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Archiv "Haussen sterben in der Euphorie" (18.05.2007)

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A1418 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 20⏐⏐18. Mai 2007

G E L D A N L A G E

S

ind deutsche Aktien jetzt noch günstig oder nicht? Wer sich der großen Schar von Experten an- schließt, die tagtäglich in den Me- dien für Dividendentitel trommeln, kann sich des Eindrucks wohl kaum entziehen, dass die Börsenwelt nach wie vor voller Geigen hängt, und wer jetzt nicht einsteigt, am Ende der Dumme ist. Dabei wird viel zu oft übersehen, dass die jubilierenden Stimmen meist interessengeleitet sind, da sie die Lieder ihrer Herren singen, deren Brot sie essen, also ihrer ar- beitgebenden Banken oder Fonds.

Haben Sie jemals einen Banker er- lebt, der zum Ausstieg aus Aktien geraten hat? Im letzten Vierteljahr- hundert ist mir persönlich so etwas kaum zu Ohren gekommen, Kauf- empfehlungen jedoch zuhauf, bei welchem Indexstand auch immer.

Bei der Frage nach dem Bewer- tungsniveau wird unter Fachleuten häufig das sogenannte KGV heran- gezogen. Ist das Kurs-Gewinn-Ver-

hältnis hoch, sind Aktien überteuert, ein niedriges KGV signalisiert dage- gen Steigerungspotenzial. Theore- tisch wenigstens. Derzeit liegt das DAX-KGV, also die durchschnittli- che Richtgröße für alle großen bör- sennotierten deutschen AGs, bei et- wa 14. Die meisten Experten finden dieses KGV angemessen bis attrak- tiv, was für meinen Geschmack auf den Holzweg führen kann.

Es kommt vielmehr auf die Ge- winndynamik bei dem betrachteten Unternehmen an. Beispiel: Ihre Pra- xis wirft einen Jahresgewinn von 100 000 Euro ab. Ein KGV von 14 reflektiert dann einen Unterneh- menswert (Kurs) von 1,4 Millionen Euro. Ein möglicher Käufer findet dieses KGV von 14 vermutlich nur dann attraktiv, wenn die Gewinne in den Folgejahren weiter steigen, während die Erwartung eines abneh- mendes Gewinns eher ein KGV von etwa acht oder neun rechtfertigte.

Nicht anders verhält es sich an der

Börse. Ich habe schon Fälle erlebt, die können sich die Jungspunde heute gar nicht mehr vorstellen, da war ein KGV von fünf oder sechs schon zu hoch. Es gibt keinen Grund, auch mal wieder mit solchen Situationen konfrontiert zu werden.

In einer Phase, in der deutsche Un- ternehmen mit historisch hohen Ge- winnen nur so um sich werfen, mag dieses Vorbringen als Rufer eines Einsamen in der Wüste eingestuft werden, einfach abhaken, weiter Aktien kaufen, die aktuellen KGVs gäben eine negative Einschätzung einfach nicht her.

Vorsicht, kann ich da nur sagen.

Wer sich den aktuellen Quartalsbe- richt der Deutschen Bank anschaut, sieht einerseits einen (erwarteten) Rekordgewinn, kann aber bei ge- nauem Hinsehen feststellen, dass die operativen Kosten schneller als der Ertrag steigen. Also, die Gewinnzu- wächse drohen in absehbarer Zeit abzubrechen. Ähnliche Effekte sind auch bei anderen Unternehmen zu erwarten (Metalltarif). All das spie- gelt die heutige Euphorie bei Wei- tem nicht wider. Fazit: An der Börse wird zum Ausstieg nicht geklingelt.

Höchstens ganz leise. I BÖRSEBIUS

Haussen sterben in der Euphorie

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