάδια, Bd. I., 1801–1818, Athen 1997, Nr. 1801.20. Die Übersetzung wird Kokkinakis zugeschrieben. Angezeigt in den Annalen der Öster-reichischen Litteratur I, Nr. 7, Wien, Jan. 1802, Sp. 56 und im Intelligenblatt der Allgemeinen Littera-tur-Zeitung III, Nr. 153, Jena, 4 September 1802, Sp. 1247. Dort ist die Übersetzung angezeigt als

»von einem Mediciner aus Griechenland«, wobei Kokkinakis offenbar mit dem schon bekannteren Sakellarios verwechselt wird. Vgl. auch Magasin Encyclopédique Jg. IX, Bd. II, Paris 1805, S. 505.

Exemplare der Ausgabe gibt es in der Gennadios-Bibliothek in Athen, der Bibliothèque Nationale in Paris und im bulgarischen Kloster Rila.

των ακρογιαλών της Γένοβας και της νήσου Σαρδινίας. – Εν Βιέννη της Aουστρίας.

Παρά των Φραντζ Αντωνίω Σχραιμπλ. 1801 (Kleinformat, S. 125+3, deutsche Aus-gabe »Die Korsen« 1799) [DK]42. – Μισανθρωπία και Μετάνοια. Δράμα εις πέντε πρά-ξεις συντεθέν, υπό Αυγ. από Κοζεβού. Eκ του γερμανικού μεταφρασθέν. Εν Βιέννη της Aουστρίας. Παρά των Φραντζ Αντωνίω Σχραιμπλ. 1801 (Kleinformat, S. 1+140+1, deutsche Ausgabe »Menschenhaß und Reue« 1790) [MR]43. – Πτωχεία, και Ανδρεία.

Κωμωδία εις τρεις Πράξεις. Συντεθείσα υπό Αυγ. από Κοζεβού. Μεταφρασθείσα υπό Κωνσταντίνου Κοκκινάκη του Χίου, εκδοθείσα δε παρά τινος Φιλογενούς, και Ευγνώ -μονος. Εν Βιέννη της Aουστρίας. Παρά τω Φραντζ Αντωνίω Σχραιμπλ. 1801 (Klein-format, S. 153 +1, deutsche Ausgabe »Armut und Edelsinn« 1795) [AE]44.

Was zuerst und vor allem ins Auge sticht, ist die für 1800 ungewöhnliche Rezepti-onsgeschwindigkeit, die erst wieder um 1900 derartige Werte erreicht45 : im Falle von DO und DK übersetzt Kokkinakis tatsächlich les derniers cries von Kotzebue (1798

42 Ginis/Mexas, op. cit., Nr. 90, Iliou, op. cit., Nr. 1801.40. Die Übersetzung wird Kokkinakis zuge-schrieben. Angezeigt in den Annalen der Österreichischen Litteratur I, Nr. 8, Wien, Jan. 1802, Sp.

64, Intelligenblatt der Allgemeinen Litteratur-Zeitung III, Nr. 153, Jena, 4 September 1802, Sp. 1247 und Magasin Encyclopédique, Jg. IX, Bd. II, Paris 1805, S. 505. Exemplare dieser Ausgabe sind et-was häufiger : Gennadios Bibliothek, öffentliche Bibliothek von Korfu, Bibliothek der griechischen Gemeinde von Triest, Bibliothèque Nationale in Paris, Bibliothèque Interuniversitaire des Langues Orientales in Paris, Griechisches Institut an der Sorbonne, British Library in London, Bulgarische Nationalbibliothek in Sofia und Harvard University Library in Boston.

43 Ginis/Mexas, op. cit., Nr. 86, Iliou, op. cit., Nr. 1801.38. Für die Autorschaft von Kokkinakis gibt es spätere Quellen : Θεόκλητος [Φαρμακίδης], Eλληνικός Τηλέγραφος 1815, S. 874 und Γενική Εφη -μερίς της Eλλάδος, 1831, Sp. 64. Anzeigt wird die Ausgabe ebenfalls in : Annalen der Österreichischen Litteratur I, Nr. 8, Jan. 1802, Sp. 64, Intelligenblatt der Allgemeinen Litteratur-Zeitung III, Nr. 153, Jena, 4 September 1802, Sp. 1247, Magasin Encyclopédique, Jg. IX, Bd. II, Paris 1805, S. 505. Auch von dieser Ausgabe existieren genügend Exemplare : Griechische Nationalbibliothek in Athen, Gennadios Bibliothek Athen, Öffentliche Bibliothek von Larisa, Hilandar-Kloster auf Athos, Bi-bliothek der Theologischen Schule von Chalke, BiBi-bliothek des Griechischen Instituts für Byzanti-nische und PostbyzantiByzanti-nische Studien in Venedig, Griechisches Institut an der Sorbonne, British Library in London und Bibliothek der Metropole von Moldau und Suçeava in Iași.

44 Ginis/Mexas, op. cit., Nr. 95, Iliou, op. cit., Nr. 1801.45. Die einzige Ausgabe, in der Kokkinakis als Übersetzer im Titel angeführt wird. Es haben sich genügend Exemplare erhalten : Griechische Na-tionalbibliothek Athen, Gennadios-Bibliothek Athen, Vikelaia-Bibliothek Heraklion, Öffentliche Bibliothek von Korfu, Vatopedi-Klister auf Athos, Bibliothèque National in Paris, Bibliothek des Griechischen Instituts für Byzantinische und Postbyzantinische Studien in Venedig, Bulgarische Nationalbilbiothek in Sofia, Harvard University Library in Boston, Privatbibliothek von G. P. Sav-vidis. Reprint in Θεατρικά 2–3 (Jan.–Juni) und 4 (Juli-Sept. 1990).

45 Zur Frage der Rezeptiongeschwindigkeit vgl. vor allem W. Puchner, »Καθυστέρηση  ; Η παράμετρος του χρόνου στις προσληπτικές διαδικασίες κατά την πορεία της νεοελληνικής δραματουργίας από το κρητικό θέατρο ώς το μεταπολεμικό δράμα«, Ράμπα και παλκοσένικο, Athen 2004, S. 473–487.

und 1799), vor allem da man annehmen muß, daß die vier Übersetzungen schon im Jahr 1800 vorgenommen worden sind, um 1801 im Druck erscheinen zu können.

Nur in AE ist Kokkinakis als Übersetzer namentlich genannt. Die Anonymität der drei anderen Übersetzungen (DO, DK, MR) sowie die Tatsache, daß nur drei Über-setzungen beim gleichen Drucker erschienen sind (Franz Anton Schrämbel, DK, MR, AE, – DO bei Georgios Ventotis) hat zu gewissen Unsicherheiten geführt, ob wirklich alle Transliterationen von Kokkinakis stammen46. Die erhaltenen Druck-exemplare sind nicht allzu häufig, ziemlich verstreut und oft schwer zugänglich ; alle vier zusammen finden sich nur in der Gennadios-Bibliothek in Athen (wo sie auch zusammengebunden sind)47. Die Frage wird noch dadurch kompliziert, daß die bei Schrämbel gedruckten Werke zwar die gleichen Lettern verwenden, ein ähnliches Titelblatt bieten, aber unterschiedliche Formulierungen (siehe oben) aufweisen, doch eine Wortschatzuntersuchung aller vier Übersetzungen sowie die gleichbleibenden Übersetzungsungenauigkeiten, orthographische und grammatikalische Eigenheiten und parallele Schreibweisen zerstreuen bald schon die Zweifel an der gemeinsamen Autorschaft der vier Texte48. Das Werk, das am ehesten anzuzweifeln ist, ist nicht

46 Z. B. A. Tabaki, Η νεοελληνικήδραματουργίακαιοιδυτικέςτηςεπιδράσεις (18ος – 19οςαι.). Μια συγκριτική προσέγγιση, Athen 1993, S. 36 (2, Auflage, Athen 2002, S. 36). Kokkinakis werden DK, MR und AE zugeschrieben, nicht DO, offensichtlich weil sie im selben Druckhaus veröffentlicht wurden. Eine ähnliche Selektion findet sich auch in der Dramen-Bibliographie von G. Ladogianni, die neben DK auch MR Kokkinakis zuschreibt, während sein Name in AE im Titel aufscheint (G.

Ladogianni, Οι αρχές του νεοελληνικού θεάτρου. Βιβλιογραφία των έντυπων εκδόσεων 1637–1879, Athen 1996, Nr. 221–224), eine Selektion, die letztlich auf Giannis Sideris zurückgeht (Το 1821 και το θέατρο, op. cit., S. 12). Veloudis hingegen zögert nicht, alle vier Dramenübersetzungen Kokkinakis zuzuschreiben (Germanograecia, op. cit., S. 111 f.).

47 Sign. MGL 132.

48 1) Zu den wenigen Übersetzungsfehlern gehören folgende : ein paar (in älterer Orthographie auch großgeschrieben) mit δύο (ein Paar) in allen Übersetzungen (z. B. MR S. 81 »ein paar von meinen Kindern« – ταδύομουπαιδιά, DO S. 28, AE S. 81 »ein paarmal« – έναδύοφορές, S. 110, »ein Paar hundert« – έως δυακόσια, S. 137 »ein paar Blicke« – ένα δύο ματιαίς, KO S. 14 »ein Paar Mahl« – δύω φοραίς, S. 23 »ein Paar« – καναδύω) ; 2) einige idiomatische oder fremdsprachige Ausdrücke kommen immer wieder vor : ονδάς (seltener οντάς), νενέκα, μπαμπάκι, κερατζούδαις, μπαγατέλλαις, ζήτουλας, μουφουζλίκι, άρατα θέματα (= άρρητ’ αθέμιτα), μεριτάρω, τζάνουμ, ξεχασμένος (χαζός), Μαγιόρος, μπρε, ταζέδικος γράχος, κουριόζον, τζαμπουνώ (-ίζω), παλικαριάτικα, κοκκώνα, κοκκω -νίτσα, κάρτο usw., er gebraucht gerne den Ausdruck ασκαρδαμυκτί, der vor allem in den Szenenan-weisungen immer wieder auftaucht (vgl. noch in der Folge) ; 3) orthographische Eigenheiten, die eine gewisse Tendenz zu gelehrtsprachiger Ausdruckweise dokumentieren : ακόμι, ονδάς, φαμιλία, usw. (in diesem Fall zeigt sich DK abweichend) ; 4) variierende Schreibweisen desselben Wortes und gelehrtsprachige Akzentsetzungen : καρδία und καρδιά, παιδία und παιδιά, abhängig davon, wer gerade spricht ; 5) grammatikalische Eigenheiten wie die Ersetzung des Dativs durch

Akku-DO, weil es bei Ventotis und nicht bei Schrämbel erschienen ist, sondern DK, doch die textimmanente Evidenz reicht nicht aus, Kokkinakis’ die Übersetzung abzu-schreiben49. DO verfügt auch über einen Prolog an den Leser, wo die Lehrhaftigkeit und Nützlichkeit der Lektüre (»Schule der Ehe«) unterstrichen wird. MR ist den Brüdern Bakaloglou gewidmet, die offenbar die Ausgabe finanziert haben, wie dies zu dieser Zeit von vermögenden Griechen in Wien und Budapest öfter praktiziert worden ist50, wo auch betont wird, daß die Werke von Kotzebue an allen königlichen Theatern »με μεγάλον κρότον« aufgeführt würden, und wo auch die Bedeutung der Freundschaft hervorgehoben wird.

Mit diesen wenigen Angaben läßt sich eventuell auch der Werdegang der Über-setzer- und Editionstätigkeit des jungen Kokkinakis in Wien einigermaßen rekon-struieren : es beginnt offenbar mit einer Zusammenarbeit mit Ventotis ; er verfaßt,

sativ und nicht Genetiv (με φαίνεται usw.), häufig in der phanariotischen Literatur und den nord-griechischen Dialekten ; 6) Vermengung der Stilschichten, wo Archaismen neben fremdsprachigem Lehngut (Türkisch, Deutsch) und neben umgangssprachigen Wendungen zu stehen kommen, eine Mischung, die den Texten manchmal einen eigenartigen Reiz verleiht (z. B. μοι δίδει έναν πάταρον οπού ο ουρανός σφονδήλι μοι φάνηκε DK S. 64, Σα μοι ποσκεφθής [=υποσχεθής] usw.). Diese letz-tere Kategorie bedarf jedoch eindringlicherer Analyse.

49 Die Gründe dafür sind folgende : 1) die Akttitel sind nicht wie in den anderen Übersetzungen im Genetiv angeschrieben (»πράξεως πρώτης«, »πράξεως δευτέρας«, »πράξεως τρίτης« – worauf der Szenentitel folgt), diese Konvention wird nur im ersten Akt angewendet, in der Folge wird der No-minativ gebraucht (also »πράξεως πρώτης«, »δευτέρα πράξις«, »τρίτη πράξις») ; ähnliches ist in AE im dritten Akt zu beobachten. 2. Es werden erklärende Fußnoten eingeführt (S. 9, 22, 25, 32, 90, 96), die es in den übrigen Texten nicht gibt. 3. Eine solche Explikation findet sich schon am Deckblatt

49 Die Gründe dafür sind folgende : 1) die Akttitel sind nicht wie in den anderen Übersetzungen im Genetiv angeschrieben (»πράξεως πρώτης«, »πράξεως δευτέρας«, »πράξεως τρίτης« – worauf der Szenentitel folgt), diese Konvention wird nur im ersten Akt angewendet, in der Folge wird der No-minativ gebraucht (also »πράξεως πρώτης«, »δευτέρα πράξις«, »τρίτη πράξις») ; ähnliches ist in AE im dritten Akt zu beobachten. 2. Es werden erklärende Fußnoten eingeführt (S. 9, 22, 25, 32, 90, 96), die es in den übrigen Texten nicht gibt. 3. Eine solche Explikation findet sich schon am Deckblatt

Im Dokument Böhlau Verlag Wien · Köln · Weimar (Seite 180-200)