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Archiv "Arztmangel in der Schweiz: „Ja zur Hausarztmedizin“" (21.10.2011)

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A 2196 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 42

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21. Oktober 2011

ARZTMANGEL IN DER SCHWEIZ

„Ja zur Hausarztmedizin“

Mit einer Volksinitiative wollen die Schweizer Hausärzte die Rahmen - bedingungen für ihren Beruf verbessern. Ziel ist, genügend Nachwuchs zu gewinnen, um die Grundversorgung auf Dauer sicherzustellen.

D

er Schweiz gehen die Haus- ärzte aus. „In fünf Jahren geht die Hälfte der heute praktizie- renden Haus- und Kinderärzte in Pension. In zehn Jahren arbeitet nur noch ein Viertel“, mahnt Prof. Dr.

med. Peter Tschudi, Leiter des In- stituts für Hausarztmedizin an der Universität Basel. Da es gleichzei- tig zu wenig Nachfolger gebe, fehl- ten der Alpenrepublik im Jahr 2021 schätzungsweise 4 700 Hausärzte.

Nachwuchssorgen plagen dabei Städte und ländliche Regionen glei- chermaßen. Der Grund für den zu- nehmenden Mangel: Auch in der Schweiz sind immer mehr nachrü- ckende Mediziner weiblich, und ein Großteil der jungen Ärzte strebt die Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf an. Mit der klassischen Hausarztmedizin lässt sich dies nur schwer vereinbaren. Denn der Job erfordert in der Regel vollen Ein- satz, mit Nacht-, Not- und Wochen- enddiensten.

Mit einer Volksinitiative „Ja zur Hausarztmedizin“ will der schwei- zerische Hausärzteverband nun das Ruder herumreißen und die Haus-

arztmedizin für künftige Gene - rationen wieder attraktiv machen.

Dem Verband gehören Allgemein- und Kinderärzte an. Unterstützt wird die Initiative von der Verei - nigung Junge Hausärztinnen und Hausärzte in der Schweiz (JHaS).

Innerhalb von fünf Monaten hat die Bewegung mehr als 200 000 Unter- schriften gesammelt. Derzeit tourt ein Bus durch die Kantone, um in der Bevölkerung für die Hausarzt- medizin zu werben und auf mög - liche Folgen eines anhaltenden Nachwuchsmangels hinzuweisen.

Die Kampagne dauert noch bis En- de 2012.

Den Hausarzt in der Verfassung verankern

„Damit die Hausarztmedizin eine gute Zukunft hat, muss die Attrakti- vität dieses Berufs gezielt gefördert werden“, fordert Dr. med. Miriam Schöni, Kopräsidentin der JHaS.

Aus Sicht der Begründer der Volks- initiative heißt das: Die Aus- und Weiterbildung zum Hausarzt muss verbessert werden, indem zum Bei- spiel die Zugangsvoraussetzungen

zum Studium dem Bedarf angepasst und Lehrstühle und Institute für Hausarztmedizin eingerichtet wer- den. Bislang gibt es entsprechende Stellen und Einrichtungen nur an den Universitäten Zürich und Ba- sel. Die Weiterbildung zum Haus- arzt sollte nach Ansicht von Tschu- di mindestens fünf Jahre umfassen.

Auch sollten Haus- und Kinderärzte vom Einkommen her anderen Fach- disziplinen gleichgestellt werden.

Ferner fordern die Initiatoren, dass Haus- und Kinderärzte die Grundversorgung in der Schweiz koordinieren sollen. Auch müssten hausärztliche Praxisassistenten vor- rangig vom Staat bezahlt werden und nicht wie bislang ausschließ- lich von den Praxisinhabern. „Das führt dazu, dass Assistenzärzte in Hausarztpraxen nach wie vor ein Schattendasein führen“, so Tschudi.

Vorbild für eine Reform der Hausarztmedizin sind die Nieder- lande, wo Hausärzte eine Schlüssel- rolle bei der Gesundheitsversor- gung einnehmen, der Staat die Wei- terbildung des Nachwuchses finan- ziert und Hausärzte auch in der For- schung und Lehre arbeiten. Hier wie auch in Großbritannien oder Däne- mark absolvieren angehende Haus- ärzte zudem etwa 50 Prozent ihrer Weiterbildungszeit in der Praxis.

„Ziel unserer Initiative ist es da- her, den Hausarzt in der schweizeri- schen Verfassung zu verankern, um ihm einen ebenso hohen Stellen- wert einräumen zu können“, erklärt Tschudi. Einen ersten Etappensieg konnte das Initiativkomitee bereits verzeichnen. Denn die Mehrheit der Kantone und Parteien hat einen Gegenentwurf des Bundesrates zur Volksinitiative abgelehnt. Dieser sah – anders als der Entwurf der Ärzte – vor, die medizinische Grundver - sorgung durch eine Reihe von Ge- sundheitsfachberufen sicherzustel- len. Haus- und Kinderärzte sollten hierbei keine zentrale Rolle spielen.

Auch wollte sich der Bund weitrei- chende Befugnisse und Steuerungs- möglichkeiten sichern.

Petra Spielberg Offensive Werbung: Der Bus der Volks - initiative „Ja zur Hausarztmedizin“ tourt noch bis Ende 2012 durch die Kantone.

Foto: Volksinitiative „Ja zur Hausarztmedizin“

P O L I T I K

Referenzen

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