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Mittelfristige Prognose der österreichischen Wirtschaft 2008-2012

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SPERRFRIST: Mittwoch, 30. Juli 2008, 12.00 Uhr

Mittelfristige Prognose der österreichischen Wirtschaft 2008-2012

Juli 2008

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Mittelfristige Prognose der österreichischen Wirtschaft 2008-2012

Jahresmodell LIMA/05

Juli 2008

Die ökonometrischen Modellprognosen werden von einer Arbeitsgruppe der Abteilung Ökonomie erstellt:

Bernhard Felderer Ines Fortin Daniela Grozea-Helmenstein Helmut Hofer Ulrich Schuh Wolfgang Schwarzbauer Edith Skriner Ludwig Strohner Klaus Weyerstraß

Ökonometrisches Forschungsprogramm des Instituts für Höhere Studien

Institut für Höhere Studien (IHS), Wien

Institute for Advanced Studies, Vienna

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Kontakt:

Bernhard Felderer : +43/1/59991-125 email: felderer@ihs.ac.at Helmut Hofer

: +43/1/599 91-251 email: hofer@ihs.ac.at Ulrich Schuh

: +43/1/599 91-148 email: schuh@ihs.ac.at Tanja Gewis

Public Relations : +43/1/599 91-122 email: gewis@ihs.ac.at

Das Institut für Höhere Studien (IHS) wurde im Jahr 1963 auf Initiative von Paul F. Lazarsfeld und Oskar Morgenstern mit Unterstützung durch die Ford Foundation, das Österreichische Bundes- ministerium für Unterricht und die Stadt Wien als ein privater gemeinnütziger Verein gegründet. Seit seinen Anfängen ist das IHS dem Prinzip verpflichtet, dass wissenschaftliche Forschung und Zusammenarbeit eine Plattform für kritische Diskussion, Konsensfindung und sowohl offene als auch kritische wissenschaftliche Expertise bietet. Das höchste Organ des Instituts ist ein Kuratorium, das sich aus bedeutenden Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zusammensetzt.

Außerdem wird das Institut von einem international besetzten Beirat unterstützt. Die Finanzierung

erfolgt über Subventionen des Bundes (BM für Finanzen und BM für Bildung, Wissenschaft und

Kultur), der Oesterreichischen Nationalbank, der Gemeinde Wien und sonstiger Institutionen. Über

40 % des Institutsbudgets wird durch Auftragsforschung erwirtschaftet.

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1. Einleitung und Zusammenfassung 1

Texttabelle: Wichtige Prognoseergebnisse ... 4 Abbildungen: Wichtige Prognoseergebnisse ... 5/6

2. Die internationale Konjunktur 7

2.1 Internationale Konjunkturprognosen ... 7 2.2 Länderprognosen ... 9 Texttabelle: Internationale Rahmenbedingungen ... 17

3. Die österreichische Außenwirtschaft 18

Abbildung: Wachstumsbeiträge der realen Endnachfragekomponenten ... 20

4. Perspektiven der Inlandskonjunktur 21

Abbildung: Sparquote der privaten Haushalte ... 21 Abbildung: Wachstumsraten von BIP und Bauinvestitionen, real ... 22 Abbildung: Inflationsrate in Österreich ... 26

5. Monetäre Prognose 29

Texttabelle: Leitzinsen wichtiger Zentralbanken ... 30

Tabellenanhang 31

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Zusamm e nfassu

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1. Einleitung und Zusammenfassung

Wachstumstempo bleibt mittelfristig moderat

Die österreichische Wirtschaft wird im Zeitraum 2008 bis 2012 laut Prognose um durchschnittlich 2.1 % und damit um 0.4 Prozentpunkte langsamer als in den vergangenen fünf Jahren wachsen. Die vorliegende Prognose übernimmt die Werte der Juni-Prognose für die Jahre 2008 und 2009 und erweitert den Prognosehorizont bis 2012. Nach der Hochkonjunkturphase der Jahre 2005 bis 2007 mit Wachstumsraten um die 3 % schwächt sich die Wirtschaftsdynamik merkbar ab. In diesem Jahr beträgt das Wirtschaftswachstum 2.2 % und fällt im nächsten Jahr unter die 2-Prozent-Marke. In den folgenden Jahren liegt das Wachstum zwischen 2 % und 2 ½ %. Über den gesamten Prognosezeit- raum hinweg sollte Österreich so schnell wie die Europäische Union (2 %), aber etwas rascher als der Euroraum (1 ¾ %) wachsen. Ein positiver Wachstumsimpuls geht unverändert von der Exportwirt- schaft aus. Die Binnennachfrage entwickelt sich weiterhin verhalten. Technisch gesehen unterstellt die Prognose, dass sich die Produktionslücke (Differenz zwischen tatsächlichem und Potenzialoutput) bis zum Ende des Prognosezeitraums schließt.

Seit 2004 expandierte die Weltwirtschaft äußerst kräftig, wobei insbesondere die Schwellenländer, etwa China und Indien, an wirtschaftlicher Bedeutung gewonnen haben. Die weltweite Hochkonjunktur und die zunehmende Nachfrage der Schwellenländer hat aber auch einen starken Anstieg der Welt- marktpreise, insbesondere bei den Nahrungsmitteln und beim Erdöl, ausgelöst. Weltweit hat die Infla- tion damit kräftig zugelegt. So beträgt der Verbraucherpreisanstieg im Euroraum gegenwärtig 4 % und übersteigt damit den Zielwert der Europäischen Zentralbank von knapp unter 2 % massiv. Neben diesen Preisanstiegen belastet die vom US-Immobilienmarkt ausgelöste Finanzkrise die Weltwirt- schaft. Vor diesem Hintergrund verlangsamt sich das weltwirtschaftliche Wachstum. Das Institut geht aber davon aus, dass weder die Finanzkrise noch die Preisentwicklung zu einer weltweiten Rezession führen. Im Prognosezeitraum wird die Weltwirtschaft auf einem stabilen Wachstumspfad bleiben, aber nicht mehr die Dynamik der letzten Jahre erreichen. Für die USA wird von einem durchschnittlichen Wachstum von 2 ¼ % ausgegangen. Die Wirtschaften im Euroraum sollten mit 1 ¾ % etwas lang- samer expandieren, für die EU-27 wird eine durchschnittliche Wachstumsrate von 2 % erwartet. Das Institut geht in dieser Prognose davon aus, dass größere Schocks in den nächsten fünf Jahren aus- bleiben. Der starke Preisanstieg der letzten Jahre wird sich nicht fortsetzen, ein durchschnittlicher Erdölpreis von 125 USD wird angenommen. Hinsichtlich des USD/EUR-Wechselkurses wird ein Wert von 1.47 unterstellt.

Bei der vorliegenden Prognose bestehen deutliche weltwirtschaftliche Risken. Diese betreffen insbe-

sondere die nächsten beiden Jahre. Gegenwärtig sind die realwirtschaftlichen Folgen der Finanzkrise

noch gering. Die amerikanische Wirtschaft befindet sich nicht in einer Rezession. Die Nachwirkungen

der Subprimekrise sowie der hohe Erdölpreis könnten das Wachstumstempo aber auch längerfristig

spürbar verlangsamen. Beachtliche Risken gehen von der Preisentwicklung aus. Ein weiteres Anzie-

hen der Nahrungs- bzw. Energiepreise ist nicht ausgeschlossen, die Konjunkturabschwächung sollte

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aber dämpfend wirken. Ein Abgehen von einer moderaten Lohnpolitik, um die Inflationsverluste aus- zugleichen, könnte eine Lohn-Preis-Spirale auslösen. Damit würden die Realeinkommen nicht ge- stärkt und die Geldpolitik müsste weiter gestrafft werden.

Die vergangen fünf Jahre waren durch ein verhaltenes Wachstum des privaten Konsums in Österreich gekennzeichnet. Im Prognosezeitraum wird sich die durchschnittliche Wachstumsrate des Konsums der privaten Haushalte auf 1.6 % belaufen. Die vorliegende Prognose impliziert, dass sich der Trend steigender Sparquoten nicht mehr fortsetzt. Ab 2010 ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen, sodass die Sparquote am Ende des Prognosezeitraums einen halben Prozentpunkt unter dem Niveau von 2007 zu liegen kommt. Hinsichtlich der Entwicklung der verfügbaren Haushaltseinkommen ist zu beachten, dass die vorliegende Prognose keine Steuerreform inkludiert.

Die reale Investitionstätigkeit hat in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 3.2 % zugenom- men. Dabei legten die Ausrüstungsinvestitionen um 3.4 % zu, bei den Bauinvestitionen betrug der Zu- wachs 2.6 %. Die langsamere Wachstumsdynamik im Prognosezeitraum drückt auf die Investitionen.

Die Bruttoinvestitionen werden bis zum Jahr 2012 um durchschnittlich 2.4 % steigen, wobei die Aus- rüstungsinvestitionen (2.9 %) etwas stärker als die Bauinvestitionen (1.8 %) ausgeweitet werden.

Die Internationalisierung der österreichischen Wirtschaft hat sich fortgesetzt. Die realen Exporte sind in den vergangen fünf Jahren um durchschnittlich 6.9 % gewachsen. Im Prognosezeitraum werden die realen Exporte im weiteren Sinn laut VGR mit einem durchschnittlichen Wachstum von 5.7 % weiter- hin kräftig steigen. Die realen Warenexporte werden dabei um 6 % zulegen. Dämpfend wirken die ge- ringere Dynamik der Weltwirtschaft sowie – zumindest kurzfristig – der hohe USD/EUR-Wechselkurs.

Das Institut unterstellt, dass eine weiterhin moderate Lohnpolitik die Wettbewerbsfähigkeit der öster- reichischen Unternehmen festigt. Aufgrund der geringeren weltwirtschaftlichen Dynamik und der etwas schwächeren Binnennachfrage verlangsamt sich die Importdynamik. Die realen Importe laut VGR werden im Prognosezeitraum um durchschnittlich 5.6 % wachsen, wobei die Warenimporte um 6 % zulegen.

Seit Oktober des Vorjahres hat sich der Preisauftrieb auch in Österreich stark beschleunigt. Im Durch- schnitt des heurigen Jahres wird die Inflationsrate deutlich über der 3-Prozent-Marke liegen. Angetrie- ben wird diese Entwicklung von der markanten Steigerung der Energie- und Nahrungsmittelpreise.

Gegenwärtig erwartet das Institut, dass sich aufgrund der Abkühlung der internationalen Konjunktur

die Preisdynamik bereits im nächsten Jahr deutlich verlangsamt. Ab 2010 sollte die Inflationsrate

wieder unter der 2-Prozent-Marke zu liegen kommen. Insgesamt gesehen ergibt sich damit ein durch-

schnittlicher Anstieg des Verbraucherpreisindex von 2.2 % im Prognosezeitraum. Allerdings bestehen

zumindest kurzfristig deutliche Aufwärtsrisiken. Ein fortgesetzter Anstieg der Energie- und Nahrungs-

mittelpreise sowie signifikante Zweitrundeneffekte würden den Preisauftrieb weiter verstärken. Ein Ab-

gehen von einer moderaten Lohnpolitik könnte zu einer Lohn-Preis-Spirale führen. Vor diesem Hinter-

grund sind Maßnahmen, die zu einer Erhöhung der Preistransparenz und zur Stärkung des Wettbe-

werbs führen, anzudenken.

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Die Hochkonjunktur der letzten Jahre hat zu einer deutlichen Belebung des Arbeitsmarktes geführt.

Nach einem – auch statistisch bedingten – Anstieg von 2.4 % im heurigen Jahr wird aufgrund der Kon- junkturverlangsamung die Beschäftigungsdynamik in den kommenden Jahren merkbar nachlassen.

Die Arbeitslosenquote (laut nationaler Definition) wird 2010 nach Rückgängen in den drei vorherigen Jahren wieder ansteigen und 2012 6 ¼ % betragen. Für die Arbeitslosenquote laut EUROSTAT-Defini- tion wird ein Wert von knapp über 4 ½ % erwartet. Zur Senkung der strukturellen Arbeitslosenquote ist daher der Einsatz von arbeitsmarktpolitischen – aber auch bildungspolitischen – Instrumenten, die insbesondere beim Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte ansetzen, notwendig.

In den letzten Jahren konnte das Budgetdefizit der öffentlichen Haushalte deutlich gesenkt werden.

Aufgrund der guten Konjunktur hätten allerdings – vor dem Hintergrund des Ziels eines über den Kon- junkturzyklus ausgeglichenen Haushalts – Überschüsse erzielt werden müssen. Für 2008 rechnet das Institut mit einem Defizit von 0.6 %, für 2009 wird gegenwärtig ein Defizit von 0.4 % erwartet. Laut Modellrechnung ist das Budget in den Jahren 2010 und 2011 annähernd ausgeglichen und 2012 sollte ein Überschuss von rund 0.5 % des BIP möglich sein. Dabei geht das Institut von der herrschenden Rechtslage aus und unterstellt daher keine Steuerreform. Aus Sicht des Instituts ist aber eine steuer- liche Entlastung unbedingt notwendig. Auf die nächste Regierung kommen wichtige Aufgaben zu. Not- wendig erscheinen die Umsetzung von Einsparungsmaßnahmen im öffentlichen Haushalt, etwa im Bereich der Verwaltung. Nur so können mittelfristig die Finanzierung einer Steuerreform sowie das Ziel eines über den Konjunkturzyklus ausgeglichenen Haushalts erreicht werden.

Die österreichische Wirtschaftspolitik der nächsten Jahre wird weiter intensiv an den Standortmerk-

malen arbeiten müssen: Verbesserung der Bildung durch zunehmende Effizienz und auch höhere

Ausgaben im Bildungswesen, insbesondere im Bereich der Pflichtschulen; Verbesserung der

Verkehrsinfrastruktur, insbesondere im Bereich der Schiene; Umsetzung der Reformvorhaben im

öffentlichen Bereich, d. h. Bundes-, Staats- und Verwaltungsreform in Richtung New Public Manage-

ment. Vor dem Hintergrund der deutlichen Preissteigerungen sollte auch der Wettbewerbspolitik ver-

stärktes Augenmerk zukommen.

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Wichtige Prognoseergebnisse

Durchschnittliche Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent

2003-2007 2008-2012

Bruttoinlandsprodukt, real 2.5 2.1

Privater Konsum, real 1.8 1.6

Bruttoinvestitionen insgesamt, real 3.2 2.4 Ausrüstungsinvestitionen, real 3.4 2.9

Bauinvestitionen, real 2.6 1.8

Inlandsnachfrage, real 2.2 1.8

Exporte i.w.S., real 6.9 5.7

Waren, real (laut VGR) 7.4 6.0

Reiseverkehr, real (laut VGR) 1.1 1.4

Importe i.w.S., real 6.6 5.6

Waren, real (laut VGR) 7.1 6.0

Reiseverkehr, real (laut VGR) -0.3 1.2

Unselbständig Aktiv-Beschäftigte 1.1 1.1

Arbeitslosenquote: Nationale Definition*) 6.9 6.1

Arbeitslosenquote: EUROSTAT-Definition*) 4.7 4.4

Bruttolohnsumme pro Aktiv-Beschäftigten 2.2 3.0

Preisindex des BIP 1.8 1.9

Verbraucherpreisindex 1.9 2.2

3-Monats-Euribor *) 2.8 4.4

10-Jahres-BM-Rendite öst. Staatsanleihen *) 3.9 4.6

*) absolute Werte

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WICHTIGE PROGNOSEERGEBNISSE / 1

BIP - Konsum - Investitionen

0 1 2 3 4

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

% gegenüber Vorjahr

BIP Konsum Investitionen rea l

Löhne - Preise - Beschäftigung

0 1 2 3 4

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

% gegenüber Vorjahr

Löhne Preise Beschäftigung

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WICHTIGE PROGNOSEERGEBNISSE / 2

Arbeitslosenquote

2 3 4 5 6 7 8

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Nationale Definition EUROSTAT Definition

%

Importe (i.w.S.) - Exporte (i.w.S.)

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

% gegenüber Vorjahr

Importe

Exporte

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Internationale Konjunktur

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2. Die internationale Konjunktur

2.1 Internationale Konjunkturprognosen

Im Zeitraum 2003 bis 2007 wuchs die Weltwirtschaft im Jahresdurchschnitt um 4.6 %. Der konjunk- turelle Aufschwung, der 2003 einsetzte, verzeichnete 2006 seinen Höhepunkt. Der reale Welthandel wuchs in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 7.7 %. Die grenzüberschreitenden Waren- ströme erreichten 2004 das stärkste Wachstum. Die globalen Kapitalflüsse, die Direkt- und Portfolio- investitionen, die sich 2003 noch sehr verhalten entwickelten, legten in den folgenden Jahren kräftig zu, sodass das durchschnittliche Wachstum 16 % ausmachte. Die Entwicklung der Weltwirtschaft war in den vergangenen fünf Jahren vor allem von stark steigenden Rohstoffpreisen, von steigenden Zinsen und vom Wertgewinn des Euro gekennzeichnet. Der Aufschwung bei den Investitionen wurde vom robusten Wachstum in den großen Volkswirtschaften, der hohen Rentabilität der Unternehmen und den steigenden Aktienkursen beflügelt. Starke Wachstumsimpulse kamen von der US-Wirtschaft und der asiatischen Wirtschaft. Die chinesische und die indische Wirtschaft wiesen die stärkste Dyna- mik auf. Nach der jahrelang andauernden Stagnation setzte auch in Japan der konjunkturelle Auf- schwung ein. Auf eine verhaltene Entwicklung folgte in Europa in den Jahren 2006 und 2007 eine Phase der Hochkonjunktur.

Derzeit wird die globale Wirtschaftsentwicklung von der Immobilien- und Finanzkrise und von der hohen Inflation belastet. Über zwei Jahrzehnte hat die Globalisierung für eine gedämpfte Preisentwick- lung gesorgt. Billige Importe aus den Schwellenländern haben zu einem geringeren Anstieg der Lebenshaltungskosten in den westlichen Industrienationen geführt. Durch den zunehmenden Wohlstand in den Schwellenländern hat die globale Nachfrage nach Nahrungsmitteln, Rohstoffen und vor allem Erdöl ein bislang ungekanntes Ausmaß erreicht. Die OECD und die FAO (Food and Agricul- ture Organisation) sagen in ihrem landwirtschaftlichen Ausblick für die kommenden zehn Jahre vor- aus, dass die Lebensmittelpreise nicht mehr auf das niedrige Niveau der vergangenen Jahre zurück- kehren werden. Erdöl ist der wichtigste Energieträger und der Ausgangsstoff für viele Produkte. Mit der entsprechenden Nachfrage nach Erdöl wurde die Versorgung knapper und entsprechend kletter- ten die Erdölpreise in die Höhe. Faktoren wie politische Ereignisse, Kriege oder Naturkatastrophen beeinflussen zusätzlich die Preisentwicklung. Der Anstieg des Erdölpreises erklärt sich auch zum Teil durch Börsenspekulationen.

Zu Beginn des Prognosezeitraums befindet sich die Weltwirtschaft in einer Phase der konjunkturellen

Abkühlung. In den Jahren 2008 und 2009 verliert die konjunkturelle Entwicklung der US-Wirtschaft

weiter an Dynamik, und auch im Euroraum und in Japan kühlt sich die Konjunktur ab. In den Jahren

2010 bis 2012 wird sich die globale Wirtschaftsentwicklung wieder etwas beschleunigen. Vor allem

dürfte sich dann die Stabilisierung der Teuerung positiv auf die Nachfrage auswirken. Im Durchschnitt

des Zeitraums 2008 bis 2012 dürfte das globale BIP um 3 ½ % zulegen, der globale Handel wird sich

voraussichtlich um 6 ¾ % ausweiten. Das Wirtschaftswachstum der Industrieländer wird durchsc-

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hnittlich 2 ¼ % betragen, verglichen mit 2.7 % in den vergangenen fünf Jahren. In den Emerging Markets wird der Zuwachs deutlich über der Wachstumsrate der Industrieländer liegen.

Während der Erdölpreis im Zeitraum 2003 bis 2007 im Durchschnitt 51.1 USD pro Fass ausmachte, wird dieser Prognose ein durchschnittlicher Preis von 125 USD zugrunde gelegt. Angesichts des kon- junkturellen Abschwungs und einer effizienteren Nutzung des Rohstoffs dürfte sich das Nachfrage- wachstum nach Erdöl in den kommenden Jahren abschwächen. Wechselkursseitig erwartet das Insti- tut, dass sich der Euro gegenüber dem Dollar im Prognosezeitraum stabilisiert. Durch die erwartete Festigung der Wirtschaftsentwicklung in den USA sinkt das Risiko einer weiteren Dollar-Abwertung.

Das Institut geht daher in der Prognose von einem Durchschnittswert von 1.47 USD aus.

Zwischen 2003 und 2007 wuchs die Wirtschaft Lateinamerikas im Durchschnitt um 4.7 %. Im Jahr 2003 setzte ein Aufschwung ein, der vor allem von der Nachfrage innerhalb dieser Region getragen wurde. In den vergangenen zwei Jahren wuchs die Wirtschaft um jeweils 5.4 %. Heuer wird sich die Konjunktur voraussichtlich abschwächen. Die Wachstumsverlangsamung geht auf die Entwicklung in der Außenwirtschaft zurück. Die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) beklagt fehlende Fort- schritte in der Wettbewerbsfähigkeit der Region. Dadurch dürften die Investitions- und die Exporttätig- keit verhaltener ausfallen als in den Jahren davor. Im Prognosezeitraum wird die Wirtschaft Latein- amerikas daher jährlich um 4 % zulegen.

Die Wirtschaft Asiens (inklusive Japan) wuchs in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 5.1 %. Der konjunkturelle Aufschwung erlangte im Jahr 2007 seinen Höhepunkt. Die Tigerstaaten haben von der steigenden Nachfrage aus Europa, aus den Ölförderländern im Nahen Osten und aus Russland profitiert. Die Konjunktur wurde auch vom Handel innerhalb der Region gestützt. Die Impulse gingen von der Nachfrage Chinas und Indiens aus. Das Wirtschaftswachstum Chinas betrug in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich 10.8 %. In China wird kräftig in die Infrastruktur inves- tiert, auch reifen Forschung und Entwicklung heran – bislang finanziert und getrieben von ausländi- schen Investoren. Die indische Wirtschaft wuchs in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 8.9 %. Durch die steigende Kaufkraft verstärkt sich die Nachfrage nach langlebigen Konsumartikeln, und die hohe Dynamik in der Industrieproduktion deutet darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum weiterhin robust ausfallen wird. Die rege Investitionstätigkeit in der chinesischen Wirtschaft wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen, womit China der Wachstumsmotor der Region bleibt. Die hohen Preissteigerungen werden jedoch die Wohlstandsgewinne im asiatischen Wirtschaftsraum schmälern.

In den vergangenen fünf Jahren wuchs die Wirtschaft der EU-27 um durchschnittlich 2.4 %, im Euro-

raum betrug das Wachstum 2 %. Auf eine verhaltene Entwicklung folgte in den Jahren 2006 und 2007

eine Phase der Hochkonjunktur. Die kräftige Konjunkturbelebung gründet sich vor allem auf die wirt-

schaftliche Erholung in den großen Ländern Deutschland, Frankreich und Italien. Nach Berechnungen

der Europäischen Kommission hat die Aufwertung des Euro das jährliche Wachstum der realen

Exporte im Euroraum nur um 0.6 Prozentpunkte gedämpft. Laut EZB hat insbesondere Deutschland,

das durch Lohnzurückhaltung seine preisliche Wettbewerbsfähigkeit in den vergangenen Jahren ver-

besserte, den Exportmarktanteil sogar gesteigert.

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Derzeit leidet auch die Wirtschaft des Euroraums unter den hohen Energie- und Nahrungsmittel- preisen, der Finanzkrise und der nachlassenden weltweiten Konjunkturdynamik. Gravierende Prob- leme in der Wirtschaftsentwicklung zeichnen sich in Italien und Spanien ab. In den meisten Ländern des Euroraums wird die Investitionstätigkeit verhaltener als in den vergangenen fünf Jahren ausfallen.

Aufgrund des anhaltenden Preisdrucks werden die Zinsen – der Mindestbietungssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte liegt derzeit bei 4.25 % – hoch bleiben. Das Wirtschaftswachstum des Euroraums wird im Prognosezeitraum im Durchschnitt 1 ¾ % betragen.

2.2 Länderprognosen

In den Jahren 2003 bis 2007 wuchs die deutsche Wirtschaft im Durchschnitt um 1.4 %. Die Inflations- rate betrug durchschnittlich 1.8 %. Damit lag die Teuerung unter dem EU-Durchschnitt. Die Arbeits- losenquote belief sich im Durchschnitt auf 9.6 %. Die strukturellen Probleme, wie die Krise in der Bau- wirtschaft, die Unsicherheit nach dem Platzen der Aktienkursblase, die Aufwertung des Euro und der Anstieg des Ölpreises, haben die deutsche Wirtschaft am Anfang des neuen Jahrzehnts belastet. Die schlechte Beschäftigungslage und die Unsicherheit über die zukünftige Einkommensentwicklung der privaten Haushalte führten zur Zurückhaltung bei den Konsumausgaben. Einen ersten Lichtblick in der deutschen Konjunktur gab es 2004 in der Auslandsnachfrage. Das hohe Produktivitätswachstum und die sinkenden Lohnstückkosten haben maßgeblich zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft beigetragen. Die Verlagerung von Teilen der Produktion, etwa in osteuropäische Niedriglohnländer, hat den deutschen Unternehmen Kostenvorteile verschafft. Der Unternehmenssek- tor hat mit diesem Restrukturierungskurs deutlich an Leistungsfähigkeit gewonnen. Angeführt von der Exportwirtschaft, griff die positive Entwicklung auch auf die Inlandsnachfrage über. In den vergange- nen zwei Jahren verzeichnete die deutsche Wirtschaft eine Hochkonjunktur. Die Arbeitslosenquote ist 2007 auf 8.4 % gesunken, verglichen mit 9.3 % 2003. In der Phase der Hochkonjunktur hat der Preis- druck zugenommen.

Die deutsche Wirtschaft ist mit viel Schwung ins heurige Jahr gestartet, im weiteren Verlauf wird sich die Konjunktur jedoch abkühlen. Trotz der vorherrschenden Konjunkturrisiken in der Weltwirtschaft bleibt die Grundstimmung in der deutschen Industrie positiv. Die deutschen Exportunternehmen pro- fitieren ungeachtet des Euro-Höhenflugs von der weltweit starken Nachfrage nach Produkten "Made in Germany". Im "Global Competitiveness Index", den das World Economic Forum im vergangenen Sep- tember vorlegte, befindet sich die deutsche Wirtschaft im Bereich Innovation an erster Stelle und ist führend in der Herstellung technologisch hoch entwickelter Produkte. Der Wachstumsmotor der deut- schen Wirtschaft bleibt daher die Außenwirtschaft. Die hohe Inflation und das Ende des Aufschwungs am Arbeitsmarkt führen dazu, dass der private Konsum als Wachstumsträger in den kommenden Jahren wiederum ausfallen wird. Die deutsche Wirtschaftsleistung wird im Prognosezeitraum um durchschnittlich 1 ¾ % zulegen. Die Arbeitslosenquote wird knapp unter 8 % liegen.

Die italienische Wirtschaft verzeichnete in den vergangenen fünf Jahren ein sehr schwaches Wirt-

schaftswachstum. In den Jahren 2003 bis 2007 betrug der durchschnittliche Zuwachs 1.1 %. Die

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dynamische Entwicklung und die Flexibilität, traditionelle Merkmale der italienischen Wirtschaft, sind mit der Einführung der Gemeinschaftswährung verloren gegangen. Die Verschlechterung der preis- lichen Wettbewerbsfähigkeit der italienischen Exportwirtschaft kann nun nicht mehr durch Währungs- abwertungen abgefedert werden. In den vergangenen fünf Jahren verzeichnete daher die Wirtschaft Italiens starke Marktanteilsverluste im Export. Steigende Lohnstückkosten und die Spezialisierung der italienischen Industrie in nur langsam wachsenden Segmenten der Weltwirtschaft sind zwei Gründe für die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere gegenüber den Hauptkonkurrenten aus Asien.

Deutlich schwächer als in den Nachbarländern erwies sich daher die Dynamik in der exportorientierten Wirtschaft. Während es der deutschen Wirtschaft gelang, die Produktivität zu verbessern, gab es in der italienischen Wirtschaft in den vergangenen Jahren keinen Fortschritt. Die notwendigen Struktur- reformen (etwa verstärkte Anreize zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit, Förderung von Forschung und Entwicklung und die Liberalisierung des Dienstleistungs- und Elektrizitätsmarktes) wurden noch nicht umgesetzt. In den vergangenen fünf Jahren erwies sich lediglich die Inlandsnachfrage als Stütze der Konjunktur. Insbesondere entwickelten sich die Ausgaben der öffentlichen Hand und die Investi- tionstätigkeit im Bausektor relativ robust. Ein Erfolg konnte in der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit er- zielt werden. Die Arbeitslosenquote fiel von 8.4 % im Jahr 2003 auf 6.1 % im Jahr 2007. Die Inflations- rate betrug in den Jahren 2003 bis 2007 durchschnittlich 2.3 % und lag somit über dem Wert des Euroraums.

Die italienische Wirtschaft dürfte 2008 kaum wachsen. Angesichts der internationalen Finanzkrise, der Nachfrageabschwächung in den USA und des Rekordhochs des Euro haben sich die Erwartungen über die Wirtschaftentwicklung in Italien deutlich verschlechtert. Die hohen Treibstoffpreise und Heiz- kosten bremsen die Ausgaben der privaten Haushalte, darüber hinaus sind die Konsumenten mit einem hohen Zinsniveau konfrontiert. Unter der derzeitigen Preisentwicklung leidet auch die Industrie.

Öffentliche Maßnahmen zur Entlastung der Industrie dürften den Sektor stützen. In den kommenden Jahren wird die Konjunktur der italienischen Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen. Der Wachstumsmotor bleibt weiterhin die Inlandsnachfrage. Angesichts der erwarteten Stabilisierung des Wechselkurses werden jedoch auch die Exporte wieder stärker zulegen. Der positive Trend am Arbeitsmarkt wird sich fortsetzen. Die italienische Wirtschaftsleistung wird im Prognosezeitraum um durchschnittlich 1 ¼ % zulegen.

Die Wirtschaft Frankreichs entwickelte sich in den vergangenen Jahren etwas robuster als die deut- sche oder die italienische Wirtschaft. Im Zeitraum 2003 bis 2007 betrug das Wachstum im Durch- schnitt 1.9 %. Die Nachfrage der privaten Haushalte bildete die treibende Kraft in der Wirtschaftsent- wicklung des Landes. Die Konsumausgaben stiegen in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt um 2.4 %. Die Außenwirtschaft litt unter der schwachen Nachfrage aus dem Euroraum. Den moderat wachsenden Exporten standen hohe Importe gegenüber. In den vergangenen vier Jahren wies der Außenhandel ein Defizit mit ansteigender Tendenz aus. Die Staatsfinanzen haben sich in den ver- gangenen fünf Jahren nur wenig verbessert. Im Jahr 2007 gab es ein Budgetdefizit von 2.7 % des BIP.

Die Arbeitslosenquote fiel von 9 % im Jahr 2003 auf 8.3 % im Jahr 2007. Die Inflation betrug in den

vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt 2 %. Die hohen Energie- und Rohstoffpreise wurden nur

zum Teil auf die Verbraucher überwälzt.

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Im Prognosezeitraum wird das durchschnittliche Wirtschaftswachstum Frankreichs 1 ¾ % ausmachen.

Zu Beginn des Prognosezeitraums profitiert die französische Außenwirtschaft noch von der starken Nachfrage aus Deutschland. Im Jahresverlauf dürfte sich in allen BIP-Aggregaten die Dynamik ver- langsamen. Die Konsumenten werden ihre Ausgaben etwas drosseln. Die Investitionstätigkeit wird sich insbesondere im Bau abschwächen. Die Ölpreishausse hat die Produktionskosten in der Industrie in die Höhe getrieben, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit, die bereits vom starken Euro beeinträchtigt wird, noch mehr unter Druck gerät. Das Außenhandelsdefizit wird daher weiter ansteigen. Da die aktuellen Steuerreformpläne darauf abzielen, die Schaffung neuer Arbeitsplätze zu erleichtern, dürfte sich die Arbeitslosigkeit trotz der konjunkturellen Abschwächung nicht erhöhen.

Die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs entwickelte sich in den vergangenen fünf Jahren mit einem durchschnittlichen Wachstum von 2.8 % ausgezeichnet. Die Dienstleistungsbranche hat sich vom Wachstumspfad der güterverarbeitenden Industrie abgekoppelt. Während diese in den vergange- nen fünf Jahren stagnierte, hat der Dienstleistungssektor im Durchschnitt real um 3.5 % zugenommen.

Die Probleme in der güterverarbeitenden Industrie können durch das Wechselkursverhältnis des briti- schen Pfund zum Dollar und zum japanischen Yen erklärt werden, das ausländischen Produkten gegenüber den inländischen Erzeugnissen einen Preisvorteil verschafft hat. Die Exportpreisentwick- lung hat den Wettbewerbsnachteil der inländischen Industrie gegenüber den ausländischen Anbietern noch weiter verschärft. Die Importe nahmen daher stärker als die Exporte zu, was in den Jahren 2003 bis 2007 zu einer deutlichen Verschlechterung des Außenbeitrags führte. Bis 2007 entwickelte sich die Inlandsnachfrage sehr robust. Die ausgezeichnete Konjunktur hat zu steigenden Löhnen und Gehäl- tern geführt. Der private Konsum war stark ausgeprägt und auch die Bauinvestitionen wiesen eine hohe Dynamik auf. Die Inflation belief sich in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt auf 1.9 %.

Die Konjunktur im Vereinigten Königreich hat sich zu Jahresbeginn noch gut gehalten, für den Rest des Jahres zeichnet sich jedoch eine deutliche Abkühlung in der Nachfrage ab. Wie in den USA, so muss auch die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs eine kräftige Korrektur des überhitzten Immo- bilienmarktes mit hoch verschuldeten privaten Haushalten und einem angeschlagenen Finanzsektor bewältigen. Die Kapitalzuflüsse von Unternehmen, die in die britische Wirtschaft investieren, verlang- samen sich drastisch. Die erwartete Wachstumsabschwächung in den kommenden Jahren wird vor allem von der schwachen Investitionstätigkeit ausgehen. Die Konsumausgaben dürften nach zwei ver- haltenen Jahren wieder kräftiger steigen. Im Prognosezeitraum wird die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs um durchschnittlich 2 % wachsen. In der Immobilienbranche fallen derzeit zwar die Preise, die Inflation wird jedoch von den Energie- und Lebensmittelpreisen getrieben. Aufgrund der erwarteten Nachfrageabschwächung wird auch der Preisdruck nachlassen. Die Inflation dürfte im Prognosezeitraum durchschnittlich 2 % betragen. Eine weitere Absenkung der Arbeitslosenquote ist nicht zu erwarten.

In den Jahren 2003 bis 2007 wuchs die Wirtschaft der Schweiz um durchschnittlich 2.2 %. Mit dem

starken Wertgewinn des Schweizer Franken gegenüber den wichtigsten Handelswährungen brachen

die Exporte im Jahr 2003 ein, und die Industrie der Schweiz geriet in eine Rezession. In den folgen-

den Jahren gab es einen Aufschwung. In den Jahren 2006 und 2007 herrschte Hochkonjunktur mit

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Kapazitätsengpässen und Fachkräftemangel. Die Nachfrage kam vor allem aus dem Ausland, sodass die Exporte um durchschnittlich 10 % zulegten. In der vom World Economic Forum veröffentlichten Rangliste der wettbewerbsfähigsten Nationen nahm die Schweiz 2007 in den Bereichen Innovation und Herstellung technologisch hoch entwickelter Produkte zusammen mit Deutschland die erste Stelle ein. Auch die Inlandsnachfrage war breit abgestützt. Die Ausrüstungsinvestitionen verzeichneten ein kräftiges Wachstum, und Fusionen und Übernahmen fanden deutlich häufiger als in den vorange- gangenen Jahren statt. Die günstige Einkommens- und Arbeitsmarktentwicklung stützt den Konsum.

In der Bauwirtschaft begannen sich Probleme abzuzeichnen. Trotz der guten Wirtschaftslage blieb die Inflation moderat. Im Zeitraum 2003 bis 2007 stiegen die Preise um durchschnittlich 0.9 %.

Am Anfang des Prognosezeitraums kühlt sich die hohe Wachstumsdynamik in der Schweiz merklich ab. Die Finanzkrise und Rezessionsängste in den USA bremsen nun auch die konjunkturelle Entwick- lung in der Schweiz. Die Exportdynamik wird sich daher abschwächen. Die Binnenkonjunktur dürfte vor allem von der Bauwirtschaft gedämpft werden. Die realen Ausrüstungsinvestitionen bleiben hinge- gen auf Wachstumskurs, die Dynamik der beiden Vorjahre wird dabei jedoch nicht erreicht. Im Prog- nosezeitraum dürfte die Schweizer Wirtschaft durchschnittlich jährlich um 1 ¾ % wachsen. Für den kräftigen Anstieg der Inflation spielten neben dem Preisschub bei Mineralölprodukten auch nachfrage- seitige Faktoren eine Rolle. Bei der Kapazitätsauslastung zeichnet sich allerdings angesichts der Kon- junkturabkühlung eine Entspannung der Engpässe ab. Der zunehmende Wettbewerb in der Schweiz und die Öffnung des Arbeitsmarktes werden die Preise weiterhin unter Kontrolle halten. Die Inflations- perspektiven bleiben daher günstig. Die Inflation wird durchschnittlich 0.6 % betragen.

Die Wirtschaft der USA erzielte im Zeitraum 2003 bis 2007 mit 2.9 % das höchste Durchschnitts- wachstum der G7-Länder. 2004 erreichte die konjunkturelle Entwicklung der US-Wirtschaft einen Höchststand. Gekennzeichnet war die Aufschwungphase von hohen Zuwachsraten in der Produktivität pro Arbeitsstunde, gleichzeitig sind die Lohnstückkosten gesunken und das verfügbare Einkommen ist gestiegen. Die Immobilienbranche verzeichnete einen Höhenflug, zurückzuführen auf niedrige Finan- zierungskosten und das steigende Einkommen der privaten Haushalte. Der Boom beim Eigenheimbau wurde von der Illusion weiter stark steigender Immobilienpreise ausgelöst. So betrugen die jährlichen Wertsteigerungen zwischen 2003 und 2006 an die 20 %. Die steigenden Kreditkosten führten aber zu gravierenden Problemen in der Immobilienbranche. Die negative Entwicklung im Immobiliensektor hat sich 2007 auch auf die anderen Wirtschaftsbereiche wie die Finanzdienstleistungen ausgeweitet. Der schwache Dollar hat zwar die Inflation angetrieben, positive Auswirkungen machten sich aber in der Exportentwicklung bemerkbar. Mit der Beschäftigungsbelebung in den vergangenen drei Jahren hat die Arbeitslosigkeit abgenommen. Im Zeitraum 2003 bis 2007 machte die Arbeitslosenquote durch- schnittlich 5.2 % aus, die Inflation betrug 2.9 %.

Am Anfang des Prognosezeitraums befindet sich die Wirtschaft der USA am Rande einer Rezession.

Die schwache Binnennachfrage wird von einer hohen Inflation begleitet. Die Wirtschaftsentwicklung

geht auf die Korrektur auf dem Immobilienmarkt, die geringere Verfügbarkeit von Krediten, die Turbu-

lenzen auf den Finanzmärkten und die hohen Ölpreise zurück. Die aggressive Senkung des Leitzins-

satzes durch die US-Notenbank, die im September des vergangenen Jahres begannen, hat jedoch

(19)

dazu geführt, dass die Ausgaben der privaten Haushalte wieder zunehmen. Darüber hinaus werden Steuerbegünstigungen die Konsumnachfrage in Schwung bringen. Diese Maßnahmen sind für das gesamtwirtschaftliche Wachstum von besonderer Bedeutung, weil das Bruttoinlandsprodukt zu mehr als zwei Dritteln durch die Ausgaben der Konsumenten bestimmt wird. Die Investitionen in Aus- rüstungsgüter bleiben im Prognosezeitraum gedämpft. Die Immobilienbranche wird sich in den kom- menden Jahren nur sehr langsam erholen. Positive Impulse werden hingegen von der Außenwirtschaft erwartet. Im Prognosezeitraum wird das BIP um durchschnittlich 2 ¼ % zulegen. Der Preisdruck, aus- gelöst von steigenden Vormaterial- und Energiekosten, bleibt heuer bestehen. Die erwartete Stabilisie- rung des Wechselkurses und der Rohstoffpreise dürfte in den kommenden Jahren den Preisdruck mindern. Die Inflationsrate wird im Prognosezeitraum durchschnittlich 2.8 % betragen. Die Arbeits- losenquote wird 5 % ausmachen.

Die japanische Wirtschaft wuchs in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 2.1 %. Die be- lebte Exportentwicklung leitete einen Konjunkturaufschwung ein. Einerseits profitierte die Außenwirt- schaft 2003 und 2004 von der Nachfragebelebung in den USA, andererseits war auch die Wechsel- kurspolitik der Bank of Japan auf eine Verbesserung der Exportchancen ausgerichtet. Darüber hinaus hat die moderate Teuerungsrate bei den Exportpreisen zum Erfolg im Außenhandel beigetragen. Die japanische Wirtschaft profitierte auch von Einkommensrückflüssen aus Auslandsinvestitionen. Die Arbeitsproduktivität hat stark zugenommen. In den vergangenen fünf Jahren betrug der durchschnitt- liche Zuwachs 1.9 %. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass die Strukturprobleme in der japani- schen Wirtschaft bewältigt worden sind. Aufgrund der kräftigen Arbeitsnachfrage belebte sich der Kon- sum der privaten Haushalte. Nach einer jahrelangen Deflation steigen seit 2006 die Verbraucherpreise wieder.

Am Anfang des Prognosezeitraums geht die Hochkonjunktur in der japanischen Wirtschaft zu Ende.

Durch die starke Exportnachfrage aus China, Indien, Russland und dem Mittleren Osten kann die Ab- kühlung in den USA teilweise abgefedert werden. Von den Komponenten der Inlandsnachfrage dürfte sich vor allem der Konsum heuer und im nächsten Jahr abschwächen, da die Preisentwicklung die Kaufkraft der Konsumenten schmälert. Durch die gedämpften Gewinnaussichten der Unternehmen erscheinen merkbare Lohnerhöhungen unrealistisch. Die Entwicklung bei den Rohstoffpreisen führt auch dazu, dass die Bereitschaft der Unternehmer, zu investieren und die Beschäftigung auszuweiten, sinkt. Für den Prognosezeitraum erwartet das Institut ein durchschnittliches BIP-Wachstum von 1 ¾ %. Die Außenwirtschaft bleibt weiterhin die Stütze der Konjunktur. Die Verbraucherpreise werden um durchschnittlich 0.3 % zulegen. Die Arbeitslosenquote dürfte 4.2 % betragen.

Das solide Wachstum der Wirtschaften der mittel- und osteuropäischen EU-Mitgliedsländer, des Beitrittskandidaten Kroatien sowie Russlands dürfte sich mittelfristig fortsetzen, wenngleich in ver- langsamtem Tempo.

Durch die Festlegung des EU-Finanzrahmens für 2007 bis 2013 bzw. der Fördermittel für die einzel-

nen EU-Mitgliedsländer ist mit einer Zunahme der von der EU geförderten Projekte (vor allem Infra-

strukturinvestitionen) zu rechnen, wodurch sich das Produktionspotenzial dieser Länder mittelfristig

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erhöhen wird. Da für die Kofinanzierung von EU-Programmen zusätzliche Ausgaben veranschlagt werden müssen, dürften die Fortschritte der neuen Mitgliedsländer bei der Konsolidierung der öffent- lichen Haushalte in der Prognoseperiode nur mäßig ausfallen. Die Reduzierung der hohen Budget- defizite bleibt mittelfristig eine große Herausforderung für die Erfüllung der Maastricht-Kriterien und für den Beitritt zum Wechselkursmechanismus II (WKM II) und später zum Euroraum. Während die Slowakei dem Euroraum 2009 beitreten wird, ist ein Beitritt der anderen neuen EU-Mitgliedstaaten zum Euroraum erst nach 2012 zu erwarten. Die Beitrittsverhandlungen Kroatiens mit der EU könnten Ende 2009 abgeschlossen werden, was einen EU-Beitritt Kroatiens in der Prognoseperiode möglich machen würde.

Die vom US-Subprime-Hypothekenmarkt ausgehende Kredit- und Liquiditätskrise dürfte auch weiter- hin nur geringe Auswirkungen auf die mittel- und osteuropäischen Länder haben. Restriktivere Finan- zierungsbedingungen aufgrund einer internationalen Risikoneubewertung und Maßnahmen zur Re- duktion der hohen Leistungsbilanzdefizite in der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Kroatien könnten das Wachstum in diesen Ländern dämpfen. Angesichts des abnehmenden Wachstums im Euroraum und der schnell steigenden Produktionskosten dürften die Exporte im Prognosezeitraum langsamer steigen. Das Wachstum des privaten Konsums und der Investitionen dürfte sich leicht ab- schwächen. Eine wichtige Herausforderung bleibt die Dämpfung der hohen Inflation infolge der schnell steigenden Energie- und Lebensmittelpreise. Zur Inflationsbekämpfung straffen die Zentralbanken ihre Geldpolitik.

Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre ist das ungarische BIP um 3.7 % gewachsen. Nach einer dynamischen Entwicklung in den Jahren 2004 bis 2006 wuchs die ungarische Wirtschaft 2007 nur um 1.3 %. Die Implementierung der Strukturreformen zur Senkung der Staatsausgaben dämpfen die Inlandsnachfrage, infolgedessen dürfte das ungarische BIP heuer und im nächsten Jahr nur mode- rat zunehmen. Die Exporte dürften in den nächsten Jahren auf einem hohen Niveau bleiben, der pri- vate Konsum und die Bruttoinvestitionen sich langsam erholen und das Wachstum stützen. Die Infla- tion bleibt heuer auf einem hohen Niveau, wird aber während des Prognosezeitraums schrittweise abnehmen. Im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012 könnte das ungarische BIP-Wachstum dement- sprechend 3 ¼ % erreichen.

Nach einer dynamischen Entwicklung im Durchschnitt der letzten fünf Jahre mit 5.1 % dürfte sich das BIP-Wachstum in Polen leicht abschwächen und im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012 4 ½ % betragen. Durch EU-Fördermittel finanzierte hohe Investitionen werden das BIP-Wachstum stützen.

Kapazitätsengpässe bei steigender Inflation und Arbeitskräftemangel wirken dagegen hemmend. Die Exporte dürfen sich weiter dynamisch entwickeln, aber ein kräftiger Konsum und belebte Investitionen werden die Importe antreiben und das Leistungsbilanzdefizit erhöhen. Die restriktive Geldpolitik zur Bekämpfung der Inflation und die notwendigen fiskalischen Konsolidierungsmaßnahmen dämpfen das Wachstum in der Prognoseperiode.

In Tschechien sollte sich das Wachstum nach einem Durchschnitt von 5.5 % in den Jahren 2003 bis

2007 mittelfristig leicht abschwächen und im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012 4 ¼ % betragen.

(21)

Nach einer besonders dynamischen Wirtschaftsentwicklung in den Jahren 2005 bis 2007, getragen von den Nettoexporten und den Anlageinvestitionen, beleben sich die Importe, wodurch der Beitrag der Nettoexporte zum Wachstum sinkt. Die nächsten Jahre werden durch eine restriktivere Budget- und Geldpolitik geprägt sein, um das Budgetdefizit unter 3 % zu halten und die Bedingungen für die Teilnahme am WKM II und die Euro-Einführung zu erfüllen. Der private Konsum dürfte sich am Anfang der Prognoseperiode langsamer entwickeln, da er durch den raschen Anstieg der Verbraucherpreise und die zu Jahresbeginn 2008 in Kraft getretene Steuerreform gedämpft wird.

Im Fünfjahresdurchschnitt 2003 bis 2007 ist die Wirtschaft der Slowakei um 7.1 % gewachsen. Auch im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012 dürfte sich die slowakische Wirtschaft mit einer BIP-Wachs- tumsrate von 5 ¾ % sehr dynamisch entwickeln. Die Nettoexporte, getragen von der Auto- sowie Elektro- und Optikindustrie, die Investitionen und der private Konsum werden das Wachstum in der Prognoseperiode stützen. Die weitere Senkung des Budgetdefizits und der hohen Arbeitslosigkeit sowie die Dämpfung der Inflation bleiben wichtige Herausforderungen. Nach der Euro-Einführung im Jänner 2009 werden die europäischen Institutionen die Nachhaltigkeit der Erfüllung der Maastricht- Kriterien vor allem im Bereich der Inflation weiterhin überwachen.

Für Slowenien wird ein durchschnittliches Wachstum von 4 % in den Jahren 2008 bis 2012 erwartet, womit der Wachstumstrend gegenüber den letzten fünf Jahren mit 4.6 % leicht abnehmen wird. Die sich abschwächende Konjunktur bei den wichtigsten Handelspartnern (Deutschland, Italien und Frank- reich) dürfte die Exporte dämpfen, während die weltweiten Rahmenbedingungen die Dynamik der In- vestitionen und des privaten Konsums verlangsamen werden.

Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre ist das rumänische BIP um 6.4 % gewachsen. In den nächsten fünf Jahren dürfte sich das durchschnittliche BIP-Wachstum auf 5 ½ % belaufen. Die Anlageinvestitio- nen und der private Konsum bleiben die bestimmenden Kräfte des BIP-Wachstums, obgleich mit einer verlangsamten Dynamik, während der Außenbeitrag weiterhin dämpfend wirken wird. Herausforderun- gen bleiben die weitere Implementierung der Wirtschaftsreformen sowie die Senkung der Inflation und des Leistungsbilanzdefizits. Infolge der restriktiven Geldpolitik der rumänischen Nationalbank ist mit einer Verringerung der makroökonomischen Ungleichgewichte im Prognosezeitraum zu rechnen. Eine zunehmende internationale Risikoaversion könnte die Abdeckung des Außenhandelsdefizits durch ausländische Kapitalzuflüsse allerdings erschweren.

Nach einem BIP-Wachstum von 6.1 % im Durchschnitt der letzten fünf Jahre dürfte die bulgarische Wirtschaft im Zeitraum 2008 bis 2012 ein durchschnittliches Wachstum von 5 ½ % verzeichnen. Diese dynamische Entwicklung wird von den Anlageinvestitionen und dem privaten Konsum angetrieben.

Geringere Kapitalzuflüsse und höhere Kreditkosten, infolge der Verschlechterung der internationalen

Rahmenbedingungen, werden das Wachstum hemmen. Dämpfend wirkt auch der Außenbeitrag. Eine

Fortsetzung der wirtschaftlichen und institutionellen Reformen gilt als Voraussetzung für die Errei-

chung hoher Wachstumsraten in den nächsten Jahren. Mittelfristig bleibt die Senkung der Arbeits-

losigkeit und des hohen Leistungsbilanzdefizits die wichtigste Herausforderung.

(22)

Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre ist das kroatische BIP um 4.9 % gewachsen. Aufgrund der re- striktiveren Geldpolitik und des erwarteten langsameren Kreditwachstums dürfte die kroatische Wirt- schaft, gestützt von Investitionen und dem privaten Konsum, im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012 mit 4 ½ % langsamer wachsen. Die notwendigen Maßnahmen zur Reduzierung des Leistungs- bilanzdefizits, die Auslandsverschuldung sowie die Arbeitslosigkeit hemmen das Wachstum. Ein Stopp des Anstiegs der Auslandsschulden in Relation zum BIP ist ein prioritäres Ziel der kroatischen Wirt- schaftspolitik. Die verstärkten Reformbestrebungen des EU-Kandidatenlandes Kroatien, die von den Beitrittsperspektiven motiviert sind, werden das Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren fördern.

Laut EU-Kommission sind Fortschritte bei den Reformen in den Bereichen Justiz und Korruptionsbe- kämpfung dringend nötig.

In Russland wurde in den letzten fünf Jahren ein durchschnittliches Wachstum des BIP von 7.1 % verzeichnet. Angetrieben von dynamischen Energieexporten und der Inlandsnachfrage mit besonders dynamischen Investitions- und Konsumausgaben dürfte das durchschnittliche Wachstum der russi- schen Wirtschaft zwischen 2008 und 2012 6 % betragen. Strukturelle Probleme (unter anderem in der Verwaltung und im Gassektor) und ein Ende des Ölpreisanstiegs könnten das Wachstum negativ beeinflussen. Eine große Herausforderung der Wirtschaftspolitik bleibt die Reduzierung der Inflation.

Andererseits dürfte sich die Fortsetzung der wirtschaftlichen Reformen positiv auf das BIP-Wachstum

auswirken.

(23)

Internationale Rahmenbedingungen

Durchschnittliche Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent

2003-2007 2008-2012

Welthandel 7.7 6 ¾

BIP, real

Deutschland 1.4 1 ¾

Italien 1.1 1 ¼

Frankreich 1.9 1 ¾

Vereinigtes Königreich 2.8 2

Schweiz 2.2 1 ¾

USA 2.9 2 ¼

Japan 2.1 1 ¾

Polen 5.1 4 ½

Slowakei 7.1 5 ¾

Tschechien 5.5 4 ¼

Ungarn 3.7 3 ¼

Slowenien 4.6 4

Bulgarien 6.1 5 ½

Rumänien 6.4 5 ½

Kroatien 4.9 4 ½

Russland 7.1 6

Euroraum 2 1 ¾

NMS-12 5.4 4 ½

EU-27 2.4 2

OECD 2.7 2 ¼

Österreichische Exportmärkte 8.3 6

USD/EUR Wechselkurs*) 1.16 1.47

Erdölpreise*)**) 51.1 125

Quelle: EUROSTAT, IMF, OECD, Nationale Statistische Ämter, eigene Berechnungen.

*) absolute Werte

**) USD/barrel

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3. Die österreichische Außenwirtschaft

Die österreichische Exportwirtschaft konnte sich in den vergangenen Jahren gut behaupten. Der öster- reichische Anteil an den weltweiten Güterexporten ist in den Jahren 2003 bis 2007 mit 1.2 % konstant geblieben. Der Anteil der österreichischen an den weltweiten Dienstleistungsexporten belief sich auf 1.7 %. Nach Luxemburg, Ungarn, Tschechien, Belgien, den Niederlanden und Irland weist Österreich den höchsten Öffnungsgrad innerhalb der Industrieländer auf.

Die Exportquote (Exporte i.w.S. laut VGR in Prozent des BIP) stieg in den vergangenen fünf Jahren von 48.6 % auf 59.6 %, die Quote der Warenexporte weitete sich von 34.9 % auf 43.7 % aus. In den vergangenen fünf Jahren sind die Exporte durchschnittlich um 1.4 Prozentpunkte langsamer als die Exportmärkte Österreichs gewachsen, damit hat die österreichische Exportwirtschaft geringfügig Marktanteile verloren. Diese Entwicklung zeigt, dass zwar die außenwirtschaftlichen Verflechtungen Österreichs an Bedeutung gewinnen, gleichzeitig jedoch auch die Konkurrenz in den Zielländern für österreichische Exporte zunimmt.

Der Verlauf der österreichischen Außenwirtschaft ist eng mit der konjunkturellen Entwicklung der Welt- wirtschaft und mit den Wechselkursschwankungen verbunden. Die nachlassende internationale Kon- junkturdynamik wird sich auch in der österreichischen Außenwirtschaft bemerkbar machen. Für 2008 und 2009 trüben sich die Exportaussichten aufgrund der Konjunkturabschwächung im Euroraum und in den USA ein. Der asiatische Markt und die osteuropäischen Nachbarländer werden in den kommen- den Jahren wichtige Zielregionen für die österreichische Exportwirtschaft bleiben. Trotz stark steigen- der Rohstoffpreise bleibt der Preisauftrieb in der Außenwirtschaft moderat. Es wird erwartet, dass sich das Wachstum bei den Exporten in den kommenden Jahren abschwächt. Da die Importe auch von den Exporten mitbestimmt werden, zeigt sich hier ein ganz ähnlicher Konjunkturverlauf.

Die nominellen Warenexporte wuchsen im Zeitraum 2003 bis 2007 im Durchschnitt um 8.7 %. Beson- ders gut entwickelten sich die Exporte in die Länder außerhalb des Euroraums. Im Zeitraum 2003 bis 2007 ist der Anteil der österreichischen Warenexporte in den Euroraum an den gesamten österreichi- schen Warenexporten von 55.4 % auf 51.1 % gesunken. Der Anteil der Exporte nach Amerika hat hin- gegen an Bedeutung gewonnen. Im Prognosezeitraum werden die nominellen österreichischen Warenexporte um durchschnittlich 7.2 % zulegen. In regionaler Betrachtung wird voraussichtlich der Handel mit den neuen Mitgliedsländern der EU und mit den asiatischen Ländern ausgebaut werden, da diese Länder das höchste Wirtschaftswachstum aufweisen werden. Die nominellen Warenimporte wuchsen in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich um 8.8 %. Im Prognosezeitraum wird das Wachstum durchschnittlich 7.4 % betragen. Die österreichische Handelsbilanz, die seit 2002 einen Überschuss ausweist, wird auch in den kommenden Jahren positiv abschließen, und dies mit steigen- den Überschüssen.

Die österreichische Tourismusindustrie erzielte in den vergangenen fünf Jahren ein durchschnittliches

nominelles Wachstum von 3 %. Im laufenden Jahr bleibt die Nachfrage in der Tourismusindustrie mit

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einer Wachstumsrate von 5.1 % noch sehr robust. In den darauffolgenden Jahren ist mit einer leichten Nachfrageabschwächung zu rechnen, insgesamt entwickelt sich der Tourismus aber weiterhin recht dynamisch. Im Prognosezeitraum dürften die Exporte im Reiseverkehr durchschnittlich um 3.7 % zulegen.

Die realen Exporte i.w.S. laut VGR stiegen in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 6.9 %.

Im Prognosezeitraum werden sie um 5.7 % zulegen. Die realen Warenexporte werden dabei durch- schnittlich um 6 % wachsen, verglichen mit 7.4 % in den vergangenen fünf Jahren. Im Prognosezeit- raum nehmen die realen Reiseverkehrsexporte um durchschnittlich 1.4 % zu. Noch im laufenden und im nächsten Jahr ist mit einer abflauenden Importkonjunktur zu rechnen. Die Wachstumsdynamik wird sich dann aber ab dem Jahr 2010 leicht beschleunigen. Die realen Importe i.w.S. werden somit im Prognosezeitraum um durchschnittlich 5.6 % wachsen, nach 6.6 % in den vergangenen fünf Jahren.

Bei den realen Warenimporten wird ein durchschnittliches Wachstum von 6 % erwartet. Die realen

Reiseverkehrsimporte dürften um durchschnittlich 1.2 % zulegen.

(26)
(27)

Inlandskonjunktur

(28)

4. Perspektiven der Inlandskonjunktur

Der reale Konsum der privaten Haushalte wird im Prognosezeitraum um durchschnittlich 1.6 % pro Jahr steigen. Damit bleibt das Konsumwachstum relativ verhalten, was primär auf die schwache Ent- wicklung der verfügbaren Einkommen zurückgeht. Der Prognose liegt die Annahme zugrunde, dass es 2010 zu keiner steuerlichen Entlastung der privaten Haushalte kommt. In den ersten beiden Jahren folgt das Muster der Konsumausgaben der Haushalte der Einkommensentwicklung, der Sparquote bleibt demnach konstant. Ab 2010 belebt sich die Konsumnachfrage etwas und wächst geringfügig schneller als die Realeinkommen. Folglich liegt die Sparquote 2012 um rund ½ Prozentpunkt unter dem Niveau von 2007.

Sparquote der privaten Haushalte

9%

10%

11%

12%

13%

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Die Grafik zeigt die längerfristige Entwicklung der Sparquote. Die vorliegenden Werte beruhen auf vor- läufigen Zahlen und Schätzungen des Instituts. Es ist aber eindeutig, dass die Revision der VGR durch Statistik Austria zu höheren Sparquoten geführt hat. Seit 1997 kann für die Sparquote im Allge- meinen ein Aufwärtstrend beobachtet werden. Die Prognose unterstellt, dass die privaten Haushalte auf die schwache Einkommensdynamik nur mit einer moderaten Reduktion der Sparquote reagieren.

Wie schon in der vergangenen mittelfristigen Prognose angemerkt wurde, ist die Sparquote im inter- nationalen Vergleich hoch. Ein Grund hierfür könnte die demographische Entwicklung sein und die Unsicherheiten hinsichtlich der zukünftigen Pensionshöhe reflektieren.

Die realen Investitionen stellen die volatilste Nachfragekomponente des Bruttoinlandsprodukts dar

und tragen damit wesentlich zu den konjunkturellen Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen Nach-

frage bei, obwohl ihr Anteil an der gesamten Wirtschaftsleistung nur rund 23 % ausmacht. Im Zeitraum

1996 bis 2007 betrug die Standardabweichung (ein Maß für die Streuung) der Wachstumsraten des

realen Bruttoinlandsprodukts 1.1. Bei den realen Bauinvestitionen belief sich der Wert auf 2.9 und bei

(29)

den Ausrüstungsinvestitionen auf 4.3. Dies zeigt deutlich, dass vor allem die Anschaffungen neuer Maschinen und Fahrzeuge im Zeitablauf erheblichen Schwankungen unterliegen. Dazu trägt jedoch nicht nur die konjunkturelle Situation bei. Auch temporäre wirtschaftspolitische Maßnahmen wie die Gewährung einer Investitionszuwachsprämie im Zeitraum 2002 bis 2004 fördern die Volatilität der Sachkapitalbildung.

Wachstumsraten von BIP und Bruttoinvestitionen, real

-6%

-4%

-2%

0%

2%

4%

6%

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Investitionen BIP

Quelle: Statistik Austria, eigene Prognose

Im Zeitraum 2003 bis 2007 wurden die gesamten realen Bruttoinvestitionen (Anlageinvestitionen und Lagerbestandsveränderungen) um durchschnittlich 3.2 % pro Jahr ausgeweitet. Die Unterneh- mensinvestitionen werden von den Gewinnerwartungen und von den Finanzierungsbedingungen be- einflusst. Angesichts der positiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklung stiegen die Betriebsüber- schüsse und Selbständigeneinkommen in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 6.2 %.

Zudem befanden sich die langfristigen Zinssätze, sowohl in nomineller als auch in realer Betrachtung,

auf einem niedrigen Niveau. Beide Faktoren stützten die Sachkapitalbildung merklich. Für den Prog-

nosezeitraum ist mit einer deutlichen konjunkturellen Abkühlung zu rechnen. Damit wird sich das

Wachstum der Unternehmensgewinne abschwächen. Dementsprechend werden sich die Bedingun-

gen der Innenfinanzierung von Investitionsprojekten verschlechtern. Steigende Zinssätze und die Risi-

koneubewertung infolge der US-Hypothekenkrise erhöhen im Prognosezeitraum zudem die Kosten

der Fremdfinanzierung der Sachkapitalbildung. Das Wachstum der Bruttoinvestitionen dürfte daher

geringer ausfallen als in den vergangenen fünf Jahren. Für den Zeitraum 2008 bis 2012 beläuft sich

die Institutsprognose auf eine durchschnittliche Wachstumsrate von 2.4 %.

(30)

Die realen Ausrüstungsinvestitionen (einschließlich sonstige Anlagen) wurden von 2003 bis 2007 durchschnittlich um 3.4 % pro Jahr ausgeweitet. Während die Anschaffungen neuer Maschinen und Geräte im Durchschnitt um 1.3 % stiegen, wiesen die Käufe von Fahrzeugen eine durchschnittliche Wachstumsrate von 7.7 % auf. Die Investitionen in neue Fahrzeuge waren äußerst volatil. So stiegen sie 2003 und 2005 jeweils um rund 17 ½ %. 2004 und vor allem 2006 waren sie jedoch rückläufig. Die Käufe von Maschinen und Geräten verliefen stetiger, wenngleich es auch in diesem Bereich im Jahr 2004 zu einem Rückgang kam. Die Investitionen in sonstige Anlagen (vor allem Computersoftware und Lizenzen, zudem Nutztiere und -pflanzungen) wurden in den vergangenen fünf Jahren durch- schnittlich um 4.5 % pro Jahr ausgeweitet. An der Entwicklung der Industrieproduktion und der Auf- tragseingänge lässt sich ablesen, dass im Jahr 2008 eine konjunkturelle Abkühlung eingesetzt hat.

2009 wird das Wirtschaftswachstum nur allmählich Fahrt aufnehmen. Anschließend kehrt die öster- reichische Wirtschaft zum Potenzialwachstum zurück, aber eine Hochkonjunktur wie in den Jahren 2005 bis 2007 zeichnet sich für den Prognosezeitraum nicht ab. Mit der langsameren Ausweitung der Produktion verringert sich die Kapazitätsauslastung und damit die Notwendigkeit von Erweiterungs- investitionen. Zu einer Abschwächung der Sachkapitalbildung wird angesichts steigender Zinssätze auch eine Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen beitragen. Alles in allem dürften die realen Ausrüstungsinvestitionen im Zeitraum 2008 bis 2012 durchschnittlich um 2.9 % pro Jahr steigen.

Die realen Bauinvestitionen wurden von 2003 bis 2007 durchschnittlich um 2.6 % ausgeweitet. Wäh- rend die Wohnbauinvestitionen im Durchschnitt um 1.6 % stiegen, nahmen die Nichtwohnbau- investitionen um 3.3 % pro Jahr zu. Nachdem die Wohnbauinvestitionen zwischen 1997 und 2003 ins- gesamt um nahezu ein Viertel gesunken waren, steigen sie seit 2004 wieder. Wenngleich sich der Zu- wachs 2007 gegenüber 2006 leicht abschwächte, werden die Wohnbauinvestitionen auch im Progno- sezeitraum zum Wachstum der Sachkapitalbildung beitragen. Gemäß der aktuellen Bevölkerungs- prognose von Statistik Austria wird die Wohnbevölkerung in Österreich, vor allem angesichts eines positiven Wanderungssaldos, weiter zunehmen. Da sich darüber hinaus die Tendenz zu kleineren Haushaltsgrößen fortsetzen dürfte, wird die Zahl der Haushalte stärker als die Bevölkerung steigen.

Daraus ergibt sich ein anhaltender Bedarf an der Errichtung neuer und der Modernisierung bestehen-

der Wohngebäude. Dazu tragen auch wachsende Anforderungen an die Energieeffizienz von Ein- und

Mehrfamilienhäusern bei. Dies ist nicht nur durch die Zielsetzungen im Hinblick auf den Klimaschutz,

sondern auch durch die steigenden Energiepreise bedingt. Angesichts einer geringeren Zunahme der

verfügbaren Realeinkommen und steigender Fremdkapitalzinsen wird sich das durchschnittliche

Wachstum der Wohnbauinvestitionen im Prognosezeitraum im Vergleich zu den vergangenen fünf

Jahren jedoch abschwächen. Das Wachstumsdifferenzial zwischen den beiden Bereichen der Bau-

investitionen hat sich zuletzt zwar verringert, die Nicht-Wohnbauinvestitionen wiesen jedoch auch im

zurückliegenden Fünfjahreszeitraum eine größere Dynamik auf als die Wohnbauinvestitionen. Dies

dürfte im Prognosezeitraum so bleiben, da in Zukunft weiterhin erhebliche Investitionen in die Moder-

nisierung und den Ausbau der Straßen- und Schieneninfrastruktur notwendig sein werden. Insgesamt

dürften die realen Bauinvestitionen von 2008 bis 2012 durchschnittlich um 1.8 % pro Jahr ausgeweitet

werden.

(31)

Die Situation der öffentlichen Haushalte ist im Prognosezeitraum von der schwächeren konjunkturel- len Entwicklung gegenüber den Vorjahren geprägt. Der kräftigere Preisanstieg in den Jahren 2008 und 2009 erhöht bei gegebenem realem Wachstum die Einnahmen, führt aber auch, teilweise zeitlich ver- zögert, zu einem Anstieg der öffentlichen Ausgaben. Grundlage für die Prognose ist die geltende Rechtslage. Aus diesem Grund werden die für das Jahr 2010 vorgesehene Steuerreform sowie mögli- che zusätzliche Einsparungen und Ausgabenerhöhungen nicht berücksichtigt.

Der reale öffentliche Konsum wird im betrachteten Zeitraum mit durchschnittlich 1.5 % wachsen, mit derselben durchschnittlichen Rate wie in der Periode 2003 bis 2007. Dabei ist aber zu berücksichti- gen, dass der größere Teil der Abfangjäger in den Jahren 2008 und 2009 geliefert wird, was konsum- erhöhend wirkt. Das Budgetdefizit wird laut Prognose im Jahr 2008 bei 0.6 % des BIP liegen und bis zum Jahr 2012 in einen Überschuss von 0.6 % münden.

Im betrachteten Zeitraum 2008 bis 2012 werden sich die Steuereinnahmen trotz vorübergehender konjunktureller Eintrübung im Durchschnitt kräftiger als im Schnitt der vergangenen fünf Jahre ent- wickeln. Hierbei ist aber zu berücksichtigen, dass diese Prognose keine Steuerreform berücksichtigt, während 2004/2005 eine Steuerreform erfolgte. Im Durchschnitt werden die Produktionsabgaben (Um- satzsteuer, FLAF, Kommunalsteuer) um 3.6 %, die Sozialbeiträge inklusive der imputierten Sozialbei- träge um 3.4 % und die direkten Abgaben um 5.4 % steigen. Die Lohnsteuer wird weiterhin kräftig zulegen, ebenso ist bei den Kapitalertragsteuern mit einem deutlichen Anziehen zu rechnen. Die Körperschaftsteuer wird sich schwächer als im Zeitraum 2003 bis 2007 entwickeln. Damit liegt das durchschnittliche Wachstum der Einnahmen über jenem des nominellen öffentlichen Konsums und der monetären öffentlichen Transferzahlungen. Diese Wachstumsdifferenz steigt in der Prognoseperiode gegenüber der vorherigen Fünfjahresperiode an.

Der Schuldenstand in Relation zum BIP wird sich bei dem hier unterstellten Defizitpfad erheblich ver- ringern und bis zum Ende des Prognosehorizonts von 59.6 % im Jahr 2007 auf etwa 51 % fallen. Die Abgabenquote wird sich kaum verändern. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass eine Steuerreform den Rückgang des Schuldenstandes deutlich bremsen und die Abgabenquote verringern würde.

Gegeben die gute konjunkturelle Situation der vergangenen drei Jahre, wurde es verabsäumt, eine raschere Defizitreduktion herbeizuführen. International gesehen wiesen im Jahr 2007 elf EU-Mitglieds- länder, teilweise sehr hohe, Budgetüberschüsse auf. Eine solch deutliche Verbesserung wäre auch in Österreich wünschenswert gewesen. Die nächste Regierung hat das Hauptaugenmerk vor allem auf die dynamischen Ausgabenbereiche, wie z. B. das Gesundheitswesen, zu legen. Die Pensionsrefor- men haben die Nachhaltigkeit des Pensionssystems gestärkt. Änderungen in den Rahmenbedingun- gen, wie ein unerwartetes Ansteigen der Lebenserwartung, sollten im Sinne der Gerechtigkeit gegen- über den jungen und zukünftigen Generationen zu einer automatischen Anpassung des Nachhaltig- keitsfaktors führen.

Die Lohnprognose fußt auf der Annahme, dass die Lohnverhandlungen auch in Zukunft den bewähr-

ten sozialpartnerschaftlichen Mustern folgen werden. Dies bedeutet, dass die Lohnabschlüsse auch

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weiterhin beschäftigungsfreundlich gestaltet sein werden und die internationale Wettbewerbsposition Österreichs gesichert bleibt. Im Zeitraum 2003 bis 2007 haben die Arbeitnehmerentgelte je Aktiv- Beschäftigten um 2.2 % jährlich zugenommen. Aufgrund des relativ kräftigen Preisauftriebs haben die Reallöhne seit dem Jahr 2002 lediglich um knapp ¼ % jährlich zugenommen. Das Wachstum der Reallöhne ist in diesem Zeitraum deutlich hinter dem jahresdurchschnittlichen Produktivitätswachstum von knapp 1 ½ % zurückgeblieben.

Im Prognosezeitraum erwartet das Institut eine etwas dynamischere Lohnentwicklung. Angesichts der gegenwärtig hohen Inflation ist anzunehmen, dass bei den Lohnverhandlungen der Spielraum zur Er- höhung der Realeinkommen der Arbeitnehmer ausgeschöpft wird. Der durchschnittliche Anstieg der Arbeitnehmerentgelte wird 3 % betragen. Die Reallöhne werden mit einem durchschnittlichen Wachs- tum von gut ¾ % nahe an der Zunahme der Arbeitsproduktivität von knapp 1 % zu liegen kommen.

Angesichts des hartnäckig anhaltenden Anstiegs der Erdölpreise hat sich die Inflationsrate in Öster- reich in den vergangenen fünf Jahren erstaunlich moderat entwickelt. Begünstigt durch die stetige Auf- wertung des Euro und eine wettbewerbsorientierte Lohnpolitik schwankte der Anstieg der Verbrau- cherpreise nahe der 2-Prozent-Marke. Im Zeitraum 2003 bis 2007 kam die durchschnittliche Inflations- rate bei 1.9 % zu liegen. Seit Mitte des Jahres 2007 war aber eine deutliche Beschleunigung des Preisauftriebs zu beobachten. Diese Entwicklung hat globale Ursachen und wird durch das Zusam- menspiel des anhaltenden Anstiegs der Energie- und Rohstoffpreise, der starken Nachfrage nach agrarischen Rohstoffen und die Finanzmarktkrise getragen. Im laufenden Jahr nähert sich die Infla- tionsrate der 4-Prozent-Marke und liegt damit weit über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank.

Die mittelfristige Prognose geht von der Annahme aus, dass sich die wesentlichen exogenen Bestim-

mungsfaktoren für die Preisentwicklung beruhigen werden. Dies beinhaltet eine Entspannung auf den

Energie- und Rohstoffmärkten, eine stabile Wechselkursentwicklung und die Beibehaltung einer be-

schäftigungs- und stabilitätsorientierten Lohnpolitik in Österreich. Aufgrund der Persistenz der gegen-

wärtigen Preisanstiege wird jedoch die durchschnittliche Inflationsrate im Prognosezeitraum bei rund

2 ¼ % erwartet.

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Inflationsrate in Österreich

0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Quelle: Statistik Austria, eigene Prognose

Die zunehmende Eintrübung der Konjunktur schlägt auch auf den Arbeitsmarkt durch. Nach drei auf- einanderfolgenden Jahren mit rückläufigen Arbeitslosenquoten wird diese 2009 erstmals wieder stei- gen. Da der Arbeitsmarkt erst mit einer zeitlichen Verzögerung auf die Wirtschaftsentwicklung reagiert, wird im heurigen Jahr noch ein kräftiger Anstieg der Beschäftigung verzeichnet. In den folgenden Jahren schwächt sich die Beschäftigungsdynamik spürbar ab, bleibt mit einem durchschnittlichen Zu- wachs von rund 0.75 % aber relativ kräftig. Dies impliziert, dass am Ende des Prognosezeitraums die Zahl der Aktiv-Beschäftigten (ohne KindergeldbezieherInnen und Präsenzdiener mit aufrechtem Be- schäftigungsverhältnis) um rund 100,000 Personen über dem Niveau von 2008 liegt. Die Internationa- lisierung des österreichischen Arbeitsmarktes wird sich weiter fortsetzen. Hinsichtlich der Freizügigkeit der Arbeitskräfte wird die Umsetzung des Stufenplans unterstellt. Fachkräften aus den neuen EU- Mitgliedstaaten (ohne Bulgarien und Rumänien) wird bereits ab Mitte 2009 der Zugang zum öster- reichischen Arbeitsmarkt gestattet. Gegenwärtig wird nicht erwartet, dass die Öffnung des Arbeits- markts zu einer starken Zuwanderungswelle führt. Insgesamt gesehen wird die Ausländerbeschäfti- gung am österreichischen Arbeitsmarkt im Prognosezeitraum spürbar zunehmen.

Das Institut geht davon aus, dass sich die Ausweitung des Arbeitskräfteangebots im Prognosezeit-

raum etwas abschwächt. Während strukturelle Faktoren (steigende Erwerbstätigkeit der Frauen,

Liberalisierung bei der Ausländerbeschäftigung etc.) auf einen weiteren Anstieg der Erwerbsneigung

hindeuten, dürfte die schwächere Konjunktur hingegen dämpfend wirken. Wesentlich für die Entwick-

lung der Arbeitslosenquote ist das Verhältnis von angebotenen und nachgefragten Qualifikationen am

Arbeitsmarkt. Der erleichterte Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt sollte den bei einigen Beru-

fen weiterhin bestehenden Mangel an Fachkräften reduzieren.

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