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Ähnlich wie in der Privatwirtschaft haben auch die 4,8 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes

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Academic year: 2022

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BIBB/BAuA 2018

Öffentlicher Dienst: hohe Arbeitsintensität, starke Belastung

32 baua: Fakten

Ähnlich wie in der Privatwirtschaft haben auch die 4,8 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes

1

tiefgreifende Umstrukturierungen und Umorganisationen in ihrem unmittelbaren Ar- beitsumfeld erlebt. Dazu gehören beispielsweise die Einführung neuer Software oder das Anbieten neuer bzw. veränderter Dienstleistungen. Dies geht nicht spurlos an den Beschäftigten vorüber: Die Arbeitsintensität ist auch im öffentlichen Dienst hoch, und im Vergleich zur Privatwirtschaft fühlen sich die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in vielerlei Hinsicht besonders stark belastet.

Der öffentliche Dienst im Wandel

Der öffentliche Dienst umfasst eine Vielzahl von Berufen – zum Beispiel in Verwaltung, Lehre, Krankenpflege, Polizei oder Rechtspflege. Aufgaben und Arbeitsbedingungen in diesen Berufen unterscheiden sich sehr stark. Gemeinsam haben sie aber alle, dass sie vom Wandel der Arbeit und den damit verbundenen Leistungsanforderungen schon seit Längerem betroffen sind. Mit der Verwendung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien haben sich auch die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger an die Leistungen des öffentlichen Dienstes verändert: Alles soll einfacher, schneller und flexibler gehen. Des Weiteren hat insbesondere der öffentliche Dienst aufgrund jahrelan- ger Personaleinsparungen sowie aktueller und zukünftiger Verrentungswellen mit einem Fachkräftemangel zu kämp- fen. So waren 2018 26,9 % der Beschäftigten im öffentli- chen Dienst älter als 55 Jahre und werden in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen.2

Hohe Arbeitsintensität im öffentlichen Dienst

Auswertungen der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018, basierend auf Angaben von ca. 17.000 abhängig Be- schäftigten, zeigen, dass psychische Anforderungen, die als Indikatoren für Arbeitsintensität gelten (siehe Fakten- blatt 26), im öffentlichen Dienst zum Teil höher sind als in anderen Wirtschaftsbereichen (siehe Abb. 1). Dies zeigt sich insbesondere beim gleichzeitigen Betreuen verschie- denartiger Aufgaben: Von dieser Anforderung sind 67 % der Beschäftigten im öffentlichen Dienst betroffen. Etwas häufiger kommen im öffentlichen Dienst auch Störungen und Unterbrechungen bei der Arbeit (49 %) sowie das Ar- beiten an der Grenze der Leistungsfähigkeit (19 %) vor.

Termin- oder Leistungsdruck sowie die Anforderung, sehr

schnell zu arbeiten, sind hingegen im öffentlichen Dienst seltener als in anderen Wirtschaftsbereichen.

Verschiedene Arbeiten gleichzeitig betreuen

67

6161 50 58

Starker Termin- oder Leistungsdruck

46

47485051 Bei der Arbeit

gestört, unterbrochen

49

4647 39 48

Sehr schnell arbeiten

31

343637 34

Arbeiten an der Grenze der Leistungsfähigkeit

19

1616 1415

Öffentlicher Dienst Industrie Handwerk Dienstleistung Gesamt

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

Abb. 1 Psychische Anforderungen nach Wirtschaftsberei- chen (häufig in %)

Die Beschäftigten wurden nicht nur nach der Häufigkeit der verschiedenen Arbeitsanforderungen gefragt, sondern bei häufigem Auftreten auch danach, ob sie sich dadurch belastet fühlen. Bei allen in Abbildung 1 betrachteten psy- chischen Anforderungen fühlen sich die Beschäftigten im öffentlichen Dienst häufiger belastet als diejenigen in anderen Wirtschaftsbereichen. Unter anderem berichten 83 % der Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Be- lastungen durch ständiges Arbeiten an der Grenze der Leistungsfähigkeit. Zwar sind die Beschäftigten im öffent- lichen Dienst seltener von Termin- oder Leistungsdruck

(2)

baua: Fakten Öffentlicher Dienst: hohe Arbeitsintensität, starke Belastung 2

Impressum | Herausgeber: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), Friedrich-Henkel-Weg 1–25, 44149 Dortmund, Telefon: 0231 9071-2071, E-Mail: info-zentrum@baua.bund.de, Internet: www.baua.de |

Autorin: Dr. Lena Hünefeld, Redaktion: D. Tschernow, Gestaltung: S. Graul | doi:10.21934/baua:fakten20200211 | Februar 2020

32

Weiterführende Informationen

1 DESTATIS (2019): Finanzen und Steuern. Personal des öffentlichen Dienstes. Fachserie 14 Reihe 6, 2018, Tab. 1.21. Online verfügbar unter www.destatis.de/

DE/Themen/Staat/Oeffentlicher-Dienst/Publikationen/

Downloads-Oeffentlicher-Dienst/personal-oeffentlicher- dienst-2140600187004.pdf?__blob=publicationFile 2 Deutscher Gewerkschaftsbund (2019): Personalreport.

Öffentlicher Dienst. Online verfügbar unter www.dgb.

de/themen/++co++20227126-e681-11e9-ba32-52540088 cada

3 Franke, F. (2015): Is work intensification extra stress?

Journal of Personnel Psychology, 14(1), 17-27.

4 GDA (2017): Arbeitsschutz in der Praxis. Empfehlungen zur Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung

psychischer Belastung. Online verfügbar unter www.gda-psyche.de/SharedDocs/Downloads/DE/

empfehlungen-zur-umsetzung-der-gefaehrdungsbeur teilung-psychischer-belastung.pdf?__blob=publication betroffen, jedoch empfinden sie diese Anforderung mit

75 % häufiger als Belastung – acht Prozentpunkte mehr als der Durchschnitt. Und 65 % der Befragten im öffentli- chen Dienst empfinden eine Belastung durch häufige Stö- rungen und Unterbrechungen bei der Arbeit; im Dienst- leistungsbereich sowie im Handwerk sind es jeweils 57 % (siehe Abb. 2).

Belastung durch gleichzeitiges Betreuen verschiede- ner Arbeiten

83

7779 7578 Belastung durch

starken Termin- oder Leistungsdruck

75

6467 6165

Belastung durch Stö- rung, Unterbrechung

bei der Arbeit

65

5760 5758

Belastung durch sehr schnelles arbeiten

37

3033 2932

Belastung durch Arbei- ten an der Grenze der

Leistungsfähigkeit

55

4951 4951

Öffentlicher Dienst Industrie Handwerk Dienstleistung Gesamt

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

Abb. 2 Belastung durch häufig auftretende psychische An- forderungen nach Wirtschaftsbereichen (in %) Psychische Anforderung mit gesundheitlichen Folgen In der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 wurden zusätzlich verschiedene gesundheitliche Beschwerden ab- gefragt.

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Allgemeine Müdigkeit,

Mattigkeit oder Erschöpfung

39

3537 2830 Nächtliche

Schlafstörungen

34

2930 24 31

Nervosität oder Reizbarkeit

30

2929 2627

Emotionale Erschöpfung

52

4949 4647

Kopfschmerzen

32

2727 1823

Öffentlicher Dienst Industrie Handwerk Dienstleistung Gesamt

Abb. 3 Ausgewählte gesundheitliche Beschwerden nach Wirtschaftsbereichen (in %)

Hier zeigen sich für den öffentlichen Dienst bei denjenigen Beschwerden erhöhte Werte, für die in weiterführenden Studien auch ein Zusammenhang mit einer andauernd hohen Arbeitsintensität aufgezeigt werden konnte.3 So berichten die Beschäftigten im öffentlichen Dienst zum Beispiel häufiger von allgemeiner Müdigkeit, Mattigkeit oder Erschöpfung (52 %). Ebenfalls sind sie mit 34 % häu- figer von nächtlichen Schlafstörungen betroffen. Gleiches gilt für Kopfschmerzen (39 %, siehe Abb. 3).

Fazit

Die Auswertungen verdeutlichen, dass eine hohe Arbeits- intensität einen großen Teil der Beschäftigten im öffent- lichen Dienst betrifft und diese partiell sogar häufiger davon betroffen sind als Beschäftigte in anderen Wirt- schaftsbereichen. Da andauernd hohe Arbeitsintensität gesundheitliche Folgen haben kann, ist sie auch ein wich- tiges Thema für den Arbeits- und Gesundheitsschutz. Ein zentrales Instrument ist hier die Gefährdungsbeurteilung nach dem Arbeitsschutzgesetz, die der Beurteilung und der Gestaltung der Arbeit dient.4 Die Beschäftigten müs- sen dabei in die Belastungsanalysen und die Maßnahme- nableitung unbedingt einbezogen werden. Es kommt dar- auf an, alle in der Organisation zur Verfügung stehenden Gestaltungskompetenzen und -möglichkeiten zu nutzen, damit die Beschäftigten den Wandel der Arbeit und die da- mit einhergehenden veränderten Leistungsanforderungen ohne gesundheitliche Risiken bewältigen können.

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