MEDI ZIN
Nebenwirkungen der antiphlogisti- schen Therapie beobachtet wurden.
Darüber hinaus kamen als Behand- lungskandidaten auch die Patienten in Frage, bei denen die antiphlogisti- sche Therapie keinen Erfolg mehr zeigte (13). Die Erfolgsrate (6 bis 28 Jahre nach Therapie) war hoch: 65 Prozent der Patienten waren be- schwerdefrei, 30 Prozent gebessert (13). Das Verfahren wird seit einigen Jahren nicht mehr angewandt.
9. Intraarterielle Isotopentherapie
Tumoren und Metastasen der Leber sowie Tumoren der Niere wer- den seit längerer Zeit einer intraarte- riellen Embolisation oder intraarte- riellen Chemotherapie zugeführt. Es bot sich daher an, durch den intraar- teriellen Katheter Partikel als Träger von Radionukliden zu injizieren.
Hierbei handelt es sich um Y-90 Bio- rex, Y-90 Mikrosphären oder P-32 Mikrosphären (7, 17). Auch J-131-Li- piodol ist zur Behandlung von Leber- metastasen eingesetzt worden.
Ausblick
Radioimmuntherapie
Insbesondere in den USA wer- den Therapiestudien durchgeführt, die die Behandlung verschiedener Tumoren mit radioaktiv markierten Antikörpern, die gegen verschiedene Antigene gerichtet sind, prüfen. Er- ste Erfolge liegen beim Prostatakar- zinom vor (Y-90 MAb 7 E 11-C 5.3).
Auch beim Ovarialkarzinom (Re- 186-MR-CO-02F(ab') 2) und beim B- Zell-Lymphom (J-131-Lym-1) wur- den erste Resultate beschrieben. Für das Ovarialkarzinom wurde Y-90-B 72.3 und für das Mammakarzinom J-131 chimärische L6-AB-Antikörper eingesetzt, während in Deutschland in Einzelfällen ein Immuncocktail (J- 131-Anti-CEA/Ca 19-9) beim kolo- rektalen Karzinom und beim Pan- kreaskarzinom zur Anwendung kam.
EGF-Rezeptor-AK
Bender et al. (3) haben im Rah- men einer NCI-Studie J-125 EGF-
ZUR FORTBILDUNG / FÜR SIE REFERIERT
Rezeptor-Antikörper bei Glioblasto- men eingesetzt. Ergebnisse bleiben abzuwarten.
Neutroneneinfang-Therapie Das Verfahren beruht darauf, daß bei Bestrahlung von Bor mit Neutronen ein radioaktives Isotop entsteht. Man kann nun Bor-mar- kierte Tumorantikörper in den Kör- per einbringen. Aufgrund der Anti- gen-Antikörper-Reaktion kommt es zu einer Konzentration von Bor im Tumor. Die perkutane Neutronenbe- strahlung führt dann zur Bildung ra- dioaktiven Bors, welches seinerseits den Tumor zerstört und die Umge- bung schont. Eine andere Möglich- keit besteht darin, Bor-markierte Re- zeptorliganden zu applizieren, die dann aufgrund der Rezeptorbindung in bestimmten Tumoren akkumuliert werden.
Therapie mit Auger-Elektronen Bestimmte Radioisotope emit- tieren beim Zerfall Auger-Elektro- nen. Man kann beispielsweise J-125 UdR, ein Thymidinanalogon, einset- zen, aber auch J-125 Tamoxifen (1).
Die letztgenannten Verfahren zeigen erste neue Möglichkeiten auf, können jedoch noch nicht routinemä- ßig eingesetzt werden. Sie sollen je- doch Hinweis darauf geben, daß die nuklearmedizinische Tumortherapie erfolgversprechende Ansätze für die Zukunft aufweist.
Deutsches Arzteblatt
90 (1993) A 1 -1724-1729 [Heft 23]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über die Verfasser.
Anschrift der Verfasser:
Prof. Dr. med. Hans Jürgen Biersack PD Dr. med. Andreas L. Hotze Klinik für Nuklearmedizin der Universität Bonn
Sigmund-Freud-Straße 25 W-5300 Bonn 1
Zervix-Screening bei älteren Frauen
Kann man für das Screening nach Zervixkarzinomen eine Alters- grenze angeben? In zwei schotti- schen Bezirken, Dundee und Angus, gingen die Autoren in einer retro- spektiven Studie dieser Frage nach.
798 Frauen, bei denen in den Jahren 1989 und 1990 intraepitheliale Zer- vix-Neoplasien diagnostiziert worden waren, wurden nach Altersgruppen (Fünfjahresgruppen) und nach der vorangegangenen Teilnahme an Vor- sorgeuntersuchungen eingeteilt. 711 Fälle (89 Prozent) betrafen dabei Frauen bis zu 45 Jahren, nur 38 Pa- tientinnen waren älter. Eine Neopla- sie als Erstdiagnose war bei über 50 Jahre alten Frauen überhaupt nicht zu finden, sofern diese zuvor alle drei Jahre regelmäßig an Vorsorgeunter- suchungen teilgenommen hatten. Bei 26 Frauen über fünfzig Jahre, die nicht Vorsorge betrieben hatten, wurden makro- oder mikroinvasive Karzinome diagnostiziert. Neopla- sien vom CIN-Grad III waren am häufigsten bei jungen Frauen im Al- ter von < 30 Jahren zu finden.
Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß die „de novo-Genese" ei- ner zervikalen intraepithelialen Neo- plasie (CIN) bei älteren Frauen sehr unwahrscheinlich ist. Den Frauen über fünzig, die in den vorangegange- nen Jahren regelmäßig negative Zer- vixabstriche aufwiesen, könnte des- halb diese Untersuchung erspart wer- den. Es bleibt allerdings die Frage of- fen, ob eine postklimakterische Hor- mon-Substitution zu einem anderen Ergebnis führen kann; hierzu sind weitere Studien erforderlich. sei
Van Wijngaarden, W. J., I. D. Duncan:
Rationale for stopping cervical screening in women over 50. BMJ 1993 (306):
967-971.
Dr. Van Wijngaarden, Department of Obstetrics and Gynaecology, Ninewells Hospital and Medical School, Dundee DD1 9SY, UK.
Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 23, 11. Juni 1993 (39) A1-1729