Gewählt wurden des weiteren in getrennten Wahlgängen zwei Vizeprä- sidenten. Dabei wurden jeweils mehre- re Wahlgänge nötig, da auch die Kan- didatenzahl größer war.
Zum ersten Vizepräsiden- ten (das „erste“ bedeutet keine Rangfolge) wurde im dritten Wahlgang Frau Dr.
med. Ursula Auerswald (49) gewählt, niedergelas- sene Anästhesistin und Präsidentin der Ärztekam- mer Bremen. Zum zwei- ten Vizepräsidenten wähl- te, gleichfalls im dritten Wahlgang, der 102. Deut- sche Ärztetag Dr. med.
Andreas Crusius, Internist und Kran- kenhausarzt in Rostock, Präsident der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpom- mern. Auerswald, die im dritten Wahl- gang einzige Kandidatin war, erhielt 207 Stimmen, 27 Delegierte stimmten mit Nein, für Crusius votierten 132 von 239 Delegierten. Es gab 11 Stimment- haltungen. Auf seinen Gegenkandida- ten, Dr. med. Dieter Everz, entfielen 96 Stimmen. Everz galt als Kandidat der Allgemeinärzte/Hausärzte. Die sind somit in der Dreierspitze der Bundes- ärztekammer nicht vertreten, eine ge- wisse Verbitterung war deswegen in Cottbus zu spüren. Hoppe versprach al- lerdings, möglichst bald mit den Allge- meinärzten ein befriedendes Gespräch zu führen.
Schließlich wählte der Deutsche Ärztetag noch zwei angestellte Ärzte in den Vorstand der Bundesärztekam- mer, der im übrigen aus den Präsiden- ten aller Landesärztekammern als ge- borenen Mitgliedern besteht. Erster Beisitzer (auch das ist nicht protokol- larisch gemeint) wurde auf Anhieb mit 136 von 239 abgegebenen gültigen Stimmen Rudolf Henke, Kranken- hausarzt aus Aachen und MB-Vor- standsmitglied. Die zweite Beisitzer- position errang im zweiten Wahlgang Dr. med. Astrid Bühren, Murnau, die Präsidentin des Deutschen Ärztin- nenbundes. Henke war bisher schon Beisitzer, Frau Bühren ist in dieser Funktion neu, die bisherige Beisitze- rin, Dr. med. Elisabeth Hauenstein, kam nicht mehr durch.
Prof. Hoppe, der neue Präsident, versprach im Anschluß an die Wahl vor der Presse, für eine Atmosphäre zu sor-
gen, die die Diskussion mit der Politik erleichtere. Er werde im übrigen für die Integration der Ärzteschaft wirken.
Frau Auerswald liegt daran, die Ärzte-
schaft aus den Negativschlagzeilen her- auszubringen und für ein positives Bild der Ärzte in der Öffentlichkeit zu sor- gen, unter anderem durch sachkundige Patientenberatung. Crusius will in die Vorstandsarbeit (weiterhin) die spezifi- schen Ostprobleme einbringen, aber auch dabei mitwirken, daß die noch be-
stehende Differenzierung von Ost und West in den nächsten Jahren beseitigt wird. Als Vertreter der „Ostärzte“ galt bisher Prof. Dr. med. Walter Brand- städter, Magdeburg, der in den letzten vier Jahren einer der beiden Vizepräsidenten war.
Brandstädter (67) hatte nicht mehr kandidiert. Er leitete den sich über Stunden hinziehen- den Wahlvorgang beim Ärzte- tag in Cottbus.
Der Ärztetag wählte au- ßerdem die Mitglieder des Deutschen Senats für ärztli- che Fortbildung, der Deut- schen Akademie für Allge- meinmedizin und der Deut- schen Akademie der Gebietsärzte.
Hierbei handelt es sich um besonde- re Ausschüsse der Bundesärzte- kammer, deren Statut vom Deut- schen Ärztetag beschlossen wurde.
Die Namen der Gewählten sind im Dokumentationsteil dieses Heftes aufgeführt. Norbert Jachertz
A-1636
P O L I T I K 102. DEUTSCHER ÄRZTETAG
(40) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 24, 18. Juni 1999
Der Tagesordnungspunkt „Tätig- keitsbericht“ war – nicht zum ersten Mal auf Deutschen Ärztetagen – ans Ende der Verhandlungen gerutscht.
Der Tätigkeitsbericht der Bundesärz- tekammer dient den Ärztetags-Dele- gierten fast schon traditionell als Vehi- kel für mitunter recht spontane Wil- lensbekundungen verschiedenster Art neben den in monatelanger Abstim- mung vorbereiteten Tagungsschwer- punkten. Früher häufig ein Spielplatz für Systemveränderer, deren Anträge mit steter Regelmäßigkeit niederge- stimmt wurden, findet inzwischen die Mehrzahl der hier eingebrachten For- derungen und Bekundungen eine brei- te Mehrheit unter den Delegierten.
Die Verhandlungen des Ärztetages zu diesem Tagesordnungspunkt litten sehr unter Zeitmangel; in knapp zwei Stunden entschieden die Delegierten über 44 Anträge sowie acht Ände- rungsanträge, mithin beschäftigte sich das Plenum mit jedem Antrag rund
zwei Minuten, Abstimmung inclusive.
Dies ist bedauerlich, denn eine Viel- zahl der eingebrachten Anträge hätte eine ausführlichere Behandlung ver- dient. Dies gilt zum Beispiel für die Anträge, die die Erleichterung der Freistellung von Ärzten für humanitä- re Hilfseinsätze im Ausland betreffen.
Hier wird ein Regelwerk gefordert, das für hilfswillige Ärzte nach der Rück- kehr einen schadensfreien Wiederein- stieg in ihre alten Stellungen gewähr- leistet. Mit großer Mehrheit unter- stützten die Delegierten die Forderung des Vorstands der Bundesärztekam- mer an Bund und Länder, „die längst überfällige Novellierung der ärztlichen Approbation vorzunehmen“. Weitere Schwerpunkte dieses Tagungsord- nungspunktes waren Weiterbildung, Vergütung, Krankenhaus und ärztliche Berufsausübung. Der Wortlaut der angenommenen Anträge ist im Do- kumentationsteil des Heftes abge- druckt. Dr. Thomas Gerst Stimmenauszählung „per Hand“, ein langwieriges Verfahren