Sprachliche Bildung digital
Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, Bremen 11. November 2021
Ausgangslage
Digitalisierung der Gesellschaft hat massive Auswirkungen auf alle Lebensbereiche
Mediennutzung der Kinder und Jugendlichen: Digitale Medien und Internetzugang – Smartphone als
Leitmedium
Veränderte ( = erhöhte) Anforderungen in Beruf und Gesellschaft (Computational Thinking)
Gleichzeitig: Unzureichende digitale Infrastruktur im Bildungsbereich (s. Schulschließungen bei Corona) und unzureichende digitalisierungsbezogene
Kompetenzen bei den Schüler*innen und Lehrkräften
Neue Anforderungen an sprachliche Bildung
These 1: Lesen und Schreiben in digitalen
Umgebungen erfordern keine qualitativ neuen Kompetenzen
These 2: Lesen und Schreiben in digitalen
Umgebungen erfordern erweiterte Kompetenzen, etwa zur Kohärenzherstellung beim Lesen in digitalen Umgebungen, zur Bewertung von Quellen oder zum Schreiben multimodaler Texte
These 3: Das erfordert eine Anpassung der
Lernziele und der Lehr-Lern-Methoden, z. B. die
konsequente Nutzung auch digitaler Tools
Neue Möglichkeiten der sprachlichen Bildung
Digitale Tools unterstützen die Diagnostik, etwa in der Lernverlaufsdiagnostik
Digitale Tools schaffen neue Möglichkeiten der sprachlichen Bildung und Förderung
im Distanzunterricht
im Fachunterricht, z. B. beim Verstehen von Textaufgaben in der Mathematik
bei der Förderung der Schreibkompetenz
in der Fortbildung durch Blended-Learning-Angebote
Aber: Wie gut sind die Angebote? (Qualitätssicherung)
Einige Tools im Blitzlicht (1)
Diagnose: Die wenigen Tools wie quop oder CITO Sprachstand Kita erfassen eher hierarchieniedrige
Fertigkeiten; automatisierte Rückmeldungen zu Texten beispielsweise fehlen
Digitale Tools zur Leseförderung werden in großem Umfang entwickelt; es liegen noch keine empirischen Studien zur Wirksamkeit vor, lediglich Checklisten (s.
Stiftung Lesen mit App (https://www.lesenmit.app) Digitale Tools zum Schreiben wie Speech-to-Text, Vorlesefunktion, digitale Wörterbücher oder
Rechtschreibhilfe sind bislang wenig empirisch erforscht
Einige Tools im Blitzlicht (2)
Für die Sprachförderung neu zugewanderter Kinder und Jugendlicher gibt es den
Dokumentationsbogen der BiSS-Fachgruppe
Neuzuwanderung
Einige Tools im Blitzlicht (3)
Digitale Schreibumgebungen wie Wikis (Anskeit 2019, 2021) oder Lernspiele (Ortho & Graph,
Beißwenger 2021) zeigen in ersten Studien positive
Effekte
Fazit
Die systematische Entwicklung, Erprobung und empirische Erforschung digitaler Tools und
Lernumgebungen steht noch am Anfang
Dabei gilt für digitale Tools und Lernumgebungen das gleiche wie für alle anderen auch: Sie folgen den
didaktisch-pädagogischen Zielsetzungen – und bilden keinen Selbstzweck
Dafür bedarf es einer zureichenden und vernetzten Infrastruktur in der schulischen Praxis, der
Administration, Fortbildung und Forschung
Trägerkonsortium:
Vielen Dank!
Literatur
Anskeit, Nadine (2019) Schreibarrangements in der Primarstufe - Eine empirische Untersuchung zum Einfluss der Schreibaufgabe und des Schreibmediums auf Texte und Schreibprozesse in der 4. Klasse Münster: Waxmann
Anskeit, Nadine (2021) Schreiben mit digitalen Medien In: BiSS Transfer Journal, 13, 36-38
Beißwenger, Michael (2021) https://www.uni-
due.de/germanistik/beisswenger/orthoundgraf.php
Eickelmann, Birgit / Bos, Wilfried / Gerick, Julia / Goldhammer, Frank / Schaumburg, Heike / Schwippert, Knut / Senkbeil, Martin / Vahrenhold, Jan (Hrsg.) (2019) ICILS 2018. Computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern im zweiten
internationalen Vergleich und Kompetenzen im Bereich Computational Thinking Münster: Waxmann