anschließende Analyse von RNA- Konformations-Polymorphismen die Sensitivität dieser Screening-Metho- de noch deutlich erhöhen kann (19).
Diskussion
Die Entwicklung neuer moleku- larbiologischer Techniken bringt ei- nen Kenntniszuwachs ungeahnten Ausmaßes mit sich, und in den kom- menden Jahren ist mit Einblicken in den molekularen Pathomechanismus vieler weiterer Erkrankungen zu rechnen. Das in den USA begonnene
„Human Genome Project" mit dem Ziel, bis zum Jahre 2010 das gesamte menschliche Genom zu kennen, deu- tet in diese Richtung (20, 21). In der klinisch-pathologischen Diagnostik nehmen molekulare Analysen daher einen zunehmend wichtigen Stellen- wert ein. Dies macht jedoch auch nö- tig, die Grenzen der verfügbaren Verfahren zu sehen. Die Detektion von Punktmutationen in bestimmten Genen bei einzelnen Erkrankungen kann wichtige Hinweise zur moleku- laren Aufklärung der Pathogenese der Krankheit geben. Allerdings sind darüber hinaus auch viele andere Verfahren, zum Beispiel biochemi- scher Art, notwendig, um die patho- physiologische Bedeutung eines alte- rierten Proteins im Gesamtorganis- mus zu klären. Auch sind trotz der jüngsten Entwicklungen die oben ge- nannten molekularen Analysen zum Teil sehr aufwendig und können nur mit großer Erfahrung sachgerecht durchgeführt werden. Die richtige Interpretation von Ergebnissen er- fordert die Erfahrung von speziali- sierten Laboratorien. Zum jetzigen Zeitpunkt ist auch über die Sensitivi- tät und Spezifität der genannten Screening-Verfahren noch zu wenig bekannt, um sie als Routineverfah- ren in der Klinik einsetzen zu kön- nen. So werden beispielsweise durch das genannte enzymatische Cleava- ge-Verfahren von PCR-Produkten vermutlich nur etwa 50 Prozent der Mutanten eines Gens erkannt. Ins- gesamt erfordert gerade die grundle- gende Methode der PCR trotz au- genscheinlicher Einfachheit und weitreichender Anwendbarkeit gro- ße Kenntnis und Sorgfalt, zum Bei-
spiel zur Vermeidung falsch positiver und falsch negativer Resultate.
Die genannte schnelle Entwick- lung bringt auch mit sich, daß das Auseinander von diagnostischem und therapeutischem Vermögen der Medizin gegenwärtig noch größer werden kann. Bei fehlender Thera- piemöglichkeit kann das Wissen um einen genetischen Test sehr bela- stend sein, und es eröffnen sich Pro- bleme unter anderem der Versiche- rungsmedizin, der Betriebsmedizin (Einstellungsuntersuchungen) und der Pränatalmedizin. Es gibt erste Versuche, das rasch zunehmende molekularbiologische Wissen auch im therapeutischen Bereich der Me- dizin nutzbar zu machen (Genthera- pie) (22, 23). In allen diesen Ent- wicklungen sind neben wissenschaft-
Zeitpunkt
prophylaktischer Antibiotika-Gabe bei Operationen
Randomisierte, kontrollierte Studien haben gezeigt, daß pro- phylaktische Antibiotika-Gaben zur Verhinderung von Wundinfektionen nach Operationen wirksam sind. Es ist jedoch nicht geklärt, wie der Zeit- punkt der Antibiotika-Gabe das Ri- siko einer Infektion in der tatsächli- chen klinischen Praxis beeinflußt.
Die Autoren untersuchten pro- spektiv das Auftreten von Wundin- fektionen bei 2847 Patienten. Die Antibiotika-Gabe zwei bis 24 Stun- den vor dem operativen Eingriff wur- de als „früh" definiert, während die Gabe zwei Stunden vor dem Eingriff als präoperativ, drei Stunden nach dem Eingriff als perioperativ und mehr als drei, aber weniger als 24 Stunden nach dem Eingriff als post- operativ definiert wurde. Von den 1708 Patienten, die präoperativ eine Antibiotika-Prophylaxe erhielten, er- litten 10 (0,6 Prozent) nachfolgend Wundinfektionen. Bei vier von den 282 Patienten (1,4 Prozent), die peri- operativ Antibiotika erhielten, traten diese Infektionen auf (p = 0,12, re-
lichen Problemen stets auch rechtli- che, gesellschaftliche und ethische Fragen von Belang.
Dt. Ärztebl. 89 (1992) A 1-3141-3145 [Heft 39]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordem über die Verfasser.
Anschrift für die Verfasser:
Dr. med. Matthias Volkenandt Dermatologische Klinik und Poliklinik der
Ludwig-Maximilians-Universität München
Frauenlobstraße 9-11 W-8000 München 2
FÜR SIE REFERIERT
latives Risiko im Vergleich zu der präoperativ behandelten Gruppe:
2,4). Von 488 Patienten mit postope- rativer Antibiotika-Gabe entwickel- ten 16 (3,3 Prozent) Wundinfektio- nen (p < 0,0001; relatives Risiko:
5,8). Von den 369 Patienten mit ei- ner frühen Antibiotika-Behandlung hatten 14 (3,8 Prozent) Wundinfek- tionen (p < 0,0001; relatives Risiko:
6,7). Die statische Analyse bestätig- te, daß eine Behandlung mit Anti- biotika in der präoperativen Zeit mit dem niedrigsten Risiko für eine Ope- rationswundinfektion assoziiert war.
So kommen die Autoren zu der Schlußfolgerung, daß zwar in der chirurgischen Praxis beträchtliche Variationsmöglichkeiten beim Tim- ing der prophylaktischen Antibioti- ka-Gabe bestehen, daß aber die Be- handlung während der zwei Stunden vor der Operation das Risiko einer Wundinfektion am effektivsten redu- ziert. ing
Classen, D. C. et al.: The timing of prophy- lactic administration of antibiotics and the risk of surgical-wound infection, New Engl.
J. Med. 326 (1992) 281-286
Dr. John P. Burke, Department of Clinical Epidemiology, LDS Hospital, Eighth Ave.
and C. St., Salt Lake City, UT 84143, USA
Dt. Ärztebl. 89, Heft 39, 25. September 1992 (63) A1-3145