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Änderung des Förderwesens, Beispiel „Genderförderung“

Im Dokument Berufsbildung, eine Renaissance? (Seite 196-200)

5 Was also tun?

5.4 Änderung des Förderwesens, Beispiel „Genderförderung“

Gerade im Lehrstellenmarkt finden sich unterschiedliche Ansätze, der ge-schlechtsspezifischen Segregation beizukommen. Als zentrale Leitlinien gelten dabei einerseits die Erkenntnis, dass der Zugang zu Lehrstellen in einschlägigen Branchen/Berufen vereinfacht werden muss (Initiativen zur Förderung von Mäd-chen in untypisMäd-chen Berufen, speziell MädMäd-chen- und Frauenförderung in den Betrieben) und dass andererseits Ausbildungsalltage gendersensibel gestaltet wer-den sollen (Sensibilisierungsmaßnahmen für alle Mitarbeiter und Mitarbeiterin-nen, Empowerment weiblicher Lehrlinge, weibliche AnsprechpersoMitarbeiterin-nen, bewusste innerbetriebliche Arbeitsteilung).

Seit 2008 gibt es zu diesem Zweck unterschiedliche Förderinstrumente, die den gleichmäßigen Zugang von jungen Frauen und Männern zu den verschiedenen Lehrberufen unterstützen sollen. Förderbar sind Maßnahmen und betriebliche Projekte, wie z. B. die Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung im Unterneh-men, Coaching für Mädchen während der Ausbildung oder MaßnahUnterneh-men, um (mehr) Mädchen und junge Frauen für sogenannte nichttraditionelle Lehrberufe zu gewinnen und auszubilden. Das Problem: Das Jahresbudget in der Höhe von fünf Mio. Euro wird bei Weitem nicht ausgeschöpft.

Trotz Adaptionen der entsprechenden Förderrichtlinie gibt es nach wie vor ge-wisse Hemmnisse, die engagierte Lehrbetriebe von der Inanspruchnahme des Angebotes abhalten. So können sich zwar neben Unternehmen mittlerweile auch NGO oder einschlägige Trägervereine um die Förderung bewerben. Die Schwierig-keit daran ist jedoch, dass (interessierte und kompetente) NGO und Vereine ihre Projektideen nur in Kooperation mit Lehrbetrieben umsetzen können. Wenn sie keine kooperationswilligen Lehrbetriebe finden, kommt auch keine Projektförde-rung zustande ⫺ und damit auch kein Projekt. Ein weiteres Problem stellt in diesem Kontext die Frage der Vorarbeiten dar: Im Moment müssen NGO/Vereine die Konzepterstellung im Voraus vornehmen. In der Regel gibt es zudem einen Selbstbehalt von 25 % der Projektkosten. Für viele Unternehmen wirkt dieser Bei-trag abschreckend und es kommt auch deshalb nur zu wenigen Projekteinrei-chungen. Es besteht daher die Gefahr, dass diese an sich sinnvolle Förderung mangels Inanspruchnahme eingestellt oder gekürzt werden könnte.

Ein möglicher Lösungsansatz wäre eine Öffnung der Förderung für Projektideen von NGO oder gemeinnützigen Einrichtungen auch ohne Beteiligung von Unter-nehmen und ohne Kostenselbstbehalt. Anders als bisher könnten auch Gebiets-körperschaften, die Lehrlinge ausbilden, als förderbar eingestuft werden, sodass mehr beispielgebende Projekte zustande kommen als bisher.

An Ideen mangelt es also nicht⫺wohl aber an der Umsetzung.

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