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Arsenicum: Gelbe Pferde

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Academic year: 2022

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Professor J.* meinte: «Schreib doch mal was über Männer, die wie Sokra- tes leben wollen!» Da er stets Hinter- gedanken hat, vermutete ich, dass ich weder über Mäeutik noch über Philosophie schreiben sollte. «Thema

‹grossartige Lehrer›?», fragte ich.

«Nein!», protestierte Vreni*, meine MPA. «Keine Glosse über Lehrer!

Das sind die schlimmsten Patienten!

Rechthaberische querulatorische Bes- serwisser!» «Freiwilliges Trinken von Schierlingsbechern?», rätselte ich wei- ter. Professor J. schmunzelte: «Bei- nahe richtig. Männer, die mit einer Xanthippe verheiratet sind!» «O nein!», stöhnte Vreni. «Aemmiiii!» Auch ich seufzte, denn Emmi*, die Ehefrau eines echt genialen Patienten von uns, ist eine kaum zu ertragende Praxis- plage. 73 Jahre alt, Past-Primarlehre- rin, unfreiwillig im Goth-Look, da zu hell gepudert und mit brombeerfar - bigem Lippenstift auf den schmalen Lippen. Ihr schrilles Keifen hört man schon, wenn sie aus dem Auto aus- steigt, welches sie trotz Makuladege- neration noch fährt. Wie eine Geisel schleppt sie ihren Mann herein, für den sie stets die Termine abmacht, und stampft mit ihm direkt ins Sprech- zimmer, an drei wartenden Patienten vorbei. Da sie sich allen haushoch über legen fühlt, muss Ihre EmmiNenz zuerst bedient werden. Um sie mög- lichst schnell wieder aus der Praxis zu haben, tun wir das. Uns teilt sie mit 80 Dezibel mit, an was der Gatte leidet und was wir GopferdEmmi zu tun haben. Tun wir’s nicht, gibt’s (R)Emmi- Demmi. Wobei es das in jedem Falle gibt. Denn sie hat das Sagen, fühlt sich als Königin des EmmiTals. Wider- spruch ist zwecklos. Er sitzt schlaff

dabei und muckt nicht auf, macht al- lenfalls eine kryptische, bittere Be- merkung mit fiesem Doppelsinn. Wer- den die von mir verordneten Medika- mente von Emmi genehmigt, was aber selten der Fall ist, dann würde sie ihn zwangs medizieren, falls er wagen würde, sie nicht schlucken zu wollen.

Doch er schluckt alle bitteren Pillen.

Ein Fall von Compliance: Der Patient wird zurechtgebogen … Erst aber schreitet Emmi zur hochnotpeinlichen Inquisition betreffend Medikation und Dia gnostik. Ihr Wissen hat sie sich dank der Lektüre von «GALA» und Apothekenzeitung erworben und durch Befragen ihres orakelnden, leicht de- menten Lieblingsgriechen bei einem Glas Kitron. Entsprechend ist das Ni- veau ihrer Fragen. Ich bin im DilEmmi:

Generell mag ich kritische Patienten sehr gern, welche Rückfragen stellen und denen das Wohl ihrer Liebsten am Herzen liegt. Aber was soll ich einer DEmmi-Mondaine erklären, die selbst dann nichts verstünde, wenn sie zuhö- ren würde, was sie aber nicht will, weil sie selbst nonstop redet. Ausserdem weiss sie ja schon alles. Wenn ihr Mann mal ganz verwegen ist, stellt er eine Frage. Stets klug und zur Sache.

Worauf sie ihm ohne HEmmige übers Maul fährt. «Warum tun sich diese Sokrates-Männer das an?», frage ich den Professor. «Warum lieben sie diese Furien, Megären, Alectos, wel- che die Freunde vertreiben und das ganze Umfeld vergrätzen? Warum fin- den sie Entschuldigungen für deren Benehmen, anstatt mal die Grenzen aufzuzeigen?» Der Professor mur- melte: «Nun, laut Xenophon soll So- krates gesagt haben, dass er sich bewusst dieses Joch auferlegte, um

sich selbst darin zu schulen, mit jeder- mann auszukommen.» «Selbstquäle- risch, so ein Leben. Mit einer Gifthexe.

Nur um zu zeigen, dass er jede Art menschlichen Benehmens erträgt», meinte ich. «Genau wie sein Sterben.

Sokrates bewies im Prozess, dass die Anklagen gegen ihn falsch und nichtig sind und die Ankläger dumm und/oder böse, aber er akzeptierte das Fehl - urteil der Todesstrafe, da er den Res- pekt vor dem Richterspruch, der Insti- tution Gericht als wichtiger wertete als sein eigenes Leben.» Der Professor nickte und lächelte: «Zumindest hat Xanthippe Antisthenes, Aelian, Dioge- nes Laërtius, Shakespeare, Trollope und E. A. Poe inspiriert.» «Gift-Muse!», knurrte Vreni.

*Namen von der Redaktion geändert

936

ARS MEDICI 202015

MEDIEN, MODEN, MEDIZIN

Arsenicum: Gelbe Pferde

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