Erich Haenisch
(1880—1966)
Von Wolfgang Bauer, München
Am 21. Dezember 1966 verstarb in Stuttgart, wo er im Hause eines
seiner Kinder die letzten immer noch schaffensreichen Jahre verbrachte,
Erich Haenisch, der Altmeister der deutschen Sinologie. Mit seinem
Tode ist nicht bloß einer der hervorragendsten Vertreter dieses Faches
dahingegangen, sondern auch ein Nestor im ursprünglichsten Sinne des
Wortes: ein weiser Lehrer und Mahner, dessen Worte Gewicht hatten,
weil sich in ihnen Wissenschaft und Menschlichlieit untrennbar ver¬
banden.
Erich Haenischs Lebensspanne declit sich fast genau mit der noch
kurzen Geschichte der deutschen akademischen Sinologie, die er wie wohl
kein anderer repräsentierte. Am 27. August 1880 wurde er zu Berlin in
einer preußischen Beamtenfamilie geboren. Nachdem er 1899 am huma¬
nistischen Gymnasium zu Kolberg die Reifeprüfung abgelegt hatte, be¬
gann er sein Studium an der Universität Berlin. Die Geburtsstadt verlieh
ihm auch — obwohl er einmal in einem herzlich gehaltenen Artikel Kol¬
berg als seine Vaterstadt bezeichnete — einige ganz wesentliche unver¬
wechselbare Züge, nicht zuletzt seinen Humor. Zum damals sehr risiko¬
reichen Studium des Chinesischen, Mandschurischen und Mongolischen
unter Wilhelm Grübe, das er durch Vorlesungen bei dem Indologen
Richard Pischel und dem Assyriologen Jules Opfert ergänzte, ent¬
schloß sich der junge Student zunächst ebenso aus dem allgemeinen
Interesse an fernen Welten wie aus dem Wunsch, überhaupt allzu aus¬
getretene Pfade zu meiden. Aber schon in diesen frühesten Jahren wandte
er sich bald den wissenschaftlichen Aufgaben, denen er bis zuletzt treu
bleiben sollte, zu: die 1903 abgeschlossene Dissertation Die chinesische
Redaktion des Sanang Selsen, Oeschichte der Ostmongolen, im Vergleich mit
dem mongolischen Urtexte gehörte bereits jener mit den Fremddynastien
in China befaßten Forschungsrichtung an, auf der die westliche Sinologie
im vergangenen halben Jahrhundert die größten Triumphe feierte. Nach
einer kurzen Tätigkeit als zweiter Bibliothekar am Seminar für Orien¬
talische Sprachen ging er 1904 als Lehrer der deutschen Sprache an die
Militärakademie in Wu-ch'ang. In den folgenden sieben Jahren, den
letzten, die dem Alten China beschieden waren, lernte Haenisch auf
weiten Reisen, die ihn bis nach Ost-Tibet führten, das ganze Land ken¬
nen. Den Beginn der Revolution von 1911, die dem Kaiserreich ein Ende
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setzte, erlebte er aus nächster Nähe mit großer Intensität. Sie bildete
schließlich den Anlaß für seine Rückliehr nach Berlin, wo er als wissen¬
schaftlicher Hilfsarbeiter unter F. W. K. Müller am Museum für Völ¬
kerkunde eine Anstellung fand, sich 1913 mit einer Arbeit über einen der
Kolonialkriege der Mandschu-Dynastie (Der Aufstand des Wu San-kuei)
bei J. J. M. DE Groot habilitierte und damit als erster deutscher Sino¬
loge die Universitätsausbildung voll durchlief. Kriegsdienst und Ge¬
fangenschaft unterbrachen diese vielversprechende Karriere, wenngleich
sich Haenisch auch in dieser schweren Zeit nicht völlig die Gelegenheit
zu wissenschaftlicher Weiterbildung nehmen ließ. 1920 erhielt er, indie
Heimat zurückgekehrt, einen Ruf als a.o. Professor für chinesische Kolo¬
nialsprachen (Mongolisch und Mandschu) an der Universität Berlin. Fünf
Jahre später, 1925, konnte er dann nach einer kurzfristigen, nur wenige
Monate dauernden Lehrtätigkeit in Göttingen, das Ordinariat für Sino¬
logie an der Universität Leipzig als Nachfolger August Conradys über¬
nehmen und damit endlich eine Stellung antreten, die seinen weit ge¬
fächerten Kenntnissen entsprach. 1928 unternahm er eine mehrmonatige
Reise nach Nordchina und die Äußere Mongolei, wo er sich nach sorg¬
fältigen Vorbereitungen den mongolischen Manuskripten und Büchern
in der Bibhothek des Gelehrten-Komitees der Mongohschen Volksrepublik
in Ulan Bator widmete. Den Höhepunkt seiner Laufbahn bildete in
gewisser Weise seine 1932 erfolgte Berufung auf den Berliner Lehrstuhl
für Sinologie, der durcli die Emeritierung Otto Frankes frei geworden
war. Mit aller Sorgfalt maclite er sich an den Ausbau der Seminarbiblio¬
thek und an die Vorbereitung für die Weiterführung seiner Studien über
die Geschichte der Mandschii-Dynastien, eine Aufgabe, der auch seine
letzte Chinareise 1936 galt, wo er in Pekinger Archiven chinesisch-mand¬
schurische Akten studierte und z.T. in Kopien nachhause brachte. Der
Zweite Weltkrieg zerstörte dieses Aufbauwerk vollständig: die gesamte
Bibliothek, die er z.T. noeh mit eigenen Händen verpackt hatte, um sie
außerhalb Berlins in Sicherheit zu bringen, ging in den Wirren verloren,
ein Schlag, den er nie völlig verwunden hat. 1946, in einer Zeit, da die
Lage der Sinologie in Deutschland aussichtslos erschien und in Berlin
keinerlei Arbeitsmöglichkeiten mehr bestanden, wurde Haenisch, zu¬
nächst kommissarisch, auf den neu geschaffenen, aber lange nicht be¬
setzten Lehrstuhl für ostasiatisehe Kultur- und Sprachwissenschaft an
der Universität München berufen. Aus dem Nichts heraus, teilweise unter
Verwendung seiner Privatbibliothek, gelang es ihm dort mit bewunderns¬
wertem Idealismus unter unvorstellbar primitiven Bedingungen ein neues
Seminar entstehen zu lassen, das bereits 1952, als er sich emeritieren ließ,
zu den wichtigsten Keimzellen der deutschen Nachkriegs-Sinologie ge¬
hörte. Gerade die durch die äußeren Umstände erzwungene Reduzierung
des Unterrichts auf das Wesenthchste bot ihm Gelegenheit, seinen Schülern ein Empfinden für die eigentlichen Werte geisteswissenschaft¬
licher Arbeit zu vermitteln und damit auch eine gewisse Zuversicht zu
verleihen, eine Leistung, die einem anderen Gelehrten, in dem Welt¬
ansicht und Beruf weniger eine Einheit bildeten, wohl kaum gelungen
wäre.
Erich Haenischs ungemein reiches wissenschaftliches Lebenswerk
ist durch zwei Entwicklungslinien bestimmt, die sich freilich in mancher
Arbeit überschneiden : einerseits der philologischen und historischen Er¬
forschung des mongolen- und des mandschuzeitlichen China, andererseits
der Aufhellung der Rolle des Konfuzianismus in der chinesischen Ge¬
schichte. Die erste Aufgabenstellung ist deutlieh schon durch die Studien¬
zeit geprägt. Der Dissertation und der Habilitationsschrift folgten viele
weitere Bücher, Aufsätze und Texteditionen auf diesem Gebiet : So be¬
schäftigten sich, um nur einige Beispiele zu nennen, verschiedene Artikel
mit den mandschuzeitlichen Kolonialkriegen [Übersetzungen aus dem
Feldzug gegen die Dsungaren [1911], Die Eroberung des Goldstromlandes in
Osttibet [1934]), dem polyglotten Schrifttum, an dem er seine reichen
Sprachkenntnisse voll entfalten konnte (Die viersprachige Gründungs¬
inschrift des Klosters Pi-yün-sze [1924], Die Abteilung Jagd im 5-spra-
chigen Wörterspiegel [1934]), sowie sinologischen und mandschurischen
Schriftwerken (Altan Gerel. Die westmongolische Fassung des Goldglanz-
svira [1929], Die Mandschu-Fassung von Secen Sagang's Mongolischer Ge¬
schichte [1933], Steuergerechtsame der chinesischen Klöster unter der Mon¬
golenherrschaft [1940], Sinomongolische Dokumente vom Ende des 14. Jh.
[1952], Der Kien-lung-Druck des mongolischen Geschichtswerkes Erdeni
yin tobci von Sagang Secen [1959]). Den Höhepunkt dieser Forschungs¬
richtung bildete indes die Erschließung des wichtigsten bilinguen Litera¬
turdenkmals der chinesischen Mongolenzeit, des Manghol un niiica
tobca'an, der Geheimen Geschichte der Mongolen. Obwohl die Entdeckung
dieses Textes durch die westliche Wissenschaft heute schon genau hun¬
dert Jahre zurückliegt — der russische Sinologe Palladius veröffent¬
lichte 1866 eine russische Übersetzung der chinesischen Interlinearver¬
sion —, gelang es erst Haenisch (der scherzweise das abenteuerliche
Schicksal des Textes und seine Bearbeitungen eine „Geheime Geschichte"
in sich selbst zu nennen pflegte), die entscheidende Leistung zu voll¬
bringen, die ihm weltweiten Ruhm eintrug: 1937 legte er den aus der
chinesischen Transkription rekonstruierten mongolischen Wortlaut des
Textes vor und gab damit der Forschung eine solide Basis, die durch keine
spätere Veröfifenthchung ersetzt oder überholt werden konnte. Seitdem
sind die Untersuchungen der Geheimen Geschichte, denen Haenisch selbst
durch eine Reihe weiterer Arbeiten ([Grammatisch-phraseologische] Unter-
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suchungen über das Yüan-ch'ao pi-shih 1931, Wörterbuch 1939, Über¬
setzung 1941) entscheidende Impulse verlieh, zahlenmäßig so ange¬
wachsen, daß sie nahezu einen Forschungszweig für sich bilden. Die
ersten wahrhaft bahnbrechenden Schritte auf diesem Gebiet aber werden
immer mit dem Namen von Erich Haenisch verbunden bleiben.
Weniger aufsehenerregend vielleicht, aber für seine Persönlichkeit
gewiß nicht minder bedeutsam war die andere Arbeitsrichtung Erich
Haenischs, der Konfuzianismus. Sie hing aufs engste zusammen mit der
Verantwortung, die er als Gelehrter gegenüber der Umwelt fühlte, mit
dem in sich wiederum konfuzianisch empfundenen Auftrag, nicht nur
als Wissenschaftler, sondern immer auch als Lehrender zu wirken. Man
geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß hier die entscheidenden Ein¬
drücke auf das Erlebnis des im Abendglanz stehenden Alten China zu¬
rückgehen, an dem ihn, im Gegensatz zu den meisten seiner Zeitgenossen, gerade die Vertreter des Ancien r&gime in ihrer tragischen Ausweglosig¬
keit faszinierten. In vielen selbsterlebten Geschichten hat er seinen
Schülern das Schicksal mancher dieser wohl etwas starren, aber zutiefst
wohlmeinenden und vornehmen, ja mitunter heroischen konfuzianischen
Beamten auf mittlerer und höherer Ebene nahegebracht, die damals
vielleicht doch weniger eine Ausnahme bildeten als man heute anzu¬
nehmen geneigt ist. Haenischs früheste, zunächst noch aufs Sprachliche
konzentrierten Untersuchungen über den Konfuzianismus stammen aus
dem Jahr 1925 (Untersuchungen üher zwei Sprüche des Konfuzius); ihnen
folgten Untersuchungen, in denen immer mehr das Konflikthafte im
Konfuzianismus zum Thema wurde, wie etwa in Die Rachepflicht, ein
Widerstreit zwischen konfuzianischer Ethik und chinesischem Staatsgefühl
(1931), Die Heiligung des Vater- und Fürstennamens in China (1932) und
Der Treuebegriff in der konfuzianischen Ethik (1933). Indirekt eine Frucht
der Beschäftigung mit dem Konfuzianismus war auch der vierbändige
Lehrgang der chinesischen Schriftsprache (Bd. 1—3, 1. Aufl. 1929/33, Bd. 4
1957), der bewußt auf jenen Schulbüchern aus dem Beginn unseres
Jahrhunderts aufbaute, die die Wiederbelebung des Konfuzianismus zum
Ziele hatten. Keines der vielen Werke Haenischs hat wohl eine weitere
Verbreitung gefunden und sich in seiner Grundhaltung dem Gedächtnis
tiefer eingeprägt als dieses Buch, das für einen Großteil der deutsch¬
sprachigen Sinologen zweier Generationen die ersten Schritte in die
Sinologie begleitete. Wie sehr für Haenisch in seiner Liebe zum Kon¬
fuzianismus Wissenschaft und Alltag verwoben waren, zeigt sich jedoch
in einigen Schriften aus den schreckensreichen Jahren des National¬
sozialismus und der Zeit unmittelbar danach. Nicht ohne Bewegung wird
man Aufsätze wie Mencius und Liu Hiang, zwei Vorkämpfer für Moral
und Charakter (1942) und Die Ehreninschrift für den Rebellengeneral Ts'ui
Lih im Lichte konfuzianischer Moral (1944) lesen, in denen die Kritik
an den Zeitumständen kaum verhüllt zum Ausdruck kommt, oder Ar¬
beiten wie Fürst und Volk, Soldat und Beamter in Staatsnot (1953), in
denen sich ein Versuch nationaler Selbstbesinnung andeutet. Das tra¬
gische Erlebnis des inneren Konflikts in der Haltung zum Staat, das
Haenisch am Konfuzianismus am meisten interessierte, blieb ihm, einem
im besten Sinne patriotischen Manne, der aber gerade darum Willkür
und Verbrechen an der Staatsspitze verachtete und verabscheute, selbst
nicht erspart.
Viele Auszeichnungen und Ehrungen konnte Erich Haenisch in
seinem Leben entgegennehmen. Die Deutsche, die Sächsische und die
Bayerische Akademie der Wissenschaften zählte ihn unter ihren Mit¬
gliedern, er war korrespondierendes Mitghed der Finnisch-Ugrischen Ge¬
sellschaft in Helsinki, Ehrenmitglied der Deutschen Morgeniändischen
Gesellschaft und der Deutschen Gresellschaft für Natur- und Völkerkunde
Ostasiens und seit 1952 Mitglied der Friedensklasse des Ordens Pour le
Merite. Zu seinem 80. Geburtstag widmeten ihm seine Kollegen und
Schüler eine Festschrift, an seinem 85. Geburtstag wurde er mit dem
Großen Verdienstkreuz mit Stern ausgezeichnet. Erich Haenisch hat
all diese Ehrungen nur als einen Erfolg des ,, Fachs" gewertet, als einen
Erfolg der Sinologie, die er in absichtlicher kluger Beschränkung als
,, Philologie" verstanden und als solche an den Universitäten verankert wissen wollte. Diese Bescheidenheit, die er wie viele außergewöhnliche
Gelehrte hier wie auch bei vielen anderen Gelegenheiten an den Tag
legte, war bei ihm mehr als äußerer Schmuck. Sie wurzelte in einer tiefen
Loyalität zu Wertsystemen, von deren Gültigkeit er überzeugt war und
denen er so sehr seine eigene Gestaltung verdankte, daß die Treue zu
ihnen, mochten sie selbst auch bereits vergangen sein, immer noch eines
blieb : Treue zu sich selbst. Nur von hier aus werden Persönlichkeit und
Werk Erich Haenischs, der sich wohl in manchem als ein unbeugsamer
Untertan zweier versunkener Kaiserreiche sah, voll verständlich: seine
Wertschätzung des Ubersetzens, der gleichsam treuesten Form der Text¬
arbeit, seine fast einsame Liebe zur Mandsehusprache, zu der er sich in
vielen Arbeiten, zuletzt in der Mandschu-Grammatik (1961) bekannte,
aber ebenso auch seine Treue gleichermaßen gegenüber all seinen Lehrern
und Schülern und die Unbeugsamkeit seines Charakters, die sich in der —
im Chinesischen wie im Deutschen — bis zum letzten Tage mustergültig¬
korrekten Handschrift ausdrückte und ahnen ließ, in welchem Maße
Loyalität nicht bloß eine Bürde, sondern auch eine Quelle der Kraft zu
sein vermag.
Erich Haenisch hat in seinem Nachruf auf den Sinologen und Mand-
schurologen Erich Hauer das Leben dieses seines Freundes in einer
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chinesischen Devise zusammengefaßt. Sollten wir versuchen, ein ähnliches
zu tun und für Erich Haenisch einen posthumen Ehrennamen zu finden,
wie ihn im traditionellen China große Männer erhielten, so fiele unsere
Wahl vielleicht auf die Worte chung-wen ,, loyal und gebildet".
Verzeichnis der nach 1960 erschienenen Werke von
Erich Haenisch
In Stvdia Sino-Altaica, Festschrift für Erich Haenisch zum 80. Ge¬
burtstag, herausgegeben von Herbert Franke, Wiesbaden 1961, findet
sich auf Seite 3—11 eine vollständige Bibliographie der Schriften von
Erich Haenisch bis zum Jahre 1960. Seither sind noch die folgenden
weiteren Werke erschienen :
1. Mandschu-Grammatik mit Lesestücken und 23 Texttafdn, Lehrbücher
für das Studium der Orientalischen Sprachen, Bd. VI, Leipzig 1961.
2. Das Vorwort zur kaiserlichen Druckausgabe des tibetischen Tandjur
vom Jahre 1724, in Acta Orientalia Hungarica, Tom. XV (Budapest
1962) S. 125—141.
3. Der chinesische Umsturz von fünfzig Jahren, in Saeculum XIII (1962)
S. 301—313.
4. Stellungnahme zu A. Hoffmann's Bemerkungen zum „Lehrgang der
klassischen chinesischen Schriftsprache" Bd. III und IV, in Nach¬
richten der Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens,
Heft 95/96 (1964) S. 107—111.
5. Bericht von einer chinesischen Gesandtschaft nach Annam im Jahre
1668169, eine Mandschu-Handschrift aus dem Pekinger Palastmu¬
seum, Abh. der Bayer. Ak. d. Wiss., phil.-hist. Kl., N.F. Heft 60,
München 1965.
6. Sinologische Früchte auf dem Felde des Yüan-ch'ao pi-shi, in Asia
Major, N.S. Vol. XI (London 1965) S. 153—159.
7. Der Herr von Sin-ling, Biographien und Reden aus dem Alten China,
Reclam Universal-Bibhothek Nr. 8947, Stuttgart 1965.
8. Bruno Schindler und die alte Asia Major, in Oriens Extremus 12
(1965) S. 7—9.
9. Qat-un ündüsün-ü erdeni-yin tobciya. „Eine Pekinger Palastin¬
schrift", in Asiatische Forschungen, Bd. 14, Wiesbaden 1966.
10. Mongolische Miszellen, in Collectanea Mongoliea, Festschrift für
Prof. Dr. RiNTCHEN zum 60. Geburtstag, herausgegeben von
W. Heissig, Asiatische Forschungen 17, Wiesbaden 1966, S. 65—69.
(1886—1967)
Von Ebnst Dammann, Marburg
Mit August Klingenheben ist ein Wissenschaftler aus unserer Mitte
genommen worden, der das Werden der Afrikanistik als Wissenschaft
noch erlebt und z.T. auch gestaltet hat. Er wurde am 11. Mai 1886 in
Barmen geboren und studierte nach seinem 1905 am dortigen Gymnasium
abgelegten Abiturientenexamen zunächst Theologie. Veranlagung und
Begabung führten ihn dann bald zur Philologie, wo er sich neben der
Romanistik besonders der Semitistik widmete. Weniger in Tübingen und
Marburg als vielmehr in Halle fand er in Fbanz Praetorius und Carl
Bbockelmann die akademischen Lehrer, die für seine wissenschaftliche
Entwicklung entscheidend wurden. Besonders letzterem fühlte er sich
zeitlebens in Dankbarkeit verbunden.
Die Weiche für seine Zukunft wurde gestellt, als Carl Meinhof, der
seit 1909 an dem damaligen Kolonialinstitut in Hamburg die Afrika¬
nistik vertrat, auf Klingenheben aufmerksam gemacht wurde und ihn
1911 als wissenschafthchen Hilfsarbeiter — heute würde man Assistent
sagen — an das von ihm geleitete Seminar für Kolonialsprachen berief.
Hier galt es für Klingenheben, sich vor allem in die westafrikanischen
Sprachen Hausa und Ful einzuarbeiten, um in ihnen Sprachkurse ab¬
zuhalten. Die ersten Jahre in Hamburg wurden unterbrochen durch die
einjährig-freiwilUge Militärzeit beim Infanterie-Regiment 76 in Hamburg
und dureh Teilnahme am 1. Weltkrieg, die bis zum März 1919 dauerte.
Klingbnheben kämpfte schon im August 1914 bei Tannenberg mit,
später in Galizien und Rumänien, von Dezember 1917 ab stand er als
türkischer Oberleutnant in Kleinasien und Mesopotamien. Im November
1920 promovierte er bei Hans Stumme in Leipzig mit einer Arbeit über
,,Die lautliche Gestalt des Hausa-Dialekts von Katagum". Im Jahre 1924
habilitierte er sich in Hamburg für afrikanische und semitische Sprach¬
wissenschaft. Es folgte der akademische Aufstieg, zunächst 1928 die Er¬
nennung zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor in Hamburg
und 1930 die Berufung auf ein Extraordinariat nach Leipzig als Nach¬
folger Stummes. Während dieser eigentlich Orientalist war und von daher
nur die Berbersprachen in seine Forschungen einbezog, führte Klingen-
HEBBN jetzt die gesamte afrikanische Linguistik in den Unterrichts- und
Forschungsbetrieb der Leipziger Universität ein. Als dann Meinhof
1936 im 79. Jahr seines Lebens emeritiert wurde, wurde Klingbnhebbn