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Zeitschrift: Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg - Beilage zu Heft 4 - 2004 - Rote Listen Lurche und Kriechtiere | Startseite | LfU

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N ATURSCHUTZ UND L ANDSCHAFTSPFLEGE IN B RANDENBURG Rote Listen und Artenlisten der Lurche (Amphibia)

und Kriechtiere (Reptilia) des Landes Brandenburg

Beilage zu Heft 4, 2004 Einzelverkaufspreis: 7,00 Euro

(2)

Impressum

Herausgeber: Landesumweltamt Branden- burg (LUA)

Schriftleitung: LUA, Abt. Ökologie, Natur- schutz, Wasser (ÖNW) Dr. Matthias Hille Barbara Kehl

Beirat: Lothar Blackert

Dr. Martin Flade Dr. Lothar Kalbe Dr. Matthias Kühling Dr. Bärbel Litzbarski Dr. Annemarie Schaepe Dr. Thomas Schoknecht Dr. Frank Zimmermann Anschrift: LUA, Schriftleitung NundLBbg

Brandenburg PF 601061 14410 Potsdam Tel. 0331/27 76-2 16 Fax 0331/27 76-1 83

Redaktionsschluss: 25.11.2004

Layout/ Brandenburgische Universi- Druck/ tätsdruckerei und Verlags- Versand: gesellschaft Potsdam mbH Karl-Liebknecht-Str. 24/25 14476 Golm

Tel. 0331.56 89 0 Fax 0331.56 89 16 Titelbild: Paarungsverhalten bei Sma-

ragdeidechsen im Branden- burger Lebensraum Foto: U. Prokoph

Vignette: J. Hamann

Zitiervorschlag:

A. & Baier, R. 2004:

Rote Listen und Artenlisten der Lurche (Amphibia) und Kriechtiere (Reptilia) des Lan- des Brandenburg.

Natursch. Landschaftspfl.

Bbg. 13(4) Beilage

Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg

Beilage zu Heft 4, 2004

NORBERTSCHNEEWEIß, ANDREASKRONE, REINHARDBAIER

Rote Listen und Artenlisten der Lurche (Amphibia) und Kriechtiere (Reptilia) des Landes Brandenburg

Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung 3

Summary 4

1 Einleitung 4

2 Taxonomie und faunistische

Grundlagen 5

2.1 Taxonomischer Bearbeitungsstand 5 2.2 Grundlage der Bewertung und

faunistischer Bearbeitungsstand 6 3 Gefährdungsursachen und

Risikofaktoren 8

3.1 Lurche (Amphibia) 8

3.2 Kriechtiere (Reptilia) 8

3.3 Liste der Gefährdungsfaktoren 9

4 Rote Listen und Artenlisten 12

4.1 Erläuterungen zu den Listen 12

4.2 Gefährdungskategorien 13

4.3 Methode 15

4.4 Rote Liste der Lurche und

Kommentare zu den Arten 15

4.5 Rote Liste der Kriechtiere und

Kommentare zu den Arten 22

5 Schutzmaßnahmen 27

5.1 Lurche (Amphibia) 28

5.2 Kriechtiere (Reptilia) 29

6 Bilanz der Roten Listen 30

6.1 Lurche (Amphibia) 32

6.2 Kriechtiere (Reptilia) 33

Danksagung 33

Literatur 33

Schneeweiß, N.; Krone,

(3)

Zusammenfassung

Die aktuelle Liste der in Brandenburg einheimi- schen Lurche und Kriechtiere umfasst 15 Amphi- bien- und 8 Reptilienarten. Mit dem Springfrosch konnte eine für Brandenburg „neue“ Amphi- bienart in die Liste aufgenommen werden.

Bei den Amphibien sind 10 Arten einer Gefähr- dungskategorie der Roten Liste zugeordnet, 3 Arten sind stark gefährdet, 6 Arten gefährdet und eine Art ist extrem selten.

Bei den Reptilien umfasst die Rote Liste insge- samt 7 Arten, 3 Arten sind vom Aussterben be- droht, eine Art ist stark gefährdet und 2 Arten sind gefährdet. Bei einer Art ist eine Gefähr- dung anzunehmen.

Der Erhaltungszustand der Reliktpopulationen der Europäischen Sumpfschildkröte und der Smaragdeidechse konnte durch intensive Schutz- maßnahmen verbessert werden. Beide Arten sind aber weiterhin vom Aussterben bedroht. Bran- denburg trägt für diese Populationen aufgrund ihrer Vorpostensituation eine besondere Verant- wortung.

Gegenüber den Roten Listen von 1992 haben sich bei der Gefährdungseinschätzung umfang- reiche Änderungen ergeben. Insgesamt 10 Am- phibienarten und 5 Reptilienarten wurden in ih- rer Gefährdung zurückgestuft bzw. konnten aus der Roten Liste entlassen werden. Diese Verän- derungen bei der Einstufung der Gefährdung sind überwiegend in der Neuformulierung der

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CHNEEWEIß

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Rote Listen und Artenlisten der Lurche (Amphi- bia) und Kriechtiere (Reptilia) des Landes Bran- denburg

Abb. 1

Feldsoll bei Trampe (Barnimplat- te); Laichgewässer von Moor- frosch, Kammmolch und Knob- lauchkröte

Foto: N. Schneeweiß

(4)

Kategorien der Roten Listen durch die IUCN be- gründet, die erstmalig konsequent angewendet wurden.

Für alle Arten werden die Bestandssituation und die Gefährdung kurz dargestellt. Eine Liste der aktuell wirksamen Gefährdungsursachen er- gänzt die Darstellung. Als Hauptgefährdungsur- sachen sind die Vernichtung von Lebensräumen infolge von Eingriffen, die intensive Flächennut- zung insbesondere in der Landwirtschaft, der Straßenverkehr sowie die weiterhin intensive Entwässerung der Feuchtgebiete zu nennen.

Summary

The current list of indigenous amphibians and reptiles in Brandenburg comprises 15 amphibi- an and 8 reptile species. The Agile Frog (Rana dalmatina) could be admitted to the Branden- burg herpetofauna as a „new“ species within the last decade.

Ten amphibian species were classified to the categories of the red list, 3 species are classified

„endangered“, 6 species are classified „vul- nerable“, and one species is „rare“ in Branden- burg. Reptiles appear on the red list with 7 spe- cies, 3 species are classified „critical“, 1 species is „endangered“ and 2 species are classified

„vulnerable“. One reptile species is believed to be vulnerable.

The state of conservation of the relict popula- tions of the European Pond Turtle (Emys orbi- cularis), and the Green Lizard (Lacerta viridis) was improved by intensive protection meas- ures. Brandenburg carries a special responsibili- ty for these two species because of geographi- cal isolation.

Compared to the former red list published in 1992 a number of changes accurs. Altogether 10 amphibian species and 5 reptile species were re- duced in categories of endangerment or released from the red lists. These changes mostly result in the new definition of endangerment categories by the IUCN which were consistently applied.

Situation and threats are shortly given for all species. In addition a list of main reasons for endangerment is presented. The main reasons for endangerment of amphibians and reptiles in Brandenburg are destruction of habitats, in- tensive landuse especially agriculture, traffic, and intensive drainage of wetlands.

1 Einleitung

Dem Reichtum an Gewässern und der Vielfalt an Landlebensräumen verdankt Brandenburg seine bis heute bemerkenswerten Amphibien- und Reptilienbestände. Massenvorkommen von Rotbauchunke und Laubfrosch zum Beispiel in der Uckermark, in den Niederlausitzer Teichge- bieten oder entlang der Elbe zeugen von ökolo- gisch weitgehend intakten Kulturlandschaften.

Für zoologische Kostbarkeiten, wie die groß- räumig isolierten Reliktpopulationen der Sma- ragdeidechse und Europäischen Sumpfschild- kröte spielen die bis in den ostdeutschen Raum spürbaren Einflüsse kontinentalen Klimas eine wichtige Rolle. Amphibien- und Reptilienvor- kommen sind aufgrund ihrer eingeschränkten Aktionsräume und spezifischen Bindungen an Habitate oft unmittelbar durch menschliche Eingriffe in den Naturhaushalt betroffen (HENLE

& STREIT1990). Unvermindert führen der Neu- und Ausbau von Straßen, der Einsatz von Agrochemikalien und die Entwässerung der Landschaft vielerorts zu drastischen Bestands- einbußen. Demgegenüber stehen vielfältige Aktivitäten, die sich direkt oder indirekt förder- lich auf lokale Bestände auswirken. Hierzu zäh- len die Vernässungsprojekte in der Unteren Ha- velniederung, im Naturpark Uckermärkische Seen oder auch verschiedenste Vorhaben zum Schutz und zur Revitalisierung von Kleingewäs- sern. Die Grünlandextensivierung, die Anlage von Brachen im Ackerland bis hin zu Gewässer- randstreifen haben in einigen Gebieten auch das Angebot der Landlebensräume deutlich verbes- sert. So sind in Brandenburg für einige der ge- fährdeten Amphibienarten hier und da wieder leichte Ausbreitungsprozesse zu registrieren.

Derzeit sind in Brandenburg 15 Amphibien- und 8 Reptilienarten heimisch. Das entspricht im Wesentlichen dem für das Gebiet historisch be- kannten Artenbestand dieser Gruppen (DÜRIGEN

1897). Hierbei darf jedoch nicht übersehen wer- den, dass Arten, wie Rotbauchunke und Laub- frosch, bereits großräumige Verbreitungslücken aufweisen und innerhalb des letzten Jahrhun- derts die meisten Reliktvorkommen der Smaragd- eidechse und Europäischen Sumpfschildkröte er- loschen sind. Mit dem Springfrosch ist die Her- petofauna des Landes in jüngster Zeit um eine Spezies reicher geworden.

(5)

Regional wurde bereits in früheren Jahren z. B.

im ehemaligen Bezirk Cottbus (JORGA& KRÜGER

1989) und in der Ostuckermark (WILKE1993) die Gefährdungssituation der einheimischen Amphibien und Reptilien in Form von Roten Li- sten bewertet. Die letzte Bearbeitung der Roten Liste für Lurche und Kriechtiere des Landes Brandenburg liegt bereits mehr als 10 Jahre zu- rück (BAIER 1992). Der fortgeschrittene Kennt- nisstand zur Verbreitungs- und Gefährdungssi- tuation der einzelnen Arten, die in den letzten Jahren international vereinheitlichten Gefähr- dungskategorien sowie die festgelegten Bewer- tungskriterien machten die Aktualisierung der Roten Listen zwingend notwendig.

2 Taxonomie und

faunistische Grundlagen

2.1 Taxonomischer Bearbeitungs- stand

An dieser Stelle wird nur auf wesentliche taxo- nomische Aspekte hinsichtlich der in Branden- burg heimischen Amphibien- und Reptilienar- ten eingegangen. Fragen subspezifischer Diffe- renzierung werden nur angesprochen, sofern sie für den Erhalt authentischer Populationen eine besondere Rolle spielen. Bei polytypischen Arten sind die in Brandenburg vorkommenden Subspezies Tabelle 1 zu entnehmen. Von den 21 in Deutschland vorkommenden Amphibien- arten leben 15 in Brandenburg. Von den 13 in Deutschland heimischen Reptilienarten existie- ren 8 in Brandenburg.

Lurche (Amphibia)

Alle drei in Brandenburg vorkommenden Molcharten gehören zur Familie Salamandridae und zur Gattung Triturus (Wassermolche). Bei letzterer handelt es sich um eine stammesge- schichtlich jüngere Verwandtschaftsgruppe inner- halb der Schwanzlurche (Caudata). Die übrigen heimischen Amphibien zählen zu den Froschlur- chen (Anura). Unter ihnen sind sowohl Vertre- Tabelle 1: Liste der in Brandenburg vorkommenden Lurch- und Kriechtierarten, bei polytypischen Arten mit Angabe

der Subspezies

Deutscher Artname Wissenschaftlicher Artname Subspezies

Teichmolch Triturus vulgaris LINNAEUS, 1758 vulgaris

Bergmolch Triturus alpestris LAURENTI, 1768 alpestris

Kammmolch Triturus cristatus LAURENTI, 1768

Rotbauchunke Bombina bombina LINNAEUS, 1761 bombina

Knoblauchkröte Pelobates fuscus LAURENTI, 1768 fuscus

Erdkröte Bufo bufo LINNAEUS, 1758 bufo

Kreuzkröte Bufo calamita LAURENTI, 1768 -

Wechselkröte Bufo viridis LAURENTI, 1768 viridis

Laubfrosch Hyla arborea LINNAEUS, 1758 arborea

Teichfrosch Rana kl. esculenta LINNAEUS, 1758 -

Kleiner Wasserfrosch Rana lessonae CAMERANO, 1882 -

Seefrosch Rana ridibunda PALLAS, 1771 -

Moorfrosch Rana arvalis NILSSON, 1842 arvalis

Springfrosch Rana dalmatina BONAPARTE, 1840 -

Grasfrosch Rana temporaria LINNAEUS, 1758 temporaria

Europäische Sumpfschildkröte Emys orbicularis LINNAEUS, 1758 orbicularis

Zauneidechse Lacerta agilis LINNAEUS, 1758 argus

Smaragdeidechse Lacerta viridis LAURENTI, 1768 viridis

Waldeidechse Zootoca vivipara JACQUIN, 1787 -

Blindschleiche Anguis fragilis LINNAEUS, 1758 fragilis Schlingnatter Coronella austriaca LAURENTI, 1768 austriaca

Ringelnatter Natrix natrix LINNAEUS, 1758 natrix

Kreuzotter Vipera berus LINNAEUS, 1758 berus

(6)

ter stammesgeschichtlich ursprünglicher Fami- lien wie die Rotbauchunke (Fam. Discoglossidae – Scheibenzüngler, Gattung Bombina) oder die Knoblauchkröte (Fam. Pelobatidae – Kröten- frösche, Pelobates fuscus) als auch Vertreter evolutiv jüngerer Gruppen wie die Echten Krö- ten (Fam. Bufonidae, 3 Arten der Gattung Bu- fo), der Laubfrosch (Fam. Hylidae, Hyla arbo- rea) und die Echten Frösche (Fam. Ranidae, 6 Arten der Gattung Rana) zu finden. Letztge- nannte lassen sich in Deutschland in zwei op- tisch und genetisch gut unterscheidbare Grup- pen einordnen: zum einen in die bräunlich, grau oder gelblich gefärbten und mehr an ter- restrische Habitate gebundenen „Braunfrö- sche“ und zum anderen in die mehr grün, oliv- braun gefärbten, vorrangig in aquatischen Ha- bitaten lebenden „Wasser- oder Grünfrösche“.

Unser häufigster einheimischer Wasserfrosch, der Teichfrosch (Rana kl. esculenta) stellt eine Besonderheit dar, denn es handelt sich bei ihm um keine „normale“ biologische Art, sondern um eine Hybridform, die ursprünglich aus Kreuzungen zwischen dem Seefrosch Rana ridi- bunda und dem Kleinen Wasserfrosch R. lesso- nae hervorging. Dieser besondere Status wird als Klepton betrachtet und entsprechend in der Namensgebung Rana kl. esculenta berücksich- tigt.

Kriechtiere (Reptilia)

Trotz ihrer unterschiedlichen stammesgeschicht- lichen Herkunft werden noch immer verschie- dene Verwandtschaftsgruppen in der Klasse

„Kriechtiere“ (Reptilia) zusammengefasst. Zur einheimischen Reptilienfauna zählt die einzige in Deutschland heimische Schildkrötenart (Ord- nung Testudines – Schildkröten, Fam.: Emydi- dae – Sumpfschildkröten, Emys orbicularis). Ih- re bodenständigen Vorkommen beschränken sich auf Brandenburg und die angrenzenden Regionen Mecklenburg-Vorpommerns (FRITZ

2003, SCHNEEWEIß2003). Autochthone Sumpf- schildkröten gehören zur Nominatform orbicu- laris, die u. a. durch einen spezifischen mi- tochondrialen Haplotyp (II b) charakterisiert werden kann (LENKet al. 1998 und 1999). Die- ser Haplotyp wurde bisher ausschließlich in Nordostdeutschland und dem angrenzenden Westpolen nachgewiesen. In dem großen von der Europäischen Sumpfschildkröte besiedelten

Areal werden gegenwärtig 13 Subspezies unter- schieden (FRITZ2003).

Die übrigen in Brandenburg heimischen Repti- lien gehören mit vier Eidechsen- und drei Schlangenarten zu den Schuppenkriechtieren (Ordnung Squamata). Zu den Echsen zählt die Blindschleiche (Fam. Anguinidae – Schleichen, Anguis fragilis) und drei Arten sogenannter

„Echter Eidechsen“ (Fam. Lacertidae, Gattun- gen Lacerta und Zootoca). Für die Waldeidech- se wird seit 1996 zunehmend der Gattungsna- me Zootoca genutzt.

Anhand von Kreuzungsexperimenten (RYKENA

1991) und genetischen Untersuchungen (AMANN

et al. 1997) hat sich gezeigt, dass die Smaragd- eidechsenvorkommen innerhalb Deutschlands zwei unterschiedlichen Arten zuzuordnen sind.

So gehören die Reliktpopulationen in Branden- burg sowie der Arealausläufer entlang des Do- nautals in Bayern nach wie vor zur Art Lacerta viridis, die Populationen im Rheingebiet dage- gen zur Westlichen Smaragdeidechse (L. bili- neata).

Mit der Ringelnatter (Natrix natrix) und Glatt- natter (Coronella austriaca) leben in Branden- burg zwei Natternarten (Fam. Colubridae – Nattern) und mit der Kreuzotter (Vipera berus) eine Otternart (Fam. Viperidae – Ottern).

2.2 Grundlage der Bewertung und faunistischer

Bearbeitungsstand

Zur Einstufung der einzelnen Arten in die vor- gegebenen Gefährdungskategorien wurden sowohl frühere (STRECK& WISNIEWSKI1961, DO-

NAT 1983, 1984, 1985, 1986, 1987, 1988, 1989, 1990, JASCHKE1984, SCHOBER1986, NES-

SING 1990 a, b, SCHIEMENZ & GÜNTHER 1994, GÜNTHER 1996) als auch aktuelle Erhebungen herangezogen und darüber hinaus regional agierende Feldherpetologen befragt (s. u.). Das Brandenburger Artenkataster „Herpetofauna 2000“ (SCHNEEWEIß& BECKMANN2000) umfasst derzeit ca. 43.000 Datensätze. Einen wesent- lichen Beitrag zum aktuellen Kenntnisstand ha- ben auch die zahlreichen amphibienökologi- schen Gutachten, populationsökologische und faunistische Studien oder regionale Erfassungs- programme im Zuge von Amphibienschutzmaß- nahmen an Straßen geleistet. Darüber hinaus

(7)

wurde das faunistische Schrifttum gesichtet und die für Brandenburg wesentlichen Arbeiten im Text zitiert. Für einige Regionen Branden- burgs liegen aus den letzten Jahren Angaben

zur Gefährdung einzelner oder mehrerer Arten vor (z.B. SCHNEEWEIß1993, 1996 b, 2003, WILKE

1993, 1995, ELBING 2000, DONAT & MÖCKEL

2001, STOEFER& SCHNEEWEIß2001 a).

Abb. 2

Rufendes Rotbauchunkenmänn- chen (Bombina bombina) in ei- nem uckermärkischen Feldsoll Foto: N. Schneeweiß

Abb. 3

Kaulquappe der Rotbauchunke (Bombina bombina) Foto: N. Schneeweiß

(8)

3 Gefährdungsursachen und Risikofaktoren

Im Folgenden sind die wesentlichen Gefähr- dungsfaktoren für beide Artengruppen zu- sammengestellt.

3.1 Lurche (Amphibia)

Amphibien sind aufgrund ihres Lebenszyklus sowohl auf aquatische als auch auf terrestri- sche Habitate angewiesen. Während die Land- lebensräume als Sommerlebensraum und oft als Winterquartiere fungieren, sind alle in Bran- denburg vorkommenden Amphibienarten für die Fortpflanzung auf Gewässer angewiesen.

Auf Amphibien wirken deshalb in beiden Teil- habitaten unterschiedliche Gefährdungsfakto- ren. Bis heute ist der unmittelbare Verlust an Lebensräumen infolge menschlicher Eingriffe einer der Hauptgefährdungsfaktoren. Der sai- sonale Wechsel zwischen den Habitaten be- dingt darüber hinaus zusätzliche Gefährdun- gen, da hierbei nicht selten Migrationen über mehrere Kilometer erfolgen. Daraus ergibt sich zum Beispiel eine besondere Bedrohung der Amphibien durch das in den letzten Jahren enorm gestiegene Verkehrsaufkommen und den fortgesetzten Ausbau des Verkehrswege- netzes (SCHNEEWEIß1994, MÖCKEL& STEIN1998, WOLF& SCHNEEWEIß2000, DONAT2001). In die- sem Zusammenhang sei auf die besondere Si- tuation Brandenburgs als Transitland mit der zentralen Lage Berlins verwiesen. Mit Hilfe von Schutzanlagen werden auch in Brandenburg seit Anfang der 1990er Jahre an zahlreichen Gefährdungspunkten die Verlustraten erheblich reduziert (WOLF& SCHNEEWEIß2000, ACKERMANN

2003, LEBER2003). Der Effekt von Amphibien- oder Kleintiertunneln verringert sich jedoch bei größeren Tunnellängen (> 25 m) erheblich (SCHNEEWEIßet al. 2003, SCHNEIDERet al. 2003).

Verkehrsbedingt hohen Verlusten unterliegen die zum Teil noch individuenreichen Laub- froschvorkommen bspw. in der Uckermark (GÖTTSCHEet al. 2003) und in der Niederlausitz.

Als Baumfrosch überwindet Hyla arborea pro- blemlos die meisten Typen herkömmlicher Am- phibienleitsysteme (ZBIERSKY& SCHNEEWEIß2003).

Ein weiterer in den letzten Jahren rapide an Be-

deutung gewinnender Einflussfaktor ist die Häufung klimatischer Extreme (FLEHMIG1995), die sich vor allem in Form heißer und nieder- schlagsarmer Sommer negativ auf den Bestand der Kleingewässer auswirkt. Beschleunigte Ver- landungsprozesse infolge Eutrophierung und Aufgabe historischer Nutzungsformen haben ähnliche Effekte (HAMEL 1988). Am stärksten davon betroffen sind jahreszeitlich spät lai- chende Arten, wie Rotbauchunke, Laubfrosch, Wechsel- und Kreuzkröte.

Weiterhin unvermindert wirkt ein breites Spek- trum von Agrochemikalien direkt und indirekt auf die Amphibienbestände ein. Meist ist ihre Wirkung schwer einzuschätzen. Mineralische Dünger können beispielsweise zu schweren Verätzungen mit Todesfolge führen (SCHNEEWEIß

& SCHNEEWEIß 1999). Pestizide wirken sich einerseits negativ auf das Nahrungsspektrum der Amphibien aus, andererseits unterliegen die Larven den unmittelbar toxischen Einflüs- sen verschiedener Wirkstoffe (GREULICH2004).

In jüngster Zeit wurden auch in Brandenburg schwer wiegende und zum Teil epidemisch ver- laufende Krankheiten bei Amphibien nachge- wiesen (MUTSCHMANN2001).

3.2 Kriechtiere (Reptilia)

Auch Kriechtiere wechseln in der Regel mehr- fach im Jahr zwischen verschiedenen Teille- bensräumen. So können Winterquartiere und Sommerlebensraum einer Kreuzotterpopulation mehrere hundert Meter voneinander entfernt liegen. Als gravierend muss der unmittelbare Verlust von Lebensräumen sowie die Trennung von Teillebensräumen bei Baumaßnahmen be- trachtet werden. Dies betrifft insbesondere Zauneidechse und Glattnatter, da deren Le- bensräume nicht selten ruderalen Charakter haben und daher meist nicht als schutzwürdig erkannt werden.

Bei den Eier legenden Arten sind die Gelege- plätze zentrale und zugleich besonders sensible Bezugspunkte. Nicht selten werden die Bruten der Ringelnatter in Komposthaufen aus Un- kenntnis oder die der Eidechsen und Sumpf- schildkröten am Feldrain bei landwirtschaft- lichen Maßnahmen zerstört (SCHNEEWEIß2003).

Zwischen Sommerlebensraum und Gelegeplatz überwinden die Weibchen unter Umständen

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größere Distanzen, was zunehmend auch bei diesen Tieren zu Verkehrsopfern führt. Ver- hängnisvoll ist hierbei die Vorliebe, insbesonde- re von Schlangen, für die Wärme spendende Oberfläche asphaltierter Verkehrswege.

Unsere heimischen Eidechsen ernähren sich be- vorzugt von Insekten. Der unvermindert groß- räumigen Anwendung von Insektiziden in Land- und Forstwirtschaft sind sie damit un- mittelbar ausgesetzt (ELBING2001 a, c).

Ein spezifischer Aspekt der ehemaligen Trup- penübungsplätze Brandenburgs oder auch der früheren Rieselfelder im Umland von Berlin ist deren großflächige Sukzession. Insbesondere die Zauneidechse und die Glattnatter müssen dieser Entwicklung weichen. Andere Arten u. a.

Blindschleiche und Waldeidechse gewinnen hier neuen Lebensraum. Günstige Reptilienha- bitate, wie Sandtrockenrasen oder halboffene Ruderalgesellschaften weichen im Zuge der all- gemeinen Eutrophierung gebietsweise und zum Teil großflächig dichten Landreitgrasbe- ständen oder Hochstaudenfluren.

Im Zusammenhang mit lokalen Rückgängen von Eidechsen werden auch Haustierbestände, vor al- lem Hühner und Katzen, diskutiert (PETERS1970).

3.3 Liste der Gefährdungsfaktoren

Im Folgenden sollen die für die einheimischen Amphibien und Reptilien relevanten Gefähr- dungsursachen aufgelistet werden. Die Liste orientiert sich an den von KORNECKet al. (1998) zusammengestellten Gefährdungsfaktoren.

1 Irreversible Lebensraum- bzw. Standort- zerstörung

1.1 irreversible Zerstörung durch Bebauung (Siedlungen, Gewerbe, Verkehrswege u. a.)

1.2 irreversible Zerstörung durch Abbau bzw. Abgrabung (Kies, Torf, Braunkohle u. a.)

1.3 Zerstörung von Kleingewässern 2 Reversible Lebensraum- bzw. Standort-

zerstörung

2.1 reversible Zerstörung von Saumbiotopen und kleinräumigen Sonderstandorten (Feldraine, Hecken, Böschungen u.a.) 2.2 intensive Freizeitnutzung

2.3 reversible Absenkung des Grundwasser- spiegels

Abb. 4

Ringelnatter (Natrix natrix) beim Sonnenbad. Diese Schlangenart ist an den Brandenburger Ge- wässern weit verbreitet.

Foto: I. Tetzlaff

(10)

3 Entnahme und Beseitigung von Tieren 3.1 Entnahme von Tieren durch private

Sammler für die Terrarienhaltung 4 Wasserbau

4.1 Regulierung, Begradigung und Verbau von Flüssen und kleinen Bächen (Eindei- chung, Verrohrung, Beseitigung von Ufer- strukturen)

4.2 Maßnahmen zur Gewässerunterhaltung 5 Intensivierung der landwirtschaftlichen

Nutzung

5.1 Entwässerung von Feuchtgebieten und Mooren

5.2 intensive Beweidung

5.3 Umwandlung von Grünland in Acker

5.4 intensiver Ackerbau mit regelmäßiger Dün- gung, Herbizideinsatz und Tiefpflügen 6 Nutzungsaufgabe mit nachfolgendem

Brachfallen und Gehölzsukzession 6.1 großflächige Nutzungsaufgabe auf ehe-

maligen Truppenübungsplätzen 6.2 Aufgabe der Nutzung von Heide und

nährstoffarmen Standorten

7 Forstwirtschaftliche Nutzung, Rekulti- vierung

7.1 Aufforstung waldfreier Flächen (Mager- rasen, Ackerbrachen, Heideflächen u. a.) 7.2 waldbauliche Maßnahmen (Düngung, Schädlingsbekämpfung, Technikeinsatz) 7.3 Rekultivierungsmaßnahmen in der Berg-

Abb. 6

Knoblauchkröten (Pelobates fuscus) besiedeln bevorzugt sandige Böden und sind in der Lage, sich im Substrat einzu- graben.

Foto: N. Schneeweiß Abb. 5

Feldsoll in intensiv bewirt- schafteter Agrarlandschaft bei Angermünde. Starke Einträge an Agrochemikalien entwerten das Gewässer als Lebensraum für Amphibien.

Foto: N. Schneeweiß

(11)

baufolgelandschaft (Aufforstung, Rest- lochflutung u. a.)

8 Jagd, Fischerei

8.1 Anlage von Fütterungsstellen, Wildge- hegen und Wildäckern

8.2 Intensiv-Fischwirtschaft, Besatz natürlich fischfreier Gewässer

8.3 unbeabsichtigter Fang in Reusen und Netzen

9 Verdrängung durch nicht heimische Ar- ten, Erhöhung der Prädation

9.1 Einführung von Exemplaren exotischer Arten oder gebietsfremder Unterarten 9.2 Etablierung von Neozoen mit erhöhter

Prädationswirkung (Waschbär, Marder-

hund, Ochsenfrosch) 9.3 Prädation durch Haustiere

10 Biologische/klimatische Risikofaktoren 10.1 enge ökologische Bindung an gefährde-

te Lebensräume

10.2 Abhängigkeit von fortdauernden mensch- lichen Hilfsmaßnahmen

10.3 besondere Empfindlichkeit gegenüber Straßenverkehr aufgrund ausgeprägter Migration

10.4 Empfindlichkeit gegenüber klimatischen Veränderungen (Vorkommen an der Arealgrenze)

10.5 Trockenfallen von Gewässern und Feuchtgebieten/Mooren aufgrund kli- matischer Veränderungen

Abb. 7

Das Kleingewässer im Kirchen- land Bernau (Barnim) wurde durch Baumaßnahmen im un- mittelbaren Umfeld als Lebens- raum für Amphibien entwertet.

Foto: N. Schneeweiß

Abb. 8

Infolge anhaltender Nieder- schlagsdefizite verlanden gegen- wärtig zahlreiche Amphibien- Laichgewässer. Schon im Juni 2004 war der Behlensee (Ucker- mark) vollständig ausgetrocknet.

Foto: N. Schneeweiß

(12)

10.6 Unterschreiten einer kritischen, minima- len Populationsgröße (kleinste überle- bensfähige Population)

10.7 Besondere Empfindlichkeit gegenüber Krankheiten

4 Rote Listen und Artenlisten

4.1 Erläuterungen zu den Listen

Die Artenliste und Rote Liste der Amphibien des Landes Brandenburg umfasst 15 Arten, die in den Tabellen 1 und 2 entsprechend der sys- tematischen Anordnung aufgelistet sind. Die

Tabellen 1 und 3 enthalten die Liste der Repti- lien, die 8 Arten umfasst.

In den Tabellen 2 und 3 sind neben der Nen- nung des deutschen Trivialnamens sowie des wissenschaftlichen Namens 4 Spalten mit An- gaben zu:

– den Gefährdungskategorien in der Roten Liste Brandenburgs 1992 (RL BB 1992) (BAIER1992)

– den Gefährdungskategorien in der Roten Liste Brandenburgs 2004 (RL BB 2004) – den Gefährdungskategorien in der Roten

Liste Deutschlands 1998 (RL D 1998) (BEUTLERet al. 1998)

den Gefährdungsursachen (GU) gemäß Lis- te im Kap. 3.3

Abb. 9

Moorfrosch (Rana arvalis) vor einer stationären Amphibien- schutzanlage bei Laasow (Dah- me-Spreewald)

Foto: N. Schneeweiß

(13)

4.2 Gefährdungskategorien

Die Definition der Gefährdungskategorien er- folgte in Anlehnung an SCHNITTLERet al. (1994) und in der Interpretation für Brandenburg (ZIM-

MERMANN(1997). Sie entsprechen weitgehend einer bundesweiten Vereinheitlichung durch das Bundesamt für Naturschutz. Den hier verwen- deten Kategorien wurden zum Vergleich die international üblichen Kategorien in ihrer Neu- fassung durch die International Union for Con- servation of Nature and Natural Resources (IUCN 1994, SCHNITTLERet al. 1994) in Klam- mern angefügt. Die Roten Listen enthalten Ar- ten, die sich in Brandenburg regelmäßig ver- mehren, deren Bestände gefährdet sind oder für deren Bestände eine Gefährdung in naher Zukunft wahrscheinlich ist.

0 Ausgestorben oder verschollen (EW Extinct in the Wild)

In Brandenburg ausgestorbene, ausgerottete oder verschollene Arten.

Ihnen muss bei Wiederauftreten in der Regel besonderer Schutz gewährt werden. Noch vor etwa 50 Jahren in Brandenburg lebende, in der Zwischenzeit mit Sicherheit oder großer Wahr- scheinlichkeit erloschene Arten.

Bestandssituation:

– Arten, deren Populationen nachweisbar ausgestorben sind bzw. ausgerottet wurden – Verschollene Arten, deren früheres Vor- kommen belegt ist, die jedoch seit längerer Zeit (seit mindestens 10 Jahren) ver- schwunden sind und trotz Suche nicht mehr nachgewiesen wurden und bei denen der begründete Verdacht besteht, dass ihre Populationen erloschen sind

1 Vom Aussterben bedroht (CR Critical)

In Brandenburg von der Ausrottung oder vom Aussterben bedrohte Arten.

Für sie sind Schutzmaßnahmen in der Regel dringend notwendig. Das Überleben dieser Ar- ten in Brandenburg ist unwahrscheinlich, wenn die Gefährdungsfaktoren und -ursachen weiter- hin einwirken oder bestandserhaltende Schutz- und Hilfsmaßnahmen nicht unternommen wer- den beziehungsweise wegfallen.

Bestandssituation:

– Arten, die in Brandenburg nur in Einzelvor- kommen oder wenigen, isolierten und klei- nen bis sehr kleinen Populationen auftre- ten (sogenannte seltene Arten), deren Be- stände aufgrund gegebener und absehba- rer Eingriffe aktuell bedroht sind und wei- teren Risikofaktoren unterliegen

– Arten, deren Bestände in Brandenburg durch lang anhaltenden starken Rückgang auf eine bedrohliche bis kritische Größe zu- sammengeschmolzen sind

– Arten, deren Rückgangsgeschwindigkeit im größten Teil ihres Areals in Deutschland extrem hoch ist und die in vielen Landes- teilen sehr selten geworden oder ver- schwunden sind

Die Erfüllung eines der Kriterien reicht zur An- wendung der Kategorie aus.

2 Stark gefährdet (EN Endangered)

Im nahezu gesamten Verbreitungsgebiet in Brandenburg erheblich gefährdete Arten.

Wenn die Gefährdungsfaktoren und -ursachen weiterhin einwirken oder bestandserhaltende Schutz- und Hilfsmaßnahmen nicht unternom- men werden beziehungsweise wegfallen, ist damit zu rechnen, dass die Arten innerhalb der nächsten 10 Jahre vom Aussterben bedroht sein werden.

Bestandssituation:

– Arten mit ausschließlich kleinen Beständen, die aufgrund gegebener oder absehbarer Eingriffe aktuell bedroht sind und weiteren Risikofaktoren unterliegen

– Arten, deren Bestände im nahezu gesamten Verbreitungsgebiet in Brandenburg signifi- kant zurückgehen und die in vielen Landes- teilen selten geworden oder verschwunden sind

– Die Vielfalt der von der Art besiedelten Le- bensräume ist im Vergleich zu früher stark eingeschränkt.

Die Erfüllung eines der Kriterien reicht aus.

3 Gefährdet (VU Vulnerable)

In großen Teilen des Verbreitungsgebiets in Brandenburg gefährdete Arten.

Wenn die Gefährdungsfaktoren und -ursachen weiterhin einwirken oder bestandserhaltende

(14)

Schutz- und Hilfsmaßnahmen nicht unternom- men werden beziehungsweise wegfallen, ist damit zu rechnen, dass die Arten innerhalb der nächsten 10 Jahre stark gefährdet sein werden.

Bestandssituation:

– Arten mit regional kleinen oder sehr kleinen Beständen, die aufgrund gegebener oder absehbarer Eingriffe aktuell bedroht sind oder die weiteren Risikofaktoren unterliegen – Arten, deren Bestände regional bezie- hungsweise vielerorts lokal zurückgehen und die selten geworden oder lokal ver- schwunden sind

– Arten, die noch häufig, aber sehr stark durch laufende menschliche Einwirkungen bedroht sind

– Die Vielfalt der von der Art besiedelten Le- bensräume ist im Vergleich zu früher ein- geschränkt.

Die Erfüllung eines der Kriterien reicht aus.

G Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt

Arten, für die einzelne Untersuchungen eine Gefährdung vermuten lassen, bei denen die vorliegenden Informationen aber für eine Ein- stufung in die Gefährdungskategorien 1 bis 3 nicht ausreichen.

R Extrem seltene Arten und Arten mit geographischer Restriktion

Seit jeher extrem seltene oder sehr lokal vor- kommende Arten, für die kein merklicher Rückgang und keine aktuelle Gefährdung er- kennbar sind. Die wenigen und kleinen Vor- kommen in Brandenburg können aber durch derzeit nicht absehbare menschliche Einwir- kungen oder durch zufällige Ereignisse schlag- artig ausgerottet oder erheblich dezimiert werden.

Bestandssituation:

– Arten mit sehr wenigen, aber stabilen Po- pulationen in Brandenburg. Die Vorkom- men sind geographisch eng begrenzt, kön- nen aber hohe Individuenzahlen aufweisen V Zurückgehend, Art der Vorwarnliste Arten, die merklich zurückgegangen aber ak- tuell noch nicht gefährdet sind.

Bestandssituation:

– Arten sind in großen Teilen der von ihnen

im Bezugsraum besiedelten Gebiete bereits selten geworden.

– Arten sind noch häufig bis mäßig häufig, aber an seltener werdende Lebensräume gebunden.

– Arten sind noch häufig, die Vielfalt der von ihnen besiedelten Lebensräume ist aber im Vergleich zu früher eingeschränkt.

– Arten haben keine oder nur wenige Le- bensräume verloren, sind aber dort in er- heblich geringerer Individuendichte als frü- her vorhanden.

Die Erfüllung eines der Kriterien reicht aus.

Beim Fortbestehen der bestandsreduzierenden Einwirkungen ist in naher Zukunft eine Einstu- fung in die Kategorie 3 „gefährdet“ wahr- scheinlich.

D Daten defizitär (dd Data Deficient)

Arten, deren Verbreitung, Biologie und Gefähr- dung für eine Einstufung in die anderen Kate- gorien nicht ausreichend bekannt ist, weil sie bisher oft übersehen bzw. im Gelände nicht unterschieden wurden oder erst in jüngster Zeit taxonomisch untersucht wurden (es liegen noch zu wenige Angaben über Verbreitung, Biologie und Gefährdung vor) oder taxono- misch kritisch sind (die taxonomische Abgren- zung der Art ist ungeklärt).

* Derzeit nicht als gefährdet anzusehen Als nicht gefährdet sind Arten anzusehen, wenn sie selten bis mäßig häufig sind und die Vielfalt der von ihnen besiedelten Lebensräume/Stand- orte im Vergleich zu früher nicht eingeschränkt ist oder die Arten in ihren Lebensräumen mit et- wa unveränderter Individuendichte vorkommen und keine laufenden menschlichen Einwirkun- gen die Art unmittelbar bedrohen oder unvor- hersehbar gefährden können.

** Ungefährdet

Arten sind mit Sicherheit ungefährdet, wenn sie häufig bis sehr häufig sind und Rückgang bzw. Gefährdung nicht feststellbar sind und die Vielfalt der von ihnen besiedelten Lebensräu- me/Standorte im Vergleich zu früher nicht ein- geschränkt ist oder sie über das früher von ih- nen besiedelte Gebiet hinaus in Ausbreitung begriffen sind.

(15)

4.3 Methode

Als Grundlage für die Einschätzung der aktuellen Gefährdungssituation wurden die Ergebnisse der Artkartierung im Rahmen des Projektes „Herpe- tofauna 2000“ (SCHNEEWEIß& BECKMANN2000) verwendet. Die Bewertung erfolgte im We- sentlichen anhand der aktuellen Populations- größen sowie der Bestandsentwicklung der ein- zelnen Arten in den letzten 10 Jahren. In die Bewertung wurden weiterhin landesweit sowie für einzelne Arten auch lokal wirkende Gefähr- dungs- und Risikofaktoren einbezogen und ab- sehbare Beeinträchtigungen mit berücksichtigt.

Bei der Einschätzung der Gefährdungssituation wurden die neu formulierten Kriterien gemäß IUCN (1994) herangezogen (SCHNITTLER et al.

1994, ZIMMERMANN 1997) und hierbei soweit möglich der von SCHNITTLER & LUDWIG (1996) empfohlenen Vorgehensweise gefolgt. In der aktuellen Roten Liste sind außerdem die Kateg- orien G, R und D neu eingeführt.

4.4 Rote Liste der Lurche und Kom- mentare zu den Arten

Familie: Salamandridae Teichmolch – Triturus vulgaris

Die Vorkommen des Teichmolchs in Branden- burg sind derzeit nicht repräsentativ erfasst, je- doch wird die Art überall dort gefunden, wo an

geeigneten Habitaten entsprechende Kartie- rungen erfolgen. Vom Garten- über den Feuer- löschteich im Siedlungsgebiet bis hin zum Feld- soll in der intensiv bewirtschafteten Ackerflä- che besiedelt der Teichmolch eine Vielzahl unterschiedlichster Gewässertypen oft mit indi- viduenreichen Populationen. Unter den Am- phibien zählt er zu den Pionierarten, die auch an neu entstandenen Gewässern schnell er- scheinen. Lediglich Fließgewässer und Gewäs- ser mit starkem Fischbesatz werden gemieden.

Bergmolch – Triturus alpestris

Der Bergmolch ist eine der seltensten Amphi- bienarten Brandenburgs. Die Vorkommen kon- zentrieren sich auf den Fläming, die nordwestli- che (DONAT & MÖCKEL 2001) und südliche Niederlausitz. Es handelt sich hierbei um Relikte einer nacheiszeitlichen Ausbreitung, die heute isoliert dem geschlossenen Areal in seiner nord- östlichen Randlage vorgelagert sind. Die Vor- kommen in der Niederlausitz erlitten in den letzten Jahren insbesondere infolge des Braun- kohletagebaus drastische Bestandseinbußen oder wurden gänzlich vernichtet (DONAT &

MÖCKEL2001). Einige Populationen im Fläming sind durch den zunehmenden Straßenausbau und -verkehr beeinträchtigt. Die Art wird daher in Brandenburg als stark gefährdet eingestuft.

Kammmolch – Triturus cristatus

Der Kammmolch ist in Brandenburg weit ver- Tabelle 2: Die Lurche Brandenburgs, Rote Liste und Angaben zu den Gefährdungsursachen

Art Wissenschaftllicher Name RL BB 1992 RL BB 2004 RL D 1998 Gefährdungsursachen

Teichmolch Triturus vulgaris N ** -

Bergmolch Triturus alpestris P 2 - 1.2, 1.3

Kammmolch Triturus cristatus 2 3 3 1.3, 5.4, 8.2, 10.3

Rotbauchunke Bombina bombina 1 2 1 5.1, 5.4, 8.2

Knoblauchkröte Pelobates fuscus 3 * 2 1.3

Erdkröte Bufo bufo 3 * - 10.3

Kreuzkröte Bufo calamita 2 3 3 1.3, 7.3

Wechselkröte Bufo viridis 2 3 2 1.3, 7.3

Laubfrosch Hyla arborea 1 2 1.3, 5.4, 8.2

Moorfrosch Rana arvalis 3 * 2 5.1, 5.3, 5.4

Springfrosch Rana dalmatina - R 3 10.3

Grasfrosch Rana temporaria 3 3 V 5.1, 8.2, 10.3

Teichfrosch Rana kl. esculenta N ** -

Kl. Wasserfrosch Rana lessonae 2 3 G 10.1, 10.5

Seefrosch Rana ridibunda 2 3 3 4.1

Rote Liste der Lurche des Landes Brandenburg

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breitet. Er besiedelt eine Vielzahl von verschie- denen Kleingewässertypen. Im Rahmen aktuel- ler Kartierungen konnten zahlreiche neue Vor- kommen nachgewiesen werden. Aufgrund der schweren Nachweisbarkeit besonders von indi- viduenarmen Populationen ist die Kenntnis der tatsächlichen Verbreitung jedoch noch unvoll- ständig. Populationsökologische Studien in ei- nem Agrargebiet nordöstlich Berlins (Barnim) ergaben eine hohe Dynamik der Individuenzah- len in Abhängigkeit von klimatischen Faktoren und bemerkenswerte Aktionsradien (bis >1 km) (STOEFER& SCHNEEWEIß1999, 2001 a, b).

Besonders empfindlich reagiert der Kamm- molch auf Fischbesatz, insbesondere in natür- lich fischfreien Kleingewässern. Als weitere Ge- fährdungen sind die intensive Landwirtschaft und die damit verbundenen Gift- und Nähr- stoffeinträge in die Laichgewässer sowie der Straßenverkehr zu nennen.

Familie: Discoglossidae Rotbauchunke – Bombina bombina

Jüngere faunistische Untersuchungen (SCHNEE-

WEIß 1996 b) dokumentieren die zunehmend

lückenhafte Verbreitung der Rotbauchunke in Brandenburg. Aus einigen Regionen, wie der Prignitz, dem Westbarnim (NABROWSKY 1992, SCHNEEWEIß1993) und der Teltower Platte ist die Art bereits fast vollständig verschwunden. Indi- viduenreiche aber zum Teil isolierte Populatio- nen existieren heute noch in der Uckermark, der Elbaue und den Niederlausitzer Teichgebieten (DONAT 1984). Starke Bestandseinbußen erlitt die Rotbauchunke vor allem in den 1960er und 70er Jahren bei der Intensivierung der Landwirt- schaft und einhergehender großflächiger Melio- ration (JASCHKE1992, SCHNEEWEIß1995). Trotz lo- kaler Stabilisierung der Populationen und verein- zelter Ausbreitungstendenzen infolge wirksamer Schutzmaßnahmen – zum Beispiel auf der Bar- nimplatte, im Oberen Rhinluch oder in der Niederlausitz – wirken gravierende Gefähr- dungsfaktoren weiterhin großflächig auf die Be- stände ein. Hierzu gehören die Belastung der Gewässer mit Agrochemikalien, die Verlandung der Laichgewässer infolge Sukzession oder Grundwasserabsenkung sowie die immer stärke- re Fragmentierung der Verbreitungszentren. Be- sonders bedroht erscheinen derzeit die Popula- tionen der intensiv ackerbaulich bewirtschafte- ten Grundmoränen. Nur die konsequente Um-

Abb. 10

Teichmolch-Männchen (Triturus vulgaris) in Wassertracht

Foto: N. Schneeweiß

(17)

setzung von Schutzmaßnahmen kann einen weiteren flächenhaften Rückgang der Art auf- halten. Die Ausweisung von FFH-Gebieten (nach Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie [79/409/

EWG]) in den Verbreitungszentren der Rotbau- chunke ist hierbei ein wichtiger Schritt.

Familie: Pelobatidae

Knoblauchkröte – Pelobates fuscus

Die Verbreitungskarte der Knoblauchkröte weist in Brandenburg nach derzeitigem Kartierungs- stand einige größere Lücken auf. Dies ist vor al- lem auf Mängel in der Datenlage zurückzufüh- ren, denn die eher heimliche Art wird schnell übersehen bzw. überhört. Bei der Knoblauch- kröte handelt es sich um eine der häufigsten einheimischen Amphibienarten, deren Popula- tionen regelrechte Massenvorkommen bilden können. Charakteristisch sind die starken Be- standsschwankungen dieser Vorkommen. Ver- breitungsschwerpunkte hat die Art z. B. in den gewässerreichen, ackerbaulich bewirtschafte- ten Jungmoränen des Brandenburger Nordens (SCHNEEWEIß1996 a, BERGERet al. 1999, SCHNEE-

WEIß& SCHNEIDER2003) sowie in den Teichge- bieten und Tagebaugewässern der Niederlau-

sitz (DONAT1984). Die Art ist derzeit nicht ge- fährdet.

Familie: Bufonidae Erdkröte – Bufo bufo

Die Erdkröte gehört zu den häufigsten Amphi- bienarten Brandenburgs. Aufgrund ihres aus- geprägten Wanderverhaltens ist sie besonders durch den Straßenverkehr sowie das dichter werdende Straßennetz betroffen. In vielen Re- gionen konnten verkehrsbedingt erhöhte Ver- luste durch mobile sowie zunehmend stationä- re Amphibienschutzanlagen an Straßen kom- pensiert werden. Die Art ist derzeit in Branden- burg nicht als gefährdet anzusehen.

Kreuzkröte – Bufo calamita

Diese Art hat ihre Verbreitungsschwerpunkte im Süden Brandenburgs. Im Norden beschränken sich die überwiegend isolierten Vorkommen auf die Elbregion und kleinere Vorkommen der landwirtschaftlich geprägten Grundmoränen (Barnimer und Ruppiner Platte, Uckermark). Die Kreuzkröte zählt zu den Pionierarten in Kleinst- gewässern der Agrargebiete genauso wie in den Niederlausitzer Tagebaugewässern. In letz-

Abb. 11

Feldsoll im FFH-Gebiet „Börni- cker Feldmark“ Laichgewässer von Kammmolch, Rotbauchun- ke, Moorfrosch und anderen Amphibienarten

Foto: N. Schneeweiß

(18)

teren erreichen sie außerordentliche Massen- vorkommen.

Die Bestände in den Nordbrandenburger Agrar- gebieten unterliegen einem anhaltend rück- läufigen Trend. Hier sind es vor allem die land- wirtschaftliche Intensivierung und ausbleiben- de Niederschläge im Frühjahr, die zum Verlust oder frühzeitigem Trockenfallen der Laichge- wässer beitragen. In Südbrandenburg wirken sich vor allem Sukzession und Tagebaurekulti- vierung zu ungunsten der Kreuzkröten-Laich- gewässer aus.

Wechselkröte – Bufo viridis

Die Wechselkröte ist in Brandenburg in allen Naturräumen mit Ausnahme der Prignitz (Nordwesten) und des Hohen Fläming vertre- ten. Hierbei zeichnen sich jedoch die Ostbran- denburgischen Platten einerseits sowie die südliche Nieder- und nördliche Oberlausitz an- dererseits als Verbreitungsschwerpunkte ab.

Zwischen beiden Gebieten und zahlreichen kleineren Vorkommen treten Verbreitungslü- cken auf. Im Gegensatz zu Erd- und Kreuzkrö- te wird die Art in Waldgebieten selten nachge- wiesen. Die Art ist häufig an Sekundärbiotope wie Kiesgruben, Regenwasser- und Wasserski-

anlagen gebunden und in diesen Bereichen durch unterschiedliches menschliches Einwir- ken gefährdet. Hinzu kommen Gefährdungen durch intensive Nutzung der Ackerflächen, neue Straßen und Wege sowie die Erhöhung der Fahrzeugdichte auf bestehenden Straßen.

Familie: Hylidae Laubfrosch – Hyla arborea

Dank seiner Auffälligkeit ist der Laubfrosch in Brandenburg gut kartiert. Die Art ist hier lü- ckenhaft verbreitet und ist – mit Ausnahme der Elbaue – in den westlichen und zentralen Lan- desteilen heute praktisch ausgestorben. Die we- nigen Einzelbeobachtungen gehen hier wahr- scheinlich überwiegend auf ausgesetzte Tiere zurück. Entlang der Elbe, in der Randlage zu Mecklenburg, in der Uckermark, auf der Lebus- platte und im Südteil Brandenburgs existieren jedoch noch größere, voneinander isolierte Ver- breitungszentren. Nicht selten überlagern sich die Verbreitungsschwerpunkte von Rotbauch- unke und Laubfrosch. Tendenziell dringt der Laubfrosch jedoch stärker in geschlossene Wäl- der und weniger in die großen Offenlandschaf- ten vor. Im Barnim und in der Niederlausitz

Abb. 12

Kreuzkröten-Männchen (Bufo calamita) im Laichgewässer bei Bernau (Barnim)

Foto: I. Tetzlaff

(19)

Kleiner Wasserfrosch – Rana lessonae Der Kleine Wasserfrosch ist in Brandenburg nur lückenhaft verbreitet. Die Art wird jedoch auf- grund ihrer nicht einfachen Bestimmbarkeit oft übersehen, so dass sie insgesamt häufiger sein dürfte als aktuelle Verbreitungskarten zu er- kennen geben. Trotzdem wird der Kleine Was- serfrosch als gefährdet betrachtet, da seine Le- bensräume starken Beeinträchtigungen unter- liegen. So ist die Art vorrangig auf Kleingewäs- ser und hier insbesondere auf Moorgewässer angewiesen. Bis in die Gegenwart fallen zahl- reiche dieser Habitate der Melioration und den sinkenden Grundwasserspiegeln zum Opfer.

Seefrosch – Rana ridibunda

In Brandenburg besiedelt der Seefrosch vor al- lem die Niederungen der Oder, Havel, Spree und Schwarzen Elster. Dort erreicht er, wie z. B.

an der Oder, hohe Populationsdichten. Bei den meisten Nachweisen handelt es sich jedoch um Einzeltiere bzw. individuenschwache Vorkom- men. Aus den aktuellen Kartierungsergebnis- sen deuten sich auch größere Verbreitungs- lücken an.

Bei der Einschätzung der Gefährdungssituation ist zu berücksichtigen, dass der Seefrosch in wurden im Zuge wirksamer Schutzmaßnahmen

kleinräumige Ausbreitungsprozesse registriert.

Großräumig ist die Art weiterhin bedroht vor al- lem durch intensive Landwirtschaft und die Ver- luste geeigneter Laichgewässer. In den letzten Jahren erlitten Brandenburger Populationen drastische Bestandseinbußen bedingt durch den zunehmenden Straßenausbau und -verkehr (GÖTTSCHEet al. 2003). Dieser Aspekt besitzt für den Laubfrosch eine besondere Brisanz, da die meisten Amphibienschutzanlagen für ihn kein wirksames Hindernis darstellen (ZBIERSKY &

SCHNEEWEIß2003).

Familie: Ranidae

Der Teichfrosch weist als Hybridart eine hohe ökologische Plastizität auf. Er besiedelt beina- he alle Gewässertypen und kann sich hier auch in den meisten Fällen erfolgreich fort- pflanzen. Im Siedlungsbereich ist der Teich- frosch die häufigste Amphibienart und in der Lage, neu geschaffene Gewässer schnell zu besiedeln.

Die Art ist in Brandenburg nicht gefährdet.

Abb. 13

Rufender Laubfrosch (Hyla ar- borea) Foto: N. Schneeweiß

Teichfrosch – Ranakl. esculenta

(20)

Brandenburg seine westliche Verbreitungsgren- ze erreicht. Die als Habitat bevorzugten unge- störten naturnahen Uferbereiche sind in den stark eingedeichten und ausgebauten Flussau- en nicht durchgängig vorhanden. Darüber hi- naus besteht unter Umständen ein Gefähr- dungsfaktor in der hybridogenetischen Repro- duktionsweise des Teichfrosches mit dem der Seefrosch in Brandenburg Mischpopulationen bildet (PLÖTNER2001).

Wegen seiner engen Bindung an die spezifi- schen Lebensräume der Flussauen sowie seiner hohen Sensibilität gegenüber anthropogenen Einflüssen wird der Seefrosch als gefährdet ein- gestuft.

Moorfrosch – Rana arvalis

Er gehört in Brandenburg zu den häufigsten Amphibienarten, ist sowohl im landwirtschaft- lich geprägten Raum als auch in den Waldge- bieten anzutreffen und erreicht vielerorts große Populationsdichten.

Die Art ist derzeit nicht als gefährdet anzusehen.

Springfrosch – Rana dalmatina

Der Springfrosch ist wärmeliebender als die beiden anderen einheimischen Braunfroschar-

ten und bevorzugt trockenwarme Habitate im Flach- und Hügelland (SCHIEMENZ & GÜNTHER

1994). Im Jahr 1995 gelang der Erstnachweis des Springfrosches für Brandenburg (Ober mdl.). Dieser Fund im äußersten Süden Bran- denburgs, im Anschluss an die stabilen Popula- tionen in Sachsen, war zu erwarten und wird als kleinareale Ausbreitungstendenz der Art ge- deutet (BERGER & MEHNERT1997). Ein weiterer Einzelnachweis in Nordbrandenburg ohne di- rekte Verbindung zu anderen bekannten Popu- lationen deutet darauf hin, dass die Art mögli- cherweise über bislang unbekannte, binnenlän- dische Reliktvorkommen im norddeutschen Tiefland verfügt. Spezifische Gefährdungs- aspekte für den Springfrosch in Brandenburg sind bislang nicht bekannt.

Grasfrosch – Rana temporaria

Der Grasfrosch gehört neben der Erdkröte in Deutschland zu den häufigsten und nahezu flä- chendeckend verbreiteten Amphibienarten (SCHIEMENZ & GÜNTHER 1994, GÜNTHER 1996).

Jüngere Erhebungen haben jedoch gezeigt, dass die Art im Gegensatz zum Moorfrosch die ackerbaulich bewirtschafteten Grundmoränen nur mit individuenarmen Populationen besie-

Abb. 14

Moorfroschpaar (Rana arvalis) im Laichgewässer bei Biesen- thal (Barnim) Foto: I. Tetzlaff

(21)

delt bzw. gänzlich meidet (SCHNEEWEIß1996 a, SCHNEEWEIß& BECKMANN1999). Nach aktuellen faunistischen Daten trifft dies auch auf große Teile der degradierten Niedermoore (Herpeto-

fauna 2000) und Flussauen Brandenburgs zu (MÜLLER 1995). Stellenweise besitzt der Gras- frosch im Vergleich zum Moorfrosch bereits re- gelrechte Verbreitungslücken (JASCHKE 1984,

Abb. 16

Rufender Seefrosch (Rana ridi- bunda) im Odertal

Foto: I. Tetzlaff Abb. 15

Blänke im Grünland bei Neugrimnitz (Barnim) – ein typisches Laichgewässer für Rotbauchunke, Laubfrosch, Moorfrosch

und andere Arten. Foto: N. Schneeweiß

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BERGERet al. 1999). In waldreichen Regionen ist der Grasfrosch dagegen weiterhin weit verbrei- tet und häufig. Obwohl für den Grasfrosch die Bevorzugung von Waldgebieten bekannt ist, zeichnen sich im Vergleich zu der früher nahe- zu flächendeckenden Verbreitung dieser Art in jüngerer Zeit zunehmend deutliche Bestands- rückgänge in der Fläche ab. Zu den Ursachen dieser Entwicklung dürften die Zerschneidung der Lebensräume dieser relativ beweglichen Amphibienart, die Strukturverarmung der Agrar- landschaft und die Trockenlegung bzw. Verlan- dung wichtiger Laichgewässer zählen. Aufgrund

der vielerorts registrierten Bestandsrückgänge des Grasfroschs wird die Art als gefährdet ein- gestuft.

4.5 Rote Liste der Kriechtiere und Kommentare zu den Arten

Familie: Emydidae Europäische Sumpfschild- kröte – Emys orbicularis

Der Status der Europäischen Sumpfschildkröte wurde in Brandenburg im Rahmen eines Arten-

Tabelle 3: Die Kriechtiere Brandenburgs, Rote Liste und Angaben zu den Gefährdungsursachen

Art Wissenschaftl. Name RL BB 1992 RL BB 2004 RL D 1998 Gefährdungsursachen Sumpfschildkröte Emys orbicularis 1 1 1 3.1, 9.1, 8.3, 10.3, 10.6

Zauneidechse Lacerta agilis 2 3 3 2.1, 6.1, 6.2, 7.1

Smaragdeidechse Lacerta viridis 1 1 1 3.1, 6.1, 7.2, 10.4, 10.6

Waldeidechse Zootoca vivipara 3 G - 2.1, 5.1, 7.1

Blindschleiche Anguis fragilis 3 ** - 7.2, 10.3

Glattnatter Coronella austriaca 1 2 2 2.1, 6.1, 6.2, 7.1, 7.2, 7.3

Ringelnatter Natrix natrix 2 3 3 2.2, 5.1, 10.3

Kreuzotter Vipera berus 1 1 2 1.2, 5.1, 5.2, 5.3, 10.3

Abb. 17

Weibchen von Emys orbicularis aus Nordbrandenburg Foto: N. Schneeweiß

Rote Liste der Kriechtiere des Landes Brandenburg

(23)

schutzprojektes innerhalb der letzten 10 Jahre gut untersucht (SCHNEEWEIß2003). Danach ist ein Großteil der historisch bekannten Vorkom- men (PAEPKE1977) erloschen. Bislang wurden lediglich sechs kleine und überalterte Reliktvor- kommen nachgewiesen. Unmittelbar am nord- westlichen Arealrand der Art existieren diese bereits unter klimatisch suboptimalen Bedin- gungen (SCHNEEWEIß& JABLONSKY2000, SCHNEE-

WEIß2003). Verbreitungsschwerpunkt der von- einander isolierten Vorkommen ist der Bran- denburger Nordosten. Entgegen der Darstel- lung in STEINICKEet al. (2002) sind die Branden- burger und westpolnischen Reliktvorkommen als Vorposten-Populationen zu bewerten, da sie sowohl mehr als 100 km von den nächstge- legenen vitalen Populationen im östlichen Po- len entfernt sind, als auch eigenständige Evolu- tionseinheiten darstellen (LENK et al. 1998, 1999, FRITZet al. 2004). Deutschland ist somit im besonderen Maße für diese Vorkommen verantwortlich (SCHNEEWEIß& FRITZ2000).

Ursache des Bestandsrückgangs war im 20.

Jahrhundert vor allem der Verlust geeigneter Ei- ablageplätze bedingt durch intensive Landwirt- schaft und Aufforstung. Außerdem fielen zahl- reiche Tiere bis in jüngste Vergangenheit der Reusenfischerei zum Opfer. Die Absenkung der Grundwasserspiegel und Niederschlagsdefizite beschleunigen die Verlandung aquatischer Ha- bitate. Neue Gefahren stellen der Ausbau des Verkehrswegenetzes in bislang abgelegenen Regionen und die Aussetzung allochthoner E.

orbicularis bzw. exotischer Wasserschildkröten dar (SCHNEEWEIß2001 b und 2003).

Sämtliche Vorkommensgebiete stehen unter Schutz (Naturschutzgebiete, FFH) und unter- liegen einem gezielten Management. Die be- reits seit Mitte der 1990er Jahre realisierten Schutzmaßnahmen (SCHNEEWEIß1998) bewir- ken allmählich eine Bestandsverjüngung und zunehmend erfolgreiche Reproduktion im Freiland. Aufgrund der äußerst geringen An- zahl der Vorkommen und Individuen muss die Art weiterhin als vom Aussterben bedroht gelten.

Abb. 18

Waldweiher in der Uckermark. Lebensraum der Europäischen Sumpfschildkröte und weiterer Reptilien- und Amphibienarten Foto: N. Schneeweiß

(24)

Familie: Lacertidae Waldeidechse – Zootoca vivipara

Die Waldeidechse hatte starke Bestandseinbrü- che in den 1960er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts aufgrund der großflächigen Ent- wässerung und Nutzungsintensivierung der Brandenburger Luchgebiete. Die Bestände ha- ben sich seitdem auf niedrigem Niveau stabili- siert. Die Art ist mit geringer Individuendichte landesweit verbreitet und in den typischen Ha- bitaten, vor allem der Wälder und Moore, re- gelmäßig anzutreffen. Aufgrund der überwie- gend kleinen Bestände besteht jedoch ein er- höhtes Gefährdungspotenzial. Zusätzliche Hin- weise aus einigen Regionen zu Bestandsrückgän- gen (Landkreis Märkisch Oderland, P. Strecken- bach, mdl. Mitt.) lassen eine Gefährdung der Waldeidechse annehmen

Zauneidechse – Lacerta agilis

Die Zauneidechse ist die in Brandenburg am weitesten verbreitete Eidechsenart. In geeigne- ten Habitaten ist sie bis heute nahezu in allen

Landesteilen zu finden. Infolge der Zunahme von Brachen und Ruderalflächen konnten in den 1990er Jahren sogar regionale Ausbrei- tungsprozesse beobachtet werden. Dies trifft zum Beispiel für die ehemaligen Rieselfelder im Umland von Berlin und die Sukzessions- bzw.

Rekultivierungsflächen der Tagebauhalden zu.

Trotzdem sind individuenreiche Vorkommen nur noch selten zu finden. Großflächig leidet die Art unter Habitatverlusten infolge von Eu- trophierung und unter dem Insektizideinsatz in Kiefernforsten.

Smaragdeidechse – Lacerta viridis

Mit Ausnahme eines Wiederansiedlungsgebietes beschränkt sich die Verbreitung der Smaragd- eidechse in Norddeutschland heute auf die süd- östliche Sander- und Seentallandschaft des Bundeslandes Brandenburg (Niederlausitz). Die weithin isolierten Reliktvorkommen befinden sich an der nordwestlichen Arealgrenze. Sie sind als Vorposten-Populationen zu bewerten, für die Deutschland im besonderen Maße verantwort- lich ist (ELBING 2001 b, STEINICKE et al. 2002).

Dank umfassender Feldstudien (ELBING 1996,

Abb. 19

Rotrückiges Männchen der Zauneidechse (Lacerta agilis) bei Joachimsthal (Barnim) Foto: N. Schneeweiß

(25)

2000 und 2001 a) konnten derzeit in Branden- burg fünf überwiegend stabile und vitale, jedoch meist individuenschwache Reliktpopulationen ermittelt werden. Als aktuelle Gefährdungsfak- toren gelten vor allem der Waldbrand, der Ein- satz von Bioziden in den Kiefernforsten und Ha- bitatverluste infolge Sukzession.

Mit dem Ziel die Populationen zu stabilisieren und langfristig zu sichern, wurde ein komplexes Schutzprogramm erstellt (ELBING2001 c) und in der Anfangsphase verwirklicht. So erfolgte in den Jahren 1996 bis 1999 auch ein Wiederan- siedlungsversuch mit ausgesetzten Nachzucht- tieren in der Nähe eines historischen Vorkom- mens (SCHNEEWEIß2001 a). Aufgrund der gerin- gen Zahl an Vorkommen und deren nach wie vor starke Bedrohung wird die Art weiterhin als vom Aussterben bedroht angesehen.

Familie: Anguinidae

Blindschleiche – Anguis fragilis

Für die Blindschleiche existieren in Branden- burg keine systematischen Untersuchungen.

Artnachweise beruhen meist auf Zufallsfunden.

Dabei handelt es sich häufig um Totfunde auf Wegen und Straßen.

Aufgrund der engen Bindung an Waldstandor- te ist die Blindschleiche in Brandenburg weit verbreitet und kann als häufig eingeschätzt werden. Gefährdungen gehen vom zunehmen- den Wegeausbau und dem verstärkten Tech- nikeinsatz in Waldgebieten aus. In Siedlungs- nähe stellen streunende Katzen als Prädatoren eine zusätzliche Gefahr dar. Das großräumige Vorkommen der Art in Brandenburg ist jedoch nicht gefährdet.

Familie: Colubridae

Glattnatter – Coronella austriaca

Die Glattnatter hat in Brandenburg ein ausge- sprochen fragmentiertes Verbreitungsmuster.

Die wenigen Schwerpunkte ihres Vorkommens sind voneinander isoliert und konzentrieren sich auf den Barnim, das Ostbrandenburgische Heide- und Seengebiet, die Beelitzer Heide, den Fläming und die Niederlausitz. Insgesamt ist die Art im Süden des Landes weiter verbrei- tet als im Norden. Aus dem Nordwesten Bran-

Abb. 20

Glattnatter (Coronella austriaca) im Naturschutzgebiet Schönower Heide (Barnim) Foto: N. Schneeweiß

(26)

denburgs sind keine Vorkommen bekannt.

Jüngste Untersuchungen im Barnim (A. Simang, mdl. Mitt.) haben gezeigt, dass ein Großteil hi- storisch bekannter Vorkommen (STRECK1965) erloschen ist. Die Populationen in Branden- burg weisen überwiegend geringe Individuen- dichten auf. Bevorzugte Habitate sind ruderale Strukturen, die sich oft in Siedlungsnähe, auf Truppenübungsplätzen oder entlang von Bahn- trassen befinden. Zu den aktuellen Gefähr- dungsfaktoren zählen der Ausbau des Verkehrs- wegesystems, der Einsatz schwerer Technik in den Forsten sowie die Beseitigung wesentlicher Habitatstrukturen im Zuge von Sanierungsmaß- nahmen. Als Grundlage von Schutzprogram- men bedarf es weiterer faunistischer Untersu- chungen.

Ringelnatter – Natrix natrix

Die einzige noch weit verbreitete und in eini- gen Gebieten häufige Schlangenart Branden- burgs ist die Ringelnatter. Trotzdem sind auch für diese Art in weiten Teilen des Landes Be-

standseinbußen zu verzeichnen. Augenfällige Verbreitungslücken zeichnen sich vor allem in der Prignitz und im Fläming ab (Herpetofauna 2000). Als Rückgangsursachen spielen gegen- wärtig anthropogen und klimatisch bedingte Verluste an Feuchtgebieten und Gewässern so- wie der Mangel und/oder die Beeinträchtigung von Gelegeplätzen (z. B. Komposthaufen) eine Rolle. Der Ausbau des Wegesystems insbeson- dere in Erholungsgebieten führt zu zahlreichen Verkehrsopfern.

Familie: Viperidae Kreuzotter – Vipera berus

In Brandenburg ist die Kreuzotter heute nur noch punktuell anzutreffen (BECKMANN 2002).

Der Großteil früherer Vorkommen ist erlo- schen. Aktuelle Erhebungen im Unteren Havel- land dokumentieren einen ungeminderten Rückgang der Art (N. Otte, mdl. Mitt.). Die et- was zahlreicheren Vorkommen in der Nieder- lausitz und im Elbe-Elster-Land litten in den

Abb. 21

In einer uckermärkischen Kreuz- otterpopulation (Vipera berus) überwiegen melanistische Tie- re. Foto: N. Schneeweiß

Referenzen

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