A K T U E L L
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A6 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 1–2⏐⏐9. Januar 2006
Mutter-Kind-Kuren
Kassen lehnen die Hälfte der Anträge ab
Wirksamkeit der
stationären Maßnahmen belegt
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ie rückläufige Zahl von Bewilligungen der Kran- kenkassen für Mutter-Kind- Kuren beziehungsweise Maß- nahmen für Kinder und erzie- hende Väter kritisierte der Forschungsverbund Präventi- on und Rehabilitation für Mütter und Kinder an der Medizinischen Hochschule Hannover. Die Kassen lehn- ten derzeit 50 Prozent aller Anträge ab, obwohl medizini- sche und psychosoziale Indi- kationen vorlägen.Studien haben nach Anga- ben des Leiters des For- schungsverbundes, Dr. Jürgen Collatz, gezeigt, dass mehr als 20 Prozent aller Mütter ge- sundheitsgefährdenden Bela- stungen ausgesetzt sind, die
zu Erschöpfung, geschädigten Körperfunktionen und einge- schränkter Aktivität führen.
Die Wissenschaftler ermittel- ten, dass auf einzelne Indika- tionen spezialisierte ambu- lante Angebote wenig erfolg- versprechend sind. „Erst eine familienmedizinische ganz- heitliche Behandlung gewähr- leistet eine hohe Effektivität und Nachhaltigkeit“, betonte Collatz.
Grundsätzlich haben auf- grund einer Gesetzesnovelle von 2002 Frauen und Männer in Familienverantwortung An- spruch auf eine voll finanzier- te Vorsorge- oder Rehabilita-
tionsmaßnahme zulasten der Krankenversicherung, wenn diese indiziert ist und ärztlich attestiert wird. Im Juli 2005 hob das Bundesgesundheits- ministerium erneut die Be- deutung eines familienmedizi- nisch orientierten stationären Angebotes hervor.
Der Forschungsverbund kri- tisiert, dass die Absicht des Gesetzgebers, durch vollstän- dige Finanzierung einen leich- teren Zugang zu erwirken – vor 2002 wurden häufig nur Zuschüsse gezahlt –, nicht ge- lungen sei. Statt der erwarte- ten Mehrkosten in Höhe von fünf Millionen Euro jährlich
seien 65 Millionen Euro bis Ende 2004 eingespart worden.
Die Existenz vieler qualitativ hochwertiger Mutter-Kind- Kliniken sei bedroht. Der For- schungsverbund fordert die Krankenkassen auf, die zöger- liche Antragsbewilligung auf-
zugeben. PB
Sozialversicherung
Beiträge früher fällig
Ab Januar 2006 müssen Beiträge noch im Bezugs- monat abgeführt werden.
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b Januar 2006 gilt für alle Betriebe und damit auch für Arztpraxen ein geänder- ter Fälligkeitstermin bei der Abführung von Sozialversi- cherungsbeiträgen ihrer Mit- arbeiter. Die Beiträge müssen künftig am drittletzten Bank- arbeitstag des Monats, in dem das Arbeitsentgelt erzielt wird, abgeführt werden. Die bisher geltenden Fälligkeits- regelungen sahen vor, dass zum Beispiel für Entgelte, die bis zum 25. des Monats zu zahlen sind, der Beitrag erst zum 15. des Folgemonats ab- zuführen ist. Um Betriebe von der einmaligen Erhöhung der Zahlungen im Januar zu entlasten, gilt folgende Über- gangsregelung: Die Sozialver- sicherungsbeiträge für Januar 2006 werden in Höhe von je- weils 1/6 der Beitragsschuld erst mit den Beträgen für die Monate Februar bis Juli 2006 fällig.Mit der politisch motivier- ten Neuregelung wird der So- zialversicherung eine einma- lige Liquiditätsspritze zula- sten der Betriebe verschafft.
Gerade in Arztpraxen dürfte es in Einzelfällen zu proble- matischen Belastungen im Ja- nuar und übermäßiger Büro- kratie mit der Übergangsre- gelung kommen, abgesehen von den zusätzlichen Kosten für die Steuerberater. RB
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ie Kassenärztlichen Vereinigungen Nord- rhein und Baden-Würt- temberg haben im Rah- men eines Pilotprojekts mit der Compugroup Holding AG eine Lösung entwickelt, mit der Ärz- te ihre Arzneimittelaus- gaben und den Sprech- stundenbedarf besser überwachen können. Die Lösung kann in die Pra- xisverwaltungssoftware integriert werden. Mit dem Frühwarnsystem kann sich der Arzt jeder-zeit einen Überblick über die Entwicklung der Arz- neimittelausgaben seiner Praxis machen. Zusätzlich soll eine Sprechstundenbe- darf-Negativliste mit Phar- mazentralnummern erar- beitet werden; Artikel die- ser Liste dürfen im Rahmen des Sprechstundenbedarfs nicht verordnet werden.
Das Frühwarnsystem soll im ersten Quartal 2006 getestet und anschließend den Soft- warehäusern zur Implemen- tierung zur Verfügung ge- stellt werden. Die Negativli- ste steht voraussichtlich erst im März 2006 zur Verfü- gung. Gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung werden für die- se beiden Anwendungen zwei Schnittstellen bundes- einheitlich auf XML-Basis
definiert. KBr
Arzneimittel
Software warnt vor Regress
Frühwarnsystem ermöglicht Ärzten die Kontrolle der Arzneimittelausgaben.
Mutter-Kind-Kur: Erst eine familienmedizinische ganzheitli- che Behandlung gewährleistet eine hohe Effektivität.
Foto:ddp
Software-Lösung für die Richtgrößen- problematik soll Ärztinnen und Ärzten die Verordnung erleichtern.
Foto:MEV Verlag