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Die technischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Veränderungen seit 1945

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Die technischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Veränderungen seit 1945

1) Die wirtschaftlichen Umwandlungen seit 1945

1.1 Die weltwirtschaftliche Gesamtsituation im Jahr 1945

Die Lage unmittelbar nach dem Krieg: Gleichzeitig Brüche (Desorganisation des Welthandels, fast volle Zerstörung der Haupthandelsflotten, Desorganisation des finanziellen und monetären Systems, sehr starke Inflation usw.) und Kontinuitäten (Staaten, Unternehmen usw.).

Hierarchie und Gleichgewicht zwischen den Regionen der Welt:

Europa (Krieg auf seinem Territorium), muss sich wieder aufbauen und reorganisieren (Inflation, Zerstörung eines Teiles seines industriellen Potenzials, landwirtschaftlicher Produktion, die zerstörten Verkehrsinfrastrukturen, Rückgangs seines internationalen Einflusses, neue soziale Konsense wieder herzustellen usw.).

Explosion der Macht der Vereinigten Staaten: Die Vereinigten Staaten sind der einzige Kriegführende Staat im Zweiten Weltkrieg; der intakt geblieben ist: das amerikanische Territorium ist nicht eingedrungen worden in und hat keine massiven Zerstörungen gekannt, außer infolge des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor im Jahre 1941. Während die europäischen Länder eine wichtige Währungskrise kennen, bleiben die amerikanischen Goldreserven ebenso wie die Landwirtschaft und die Industrie intakt.

Die Vereinigten Staaten besitzen 2/3 des Weltgoldbestandes und drängen ein neues internationales Währungssystem auf der Konferenz von Bretton Woods (Juli 1944) auf.

Der amerikanische Dollar hat nichts von seinem Wert 1939 entgegen anderen Währungseinheiten verloren. Man muss trotzdem die Kriegswirtschaft in Richtung der Konsumgüterproduktion umwandeln und den wirtschaftlichen Außenabsatz gewährleisten.

Das Land nimmt den ersten weltweiten Platz in allen Bereichen der Wirtschaft ein. Es gewährleistet das Äquivalent der Hälfte der Produktion der Welt; es besitzt 2/3 der Weltflotte und gewährleistet 25 % des Handels. Die Handelsbilanz ist überschüssig, aber hängt von der Kapazität der europäischen Wirtschaften, sich wieder aufzubauen, ab. Die Vereinigten Staaten wünschen, die Weltwirtschaft nach Grundsätzen des Freihandels wieder aufzubauen: sie glauben, dass der Protektionismus eine der Ursachen des Zweiten Krieges ist. Im Jahre 1949 kündigt Präsident Harry Truman seine Absicht an, die technische Kenntnis der Vereinigten Staaten zur Verfügung zu stellen, um den „unterentwickelten“ Ländern zu helfen, ihren Lebensstandard zu heben.

Im Jahr 1950 ist das BIP der Vereinigten Staaten auf 1456 Milliarden US-Dollar geschätzt, d.h. 27,1 % des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (UdSSR: 9,6%).

Wenig oder nicht industrielle Länder, die den Krieg auf ihrem Boden nicht gekannt haben: Eine kleine Zahl von Ländern nutzten die Verfinsterung der wirtschaftlichen Konkurrenz um ihr Wachstum zu entwickeln: die britischen Dominions, Argentinien, Brasilien und Mexiko.

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Einrichtung von Institutionen in der Lage, eine stabile und nachhaltige internationale Ordnung zu schaffen:

1941 bestätigt die Atlantik-Charta die großen Grundsätze der Freiheit der Transaktionen, des Meeresverkehrs, der Zugängen zu den Rohstoffquellen erneut. Insgesamt wurden acht Punkte festgehalten, darunter: Verzicht auf territoriale Expansion, gleichberechtigter Zugang zum Welthandel und zu Rohstoffen, Verzicht auf Gewaltanwendung, Selbstbestimmungsrecht der Nationen, engste wirtschaftliche Zusammenarbeit aller Nationen mit dem Ziel der Herbeiführung besserer Arbeitsbedingungen, eines wirtschaftlichen Ausgleichs und des Schutzes der Arbeitenden, Sicherheit für die Völker vor Tyrannei, Freiheit der Meere, Entwaffnung der Nationen, um ein System dauerhafter Sicherheit zu gewährleisten.

Juli 1944 – Konferenz von Bretton Woods (44 Nationen): Das Bretton- Woods-System bringt eine neue internationale Währungsordnung mit Wechselkursbandbreiten, die vom US-Dollar als Ankerwährung bestimmt war.

Die an seiner Organisation Beteiligten hatten versucht, ein System zu schaffen, welches die Vorteile eines flexiblen Wechselkurssystems mit denen eines festen vereint. Die Währungsstabilität muss den weltweiten Handel begünstigen und davon die Zusammenziehung wie in den dreißiger Jahren vermeiden und den Austausch liberalisieren (Schaffung des GATT im Jahre 1947). Folglich globalisiert sich der Handel.

Die Grundlagen eines starken Wirtschaftswachstums:

➢ Das Baby-Boom und der Wohlstandsstaat, der die Umverteilung der Reichtümer gewährleistet, gewährleisten das Steigen der Nachfrage.

Kollektive Ausstattungen (Schulen, Krankenhäuser usw.)

➢ Wachsende Rolle des Staates.

➢ Die Ideen von Keynes beeinflussen zutiefst die Achsen der westlichen Wirtschaftspolitiken ab 1945. In Frankreich: Nationalisierungen ab 1945 (EDF, GDF, Kohlenbergbau, Banken usw.), in der UdSSR: Planung.

1.2 Der Nachkriegsboom (1945-1973) – Die „Trente Glorieuses“

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann nicht nur in Westdeutschland ein Wirtschaftswunder – alle Industrieländer erlebten ein „goldenes Zeitalter“. Bis zum Ölpreisschock 1973.

Zwischen 1953 und 1973 verzehnfachte sich der weltweite Handel mit Industrieerzeugnissen.

„Globalisierung“ bedeutete für Westeuropa, die Massenerzeugnisse preisgünstig zu bekommen, die die Bewohner der USA längst hatten – Fernsehgeräte, Waschmaschinen, Autos usw.

Der Nachkriegsboom (in der englischsprachigen Literatur auch „Golden Age of Capitalism“) war eine Periode ungewöhnlich starken Wirtschaftswachstums und hoher Einkommenszuwächse nach Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur ersten Ölkrise des Jahres 1973.

Das Einkommensniveau der westeuropäischen Länder glich sich dem der USA an. Der Nachkriegsboom wurde in Westdeutschland oder Österreich als „Wirtschaftswunder“ und in Frankreich als „Trente Glorieuses“ („dreißig glorreiche Jahre“ – nach dem Titel eines Buches französischen Ökonom Jean Fourastié im Jahre 1977) empfunden. Ein außergewöhnlich

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starkes Wirtschaftswachstum erlebte auch Japan, das zur zweitstärksten Volkswirtschaft der Welt aufstieg.

Teure Maschinen ersetzten zwar zunehmend die menschliche Arbeitskraft, aber es gab trotzdem immer mehr Arbeitsplätze. Öl sprudelte billig aus den Quellen im Nahen Osten und war zur wichtigsten Energiequelle geworden.

Dominiert wurde dieser Prozess von den USA, die im Zweiten Weltkrieg praktisch keine Zerstörungen erlitten hatten. Sie konnten es sich leisten, den Aufbau der Kriegsverlierer Deutschland und Japan mitzufinanzieren. Dahinter stand auch die Absicht, im Kalten Krieg diese Länder als zuverlässige Verbündete gegen die UdSSR zu gewinnen.

Die Regierungen der westeuropäischen Staaten sahen es als ihre Aufgabe an, in den Wirtschaftskreislauf durch Gesetze einzugreifen und so für Stabilität zu sorgen. Der US- Dollar war die internationale Leitwährung, deren Wert durch Goldreserven garantiert wurde.

Noch 1970 stellten die Vereinigten Staaten die Hälfte des weltweiten Kapitalvorrats und produzierten die Hälfte aller Waren auf dem Weltmarkt – die USA beherrschten die Weltwirtschaft.

Die Modernisierung der Produktion:

• Im Zweiten Weltkrieg war die deutsche und japanische Kriegswirtschaft der standardisierten Massenproduktion im amerikanischen Stil nicht gewachsen gewesen.

• Der Versuch die amerikanische Produktionseffizienz zu erreichen ohne die in Deutschland und Japan traditionell als wichtig erachtete Flexibilität der Produktion gänzlich aufzugeben führte aber nach und nach zu der Herausbildung der flexiblen Massenfertigung.

• Dies brachte der deutschen und japanischen Wirtschaft in der Nachkriegszeit eine produktionstechnologische Führerschaft, da so flexibler auf die Wünsche der Konsumenten eingegangen werden konnte als mit der schwerfälligeren hochstandardisierten Massenfertigung an der die USA, Großbritannien und die Sowjetunion auch nach dem Krieg noch längere Zeit festhielten. In gewisser Weise hatten die Kriegsverlierer so den Frieden „gewonnen“.

Eine neue globale Wirtschaftsordnung:

Freihandel: Während der Weltwirtschaftskrise ab 1929 hatten die meisten Staaten eine ausgeprägte Schutzzollpolitik ergriffen. Nach dem Zweiten Weltkrieg entschlossen sich die großen Industrienationen entschlossen zu einer Rückkehr zum Freihandel. 1947 wurde das internationale Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT) geschlossen, mit dem die teilnehmenden Nationen den Schrittweisen Abbau der Zölle und anderer Handelshemmnisse vereinbarten.

Bretton-Woods-System: Mit dem Bretton-Woods-System wurde 1944 eine internationale Währungsordnung geschaffen, bei der die Wechselkurse der Währungen an den Wert des US-Dollar gebunden waren. Dadurch wurde der Welthandel von Wechselkursrisiken befreit. Das Bretton-Woods-System erlaubte den teilnehmenden Staaten ausdrücklich, die Kapitalimporte und Kapitalexporte durch Kapitalverkehrskontrollen zu regulieren. Das Bretton-Woods-System wurde Anfang der 1970er Jahre aufgegeben. Es scheiterte an der zunehmenden Unwilligkeit einiger Teilnehmerstaaten, ihre nationale Geldpolitik an den festen Wechselkurs anzupassen.

Relative Niedrigzinspolitik: In der Zinspolitik wurde ein golden-age-Keynesianismus verfolgt, d. h. es wurde versucht durch niedrige Zinsen das Wirtschaftswachstum zu stimulieren, so dass sowohl Löhne als auch Unternehmensprofite stiegen. Durch die Kriegsausgaben im Zweiten Weltkrieg waren die Staatsschulden stark angestiegenen.

Die zwischen 1945 und 1980 beobachtbare Finanzrepression, das hohe Wirtschaftswachstum und die im Durchschnitt relativ niedrigen Haushaltsdefizite sorgten für eine rasche Reduktion der Schuldenquote.

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Fortschritte in Technologie und Produktion: In der Zeit des Nachkriegsbooms fand eine explosionsartige Vermehrung des theoretischen und praktischen Wissens statt.

So wurde bspw. 1946 der erste digitale Computer installiert, eine Technologie, die in der Folgezeit immer weiter verbessert wurde. Aufgrund medizinischer Fortschritte in den 1950er Jahren wurden Operationen weniger riskant als früher und konnten häufiger eine Heilung herbeiführen. Dadurch wuchs die Nachfrage nach Krankenhausleistungen dramatisch an. Die Arbeitsproduktivität stieg in der Industrieproduktion vor allem durch Automatisierung stark an.

Allgemeiner sozial- und wirtschaftspolitischer Konsens. Als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise ab 1929 waren weltweit folgende Anpassungen zu beobachten:

Gewerkschaften wurden einflussreicher. In den Vereinigten Staaten verdoppelte sich die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder.

• In den Vereinigten Staaten wurde mit dem New Deal ein Sozialstaat begründet. In den meisten europäischen Ländern bestand bereits ein Sozialstaat, dieser wurde als Reaktion auf die Krise ausgebaut.

• In den meisten Staaten wurde die Regulierung der Wirtschaft verstärkt, insbesondere durch Schaffung einer Finanzmarktaufsicht und Bankenregulierung.

Diese Entwicklungen blieben auch in der Zeit des Nachkriegsbooms bestimmend. Nach der Weltwirtschaftskrise sorgten starke Gewerkschaften und spätestens seit dem Zweiten Weltkrieg auch hohe progressive Steuern für eine Verringerung der Einkommensungleichheit (Große Kompression). Auch diese Entwicklung hielt in der Zeit des Nachkriegsboom an.

1.3 Beispiele Deutschland und Frankreich

Das Deutsche „Wirtschaftswunder“: In der Bundesrepublik Deutschland wurde eine als Soziale Marktwirtschaft bezeichnete Wirtschaftsordnung vor allem von Ludwig Erhard und Alfred Müller-Armack implementiert.

Laut dem „United States Strategic Bombing Survey“ war die deutsche Wirtschaftsproduktion bis Ende 1944 kaum durch die Luftangriffe beeinträchtigt worden. In 1945 etwas stärker, aber weniger aufgrund kritischer Schäden an Produktionsanlagen, sondern aufgrund der Schäden an der Transportinfrastruktur und der Stromleitungen. Nachdem in der amerikanischen und britischen Besatzungszone im Jahr 1947 damit begonnen wurde die kriegszerstörte Verkehrsinfrastruktur wiederherzustellen, stieg ab Herbst 1947 die Produktion stark an, die Versorgungslage der Bevölkerung besserte sich jedoch noch nicht, da in Erwartung einer Währungsreform in großem Umfang auf Lager produziert wurde.

Nach der Währungsreform von 1948 waren die Läden dann prall gefüllt. In der Folgezeit kam zu der sogenannten Durchbruchskrise, die Lebenshaltungskosten stiegen schneller als die Stundenlöhne und die Arbeitslosigkeit stieg von 3,2 % bis Anfang 1950 auf 12,2 %. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt entspannte sich im Zuge des weltweiten Wirtschaftsbooms infolge des Koreakriegs schnell wieder, 1962 wurde sogar Vollbeschäftigung erreicht.

Die 1950er und 1960er Jahre waren geprägt von hohen Wirtschaftswachstumsraten und hohen Einkommenszuwächsen. Der Exportboom hing auch mit der Unterbewertung der DM im Rahmen des Systems von Bretton-Woods zusammen. Aufgrund der Unterbewertung waren Importe relativ teurer und Exporte relativ billiger, das förderte die deutsche Exportwirtschaft.

In den 1970er Jahren sanken die Wachstumsraten in Deutschland wie auch in anderen europäischen Staaten. Mit dem Ende des Systems von Bretton-Woods Anfang der 1970er Jahre wertete die DM stark auf, was zu einer Verbilligung von Importen führte. Manche

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Branchen verloren ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit, dies beschleunigte den Strukturwandel.

Vor dem „Wirtschaftswunder“ war Deutschland geprägt von, im Vergleich zu den USA, relativ geringer Produktivität, langen Arbeitszeiten und Einkommen, die der Masse der Menschen nur ein einfaches Leben, z. T. in existentieller Armut erlaubte. Infolge des Wirtschaftswunders erreichte Deutschland eine im internationalen Vergleich hohe Produktivität, im Durchschnitt relativ hohe Einkommen und relativ kurze Arbeitszeiten.

Die „Trente Glorieuses“ in Frankreich: Zwischen 1945 und 1973 erlebte Frankreich ein außergewöhnlich starkes Wirtschaftswachstum. Zurückgehend auf Jean Fourastié wird diese Periode als „Trente Glorieuses“ („dreißig glorreichen Jahre)“ bezeichnet.

In Frankreich wurde eine gelenkte Marktwirtschaft unter der Bezeichnung „dirigisme“ bzw.

„Planification“ betrieben. Charles de Gaulle schuf eine Planungskommission, in der Wirtschaftsführer und Staatsdiener den Wiederaufbau von Schlüsselindustrien planten. De Gaulle bestärkte die Unternehmen auch darin, sich zu größeren Einheiten zusammenzuschließen, damit Unternehmen entstanden die groß genug waren, um im internationalen Wettbewerb Marktanteile gewinnen zu können. Die Politik zeigte Wirkung, es entstanden „Champions nationaux“ wie Renault und PSA Peugeot Citroën. Während 1950 keine der 100 weltweit profitabelsten Firmen französisch waren, gab es 1973 bereits 16 (zum Vergleich: Deutschland stellte damals 5 der 100 weltweit profitabelsten Firmen).

Der Rahmenplan zum Wiederaufbau Frankreichs sah vor, dass sechs Schlüsselbranchen mit Krediten, Devisen und Rohstoffen bevorzugt versorgt wurden. Die Wirtschaftskoordination ähnelte den Administrativen Leitlinien der japanischen Wirtschaftspolitik. Erst ab 1958, nach einer starken Abwertung des Franc und der Einführung von Lohnkontrollen begann eine stärkere Freihandelsorientierung Frankreichs.

1.4 Marktwirtschaft und Planwirtschaft, zwei gegensätzliche Modelle während des Kalten Krieges

Während der Konfrontation zwischen den beiden Supermächten, die den Kalten Krieg kennzeichnete, waren die ideologischen und wirtschaftlichen Unterschiede real und tiefgreifend. Zwei antagonistische Wirtschaftsmodelle haben die Welt nachhaltig beeinflusst.

Im Westen ist der Liberalismus oder die Marktwirtschaft ein System, das staatliche Eingriffe in das Wirtschaftsleben ablehnt und in dem die Wirtschaftsakteure (Unternehmen, Einzelpersonen) die Freiheit haben, Waren, Dienstleistungen und Kapital zu verkaufen, zu kaufen und zu unternehmen. Der Wirtschaftsliberalismus (oder Kapitalismus) geht davon aus, dass das Streben nach Profit und Eigennutz die treibende Kraft des Fortschritts ist. Die Produktionsweise basiert auf dem Privateigentum an den Produktionsmitteln, und das Prinzip des freien Handels ist grundlegend.

Die Marktwirtschaft steht prinzipiell im Gegensatz zur sozialistischen Planwirtschaft, in der alle wichtigen Entscheidungen vom Staat getroffen werden (Wirtschaftsdirigismus).

In den meisten Fällen wird die Marktwirtschaft jedoch mit Einschränkungen oder Richtlinien kombiniert, die vom Staat auferlegt werden, um das beste Funktionieren des Marktes zu gewährleisten. Eine solche Wirtschaft ist nicht unvereinbar mit der Existenz von Sozialprogrammen und einem interventionistischen Staat, es sei denn, letzterer überschreitet eine bestimmte Grenze. In den meisten Marktwirtschaften wird der größte Teil der Güter durch die Marktwirtschaft geregelt. Einige Bereiche - Bildung, Gesundheit, öffentlicher Verkehr - können jedoch vom Staat oder der Logik einer Planwirtschaft bereitgestellt werden.

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Im 20. Jahrhundert hatten sich die Vereinigten Staaten als Land des Kapitalismus, des freien Unternehmertums, des freien Wettbewerbs und des Eigentums an den Produktionsmitteln durchgesetzt, auch wenn der Staat seit dem „New Deal“ der 1930er Jahre auch den sozialen Schutz (Wohlfahrtsstaat) gestärkt hat, insbesondere mit Trumanns

„Fair Deal“. In der Zeit des starken Wirtschaftswachstums der Nachkriegszeit entwickelten die Vereinigten Staaten einen ganz besonderen Lebensstil, bei dem materieller Komfort eine große Rolle spielte: massive Haushaltsausstattung (Elektrogeräte, audiovisuelle Geräte, Autos) und Massenkonsum. Die Kaufkraft stieg und die Arbeitszeiten sanken. Die amerikanische Gesellschaft wurde als eine Gesellschaft des Wohlstandes wahrgenommen, die ihrer Bevölkerung alle Annehmlichkeiten der Modernität bot. Diese Konsumgesellschaft war das eigentliche Vorbild der amerikanischen Gesellschaft und wurde überall in der westlichen Welt kopiert: der „American Way Of Life“ faszinierte. Die Vereinigten Staaten wurden für ihren Reichtum, ihre Freiheit und ihre wirtschaftliche und militärische Macht bewundert.

Im Gegensatz dazu ist die sozialistische Wirtschaft des Sowjetblocks ein Produktionssystem, in dem Waren und Dienstleistungen direkt für den Gebrauch produziert werden, im Gegensatz zu einem kapitalistischen Wirtschaftssystem, in dem Waren und Dienstleistungen produziert werden, um Profite zu erzielen (und damit nur indirekt zu Arbeitsplätzen). Durch die gemeinsame Nutzung (daher der Begriff Kommunismus) von Ressourcen, Techniken und Produktionsmitteln ist das Ziel dieses Systems die alleinige Befriedigung menschlicher Bedürfnisse. Waren und Dienstleistungen werden für ihren Nutz- oder Gebrauchswert produziert, so dass sie nicht mit Gewinn verkauft werden müssen.

Dieses Wirtschaftsmodell ist eine Anwendung der marxistisch-leninistischen Ideologie, die in der UdSSR seit 1922 angewendet wurde. Ziel dieser Idee war die Gründung einer neuen Gesellschaftsordnung, die der „Ausbeutung des Menschen durch den Menschen“ ein Ende setzen sollte. Dies wird als Ergebnis des „Klassenkampfes“ betrachtet und kann nur durch die vom „Proletariat“ geführte „Revolution“ hergestellt werden (der Punkt, in dem sich der Marxismus im 19. Jahrhundert von anderen „reformistischen“ sozialistischen Strömungen unterschied, was zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer Spaltung zwischen „Kommunisten“

und „Sozialisten“ oder „Sozialdemokraten“ in dem Sinne, wie wir es in unseren westlichen Gesellschaften verstehen, führte). Für die Marxisten war das Ziel, eine „sozialistische Gesellschaft“ zu erreichen, klassenlos und egalitär, in der alle Individuen ihre Bedürfnisse befriedigt bekommen würden, unabhängig von ihrem Einkommen. Um die Errichtung der sozialistischen Gesellschaft zu ermöglichen und solange die gesellschaftlichen Schichten (die Bourgeoisie, die Eigentümer usw.) sich ihr widersetzen würden, ist es notwendig, zunächst einen autoritären und dirigistischen Staat zu schaffen, der von der kommunistischen Partei geführt wird und die „Diktatur des Proletariats“ errichten kann.

Der ideologischen Logik zufolge ist die Produktion in der sozialistischen Wirtschaft also

„geplant“ oder „koordiniert“ und leidet nicht unter der dem Kapitalismus inhärenten Konjunktur. In den meisten sozialistischen Theorien betrifft die Wirtschaftsplanung nur die Produktionsfaktoren und nicht die Verteilung der für den Konsum produzierten Güter und Dienstleistungen, die über einen Markt erfolgt. Das Eigentum an den Produktionsmitteln variiert in verschiedenen sozialistischen Theorien. Es kann sich um öffentliches Eigentum handeln, das von einem Staatsapparat gelenkt wird, um direktes Eigentum der Nutzer durch eine Arbeitergenossenschaft oder um einen Zusammenschluss der gesamten Gesellschaft mit der Leitung und Kontrolle der Produktionsmittel durch die Arbeiter.

In der Theorie sollte die Führung und Kontrolle über die Geschäftsaktivitäten auf Selbstverwaltung und egalitären Führungsbeziehungen am Arbeitsplatz beruhen, um die berufliche Autonomie zu maximieren. Eine sozialistische Organisation sollte die Kontrolle von Hierarchien beseitigen, so dass nur noch eine auf technischem Wissen basierende Hierarchie

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am Arbeitsplatz übrigbleibt. Jedes Mitglied hätte Entscheidungsbefugnis im Unternehmen und könnte an der Festlegung der allgemeinen politischen Ziele mitwirken.

In der Praxis basierten die Volkswirtschaften der sozialistischen Länder, mit Ausnahme von Titos Jugoslawien, eher auf bürokratischer Verwaltung. So war die sowjetische Wirtschaft vollständig der Vormundschaft des Kremls unterworfen (dieses Modell galt in gleicher Weise in den Ländern unter sowjetischem Einfluss).

Die Konfrontation mit den USA hatte Stalins Willen zur Kontrolle aller Tätigkeitsbereiche durch die Abschaffung des Privateigentums und der Produktionsmittel erheblich gestärkt. Damit war der Staat zum alleinigen Eigentümer geworden und sollte die Volksgemeinschaft vertreten.

Der „Gosplan“, das staatliche Organ zur Steuerung der Wirtschaft, hatte Fünfjahrespläne eingeführt: verbindliche Ziele für alle Wirtschaftsbereiche, wobei in den ersten Plänen (1930er Jahre) die Kollektivierung der Landwirtschaft in Form von „Sowchosen“

(„Staatsfarmen“) und „Kolchosen“ (die wichtigste Struktur, die aus einer landwirtschaftlichen Genossenschaft bestand, in der Land, Geräte und Vieh zusammengelegt und kollektiv bearbeitet wurden) Priorität hatte. Durch diese Planung der Wirtschaft entschied Stalin auch, die grundlegende Schwerindustrie auf Kosten der Konsumgüter zu entwickeln, um den wirtschaftlichen Wettbewerb und das Wettrüsten der UdSSR mit dem Westen zu gewinnen.

Für Stalin und seine Nachfolger (bis Gorbatschow) war es das Ziel, die Sowjetunion zu einer großen Wirtschaftsmacht zu machen, die in der Lage war, mit den Vereinigten Staaten zu konkurrieren oder sie sogar zu überholen.

Tatsächlich war die UdSSR bis zu Stalins Tod 1953 zu einer industriellen Großmacht geworden, allerdings auf Kosten großer Opfer: eine schwache Landwirtschaft, ein Rückgang des Lebensstandards der Bevölkerung und Probleme, die für das sowjetische Wirtschaftsmodell bis zu seinem Zusammenbruch in den späten 1980er Jahren endemisch waren.

1.5 Seit 1970 langsameres Wachstum

Der Ölpreisschock von 1973. Die OPEC, die „Organisation Erdöl exportierender Staaten“, erprobte ihre Macht und erhöhte den Ölpreis um 400 Prozent. Diese Explosion der Energiekosten traf Verbraucher und Industrie gleichermaßen hart. Zudem entdeckten die westlichen Industriekonzerne die Schwellenländer als neue Produktionsstandorte, VW z. B.

errichtete in Brasilien eine eigene Produktionsstätte.

Um diese Auswirkungen der Globalisierung abzufedern, verschuldeten sich die Industrieländer erheblich – auch die USA. Sie konnten deshalb die Golddeckung des US- Dollars nicht mehr aufrechterhalten – der Dollar verlor gegenüber anderen Währungen an Wert. Einige Staaten versuchten auch, durch Währungsmanipulationen ihre Exportwirtschaft zu stützen.

In den Industrieländern gingen dennoch Arbeitsplätze verloren. Der Absatz von Konsumgütern stockte wegen der Marktsättigung, aber auch weil die Verbraucher weniger Geld ausgeben konnten. Dennoch erzielten die westdeutschen Unternehmen durch Rationalisierung und hochwertige Produkte große Exporterfolge auf dem Weltmarkt.

Ursachen und Ausbruch der Krise (1973-1980). Die globale Wirtschaftskrise ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen:

➢ Die beiden Ölpreisschocks von 1973 und 1979: Die OPEC (oder Organisation erdölexportierender Länder) entschied über stark gestiegene Ölpreise. Die Ölrechnung wird schwerer, was die westlichen Wirtschaften ruiniert.

➢ Das internationale Währungssystem wird unstabil (1971) mit spürbaren Variationen des Dollars (die US-Währung, die nicht mehr mit Gold wandelbar ist, hat

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keinen festen Wert mehr und bewirkt die anderen Währungen mit ihr). Das Bretton- Woods-Abkommen wird aufgegeben.

Konkurrenz der „Neuen Industriestaaten“, insbesondere die „Tigerstaaten“

(Taiwan, Hongkong, Singapur und Südkorea), die zu niedrigeren Preisen als die der westlichen Mächte produzieren.

Die unmittelbaren Auswirkungen der Krise. Stagnierung, Inflation und Arbeitslosigkeit erscheinen von 1974 an:

➢ das Wachstum stagniert (nah von 0%) außer in den „Neuen Industriestaaten.

➢ Die Inflation wird wichtig (ungefähr + 12%).

➢ Es versursacht die Stagflation (= Stagnierung + Inflation). Stagflation ist durch das gleichzeitige Auftreten von wirtschaftlicher Stagnation (Konjunkturphasen) und Inflation gekennzeichnet. Stagflation ist in den westlichen Industrienationen v.a. als Folge von Angebotsschocks (wie die Ölpreisschocks) aufgetreten.

Die Arbeitslosigkeit erscheint und verstärkt sich von Jahr zu Jahr: sie hat in Westeuropa, wo man schnell etwa 35 Millionen Arbeitslose zählt, verdreifacht.

Außerdem haben die Unternehmen immer mehr Tendenz, sich in Ländern niederzulassen, wo die Arbeitskräfte billig sind.

Lösungsversuche. Zwei Arten von Lösungen sind ohne großen Erfolg versucht worden:

➢ Die Wiederbelebung durch den Konsum mit einem Anstieg der Beihilfen des Staates, um die Kaufkraft zu erhöhen.

➢ Die Wiederbelebung durch die Strenge: Reduzierung der Sozialhilfen, weniger Intervention des Staates, Privatisierungen der Unternehmen und Steuerermäßigungen.

Aber die nationalen Lösungen sind gescheitert. Obwohl die Inflation sich stark nach 1986 verlangsamt hat, hat sich die Arbeitslosigkeit gehalten.

Gesellschaften in Schwierigkeiten: Die Beharrlichkeit der Arbeitslosigkeit hat eine große Verarmung bewirkt.

➢ Die Anzahl der Armen und besonders der Ausgeschlossenen (Obdachlosen) steigt, während die unsicheren Arbeitsplätze zunehmen.

➢ Diese soziale Krise kostet den Staaten viel Geld; es ist eine der Ursachen in Frankreich des Defizits der Sozialversicherung.

➢ In den entwickelten Ländern bewirkt sie Gewaltschübe in den Vororten und stellt die traditionellen Werte wieder in Frage. Auf politischer Ebene äußert sie sich in den meisten Länder durch den politischen Wechsel und Wiederbelebung der rechtsextremistischen Parteien oder Bewegungen.

➢ In den Süd-Ländern, die jetzt weniger geholfen werden wie zuvor, ist die soziale Lage dramatisch, desto mehr, dass die Auswanderungsströme durch die Industrieländer gebremst werden.

Die Welt lebt eine beharrliche soziale und wirtschaftliche Krise seit fast 50 Jahre, auch wenn die Lage sich seit den neunziger Jahren verbessert hat. Ernste Spannungen sind in den Gesellschaften des Südens wie des Nordens erschienen, die auf die Betonung der Abweichungen des Lebensstandards zurückzuführen sind.

1.6 Die Globalisierung der Wirtschaft

Die wirtschaftliche Globalisierung, die nach dem Zweiten Weltkrieg von den

Vereinigten Staaten aufgebaut wurde, beschleunigte sich mit dem

Zusammenbruch des Sowjetblocks in den frühen 1990er Jahren.

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Für die einen ist die Globalisierung der menschlichen Natur inhärent: Sie soll schon zu Beginn der Menschheitsgeschichte, vor etwa 60.000 Jahren, begonnen haben. Im Laufe ihrer Geschichte haben menschliche Gesellschaften dazu geneigt, mehr und mehr miteinander zu handeln. Seit der Antike haben die verschiedenen Zivilisationen Handelswege und kulturellen Austausch entwickelt, und sie haben auch Migrationsphänomene erlebt, die zum Austausch zwischen den Bevölkerungen beigetragen haben.

Dieses Phänomen hat sich im Laufe der Geschichte fortgesetzt, insbesondere durch militärische Eroberungen und große Entdeckungsreisen. Die Globalisierung hat sich aber vor allem durch den technologischen Fortschritt im Transport- und Kommunikationswesen beschleunigt. Besonders seit der zweiten Hälfte des 20.

Jahrhunderts hat sich der Welthandel so stark beschleunigt, dass wir am Ende den Begriff „Globalisierung“ verwenden.

Die verschiedenen Aspekte der Globalisierung im Einsatz

Wirtschaftliche Globalisierung: der Motor der Globalisierung

Historisch gesehen scheint es, dass die wirtschaftliche Globalisierung die erste Dimension der Globalisierung ist. In der Tat ist es der Handel, der die Dynamik der gegenseitigen Beziehungen zwischen den verschiedenen Teilen der Welt angeheizt hat. Ab den 1960er und vor allem den 1970er Jahren war es die Öffnung der Weltwirtschaften und die Entwicklung der Freihandelspolitik, die die Beschleunigung der Globalisierung erst richtig in Gang setzte. Zwischen 1950 und 2010 stiegen die weltweiten Exporte um das 33-fache, was vor allem auf die zunehmenden Interaktionen zwischen den verschiedenen Ländern und Regionen der Welt zurückzuführen ist.

Finanzielle Globalisierung

Auch das Finanzwesen hat sich globalisiert. Ab den 1980er Jahren öffnete sich unter dem Eindruck der neoliberalen Politik allmählich die Welt der Finanzmärkte. Viele Länder (die USA unter Ronald Reagan, Großbritannien unter Margaret Thatcher) verfolgten eine Politik der Deregulierung, der Beseitigung von Intermediären und der Beseitigung von Barrieren zwischen den verschiedenen Finanzzentren, um den Kapitalaustausch zwischen den verschiedenen Akteuren auf der Welt zu erleichtern.

Diese finanzielle Globalisierung hat dazu beigetragen, dass ein Weltfinanzmarkt entstanden ist, auf dem sich der Austausch von Wertpapieren und Kapital vervielfacht hat.

Kulturelle Globalisierung und kulturelle Vielfalt

Mit der wirtschaftlichen und finanziellen Globalisierung hat offensichtlich auch eine kulturelle Globalisierung stattgefunden. In der Tat wurde die Vervielfachung des wirtschaftlichen und finanziellen Austauschs von einer Beschleunigung des menschlichen Austauschs begleitet: Migrationen, Auswanderungen, Reisen...

Diese menschlichen Austausche haben zur Entwicklung des kulturellen Austausches

beigetragen. Mit der Digitalisierung der Welt und dem Aufkommen des Internets hat

sich dieser kulturelle Austausch vervielfacht. So können wir heute fast überall auf der

Welt die Küchen verschiedener Länder probieren, haben Zugang zu Literatur oder

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Kino aus aller Welt... Die Globalisierung hat also die internationale kulturelle Vielfalt zugänglicher gemacht.

Aber paradoxerweise neigt die Globalisierung auch dazu, die Weltkulturen zu standardisieren. In der Tat verschwinden einige kulturelle Besonderheiten zugunsten der Globalisierung. Einige Kulturen werden aufgezwungen, andere verschwinden. So wird das amerikanische Kino überall auf der Welt zu einer Referenz, manchmal zum Nachteil der lokalen Filmindustrie.

Die Konsequenzen der Globalisierung

Die Globalisierung ist ein komplexes, tiefgreifendes und globales Phänomen. Als solche hat sie einen erheblichen Einfluss auf die Realität heutiger Gesellschaften und hat deutliche Konsequenzen in fast allen Bereichen.

Die wirtschaftlichen Folgen der Globalisierung sind zweifelsohne die sichtbarsten. Die Globalisierung hat zu einer deutlichen Zunahme des Handels und des wirtschaftlichen Austauschs geführt, aber auch zu einer Zunahme des finanziellen Austauschs. Diese Beschleunigung des wirtschaftlichen Austauschs hat zu einem starken globalen Wirtschaftswachstum geführt. Sie hat zu einer rasanten weltweiten industriellen Entwicklung geführt. Einigen Analysten zufolge hat die Globalisierung auch dazu beigetragen, die weltweiten wirtschaftlichen Bedingungen zu verbessern und eine Menge wirtschaftlichen Reichtum zu schaffen.

Dieses durch die Globalisierung getriebene Wirtschaftswachstum ist jedoch nicht ohne Kritik geblieben. Die Folgen der Globalisierung sind alles andere als homogen:

Ungleichheiten bei Einkommen und Entwicklung sowie eine Verschlechterung der Handelsbedingungen. Einige Akteure (Länder, Unternehmen, Individuen) profitieren stärker von den Phänomenen der Globalisierung, während andere manchmal als die

„Verlierer“ der Globalisierung wahrgenommen werden.

Viele Kritiker haben auch darauf hingewiesen, dass die Globalisierung negative Auswirkungen auf die Umwelt hat. Zum Beispiel ist die massive Entwicklung des Verkehrs, die die Globalisierung gefördert hat, auch für ernsthafte Umweltprobleme verantwortlich: Treibhausgasemissionen, globale Erwärmung, Luftverschmutzung.

Das weltweite Wirtschaftswachstum und die industrielle Produktivität, die sowohl die Haupttreiber als auch die Konsequenzen der Globalisierung sind, haben auch große Auswirkungen auf die Umwelt: Erschöpfung der natürlichen Ressourcen, Abholzung der Wälder, Zerstörung der Ökosysteme.

2) Die sozialen Umwälzungen

2.1 Weltdemografie seit 1945

Die Weltbevölkerung ist die Anzahl der Menschen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt auf der Erde leben. Sie wird im März 2020 auf 7,8 Milliarden geschätzt, während sie am 31.

Oktober 2011 auf 7 Milliarden, im Jahr 2000 auf 6,1 Milliarden, im Jahr 1900 auf 1,55 bis 1,76 Milliarden, im Jahr 1800 auf 0,813 bis 1,125 Milliarden und um 1700 auf 600 bis 679 Millionen Einwohner geschätzt wurde. Dieses Bevölkerungswachstum verlangsamt sich jedoch tendenziell mit einem mehr oder weniger deutlichen globalen Rückgang der Geburtenrate. Die jährliche Wachstumsrate der Weltbevölkerung beträgt 1,2 %4. Im Jahr 2014 lebten etwa 54 Prozent der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten.

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Zwischen 1950 und 2000 hat sich die Weltbevölkerung mehr als verdoppelt, mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 1,8 Prozent. Die Entwicklung verlief in den wichtigsten Regionen der Welt unterschiedlich.

Der asiatische Kontinent sticht durch den absoluten Anstieg seiner Bevölkerung hervor: Zwischen 1950 und 2000 wuchs er um 2,3 Milliarden Menschen und stellt nun fast die Hälfte der Weltbevölkerung.

Tatsächlich haben alle geografischen Regionen in diesem Zeitraum ein Bevölkerungswachstum erlebt, aber die durchschnittliche jährliche Rate schwankt zwischen 2,6 Prozent für Afrika und 0,1 Prozent für Europa und die Republiken der ehemaligen Sowjetunion. Bei einigen Bevölkerungsgruppen ist sie rückläufig. Abgesehen von Ozeanien, das eine sehr kleine Bevölkerung hat (31 Millionen Ende der 2000er Jahre), haben sich die jeweiligen Rangordnungen von Europa, der ehemaligen Sowjetunion und Nordamerika am Ende des 20. Jahrhunderts etwas verändert.

Außerdem verändert sich die Bevölkerung ständig, vor allem durch politische Veränderungen.

So führt der Zerfall von Staaten zu einer Fragmentierung von Völkern: Das Verschwinden der UdSSR in den 1990er Jahren führte zum Verschwinden der zuvor drittgrößten demografischen Macht der Welt.

1950 war Europa (einschließlich UdSSR) mit 547 Millionen Einwohnern nach Asien die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe der Welt; im Jahr 2000 wurde sie von Afrika überholt.

Nordamerika bleibt die fünftgrößte Bevölkerungsgruppe der Welt mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 0,9 Prozent; der Rückgang der Geburtenrate ist weniger stark ausgeprägt als in Europa, was zum Teil daran liegt, dass Minderheiten immer noch eine relativ hohe Geburtenrate haben.

Charakteristisch für die Länder Westeuropas, der Vereinigten Staaten, Kanadas, Australiens und Neuseelands unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ist der deutliche Anstieg der Geburtenrate über einen Zeitraum von etwa zwanzig Jahren, der als "Babyboom" bezeichnet wird. Dieses demografische Phänomen betraf auch einige Länder mit einer europäischstämmigen Bevölkerung, wie Argentinien und Chile. In Frankreich war diese Belebung der Fertilität umso deutlicher und überraschender, weil sie von einem sehr niedrigen Niveau ausging. Die Fruchtbarkeit war während des gesamten 19. Jahrhunderts und der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts fast kontinuierlich und langsam zurückgegangen.

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg lag die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau bei knapp 2, was damals nicht ausreichte, um Generationen zu ersetzen. Viele Frauen hatten keine Kinder oder nur ein Kind. Unerwarteter Weise begann die Fertilität von 1942-43 leicht anzusteigen, und dann noch stärker in der Zeit nach dem Konflikt. Sie blieb zwanzig Jahre lang auf einem hohen Niveau, mit zwei Spitzenwerten, dem ersten 1945 und dem zweiten 1964. In all diesen Jahren schwankte die durchschnittliche Anzahl der Kinder pro Frau zwischen 2,7 und 3. Es gab nicht viel mehr Großfamilien, aber es gab weniger kinderlose oder Ein-Kind-Paare. Der Babyboom ging 1965 zu Ende, und die Fertilität nahm von da an rapide ab.

2.2 Sozialen und kulturellen Umwandlungen

In einer immer städtischeren Umwelt drängt sich die Konsum- und Freizeitgesellschaft auf, die beträchtliche soziale und kulturelle Umwandlungen bewirkt.

Die Leute leben immer mehr in Stadt, wo man den Aufschwung der Vororte und der Supermärkte sieht.

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Die Konsumgesellschaft verbreitet sich: die Haushalte statten sich aus (Elektrogerät, Auto usw.). Die Einkäufe werden durch den Kredit ermutigt und werden durch die Werbung gerichtet.

Es ist eine Freizeitgesellschaft, wo die Freizeit genauso so schnell wie die Kaufkraft gestiegen ist. Immer mehr Personen können sich für den Sport interessieren, Urlaub nehmen, Reisen machen, Musik hören und Fernsehen. Die Standardisierung der Geschmäcke und der Lebensstil behauptet sich.

Die Dauer der Studien verlängert sich. Die religiösen Praktiken gehen zurück. Die Familienmodelle ändern sich.

2.3 Gesellschaftliche Veränderungen seit 1945

Die Veränderung der Arbeitswelt

Während der Zeit des Wirtschaftsbooms herrschte in den Industrieländern Vollbeschäftigung (geringe Arbeitslosigkeit, Zuwanderung von Arbeitskräften). Aber seit 1974 hat die Arbeitslosigkeit zugenommen, Frauen sind massenhaft in den Arbeitsmarkt eingetreten, die durchschnittliche Arbeitszeit ist gesunken und der Anteil der prekären Arbeit ist gestiegen:

• Die landwirtschaftliche Bevölkerung ist stark rückläufig.

• Traditionelle Industrien sind stark von der Krise und der Arbeitslosigkeit betroffen:

Kohle, Stahl, Schiffbau, Textilien und sogar Autos. Mit der Automatisierung (Roboter) sinken die Produktionskosten: Die Arbeit von Facharbeitern geht zugunsten von Technikern und Controllern zurück. Neue Technologien entwickeln sich:

Biotechnologie, Mikroelektronik, neue Materialien, Raumfahrtindustrie.

• Der tertiäre Sektor macht starke Fortschritte und dominiert heute: Er schafft die meisten Arbeitsplätze.

Die Verbesserung der Lebensbedingungen

• Mit den „Trente Glorieuses“ stieg der Lebensstandard in den reichen Ländern. Dies ermöglichte die Entwicklung einer Konsumgesellschaft, die zuerst in den Vereinigten Staaten vor 1939 auftrat und sich in den 1960er Jahren in Europa und Japan ausbreitete: Eine größere Anzahl von Menschen konnte nun Haushaltsgeräte (Kühlschränke, Waschmaschinen usw.), Autos, Fernseher und jetzt auch Computer kaufen und hatte Zugang zu Wohnraum, Gesundheitsversorgung und Freizeitaktivitäten. Der Supermarkt ist das Symbol des Massenkonsums. Aber in den reichen Ländern ist ein Teil der Bevölkerung von der Konsumgesellschaft ausgeschlossen.

• Die Zahl der Landwirte ist stark zurückgegangen. Die Zahl der Arbeiter, die während der dreißig glorreichen Jahre stabil war, ist mit der Krise in der Industrie (Schließungen, Robotisierung) stark gesunken. Auf der anderen Seite entwickelte sich die Mittelschicht, die oft mit dem tertiären Sektor verbunden war (Angestellte, Führungskräfte, freie Berufe: Ärzte usw.) und wurde dominant.

• In den südlichen Staaten hat sich der Lebensstandard generell verbessert, in einigen Staaten Ost- und Südostasiens sogar noch mehr. Andererseits ist in einigen afrikanischen Ländern ein Rückschritt zu verzeichnen. Aber ihr Lebensstandard bleibt fünfmal niedriger als der der reichen Länder. Obwohl sich die Konsumgesellschaft entwickelt, ist die Mehrheit der Weltbevölkerung immer noch von ihr ausgeschlossen.

• Der Liberalismus (Privatisierung aller menschlichen Aktivitäten, außer der Armee, der Polizei, der Justiz und der Religion), der mehr oder weniger eine Quelle des Wachstums ist, führt auch zu einer Zunahme der Ungleichheit, sowohl in den reichen als auch in den armen Ländern. Ein Beispiel: Die Chefs der größten Unternehmen in

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Frankreich verdienen das 400- bis 500-fache des SMIC (frz. Grundlohn eines Arbeiters oder Angestellten).

3) Die kulturellen Veränderungen seit 1945

Auf dem Weg zu einer Massenkultur? Die Entwicklung der Massenmedien (Massenkommunikationsmittel: Radio, Fernsehen, Computer und Internet) hat eine Massenkultur geschaffen, die sich allmählich in der ganzen Welt ausbreitet. Es ist vor allem die amerikanische Kultur, die dominiert (Musik, Kino, Fernsehen, Mode): Man spricht von der

„Amerikanisierung der Gesellschaft“, sowohl bei den Jugendlichen als auch bei der übrigen Bevölkerung. Allerdings beginnt der kulturelle Einfluss Asiens (Japan, China, Taiwan...) zu wachsen. Auch Tourismus und Sport sind Objekte des Konsums. Vor allem Fußball ist ein globaler Wahnsinn, bei dem viel Geld auf dem Spiel steht.

3.1 Informationsgesellschaft ?

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts änderten sich die Techniken zur Herstellung der Schriftpresse grundlegend. Der Vierfarbendruck ermöglichte die weite Verbreitung von Farbbildern, und moderne Rotationsdruckmaschinen machten es möglich, Hunderttausende von Exemplaren zu veröffentlichen. Die Presse ist Teil der Konsumgesellschaft, und die Titel zielen nun auf Bevölkerungssegmente wie Jugendliche, Frauen, Sportfans usw. Sie ist daher zunehmend Teil der Unterhaltungsindustrie, auch wenn Meinungs- oder Informationszeitungen weiterhin der Maßstab sind. Seit den 1970er-Jahren ist die Schriftpresse von der Computerisierung und der digitalen Revolution geprägt, mit einer Revolution der Drucktechniken und der Möglichkeit, digitale Fotos zu haben. Diese Innovationen fielen in eine Zeit, in der die Schriftpresse eine starke Konkurrenz durch zwei andere technische Revolutionen im Informationsbereich erfuhr: Fernsehen, Radio und dann das Internet.

Information durch Ton und Bild: Radio und Fernsehen im 20. Jahrhundert

Obwohl es bereits Ende des 19. Jahrhunderts erfunden wurde, verbreitete sich das Radio erst in der Zwischenkriegszeit und beschleunigte die Verbreitung von Informationen über Geräte, die sich oft an öffentlichen Orten befanden. Der Transistor revolutionierte und demokratisierte ab 1954 die Nutzung des Radios und ermöglichte die Miniaturisierung der Geräte, die dadurch tragbar und mit Batterien nutzbar wurden. Dies ermöglichte eine individuelle und mobile Nutzung und holte die Radioinformationen aus ihrem oft kollektiven Umfeld heraus, sei es in der Fabrik, im Café, zu Hause oder sogar im Auto. Seit den 1990er Jahren hat die Elektronik dem Radio die Integration digitaler Medien ermöglicht. Radiosender sind nicht mehr von der Zuweisung eines Radiobandes abhängig, sondern können von den Hörern über das Internet unabhängig von ihrem Standort auf der Welt ausgewählt werden, ohne von der Reichweite eines Senders abhängig zu sein, die z. B. durch seine FM- oder AM- Natur bedingt ist.

Was das Fernsehen betrifft, so geht seine erste Sendung auf das Jahr 1926 zurück, in London, dank des Schotten John Baird. Diese Fernsehgeräte waren noch nicht mit Kathodenstrahlröhren ausgestattet. Im Jahr 1931 wurde das erste Programm in Frankreich präsentiert und 1935 erfolgte die erste öffentliche Übertragung. Im Jahr 1937 wurden die Sendungen täglich ausgestrahlt, aber es gab nur 120 Fernsehgeräte in Frankreich. 1951 wurden die ersten Farbprogramme in den Vereinigten Staaten gesendet. Die Krönung von Königin Elisabeth II. im Jahr 1953 veranlasst viele Haushalte, sich auszurüsten. Während der

„Trente Glorieuses“ wurde das Fernsehen zu einem der wichtigsten Verbreitungskanäle der Konsumgesellschaft. In den 1980er Jahren veränderte die Revolution des Satellitenfernsehens die Beziehung zwischen Information und Fernsehen weiter, ein Aspekt,

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den das Internetfernsehen mit entwickelt hat. Von nun an ist es möglich, Informationen über das Fernsehen zu erhalten, indem man die geografische Herkunft und die Sprache wählt und so dem nationalen Rahmen entkommt, der bis in die 1980er Jahre auferlegt war. Die Entwicklung von Flachbildschirmen seit dem Jahr 2000, Plasma und LCD, hat das Erscheinungsbild von Fernsehgeräten ebenso verändert wie HD- und 3D-Fernsehen oder DTT, was den Empfang betrifft.

Globalisierte und individualisierte Information: Geburt und Erweiterung des Internets

Seit den 1960er Jahren hat die amerikanische Regierung Techniken entwickelt, um mehrere Computer miteinander zu verbinden. Dieser Informationsaustausch betraf zunächst den militärischen Bereich und war daher eine geschlossene Angelegenheit. Die Entscheidung, eine kommerzielle Nutzung des Internets zu entwickeln, führte um 1990 zur Geburt des

„World Wide Web“ (www.), allgemein „Web“ genannt. Es ist buchstäblich ein „Netz“, das ein globales Netzwerk für die Zirkulation von Informationen webt.

Dieses Web wird nach und nach über verschiedene Medien zugänglich gemacht:

Desktop-Computer, Laptop, dann, seit Anfang der 2000er Jahre, Smartphone und Tablet.

Informationen im Internet integrieren die bisherigen Medien: Sie können Text-, Ton- und Bildinhalte enthalten. Informationen sind sofort und global verfügbar. Das Verhältnis zwischen Information und Bürger ist jedoch durch das Internet gestört, weil es den Zugang zu Informationen individualisiert und die Herkunft dieser Informationen manchmal viel weniger nachvollziehbar ist.

Informationen im Internet werden den Nutzern immer häufiger nach ihren Vorstellungen und Entscheidungen präsentiert, die von den Access-Providern gespeichert werden und darauf abzielen, gezielte Werbung anzubieten. Während Informationen im Internet also schneller zirkulieren, tendieren sie im Allgemeinen dazu, die Meinungen oder Ideen des Benutzers zu verstärken und ihn in gleichgesinnte Netzwerke zu integrieren. Soziale Netzwerke ermöglichen es auch, Informationen unabhängig von den großen traditionellen Medien (Print, Fernsehen und Radio) zu verbreiten, die alle eine Web-Version entwickelt haben. Und so wie die Nicht-Lektüre die Verbreitung der Presse eingeschränkt hat oder der Preis von Fernsehen und Radio deren Verbreitung zunächst verlangsamt hat, gibt es auch digitale Gräben. Die Entwicklung des Smartphones hat dazu beigetragen, sie zu reduzieren, besonders in Afrika südlich der Sahara, aber sie existieren immer noch. Allerdings haben wir uns von 15 % der Bevölkerung mit Internetzugang im Jahr 2005 auf 51 % im Jahr 2017 entwickelt. Wie andere Medien, die aus technologischen Revolutionen hervorgegangen sind, tendiert das Internet dank der kommerziellen Dimension der Information zur Massifizierung, was zu einer weiten Verbreitung seiner Medien führt.

3.2 Auf dem Weg zu einer „globalen Kultur“?

Kulturelle Standardisierung kann auf zwei verschiedene Arten verstanden werden. Es kann der Prozess der Beendigung der Existenz von Klassenkulturen sein, oder es kann der Prozess der Vereinheitlichung der Kulturen auf weltweiter Ebene sein, als eine Folge der Globalisierung, die die Sterbeglocke der nationalen kulturellen Besonderheiten läutet.

Massenkultur versus Klassenkultur?

In den 1960er Jahren verteidigte Edgar Morin1 die Idee, dass eine Massenkultur im Entstehen sei. Seit den 1980er Jahren hat die Demokratisierung des Bildungswesens diese Massifizierung kultureller Praktiken verstärkt, indem sie den jüngsten Generationen ähnliche kulturelle Bezüge vermittelte und so dazu beitrug, einige der Ungleichheiten im Wissen zu

1 Edgar Morin, né le 8 juillet 1921 à Paris, est un sociologue et philosophe français.

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überwinden. Schließlich hat auch die Entwicklung des Angestelltenbürgertums eine Annäherung der Praktiken und sogar der Werte- und Normsysteme der verschiedenen sozialen Kategorien gefördert.

Die Idee, dass die Kultur einer jeden sozialen Gruppe die widersprüchlichen Verhältnisse in der Produktionssphäre widerspiegelt, geht auf Karl Marx zurück. So wird die Kultur der Proletarier Punkt für Punkt derjenigen der Bourgeoisie gegenübergestellt: die eine wird im Verhältnis zur anderen definiert. Dieser Gegensatz zwischen diesen beiden kulturellen Modellen ist die Übertragung des Klassenkampfes auf das Feld der Kultur. Die dominierte Kultur ist dann eine Kultur der Anfechtung, die den Willen zum Widerstand gegen die von der dominanten Gruppe als legitim auferlegte Kultur ausdrückt.

Für Pierre Bourdieu2 ist der Kampf zwischen den beiden Kulturen symbolisch, aber ebenso vorteilhaft für die dominante Klasse. Die Mitglieder dieser Gruppe werden versuchen, ihr kulturelles Modell als legitime Norm durchzusetzen. Dazu benutzen sie die Schule, die zu einem Werkzeug wird, um ihre kulturelle Herrschaft über die dominierten Klassen zu organisieren und zu legitimieren. So gehörte zum Beispiel Latein lange Zeit zum Gepäck eines ehrlichen Mannes (im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts von der Mathematik verdrängt), während die Handarbeit eine untergeordnete Rolle einnahm. Die dominante soziale Gruppe wandte dann eine Strategie der Abgrenzung an, die ständig erneuert wurde, um Nachahmung zu vermeiden, um ihr kulturelles Modell durchzusetzen und die dominierte Gruppe fernzuhalten.

Auf dem Weg zu einer globalen kulturellen Uniformität?

Die Frage der kulturellen Standardisierung ist untrennbar mit der Globalisierung von Handel und Produktion verbunden. Um ihren Marktanteil zu erhöhen, müssen multinationale Unternehmen standardisierte Produkte in großen Serien produzieren, um die Forschungs- und Entwicklungskosten zu amortisieren. Sie müssen in der Lage sein, ein einziges Verbrauchermodell auf globaler Ebene zu formen, wodurch das Hindernis des starken nationalen Geschmacks beseitigt wird. Darüber hinaus sind die Massenmedien unerlässlich, um dieses Ziel zu erreichen.

Da Kino, Fernsehen und Kommunikationsnetze von Amerikanern dominiert werden, handelt es sich um einen Prozess der „Amerikanisierung der Welt“, der Englisch als Weltsprache sowie amerikanische Techniken und Vorstellungen durchsetzt: Kulturelle Aktivitäten werden zur bloßen Unterhaltung, in der das Gesetz des Marktes herrschen muss. Diese „Dampfwalze“

bedroht lokale Produkte und Kulturen insofern, als die Medien zu bloßen Propagandawerkzeugen werden, die den Interessen von Industrie- und Finanzgruppen dienen.

Allerdings ist das Spiel für „Mac World“ noch lange nicht gewonnen! In der Tat haben Künstler und Kulturakteure in Europa den Status einer kulturellen Ausnahme im internationalen Austausch erhalten. Da diese Aktivitäten den Aufbau nationaler Identitäten ermöglichen, werden die Gesetze des freien Wettbewerbs vorerst nicht auf sie angewendet.

Wenn fremde Gewohnheiten oder Produkte in Zivilisationen ankommen, unterliegen sie außerdem einem Prozess der Akkulturation durch die Einheimischen, die sie übernehmen und an ihr kulturelles Modell anpassen.

Schließlich wird die Kultur im Prozess der Sozialisation erworben. Die Werte und Normen der aufeinanderfolgenden Gruppen, denen man angehört, werden durch die Geschichte und Tradition der jeweiligen Zivilisation bestimmt. Das Anleihen bei einer fremden Kultur stellt das nationale Kulturmodell nicht radikal in Frage; es ermöglicht eine gegenseitige Befruchtung, wie die Praktiken oder Produkte zeigen, die z. B. aus Ländern der Dritten Welt stammen und die Kultur der entwickelten Länder heute bereichern.

2 Pierre Bourdieu (1930-2002) est considéré comme l'un des sociologues les plus importants de la seconde moitié du XXᵉ siècle

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