• Keine Ergebnisse gefunden

Nur für Frauen: Wechseljahre

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Nur für Frauen: Wechseljahre"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

ARS MEDICI 14 2010

545

Findige PR-Strategen und Hormonproduzenten er- fanden im Windschatten des einstigen Hormon- Hypes für menopausale Frauen eine analoge

«Krankheit» für die Männer. Klingende Namen, wie zum Beispiel Climacterium virile, Andropause oder «partial androgen deficiency in the aging male», kurz PADAM, sollten den Weg für die Testo- sterontherapie als vermeintlichen Jungbrunnen für alternde Männer ebnen. Doch die hormonellen Wechseljahre des Mannes gibt es nicht.

Bei im Durchschnitt gerade einmal 2 von 100 Männern im Alter zwischen 40 und 79 Jahren konnten Endokrinologen in einer vor zwei Wo- chen im «New England Journal of Medicine»

publizierten Studie eindeutig Androgenmangel- bedingte «Wechseljahrsbeschwerden» finden. Bei

den Männern zwischen 50 und 60, denen man ge- meinhin eine besondere Anfälligkeit für alle Spiel- arten der Midlife-Crisis unterstellt, waren es gar nur 0,6 Prozent. Für die meisten Männer dürfte Testosteron also wohl kaum das richtige Mittel gegen Alterswehwehchen oder mit dem Alter zu- nehmende, ernstere Beschwerden sein.

In der Studie beantworteten über 3000 Männer umfangreiche Fragebögen zu Sexualleben, körper- licher Fitness und psychischer Befindlichkeit. Ihr Testosteronwert wurde bestimmt. Vermeintlich typisch für Androgenmangel geltende Symptome wie rasche Ermüdbarkeit, Antriebsschwäche oder depressive Verstimmungen erwiesen sich als sta- tistische Nieten: Sie traten unabhängig davon auf, ob der Testosteronspiegel normal oder niedrig war.

Nur bei 9 von 32 vermeintlich typisch männlichen Wechseljahrssymptomen fanden sich minimale statistische Korrelationen – zu schwach, um als Argument für die Existenz hormoneller Wechsel- jahre des Mannes oder gar eine Testosteronthe - rapie zu taugen. Am Ende blieben 3 Symptome

übrig, die die Studienautoren nur dann als männ- liche «Wechseljahressymptome» gelten liessen, sofern diese mit einem Testosteronspiegel unter 11 nmol/l verknüpft waren: seltene morgendliche Erektionen, seltene sexuelle Gedanken und Erek - tionsprobleme. Dergleichen fand sich aber nur bei den eingangs erwähnten 2 Prozent der Studien- teilnehmer.

Möglicherweise läuten Studien wie diese den Anfang vom Ende der Hormontherapie alternder Männer ein. Und falls man trotz allem vom Be- griff der «Wechseljahre des Mannes» partout nicht lassen will, setzt sich vielleicht auch bei den Män- nern allmählich die Einsicht durch, dass Wechsel- jahre keine Krankheit sind. Wie schnell das gehen kann, sieht man bei den Frauen: Es ist noch keine zehn Jahre her, dass die Wechseljahre der Frau vielerorts als Krankheit definiert wurden, welche es hormonell auszumerzen galt. Statements wie

«eine Hormonersatzbehandlung bedeutet eine Zu- rückversetzung der Frau in ihren Naturzustand»

und ähnlicher Unsinn waren keine Seltenheit.

Derartiges würde heutzutage wohl keiner mehr zu vertreten wagen.

Renate Bonifer

Wu FCW et al.: Identification of Late-Onset Hypogonadism in Middle-Aged and Elderly Men. N Engl J Med 2010; online first: doi:10.1056/NEJMoa0911101

E d i t o r i a l

Nur für Frauen: Wechseljahre

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Junge Männer in der späten Adoleszenz mit gering ausgeprägter Maskulinität/Instrumentalität, das heißt mit einer femininen und undifferenzierten Geschlechtsrollenorientierung,

Präzisere Angaben sind den Handbüchern des DSM IV oder des ICD 10 zu entneh- men [51,52].Wie oben beschrieben sind die von den Patienten angegebe- nen Symptome oft

[r]

Kommt dann doch noch mal eine Regelblu- tung durch, bessern sich alle.. Beschwerden

Schwangerschaft und Stillzeit: Aus den vorliegenden Daten lassen sich keine Hinweise für Bedenken hinsichtlich der Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit

Das Ergebnis: Eine Symptomver- besserung bereits nach kurzer Zeit und Patienten, die sich von ihrer Apotheke gut beraten fühlen.. Grippostad ®

Inzwischen haben sich die Empfehlungen jedoch gewandelt, da zahlreiche Unter- suchungen zeigen, dass eine Hormontherapie das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs sowie für

Manche Frauen können sich aber auch weniger gut konzentrieren, werden vergesslicher oder leiden an Gelenkschmerzen oder Herzrasen.. Laut einer Studie sind es rund zwei Drittel