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Nachruf zu Peter Tlach (1925 – 2007)

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source: https://doi.org/10.7892/boris.90073 | downloaded: 1.2.2022

6 BeWL 9/2008 Information

Am 12. September 2007 verstarb Prof. Dr. Peter Tlach, der von 1960 bis 1990 als habilitierter Betriebswirt an der Universität Bern forschte und lehrte. Von Norbert Thom

Nachruf zu Peter Tlach (1925 – 2007)

Peter Tlach war mein Vorgän­

ger im Amt. Was habe ich aus Gesprächen mit ihm, seinen Kollegen und seinen Schülern lernen dürfen?

Peter Tlach hatte einen bemer­

kenswerten Weitblick, ja wir können von geradezu visionären Fähigkeiten sprechen. Schon früh erkannte er die Bedeutung der Systemtheorie und Kyber­

netik für die Managementlehre.

Ebenso war er einer der ersten im deutschsprachigen Raum, welcher sich intensiv mit dem Gedankengut und Instrumenta­

rium der Organisationsent­

wicklung auseinandersetzte.

Dieser evolutionäre Ansatz des

«Managements des Wandels»

faszinierte ihn sicherlich nicht zuletzt aufgrund des Menschen­

bildes, das sehr weit von einer Reduktion auf den homo oeco­

nomicus entfernt ist und die Vielschichtigkeit von Menschen beider Geschlechter als gleich­

berechtigte Mitglieder von sozia­

len Systemen akzeptiert sowie

produktiv nutzbar macht. Peter Tlach wurde infolgedessen von seinem Umfeld als echter Huma­

nist erlebt, der sich stark für eine menschenorientierte BWL engagierte.

Die Organisationsentwicklung fügte sich harmonisch in eine Theorie der Unternehmensent­

wicklung ein, die das ganze Unternehmen als dynamisches System betrachtet, das unter­

schiedliche Phasen (inklusive Krisen) der Entwicklung in stän­

diger Interaktion mit seinem Umsystem durchläuft.

Einen prägenden Eindruck hinter­

liess Peter Tlach als Lehrer in der Universität. Die Lehre war für ihn niemals nur eine nachrangige Pflicht, sondern eine herausra­

gende Komponente, ein wesentli­

cher Gestaltungsauftrag seines Berufes.

Ein besonderes Anliegen war ihm die Gruppenarbeit im Universi­

tätsunterricht. Wir würden heute von einem intensiven Koope­

rations­ und Kommunikationstrai­

ning zur Förderung der sozialen Kompetenzen von Studierenden sprechen. Diese lernten, eine Gruppenarbeit selbstständig zu planen, zu realisieren und syste­

matisch auszuwerten. Nicht selten entwickelten sich aus die­

sen Erfahrungen über das Uni­

versitätsstudium hinaus Koopera­

tionspartnerschaften, ja zum Teil Freundschaften. Fortgeschrittene Studierende wurden als Tutoren eingesetzt und am Ende des Lern­

prozesses gab es Gruppenprü­

fungen. Dieses Konzept war mu­

tig und zumindest in der dama­

ligen Rechts­ und Wirtschafts­

wisschenschaftlichen Fakultät der Universität Bern einzigartig.

Zugleich lernten die Studierenden über die engen ökonomischen Grenzen der BWL hinaus zu schauen. Wir können von einer starken Verhaltensorientierung sprechen, die Erkenntnisse der So­

zialwissenschaften, nament­

lich der Psychologie, aufgreift und betriebliches Handeln ethisch reflektiert. Peter Tlach war vom Gedankengut der Anthroposophie geprägt und verstand den vieldimensionalen Menschen auch als spirituelles Wesen. Seine Offenheit für hoch­

schuldidaktische Experimente verband sich mit dem Ziel, die Studierenden zum kritischen Denken, zum selbstständigen Reflektieren und zum forschen­

den Lernen anzuregen. Das didaktische Gefäss dafür war die autonome studentische Lern­

gruppe (ohne Trittbrettfahrer).

Für die dabei entfalteten indivi­

duellen und kollektiven Lern­

prozesse konnte er Begeisterung auslösen. Ehemalige Schüler bestätigten mir, dass sie lebens­

lang von dieser nachhaltig ge­

förderten sozialen Kompetenz profitiert haben.

So dürfen wir Peter Tlach als visionären Erkenner neuer Ent­

wicklungen für dynamische Unternehmenskonzepte, als An­

reger, Ermutiger, eigenstän­

digen Denker sowie als einen Wegbereiter einer menschzent­

rierten BWL verstehen und ihm ein ehrendes Andenken für sein rund 30­jähriges Wirken als Berner Universitätslehrer be­

wahren.

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