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PJ41_S169-171_Gspann_Der ontologische Gottesbeweis

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Der ontologische Gottesbeweis.

Von Prof. Dr. Johannes Chr. Gs p a n n , St. Florian (Oesterreich.)

In der Darstellung der Gottesbeweise gehen die modernen Apologeten und Philosophen weit auseinander. Man kann jedes­

mal eine Wette eingehen, daß, so oft eine neue Apologetik er­

scheint, auch der Bau der Gottesbeweise ein Neubau ist. Die einen bleiben bei St. T h o m a s und bringen seine fü n f Beweise, etwa dürftig kommentiert und hängen vielleicht noch das histo­

rische Argument daran. Andere, wie H u r t e r , analysieren die Großwelt nach Materie und Form , den Mikrokosmos nach seinen Kräften und Anlagen: das ergibt schon acht Beweise. Kommt die allgemeine Uebereinstimmung der Menschen und die über­

natürliche Offenbarung dazu, so haben wir zehn Gottesbeweise.

M. H a m m a entwickelt in seinen Grundproblemen der P h ilo­

sophie nur drei Beweise, weil er als Beweis aus den Anlagen der Seele nur e i n e n gelten läßt und diesen kurz den anthropologi­

schen Beweis nennt. D arin stimmen aber alle überein, daß man die Beweise geschickt miteinander verbinden müsse, um als B e- sultat den Gottesbegriff der katholischen W eltanschauung zu ge­

winnen, daß es „nur e i n e n Beweis fü r das Dasein Gottes gibt, nicht mehrere, wie es auch nur e i n e W elt fü r uns gibt, von wel­

cher aus wir Gott beweisen können. Dieser eine Beweis zerlegt sich in verschiedene Stufenbeweise1).

Nicht einmal in der Benennung der einzelnen Teilbeweise herrscht Einigkeit. So nennen die einen den ontologischen Be­

weis den aprioristischen Beweis des heiligen A n s e l m v o n C a n t e r b u r y , der das Dasein Gottes aus dem reinen Begriff des Seins zu beweisen suchte2). Andere nennen den ontologischen Beweis jenen, der geschöpft wird aus den bei allen Menschen an­

erkannten obersten Denkprinzipien. Diese sind unveränderlich

rj H a m m a . M., Grundprobleme der Philosophie*, Münster 1908, 100.

-) Hierher gehören auch Gartesius, Leibniz und Hegel.

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170 Johannes Ghr. G s p a n n

und ewig und können nicht bewiesen werden. Woher sind sie?

Sie müssen aus der Quelle aller Wahrheit stammen.

Etymologisch stammt das Wort ontologisch aus o v = das Sein und Hoyoc: =■- Wort, Idee, Denken. Bei dieser ursprüngli­

chen Bedeutung sollte man auch bleiben. Im Zusammenhang mit

„Gottesbeweis“ will dann gesagt sein, daß zwischen dem Sein und unserem Denken Uebereinstimmung herrscht oder noch klarer, daß die Gesetze des Seins auch die Gesetze des Denkens sind.

Diese Harmonie ist Tatsache und diese Tatsache ganz unerklär­

bar ohne ein Wesen, das über dem Sein und über unserem Denken steht.

Die philosophia perennis beweist gegenüber K a n t , der die Allgemeinheit und Notwendigkeit unseres geistigen Erkennens und Wissens auf rein subjektive aprioristische Erkenntnisformen gründet, daß die Kategorien des Seins, der Substanz, der Kau­

salität wohl aprioristische Formen unseres geistigen Erkennens, aber auch Seinsnotwendigkeiten, Gesetze des Seins seien. Freilich muß der geistigen Erfassung das Material von der Sinneserkennt­

nis geboten werden, denn „die Seele denkt nicht ohne (sinnliches) Vorstellungsbild“ , sagt A r i s t o t e l e s , (De anima III, 7). Aber unser geistiges Erkenntnisvermögen ist von Natur aus so veran­

lagt, „das ihm von der Sinneserkenntnis gebotene Material nach diesen Eormen zu erfassen, so zwar, daß ihm aus und an der Hand der sinnlichen Erkenntnis die Allgemeinheit dieser Grund­

bedingungen unseres Wissens sofort aufleuchtet“ 1).

Die Scholastik nennt diese in unserer geistigen Natur wur­

zelnde Veranlagung, das von der sinnlichen Erkenntnis darge- botene Material begrifflich auf allgemein notwendige Weise zu erfassen, habitus principiorum incomplexoruin und die Veran­

lagung, diese Formen in allgemeinen, notwendigen Urteilen aus­

zusprechen, die nach Gültigkeit, Allgemeinheit und Notwendigkeit nicht von der sinnlichen Erkenntnis abhängig sind, habitus prin- ciporum complexorum (S. T h o m a e, Quodlib. 8, a 4). Die über­

sinnliche Vorstellung eines sinnlichen Gegenstandes nennt die philosophia perennis incomplexum — nicht zusammengesetzt, das Urteil complexum = zusammengesetzt.

A) G r i m m i c h , V., Lehrbuch der theoretischen Philosophie. Freiburg

1893, 146. V

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Der ontologische Gottesbeweis. 171

W eil die Seele nicht denken kann ohne Vorstellungsbild, weil all unser geistiges, also allgemein notwendiges Erkennen vom Sinnlichen ausgeht, so kann die psychologische Tatsache dieser geschilderten geistigen Habitus in uns nicht anders erklärt wer­

den als durch die Harmonie zwischen Sein und Denken. Nur wenn die Gesetze des Seins auch die Gesetze des Denkens sind, ist die doppelte Veranlagung in uns erklärbar. Die Veranlagung kann aber nicht bestritten werden.

Die H arm onie zwischen den Gesetzen des Denkens und des Seins setzt eine Ursache voraus, eine Allursache, die über den ungeheuren Reichen des Seins und Denkens, der Materie und des Geistes steht. Diesen Beweis soll m an den ontologischen Gottes­

beweis nennen.

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