• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Ophthalmologie: Fortschritte für Jung und Alt" (06.04.2007)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Ophthalmologie: Fortschritte für Jung und Alt" (06.04.2007)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A928 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 14⏐⏐6. April 2007

M E D I Z I N R E P O R T

Moderne Verfah- ren der refrakti- ven Hornhaut- Chirurgiekönnen eine Kurzsichtigkeit bis minus acht Dioptrien und eine Weitsichtigkeit bis zu vier Dioptrien korrigieren.

N

eue apparative Diagnose- und auch Therapiemöglichkeiten sowie verbesserte Operationsver- fahren und innovative Medikamente stehen für erhebliche Fortschritte in der Ophthalmologie. Sie können in unterschiedlichsten Patientengrup- pen und Altersklassen – von Frühge- borenen bis zu Senioren – Erblin- dungen verhindern. „Wir können heutzutage Patienten das Augenlicht erhalten, die früher unweigerlich er- blindet wären“, berichtete Prof. Dr.

Dieter Friedburg (Krefeld) anläss- lich der „Augenärztlichen Akademie Deutschland“, einer gemeinsamen Fortbildungsveranstaltung des Bun- desverbandes der Augenärzte und

der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft in Düsseldorf.

Ein Beispiel sind Frühgeborene, deren Zahl nach Aussage von Prof.

Dr. med. Birgit Lorenz (Regensburg) durch die zunehmende Zahl an Spät- gebärenden steigt. Dank des me- dizinischen Fortschritts haben auch Frühgeborene unter 1 000 Gramm jetzt gute Überlebenschancen. Aller- dings entwickeln acht Prozent der Kinder unter 1 250 Gramm und 20 Prozent der vor der 28. Schwan- gerschaftswoche geborenen Kinder eine Netzhautablösung. „Ohne recht- zeitige Laserbehandlung führt sie in bis zu 80 Prozent der Fälle zur Er- blindung“, betonte Lorenz, denn die Netzhaut sei erst gegen Ende der Schwangerschaft voll ausgebildet.

Kommt das Kind jedoch zu früh zur Welt, so sind die die Retina ver- sorgenden Blutgefäße noch unreif.

Hinzu kommt, dass infolge des er-

höhten Sauerstoffbedarfs durch die Gehirn- und Lungenunreife eine Vasokonstriktion resultiert. Als Reak- tion darauf werden nach Aussage von Lorenz vermehrt Wachstumsfaktoren ausgeschüttet, die eine unkontrollier- te Angiogenese auslösen: „Die Ge- fäße wuchern bis in den Glaskörper hinein, und es kommt zur Frühgebo- renen-Retinopathie mit der Gefahr der Netzhautablösung.“

Die Konsequenzen seien abhängig davon, in welcher Zone der Retina sich das pathologische Geschehen abspielt. So sei der Visus besonders stark bedroht, wenn die Zone I – die Makula, der Bereich des schärfsten Sehens – betroffen sei. Spiele sich die Störung hingegen in den Zonen II und III ab, die sich als ringförmi- ge Flächen um die Makula herum ausbreiten, so könne sie bei eher geringgradigen Netzhautveränderun- gen folgenlos ausheilen. Allerdings

OPHTHALMOLOGIE

Fortschritte für Jung und Alt

Dank moderner Hightech-Diagnostik, kombiniert mit neuen Therapieverfahren, können Augenärzte heute vielen Patienten helfen, die früher fast zwangsläufig erblindet wären.

Foto:Günther Jockel

„ADLERAUGE“ BLEIBT VORERST VISION

Seit einiger Zeit sorgt eine Methode, bezeichnet als „Wellen- frontkorrektur“ oder „wellenfrontgeführte Hornhautchirurgie“, in der Augenheilkunde für Furore. Durch eine spezielle Laserbe- handlung der Hornhaut, eine technische Weiterentwicklung der konventionellen LASIK-Behandlung, soll sich die Sehschärfe deutlich verbessern lassen – bis hin zum „Adlerauge“. Mit dem Verfahren machen die Ophthalmologen eine Anleihe bei den Astrophysikern: Wenn diese mit Spiegelteleskopen ins Univer- sum spähen und Lichtsignale von Sternen „einfangen“, sind op- tische Fehler unausweichlich; das Wetter in der Atmosphäre lässt eine punktförmige Lichtquelle nur als „verschmiertes“ Sig- nal ankommen. Vermeiden lässt sich dies durch eine computer- gesteuerte Verbiegung der Spiegelfläche in vielen winzigen Segmenten im Bereich von Bruchteilen der Wellenlänge des Lichts. Das nennen die Astrophysiker „Wellenfrontkorrektur“.

„Doch an der Hornhaut des Auges ist eine solche Korrek- tur praktisch nicht möglich“, so der Ophthalmologe und Astrophysiker Prof. Dr. med. Paul-Rolf Preußner (Mainz) bei der 104. Jahrestagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) in Berlin. Das Auge sei dafür viel zu weich. Korrekturen, welche die Stärke der Hornhaut im Be- reich von zehn bis 100 Nanometern (einem millionstel Milli- meter) an einzelnen Stellen verändern, könnten nicht funktio- nieren, wenn sich das Auge im Mikrometer-Bereich (einem tausendstel Millimeter) bewegt. „Mit der modernen refrakti- ven Hornhaut-Chirurgie und ständig weiterentwickelten Intra- okularlinsen versuchen wir, dem Patienten eine optimale Sehqualität zu geben“, so Preußner. „Doch es ist noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten, bis auch die Grenze des theo- retisch Möglichen erreicht ist.“ EB

(2)

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 14⏐⏐6. April 2007 A929

M E D I Z I N R E P O R T

bräuchten die Kinder eine enge augenärztliche Überwachung, da bei ihnen das Risiko für Spätfolgen (zum Beispiel Schielen, Schwachsichtig- keit und Netzhautablösungen) deut- lich erhöht ist.

Bei ausgeprägten Netzhautverän- derungen aber muss die Gefäßproli- feration per Laserbehandlung unter- bunden werden, bevor sie größere Areale der Retina umfasst, denn die auf der Netzhaut entstandenen Ge- fäßbäume können narbig zusammen- schrumpfen und die Retina vom Un- tergrund abheben (traktive Netz- hautablösung). Bei der Behandlung wird die gefäßlose Retina per Di- oden- oder Argonlaser peripher der pathologischen Gefäße verödet, da die Wachstumsfaktoren von diesem Gewebe ausgeschüttet werden. Da- durch kann bei mehr als 50 Prozent der Kinder mit ausgeprägten Verän- derungen in der Zone I, die ohne Laserbehandlung alle erblinden, die Sehfähigkeit erhalten werden.

Ist die Lasertherapie nicht erfolg- reich oder nicht mehr möglich, kann laut Aussage von Lorenz in manchen Fällen die Situation durch moderne Operationsverfahren, wie etwa das Legen einer Cerclage oder eine Vi- trektomie mit und ohne Entfernung der Augenlinse, stabilisiert werden.

Bei Visusverschlechterung im Alter nicht einfach neue Brille

Ebenso wie bei den Frühgeborenen spielt die Früherkennung von Netz- hautveränderungen auch im Alter ei- ne große Rolle. Die demografische Entwicklung dürfte laut Friedburg zur Folge haben, dass in den kom- menden 25 Jahren die Zahl der blin- den und hochgradig sehbehinderten Menschen in Deutschland um rund 30 Prozent ansteigt – wenn nicht die schleichende Verschlechterung ihres Sehvermögens frühzeitig entdeckt und behandelt wird: „Statt die nach- lassende Sehfähigkeit auf die Brille zu schieben und sich eine neue Seh- hilfe zu besorgen, sollten ältere Men- schen ihre Augen bei Sehverschlech- terungen vom Augenarzt untersuchen lassen.“

Hinter der vermeintlichen Alters- sichtigkeit könne sich auch eine De- generation der Retina und des Seh- nervs, eine altersbedingte Makulade-

generation (AMD), ein Makulaloch oder auch ein Niederdruckglaukom verbergen. „Die Abklärung der nach- lassenden Sehkraft ist mit modernen Diagnoseverfahren möglich, die auch kleinste Veränderungen im Früh- stadium erfassen“, erläuterte Fried- burg. Parallel dazu wurden und wer- den Therapiemöglichkeiten gegen Augenerkrankungen entwickelt, de- ren Verlauf vor Kurzem noch unauf- haltsam zum Verlust des Sehvermö- gens führte.

Ein Beispiel ist die AMD, dies wurde bei der Düsseldorfer Tagung deutlich. Es stehen drei Wirkstoffe zur Behandlung der exudativen Form der Erkrankung zur Verfügung. Zu- gelassen sind laut Prof. Dr. med.

Frank G. Holz (Bonn) die Wirkstoffe Pegaptanib und Ranibizumab; einge- setzt wird auch das für onkologische Erkrankungen entwickelte Bevacizu- mab, das aber für die Behandlung der AMD nicht zugelassen ist. Alle drei Wirkstoffe hemmen den Wachstums- faktor VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) und unterbinden da- mit die krankhafte Gefäßneubildung in der Chorioidea.

„Die VEGF-Hemmstoffe haben den lang ersehnten Durchbruch in der

AMD-Behandlung gebracht“, so die Bewertung des Bonner Ophthalmo- logen. Studien ergaben beispielswei- se für Ranibizumab, dass sich nicht nur der weitere Visusverlust aufhal- ten, sondern sogar eine Verbesserung des Sehvermögens erzielen lässt. Da- zu aber sind wiederholte intravitreale Injektionen erforderlich. Jedoch wer- den die Behandlungskosten derzeit nicht von den gesetzlichen Kranken- kassen übernommen.

Pars-plana-Vitrektomie bei diabetischer Retinopathie

Als bedeutenden Fortschritt be- zeichneten die Wissenschaftler in Düsseldorf außerdem die Pars- plana-Vitrektomie, mit der sich bei Patienten mit schwerer proliferati- ver diabetischer Retinopathie die völlige Erblindung verhindern lässt.

Bei dem etwa ein bis zwei Stunden dauernden mikrochirurgischen Ein- griff wird der Glaskörper im Auge zerteilt und abgesaugt. Der Glas- körperraum wird anschließend mit einer klaren Substanz gefüllt. „Sie bewirkt, dass die abgelöste Netz- haut wieder an die Aderhaut an- gepresst wird“, erklärte Priv.-Doz.

Dr. Jörg Christian Schmidt (Mar- burg). Als möglichen Glaskörperer- satz nannte er klare Salzlösungen, Gase oder Silikonöl, wobei nach dem Ergebnis von Studien in Mar- burg auch einfach durch Luft ei- ne Endotamponade erwirkt werden kann, die postoperativen Glaskör- perblutungen entgegenwirkt.

Die Pars-plana-Vitrektomie ist nach Aussage von Schmidt bei ver- schiedenen Augenerkrankungen ein entscheidender Therapiefortschritt.

Der Wissenschaftler nannte als Bei- spiele möglicher Indikationen einen Venen- oder Venenastverschluss im Auge, Retinitis pigmentosa, schwe- re Augenverletzungen und auch die trockene AMD, bei der das Verfah- ren derzeit in Studien geprüft wird.

Erprobt werde ferner, inwieweit ei- ne partielle oder komplette Glaskör- perentfernung auch auf enzymati- schem Wege möglich sei. Langfris- tig könnte die Spritze ins Auge, wie sie bei der exsudativen AMD schon Realität ist, dann sogar komplizierte Augenoperationen ersetzen. I Christine Vetter Feuchte Form der

altersabhängigen Makuladegenera- tion (AMD):der für die AMD typi- sche graue Fleck im Zentrum des Gesichtsfeldes aus Sicht des Patienten (oben) und in der Kontrastmitteldar- stellung (unten)

Fotos:Novartis

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Dich noch unserer zu erbarmen und durch Deinen heiligen Geist Wohnung in uus zu machen, aus daß w ir durch Seine Gnade erneuert unsere Glieder wiederum D ir

den  Älteren  auf  dem  Vormarsch.  Längst  haben  sie  das  world  wide  web  für  sich  entdeckt und gelernt, es auf ihre Weise zu  nutzen.  So  stehen 

Zwei oder vier Stunden täglich bietet auch Sport- Scheck in seinen Tennis- camps, zu denen jetzt erstma- lig auch eines gehört, auf dem man im Winter unter som- merlichen

Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen.. Dies gilt auch für

März spielte die Singgruppe der Pro Senectute Basel-Stadt zusammen mit der Primarschulklasse 3a, der Thiersteinerschule Basel, im Alters- und Leichtpflegeheim Gundeldingen, das

Ist der Allgemeinzustand deutlich beeinträchtigt, wenn Fieber oder Husten von mehr als 2 Tagen vorhanden sind, oder bei erheblichen Bauchschmerzen mit oder ohne Durchfall, oder

Weitere Auskünfte zu den Kursen erteilt Eveline Soika unter der oben genannten Telefonnummer oder per

4. Ragen Spaghetti aus dem Wasser heraus, werden sie, sobald sie etwas weich geworden sind, mit einem Pfannenwender sanft unter Wasser gedrückt. Den Deckel nicht auf den